Full text: St. Ingberter Anzeiger

hont⸗a⸗Mousson. Er hinterließ bei seiner Flucht in die Schweiz, 
Fo er sich getödtet haben soll, ein Activum von 1,100, 000 Fres. 
ind ein Passivum von 3., 450. 000 Fres. Dieudonne war erster 
idjunlkt, Präsident der Gefellschaft der wechselseitigen Unterstützung 
nd Ritter der Ehrenlegion. Unter den von diesem Unglück Be— 
roffenen besinden sich viele unbemittelte Leute, denen keine andere 
zuflucht erübrigt als das Armenhaus. 
Die Mainzer Armeeconservenfabrik ist einem wunder⸗ 
ichen Schichsal verfallen. Naudem sie einigen in nächster Nähe 
jattgehabten Erdrutschen glücklich w derstanden, sieht sie vollendet 
za, und in die inneren Räume sind ungeheuere Maschinen gebracht 
vorden, welche demnächst ihre Arbe'ten beginnen follten. Nun 
sat sich aber herausgestelli, daß der Bau verfehlt ist; die Mauern 
ind zu dünn, um der durch die in Thätigkeit versetzten Maschi— 
jen hervorgebrach'en Erschütletung zu widerstehen. Es ist von 
inem gänzlichen Umbau die Rede und bereits wird ein neuer 
zlan ausgearbeitet. Selbstverständlich hat dies Mißlingen des 
haues eine Reihe von Processen zur Folge. Die Werkmeister be— 
aupten, genau nach Plan und Vorschrift gehandelt zu haben und 
emgemätz außer aller Verantwortung zu sein. Man spricht von 
iber hundert Verträgen, welche demnächst der gerichtlichen Ent⸗ 
cheidung unterbreitet werden sollen. 
München. Zar Beseitigung der Schwierigleiten, wesch⸗ 
ich während der letzten Feldzuüge in Bezug auf die Identitäl der 
uuf dem Schlachtfelde geblebenen oder bewußtlos aufgefundenen 
Mannschaften vielfach eigeben haben, werden nunmehr nach Ver⸗ 
ugung des Kriegsministeriums voin 15. März auch in der baher 
schen Armee die im preußischen Heere längst gebräuchlichen Erken— 
uungsmarken aus Zinkblech eingeführt. Diese Marken sind im 
zierede ausgeschnitten, enthalten die Nummer des Regimeats, der 
ompagnie und des Stammbuchs und werden an einer dauerhaften 
zchnur 3 den Hals getragen. Sämmiliche bei der Feld irmee 
uuf dem Marsche befindlichen Mannschaften vom ersten Unteroffizier 
bwärts haben iun der Folge viese Erkennungszeichen zu tragen. 
F München, 30. März. Aus Blaubeuren meldet die 
‚Almer Schnellpost,“ daß der dort wohnende berühmte Afr'ka— 
teiserde Karl Mauch am 27. ds. Mts. früh aus seiner drei 
Ab 
xlitten hat. An seinen Aufkommen werde gezweifelt. 
In Bayern werden jährlich in runder Summe 4153 Mill. 
heltoliter Gerstenbier eingesotten. Dieses Quantum in eirem See 
nit einem Meter Tiese zu erblicken, dürfte dieser Kessel einen 
Durchmesser von 838 Meter echalten und wäre die Oberfläche 
ziebon 161 Tagwerk groß, der Umfang dieses Kessels ist sona 
2.6 Kilometer und die Umgehung desselben erfordert 42 Ninuten. 
F Ingolstadt, 26. März. In dem gestern Nachmittags 
von Regensburg hier angekommenen Eisenbahnzuge ereignete es 
ih, daß zwischen Vohburg und hier einem Gendarmen die ihm 
ur Ueberlieferung übergebenen Arrestanten aus dem 'im raschem 
daufe sich bewegenden Zuge entspringen wollten. In Folge des 
nadurch entstehenden Ktampfes fielen zwei der Gauner mil den 
hendarmen aus dem Coupe⸗. Die Arrestanten entflohen. wähtend 
r Gendarm dom Platze getraden werde mußte. 
(N. Ing. 3) 
1Da sich in Darmstadt keine genügende Theilnahme für 
Unterbringung der Gäste ꝛc. gezeigt hat, kann die allgemeine deut⸗ 
che Lehrerversammlung d. J. dort nicht abgehalten verden und 
v'rd voraussichtlich ganz wegfallen. 
F.Halberstadt. Ein hiesiger Einwohner, der den Krieg 
egen Fraukreich mitgemacht hat, war damals genöthigt, seine 
chlinderuhr einem Uhrmaächer in Rouen zum Reinigen zu über— 
eben. Dieselbe mußte in diesen Tagen obermals einer Reinigung 
interzogen werden, und beim Abnehmen des Zifferblattes fand man 
uun auf der Seite, welche das Werk bedeckt, mit großer schwarzer 
zchrift die Worte: „La France aura sa revanche la Pruse sera 
astée. 1871. 20. Mars.“ (Franlreich wird seine Rache haben, 
ee wird dem Erdboden gleich gemacht werden. 1871. 20. 
ärz.) 
f(GBismarckianna.) Die Pariser „Patrie“ erzählt: Kurze 
eit nach der Annexion Hannovers kam eine Deputation aus die— 
r Provinz nach Berlin, um dem Reichskanzler persönlich ver— 
hiedene Veschwerden vorzutragen. Herr von Bismarck antwortete 
ruf ihren Vortrag: „Meine Herren, Preußen ist wie Flanell, der 
war rauh anzufassen, aber, sobald man ihn auf dem Körper 
ägl, bequem und heilsam ist. Einer anderen Deputation Annec⸗ 
irtet, melche sich über die allzeme'ne Dienstpflicht und über die 
men auferlegten Lasten lebhaft beklagte, die das Land seit seiner 
hereiigung mit Preußen bedrückte, entgegnete Bismarck unerschüt⸗ 
lich: „Aber, meine Herren, glaubten Sie eiwo, doß mandie 
r ben könne, Preuße zu werden, ohne den Geldbeutel zu 
gehen ? 
Die Lyoner Blätter sprechen von einem neu erfundenen 
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ej 
Bewebe, ein aus dem Flaum von Hühnern, Enten u. s. w. ber⸗ 
ertigtes Tuch. 700 - 750 Gramm Flaum geben einen Quadrat⸗ 
neter Tuch, das leichter und wärmer als Volle ist. Dieses Tuch 
aßt sich leicht wallen, in allen Schattirungen färben und ist was⸗ 
erdicht. Die angestellten Versuche haben die besten Erfolge 
ehabt. 
F Die internationale Telegraphen-Konferenz, welche nach 
ßetersburg einberufen ist, soll am 1. Juni eröffnet werden 
hon englischer Seite ist der Vorschlag gemacht, daß bei Tarifirung 
er Depeschen auf ein Wort nicht mehr wie acht Buchstaben kom⸗ 
nen dürfen. Für die englische Sprache mit ihrem Reichthum an 
urzen Worten waͤre diese Beschränkung nicht so drückend wie fur 
indere Sprachen; und es ist daher gerechtfertigt, wenn die deutsche 
Telegraphen-Verwaltung wünscht, daß ein Wort aus zwölf Buch-⸗ 
taben dastehen könne.— 
.London, 28. Marz. Als Einleitung für einen Be— 
icht über Bismarcks neuliche Rede gegen Gerlach gibt der Berli— 
er Berichterstatter des „Dailly Telegraph“ folgende Schilderung 
es Reichtkanzlers: „Fürst Bismarck ist erne derjenigen Persönlich⸗ 
eiten, welche von der Natur mit der beneidenswehrlen Gabe be⸗ 
acht sind, den Nagel auf den Kopf zu treffen. Das verfehlt er 
niemals zu thun, selbst wenn er seine Geduld verloren hat; und 
o lange er überdies im Stande ist, seine angeborene Heftigkeit, 
Reizbarkleit und seinen Haß gegen Humbug zu belämpfen, lann 
ederzeit zehn zu eins darauf geweltet werden, daß er genau das 
echte zur Zeit und am rechten Orte sagen wird. Das ist der 
vruud, warum er solch einen außerordentlichen Einfluß anf die 
)eufsche parlamentarische Welt ausübt, die Ursache, daß jegliches 
yon ihm in Person direkt unterstützte Gesetz sicher ist, angenommen 
u werden, gleichviel wie sorgfältig und gischiat fich die Opposi⸗ 
ion dagegen orgämisirt haben mag. Wie unsicher, schwankend und 
nißgünstig auch immer das Haus in Betreff einer Gesetz erneuerung 
denken mag, laßt Herrn v. Bismarck auf der Miristerbank erschei 
nen ud, wie er dies stets thut, gerade zur kritischsten Zeit der 
Debatte aufstehen, seine Änsicht über den in Rede stehenden Ge⸗— 
zenstand in einer Lurzen Rede, die selten über 20 Minuten dauert, 
non der aber jeder Sazt eine oratorische Fleischpastete ist, dem 
darlamente mitthe len, und das von ihm befürwortete Gesetz ist 
o sicher, als wenn er die Mehrheit des Hauses in der Tasche mit 
ich herumtrüge. Trotz eines unüberwindbar schlechten Vortrages, 
nochen seine Aeußerungen im höchsten Grade Eindruck, haupisaͤch⸗ 
ich in Folge ihres Ernstes und auch weil sein Auftreten, dieweil 
er d'e Aeußerungen thut, im hohen Grade mannhaft, kräftig und, 
ch will selbst zu behaupten wagen, heroisch ist. Er steht da in 
einer dicht zugeknöpften Uniform, die feinen schönen Körperbau 
um größten Vortheile zur Geltung bringt, die Brust vor⸗ 
värls, den Kopf zurückge:rfen, die eine Hand nur mit den—⸗ 
Fingerspitzen auf dem Tisch ruhend, die andere in die Brust ge⸗ 
teckt, als wenn er ganz aus dem Herzen seine innersten Ueber⸗ 
eugungen herborzöge, oder bis zu seinen Lippen halb gegen 
ie Zuhörer theils warnend, theils drohend erhoben. Ibn zu 
ehen, wie man ihn gestern sehen konnte, seine wildest n Feinde und— 
Widersacher buchstüblih durch die bloße Gewalt des Blickes und 
er Geberde unterjochen, ist ein Anblick. da nint leicht ver⸗ 
zessen ist. 
Der Vorstebhund, dessen Zeugung, Parfor e-, Stu⸗ 
hen- und Felddressur nach dem Ausspruche erfahrener Weidinänner 
ind erprobter olter Jäger. Leipzig, Verlag von Schmidt und 
Hünther. Preis 60 Pfennige. Dieses Praktisch zusammengestellte, 
von erfahrenen Jägern empfohlene Schriftchen giebt eine vollständige 
Anleitung zur Dressur des Vorstehhundes. Ju dieser Fassung 
yürfte es iedem Jaadliebhaber willlommen sein. 
JIllustrirte Jagdzeitung, Organ für Jagd 
zischerei und Naturkunde. Herdusgegeben bou W. H. Nitzsche⸗ 
dgl. Oberförster. — Leipzig. Verlag von Heinrich Schmide und 
Larl Günther. — No. 12 dieser unterhaltenden und beliebten 
zagdzeitung ist erschienen und enthält: Die Waldschnepfe von M. 
VPagner mit Illustration von Fr. Specht. — Episoden auf d. 
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Für die Redaktion verantwortlich F. XD) me