Full text: St. Ingberter Anzeiger

mann war erst Ende Mai 1874 aus dem Zugthaus zu Kaiserblau-rälher, dem Heru Auwalt Mahla und dem Herrn Gaosthofbesiher 
tern, Fwo er wegen Brandstiftung 6 Jahre gesessen, entlassen worden. Jung überreschte demselben in Anerkennung seiner Verd enste uͤm 
xv. Dem Geschäftsbericht der Direktion der pfälz. Bahnen die Erforschuug der Geschichte der Stadt Landaa einen prachtvollen 
vro 1874 entnehmen wir über die nachstehenden Linien Folgendes: älbernen Pokel, welcher inwendig vergoldet, und oben mit einer 
„Zweibrücken-Sauzkicchen-Saargemünd. Im Ge— 'ehr kunstvoll gearbeiteten Statuette des „alten Vater Rhein“ ge 
schäftsberichte pro 1873 haben wir die auf diese wichtige Bahnli- ichmückt iss. Es verdient diese egrenvolle Auszeichnung des ver 
mie bezüglichen Sachverhältzmisse ausführlich dargelegt und können dienten Mannes, dessen Bideutung für d'e quellenmäßige Detail 
unter Bezuznahme hierauf heute verichten, daß über die Erbau- zorschung dereits in einem Artitel der „Pf. Z.“ von competentester 
ung dieser Bahn zwischen der kgl. bayer. Regierung und dem Seite gewürdigt wurde, und der auch als Geistlicher ene Zierd: 
Reichskanzleramt unter'm 24. August 1874 eine Uebereinkanft leines Standes genaunt werden dirf, um so meht oöͤffentliche Er— 
abgeschlossen und von Seite der bayer. Regiernng für den Bau vähnung, als demselben nach zurückz legten 50 Dienstjahten auch 
und Betrieb derselben untor Gewährung der gesezlichen Zinsga- richt die geringste amtliche Auerkeunung zu Theil wurde. Eilb.) 
rantie für dis gesammte Baukapstal von 3,855,000 fl. die Aller⸗ F Sulzbach (Oberpfalz), 27. April. Ein Officier der 
vöchste Konzessionsurkunde der Ludwigsbahngesellschaft unter'nn 22 Jiesigen Garnison gad vor einigen Tagen eiren Beweis seiner 
Februar 1875 bereits ertheilt worden ist, welde der Generalver NMusdauer im Maschiren. In Folge einer Weite machte er sis 
sammlung vom 30. April 1875 zur Anerlennung und Aunghme anbeischig, 100 Kilomet⸗r in 24 Stunden in der Weise zurückzu⸗ 
in Vorlage gebracht wird. Für die auf reichsländischem Geb ete egen, daß er die etwa 11 Kilometer berrageunde Entfernung vo. 
liegende kurze Anschlußstrecke sind wir der Allerhöchsten Konzession Zuszbach nach Amberg fünfmal hin und eden so oft zurück durch— 
noch gewärtig; sobald diejselbe erfolgt und zu deren Annahme nessen würde. Er traf vor Ablauf der bedungenen Frist in Sulz 
die vorbehaltene Genehmigung von Seite der kgl. bayer. Regie- dach ein. 
eung ertheilt sein wird, soll mit der Geldbeschaffung im Wege des JBerlin, 20. Aptil. Die Erfindung, unzerbrechliches Glat 
Prioritätsanlehens vorgegaugen werden. — St. Ingbert herzustellen, hat bisher noch keine pract sche Bedeutung gewonnes, 
Saarbrücken. Diese wichtige Verbindungöbabn, für welche da das Gelingen der Experimente don vielen Zusälligkeiten abhing. 
ichon durch das Gesetz vom 28. April 1862 die staaul'che Zens- Gegenwärtig ist es aber Herrn F. M. Stahl hierselbst, Derectot 
garantie geuräß Art. VI. der Fusionsbestimmungen ertheilt urnd der Aetiengesellschaft zur Fabrikation melcorologischer Instrumente 
die Uebernahme des Baues und Betriebes auf Rechnung der und Präcisionsapparate nach vielfach vergeblichen Versuchen gi— 
pfälz. Ludwigsbahngesellschaft durch die Generalversammlung vom lungen, Glascylindec herzustellen, welche jedem Temperaturwechsel 
30. April beschlossen ist, firdet sich schon in dem vorjährigen Ge Wiederstand leisten und selbst nicht springen, wean sie in erhitztem 
chaftsberichte naher erläutert. Nachdem indeß über die Anschluß⸗ Zustande in koltes Wasser getaucht werden. Hiermit hat die Er— 
frage zwischen den beiden betheiligten Bahnverwaltungen eine ündun; nunmehr auch eine eminent practische B.edeutung erlangt 
Verständigung bis jetzt nicht erzielt werden konnte, so ist von F In Frankfurt sind sechs Auslau'er als Hebler großar— 
unserer Seite die Intervention der beiderseitigen Regierungen ber tiger, an 30,000 fl. detragender Waareadiebstaͤhle verhaste 
antrogt worden, in Folge dessen nunmehr Verhandlungen mit der worden, 
kgl. preuß. Regierung in Aussicht stehen, deren Ergebniß gemäß FWürzburg, 24. April. Urser Schwurgerichtshof fallte 
Entschließung des kgl. bayer. Staatsministeriums des Aeußern ven eee ein Todesurtheil über einen Raubmörder, den ledigen Tag. 
5. Oltober 1874 abzuwarten ist, ehe zur Konzessionserlheilung löhner Müller von Hundershausen bei Girolzhofen. Derselbe 
und Geidbeschaffung des für diese Linie erforderlichen Baulapitals veranlaßte seinen Freund Eck, einen Maurergeseller, Nachts n 
von 1,150, 000 fl. geschruten werdes kann. Im Hindlick auf die hm vom Wirthshause wegzugehen. Auf freiem Felde stieß er 
zroße Bedeutung, welche diese nur 1,26 Meslen lange Veibin demselben ein aus dem Wirihshause mitger ommene Schlachtmesser 
dungsbahn für die neue Linie Bruchsal-Germersheim-Landau-Zwei in den Nacken und trennte ihm den Kopf fast dom Rumpfe. Hie⸗ 
brücken besitzt, werden wir nicht unterlassen, dim Gegenstande un rauf nahm der Mörder dem Todten die Geldbörse mit 4 fl. (dem 
sere fortgesetzte Aufmertsamkeit zuzuwenden, um dieses schon allzu Wochenloen) ab. (M. Frtkf. Pi.) 
ange verzögerte Projekt der Verwirklichung endlich entgegenzufüh F In Fürth ist am 16. ds. eine Frau zgestorben, nachdem 
ren. — Kodlenbahn von Bexbach nach den bei Neunkirchen gele sie zwei Tage zuvor von dreitägigem Scheintodte erwacht war. 
genen Kohlengruben. Auch über diese Bahn sind im Geschäfts Pforzheim, 26. April. In dec Eisengießerei der 
berichte pro 1873 ausführliche Mittheilurgen gemacht. Wir können Bebrüder Benciser dahier wird soeben das Portal für die im 
dieselben nurmehr dahin ergänzen, daß die Konzefsion füt din Jarre 1870 zerftörte und nun wieder hergestellte Rheinbrück bei 
hau und Betrieb dieser Bahn von dem kal. preuß. Miuister für ttehl-Straßburg vollendet. Das Porial der Brücke wird, wie 
Handel 2c. uns aner'm 26. Ottober 1874 zugestellt worden ist üher. wieder durch zwei symbolische Figuren , Der Rhein“ und 
und daß die kgl. bayer. Regierung am 24. Januar 1875 geñeh- Die Kinzig“ geschmückt werden. 
migt hat, das die pfälz. Ludwigsbahngesellschaft auf Grund des Aus Deggendorf (Niederbohern) wird folgende unge 
Generalvtrsammlungs-Beschlusses vom 80. April 1874 diese Koz voͤhnliche Eeschichte mitgetheilt. Die Schiffeusfrau Tremel reiste 
lenbahn herstelle und daß die 442 prozentige Zinsengarantie ge dor einiger Zet nach Müuchen zum Besuche ihrer kranken Tocter 
mäß des Gesetzes vom 27. Juli 1874 Art. Z2 für das Baukapi ind blied bei hr, bis sie starb. Zu der nämlichen Situnde ihres 
tal von 830,000 fl. gewäbrt werde. Diese Urkunden werden der Begräbnisses erkrankte piözlich der Schiffer Tremel, der sich bis 
Beneralversammlung vom 80. April 1875 zur Anerkennung uud ahin ganz wohl befunden hat:e, und starb schon nach wenigen 
Annahme in Vorlage gebracht.“ —Ferner demerkl der Geschäfts. Stunden, so daß die vom Vegräbniß ihrer Tochter zurückkommeud? 
bericht u. A.: „Die übrigen Eisenbahnprojekte, mit denen sich die Frau gerade recht zum Begräbnif ihres Mannes tam. 
Verwalturg7zu beschäftigen hatte, nämlich: a) das Projett für F In Mainz sprang ein Soldat des 87. Regiments, ein 
die Linie Bergzabern-Kaltenbach Datn; b) dus Projelt einer Eisen: geb ldeter junger Kaufmann, von der Schifforülle in den Rhein 
bahnm von Zweibrücken über Hernbach nach Bitsch; e) das Projekt und ertrank. In einem Schreiben an seine Verwandten gibt er 
einer Eisenbahn von Kaiserslautern über Wolfstein nach Lauterecken; ils Grund seines Selbstmordes an, daß ihm sein Lieutenant wegeu 
ii) das Projelt einer Eisenbahn von Kalserslautern über Schopp ines unbedeuitenden Vergehens vor der gausen Kompagnie zwei 
nach Biebermühle; e) das Projelt einer Esenbahn von Landstuhl Ohrfeigen gegeben habe. Der Schwager des Unglücklichen, dem 
über Thaleischweiler nach Biebermühle befinden sich nochim Sta⸗- die Richtigkein dieser Angabe bestätigt wurde, hat sich nach Wies 
zium der Verhandlung, so daß sich über das Zustandekoinmen „aden begeben, um dem Kaiser den Fall vorzutragen. Nach unsetn 
dieser verschiedenen Projekte zur Zeit noch nichts Bestimmtes sa- Ehebegriffen müßie dieser Lieutenart sofoct aus dem Offizierkotps 
gen läßt.“ zusgestoßen werden; deun wenn Jemand einen Mann chätlich insu.⸗ 
feLandau. In einer am 25. ds. dahier abgehaltenen hirt, der ihm gegenüber, durch de Disciplin gefesselt, völlig wehr⸗ 
Delegirten-Bersammlung der pfälzischen Arbeiterbildungsvereine os ist, so begeht er damit einen Aln der unsäglichsten Feigheit, 
vurde die Gründung einres Vervands derselben definitiv beschlossen. der ihn gewiß unfähig macht, dem Offizierkorps weiter anzugehörer. 
Ihren Beitritt erklärten jofort 9 Vereine, der Beitritt von mehre- Solche Herrchen, welche den traurigen Muth besitzen, wehrlose 
ren anderer steht in Aussicht. Landau wurde als Verort gewäbl! Landeskinder zu maulschelliren, sollien übrigens doch bedeuken, daß 
und beauftragt, Statuten zu ennwersen, die in einer Anfangs es im deutschen Soldalcaroit auch h.ißblütigere Gesellen gibt, als 
Juni dabier stattzufindenden Versammlung vorgelegt werden follen. der arme Mainzer Soldat, Burschen, welche es votziehen, ihrem 
Wie wir hören soll ein Paragraph in den Statuten Aufnahme Peiniger und Entehrer zuvor einige Zoll Essen zwischen die Rppen 
finden, wornach die Vereine social⸗demokratischen und reichsfeindli: ju stecken, ehe sie sterben, — wenn denn doch einmal gestorben 
chhen Beftrebungen entgegentreten sollen. (L. A.) & sein muß. (Fr. Kr.) 
fNußdorf, 28. April. Dem Herrn Pfarrer Lehmana zu F Bei der Bisichtigung der Kaiferglocke durch Kaiser Wil⸗ 
Rußdorf wurde am vergangenen Freitag uls an seinem Namens⸗- helm und die Frau Großherzogin von Baden äußerte Letztere zu 
seste von der Stadt Landau eine eben so seltene als angenehne dem Meister Hamm: „Di⸗ Kaiserglocke hat Ihnen wohl bis ju 
deberraschung vereitet. Eine Deputation des dortigen Magistrats, hrer Vollenduug viele Sorgen geinatt? „Gewiß, Köͤnigliche 
esteherd aus dem Herin Büecermeister Mower und z3wei Stadi- Hoheit.“ entwortete Hamm sie peruricchte nir mande schüßn⸗—