Full text: St. Ingberter Anzeiger

hot. Ingberker Anzeiger. 
her St. Jauberer Anzeiger (und das mit dem Hauotblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dien stags⸗, Oonnerstagss⸗ and Sonutag 
Aummer erscheint woͤchentliv viermal: Dinstag, Zpnnerstag, Sümstag und Sonntas. Aoonnementspreis vierteliährig 42 Krzt. odet 
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Dienstag. den 27. Apri B 1875 
Deutsches Reich. 
Aus München schreibt man der „Pfälz. Zig.“, der Antrag 
des Landraths der Pfulz, sechs weltliche Districtsschulinspectoren 
aufzustellen, jei im Landrathsabschied abschlägig beschieden. 
München. 23. April. Das neue Militär-Handbuch des 
önigreichs Bayern wird dieser Tage ausgegeben werden. Es 
st dasselbe nach den Stande der Armee vom 12. Märzu d. J. 
oeifaßt, so daß die erst mit dem 4. d. M. eingetretene Aenderung 
in der Leitung des Kriegsministerinms in das neue Handbuch nicht 
nehr aufgenommen werden fkonnte. An Offizieren des aktiven 
dienststandes hat die bayerische Armee: 3 Generäle, 19 General⸗ 
neutenants und 22 Generalmajore, dann an Stabzofsiz'eren: im 
Beneralstab 3 Oberste, 4 Oberstlieutenanis, 8 Majore, in der 
Iufanterie: 15 Obersie, 26 Oberstlieutenants Uund 56 Maͤjore; 
n der Kavallerie: 6 Oberste, 83 Oberstlieutenants, 17 Majore; 
n der Artillerie: 7 Oberste, 10 Oberstlieutenants, 21 Majore; 
m Ingenieur Korps: 5 Oberste, 3 Oberstlieutenants, 8 Majore; 
m Train: 2 Oberstlieutenants, 1 Major; Gendarmerie-Korps: 
Oberst, J1 Oberstlieutenant, 2 Majore. Offiziere zur Disposi⸗ 
lion und ausser Dienst gibt es: 8 Generäle, 18 Generallientenants 
rd 41 Generalmajore; dann an Stabsoffiziermm: 89 Obersten, 
13 Oberstlieutenants und 190 Mojore. Was die Entheilung 
des neuen Militärhandbuches betrifft, so ist sie mit wenig Abände- 
cung im Allgemeinen dieselbe, wie bei dem vor zwei Jahren er⸗ 
chienenen Handbuche. 
Italien. 
Rom, 285. April. Der deutsche Kronprinz passirte heute 
rüh Rom ohne Aufenthalt nach Napel. Die Angade, daß feine 
Hemahlin ihn begleite, war irrtzümlich. Herr v. Keudell war in 
jeiner Begleitung. Der Empfang beim Konige findet gegen Abend 
ütalt. Morgen Mittag reist der Kionprinz nach Florenz zurück 
England. 
London, 24. April. Die Arbeit im Kohlendistrikt von 
Südwales ist wieder aufgenommen worden, nachdem die Gruben⸗ 
desitzer denjenigen Arbeitern, welche eine Lohnherab'etzung von 15 
Prozent annahmen, die Gruden wireder geöffnet haben. 
Bermischtes. 
F Der soeben erschienene Geschäftsbericht der Pfälzischen 
Zahnen pro 1874 sagt u. A.“ ‚Von der Landau-P.tmasens- 
Zweibrücker Bahn ist die erste Strecke, Landau-Anweile“, am 12 
September v. J. eröffnet worden. Die Strecke Zweibrücken-Bieber— 
mühle-Pirmasens wird voraussichtlich zu Anfang des August d. J., 
die ganze Bahn aber von Zweibrücken bis Landau längstens dis 
1. October d. J. in Betrieb gesitzt werden können, dis wohin 
uuch alle Hochbauten zuin Diensst bereit gestellt sein können. Zwischen 
Annweiler und Kaltenbach wurde das Aufschütten der ktheitweise 
übet 20 Meier hohen Daͤmme so hetrieben, daß sie sich den Win— 
ler über setzen konnten und mit Eintrit: der besseren Witlerung 
an das Legen der Schienen auf der ganzen Strecke gegangen wer— 
den konnte. — Von der Bahn Zweibrücken-Luuhlirchen: Saarge— 
münz wird die Bauausführung der auf baherischem Geb et liegen 
den Strecke im Laufe dieses Sommers in Angriff genommen wer— 
den. Fürt die Reichsländische Strede derselben wird das Detail⸗ 
projelt gegerwärtig durch die von der Verwaltung der Pfälz. Bahnen 
N Saargemünd errichtete Bauseltion ausgearbeitet. — Für die 
dohlenbahn von Bexdach nach den bei Neunkirchen gelegenen Kohlen⸗ 
gruben ist das Detailprojedt ausgearbeitet, und wird der Bau, so⸗ 
bald dasselbe die hoͤhere Genehmigung erhalten hat, beginnen. — 
Von der Donnerobecget Bahn sind gegenwärtig 25,89 Kilometet 
ethffnet, nämlich die Strede Langmeil -Hrarnheim-Kirchheimbolanden⸗ 
dessishe Grenze; im Vau begriffen ist noch die 1248 sailometer 
ange Strecke Kaiserslautern Enkenbech, welche wahrscheinlich bei 
kinführung des Sommerdienstes, 15. Mai, auch dem Betrieb wird 
ivergeben werden können. — Det Bau det Freinsheim-Franken- 
aler Bahn zieht sich immer noch durch die Prozesse, die um die 
— 
Expropriirung einzelner Grundstücke geführt werden müssen, und 
urch die Nichteinwilligung der Eigenthümer, der Bahmdie vor— 
aufige Besitznahme zu gefialten, in die Länge; doch erwartet man, 
daß auch ihre Eröffnung no.g im Laufe dieses Jahres siattfinden 
ann. — Die nur 9 Kilometer lange Eisenbahn von Grünstadt 
nach Eisenberg wird sich ohne namenil'che Schwierigkeiten im Laufe 
ieses Jahres fertig fteilen lassen.“ (Und die von Ei. Inghert nach 
Zaarbrücken 19) I 
Die Pfalz. Post meldet aus Kaiserslautern“ 28. 
April: Ein Butsche von hier, welcher bei einer —A 
in Mädchen ohne Gruud beohrfeigie, wurde mit Rückficht auf die 
Deffentlichkeit des Orts und die dadurch involbirte Beschämung 
ür die Mißhandelte, sowie mit Rücksicht auf die dorumentirle 
—A—— Tagen verurtheilt. — Ein 
Mechaniker von hier, der einem Wirthe in seiner Wirth⸗ 
schaft Grobheiten sagte und auf Aufforderung des Wirthes 
Re Wirthschaft nicht verließ, wurde wegen Hausfriedensbruchs zu 
2 Thaler verurtheiit. —. Der Schneider Luppa von Landstuhl, der 
jür einen hiesigen Kleiderhändler einige Turujacken anzufertigen 
hatte, entfernte sich mit dem Stoffe von hier und nahm zugleich 
noch eine Nähmaschine mit. Da durch die Zeugen nachgewiesen 
var, daß der Beschuldigte die fragliche Nähmaschine, wenn auch 
nicht bezahlt, so doch gekauft hafie, so fiek hier jede straftare 
Handlung weg. Dagegen war in dem Mitnehmen der Kleidungs? 
toffe das Reat der Unterschlagung gegeben. Da der Werth det 
unterschlagenen Sachen an und fuͤr sich nicht hoch war und der 
Eigenthümer dieselben auch wieder erhielt, und da der Beschuldigte 
schon in Preußen, wohin er sich mit seiner Beute zurückgezogen 
hatte, in Unterfuchungshaft wegen seiner That war, so wurde 
blos eine Gefängnißstrafe von J Tage gegen ihn verhängt. 
F Speier, 22. April. Im September b. J. wird eine 
Prüfung für den Steuergehilfens und für den Steuer- und Ge— 
neinde⸗Einnehmerei⸗Diensi abgehalten. Die Anmeldungen hiefür 
haben bis längstens 1. Augufi bei den betr. Bezirlsämtern statt⸗ 
ufinden. 
Neussadt, 24. Aprit. Der Stadtroth hat einst mmig 
die Errichtung eines humanistischen Gymnafiums beschloffen. 
f Landan, 24. Aprit. Die Genehmigung des Weinmark⸗ 
les von Seiten der kgl. Kreisregierung ist heute eingetroffen. 
Därtheim, 23. April. Geftern wurden hier 19 Kauf⸗ 
lente, bei denen die chemische Untersuchung einen dedeutenden Pro⸗ 
gentsatz Stärkemehl im Pfeffer nachgewiesen, zu Slrafen im Be— 
trage von 1 bis 5 Thaler verurtheilt. Ein Meßzger wurde wegen 
Verkaufs verdorbener Wurst zu 1 Thaler verurtheilt. E'n Bier⸗ 
wirth, der doppelt, auf 4 und Is Liter, geaichte Gläser in seiner 
Wirthschaft brauchte, ward gleichfalls zu 1 Thaler verurtheitt. (D. A.) 
7 Lehrer Bärmann in Ingenheim wurde vom Polizeige⸗ 
richt in Bergzabern wegen Beleidiguug des Bürgerme sters Roos 
in Ingeuheim (er hatte geäußert, Roos sei der Allerschlechteste den 
es gebe, de Cultusgemeinde tönne 20, 000 fl. reicher sein, wenn 
Roos nicht gewesen wäre) zu 20 Thlr. Strafe und den Kosten 
ꝛrrurtheilt. In derselben Sitzung erhielt ein Schlaghüter 2 Tage 
Daft, weil er einem Mann, der ihm nicht seinen rechtmaͤßigen 
Titel: „Herr Schlaghüter“ geben wollie, m't einem Stocke einen 
Begriff von seiner hohen Stellung beigebracht haue. 
4 Der „Pf. K.“ schreibt vom Klingbach, 22. April: In 
dem Dorfe —u ereignele sich vor nicht langer Zeit ein interessanter 
Foll von Krankheitsheilung durch son. Brauchen. In einer Fa— 
milie daselost war ein kleines seind erlranft und die alte Gtoß⸗ 
nutter hatte deshald die Hebamme herbeigeholt. „Bas', Ihr müßt 
zem Kind brauchen; Ihr ihut zu der und der Zeit so und so 
pielmal über das Kind hinstreichen, dabei blast Ihr fleißig, und 
zuletzt ruft Ihr laut die drei höchsten Namen.“ Dieser Rath 
vurde pünktlich von der Alten befolgt, und in der That, als die 
)ebamaie des andern Tages wieder nachsab, war der leine Patient 
cisch und munter. Wie konnie dies auch andert sein! Die drei 
‚ochsten Namen, zu denen das Weib seine Zuflucht 1.ahm. sauten