St. Ingberker Anzeiger.
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M5— 1875
Deutsches Reich.
— Mündchen, 5. April. Nahdem die preußischen Kavallerie⸗
Regimenter mit den auf Messing-Patronen aptirten französischen Chas⸗
jepots-Karabinern so vorzügliche Resultate erz'elt haben sollen die⸗
selbe nun auch für die bay rischen Chevauxlegers-Regimenter statt
des unzulänglichen, nur eine Pulverladung von 8, 5 Grammen
ertragenden Werder-Karabiner angenommen werden; die Fuß—
Xxrtillerie wird einstweilen noch die Chassepots beibehalten, da
ranzösische Munition noch auf längere Zeit in hinreichender Mendt
vorhanden ist.
München, 7. Apris. Die Abgeordnetenkammmer nahm
in ihrer heutigen Sitzung mit allen gegen eine Stimme den Ge—
setzentwurf über die Hypotheken- und Wechselbank an, wonach die
Gesetze vom 1. Juli 1834, 15. April 1840 und 24. Juni 1866
aufgehoben werden. Eine im Laufe der Diskussion gemachte Be⸗
merkung des Abgeordneten Miller über das Reichsbankesetz, durch
welches andern Banken Fallen gestellt und Bahyern geschädigt werde,
wurde von dem Regierungskommissär Riedl unter großem Beifall
des Hanfes mit der Bemerkung zurückgewiesen, Preußen sei mit
vollster Lohalität zu Werke gegangen, habe sogar Opfer gebracht;
Bay en hibe sich über die Faktoren der Reichsgesetzzebung nicht zu
beklagen, sondern ihnen zu danken. Auf eine Interpellation
Hafenbrädl's, ob dem nächsten Landtage ein Sieuergesetz vorge—
legt werden würde, sicherte der Finanzminister Berr eine Antwori
für eine der nächsten Sitzurgen zu. — Die Kammet der Reichs
cäthe beharrte bezüglich des Gesetzentwurfes über die Kompeten
zen der Polizei und des Magistrats in Müncher bei dem Be—
schlusse, wonach die Gesundheiispolizei der Polizeidirektion zusteht.
Damit ist das Picht zustandekommendes Gesetzes ausge—
prochen.
München, 7. April. Die Kammier der Reichsräthe beharrte be
züglich des Gesetzenkwurfes über die Competenzen der Polizei und
des Magistrats in München bei dem Beschlusse, wonach die Ge⸗
jundgeitspolizei der Polizeidirection zusteht. Damit ist das
Nichtzustandekommen des Gesetzes ausgespruchee.
Aus München schreibt man dem „Frkftr. Journ.“, in
dem mit der Vorberathung des Landtagswahlgesetzes vetrauten
Ausschuß habe der Abg. Louis den Antrag gesielll, den Land—
tagsabgeordneten keine Diäten zu gewähren, damit nicht, so lange
die Reichslagsabgeordneten leine Diten beziehen, der Landtag der
Ablagerungsplaz für Leute werde, die man nicht in den Reichs-—
tag schicken könne. Louis' Antrag fand aber nirgends Anklang.
weder bei seinen Collegen. noch bei den Vertretern der Re—
zierung.
Ueber die Flucht des Dr. Sigl wird der „Frkf. Zeitung“
aus Munchen geschrieben: „Der Mann leidet schon lange an der
jixen Idee, daß ihm, wenn er in der Strafanstalt Laufen erkrankie,
oon den Aerzten „vergeben“ würde; diese Furcht und dann vor
zugsweise das Drängen seines Freundes Dr. Ritter in Würzburg
(des Redakteurs des ‚Volksfreund') sich dem Antritte der
ehnmonatlichen Gefängnißstrafe durch die Flucht zu entziehen,
haben Dr. Sigl bewozen, Reißaus zu nehmen. Um die Bebör—
den zu täuschen, agitirse er vorher in der Umgegend von Strau—
bing bei den Vauern und Pfarrern persönlich fur seine Wahl in
de Adgeordnetenkammer, worauf er plötzlich über Furth nach
Böhmen verschwand uund sich nach Salzburg begab. In Salz
burg hat sich Dr. Sigl bereits wohnlich eingerichtet und gedenkt
dort zu verwe'len, bis er zum Abgeordnelen gewählt würde; mit
dem Mandate eines solchen in der Tasche unangefochten zurückkeh
end, möchte er alsdann seine Strafe in bequemen Zwischen⸗
Zausen und ohne sonderliche Beschwerde absitzen.“
Berlhin, 6. Aprii, Unter dem Vorsitz der Kaiserin
und der Grozheirzogin von Baden fand heute Mittag der Dele⸗
girtentag des vaterlandischen Frauenvereins statt. Der Bericht
über die Thätigkeit der einzelnen Vereine wurde von Herrn Geh.⸗
Kath v. Wissow erstattet. dem sich sodann die Berichte der ein⸗
Italien.
Benedig, 5. April. Die unabbängige Presse äußert sich
iber die Ankunft des Kassers Franz Joseph und die osfiziellen Fest⸗
ichleiten sehr reservirt. Das bereits wegen eines Artikels über
die Kaiserreise confiscirte Journal „Risveglio“ sagt u. A.: „Die