schonende und menschliche Betandsnng der Thiere zu erwecken und /
u besordern und so die Rohheit werksam zu bekämpfen, welche
eider nach der beregten Hinsicht noch allzu oft in städtischen, wie,
andlichen Schichten der Bevölkerung beobachtet voerden kann. Die
interweifuug Aber den Schutz nützlicher Thiere und besonders über
die Schonung nützlicher Vdael sollte in keiner Schule verabsäumt,
sondern womoͤglich all jahrlich an geeigneter Stelle wiederdolt
werden.
pGöottingen,9. Mai. In den Tagen des 7., 8.
und 8. Mai feierte das Corps Hannovera sein Stiftungsfest; ven
nah und fern waren die „alten Herren“ zusammen gekommen, der⸗
len ältester — der frühere Ministec Bacmeistee — das 102. Seme⸗
er zahlte. Auch Fürst B'smarck wurde erwartet, aber ein an den
Geh. Regierungsrath Oldekop cerichtetes Telegramm enischuldigt
ihnm. Es lautet: „Ich bitte Dich, allen Kommilitonen, die sich
neiner freundlich erinnern, mein aufrichtiges Bedauern darüber
auszusprechen, daß mein Gesundheitszustand mir die beabsichtigte
Theilnahme an dem Feste der Erinperung an unsere frohe Jugend-
zeit verbietet, und ihnen meine herzlichen Wünsche flür jeden Ein⸗
jelnen und für die hohe Schule, in der wir Deutschland dienen
ernten, zu überbringen. v. Bismarck.“ Das Corps erwiderte telt⸗
graphisch: „In Erwiderung auf das soeben eingegangene Tele—
gramm bringt das zum Stiftungsfeste vereinigte Corps „Hanu⸗
nobera“ seinem früheren Consenior Otto v. Bismarck seinen schön⸗
en Geuß und reibl auf sein Wohl einen stärkenden Salamander
mit dem alten Corpswahlspruche! ,Nunquam retrorsum“ und
ie dem neuen „Fortes apjuvat forbuna!“ Auch der frühere
Torpsbursche der Hannodera“ Rudolph v. Bennigsen war leider
zurch seine Geschäf'e als Präsident des Abzeordnetenhauscs ver⸗
zindert, zu dem Commers sich einzufinden.
Dortmund, 6. Mai. Auf den Zechen Louise Tiefbau
hei Barop und Germania bei Marten str'ken die Bergleute in der
Bestalt, daß sie zwar anfahren, aser fast çar nicht arbeiten. So
„. B. wrurden gestern bis Mittag bei Louise Tiefbau, wo die täg⸗
iche Förderung 20,000 Schäffel beträgt, nur 1000 Schäffel ge⸗
fördert. Veranlassung zu diesenn Verhalten der Arbeiter hat die
Ankündigung ener Lohnermähigung von 10 bis 20 Peoz. gege⸗
den. Morgen werden die Verwaltungen der genannten Kohlen⸗
zruben die Bergleule ernstlich auffordern, ihre Arbeit wieder auf⸗
zunehmen.
4 Ein richtiges Blutgeld wird nächstens als Objekt einer Ci—
gilrechtsstreitigkeit in Berlia fizuciren. Ein Kaufmann war vor
Zurzem so schwer erkrankt, daß die Aerzte als letzten Versuch die
Transfuston anwandten. Ein Mas hinenbauer ließ sich gegen das
Versprechen von 150 Ml, das nöͤrhige Blut abzapfen. Trotz an⸗
aunguch eingetretener Besserung starb der Kranke nach 24 Stun⸗
den, Als der Arbeiler später die Hinterbliesenen um Zihlung der
50 Thlr. bat, ward er in Hinsicht auf den Mißerfolg abgewiesen.
Nunmehr wird der Maschinenbarer auf dem Rechtsweze seiae
Forderung geltend machen.
p Aus Tiegenhof in Westpreußen, 7. Mai, schreibt mau?
Tin wohl recht seitenet Zug dewegte fich heute durch unsere Haupte
straße. Voran ging langsamen Schrities ein Handwerksbursche,
den Wanderstab in der Hand, ein kurzes Pfeifchen im Munde, den
Ränzel auf den Rücken u d den Kopf wit einem blank überzoge—
nen Hute bededt, wie ihn die Handwerksbutschen vor 50 Jahren
u tragen pflegten. Ihm folgten fämmtliche hiesige Handwerks
neister mit dem Gesange: „Wie hat es Gott so schoͤn gemacht,
haß er die Wanderburschen schafft.“ Man sah es dem voran⸗
schreiten den Handwerksburschen, welchem das feietliche Comitat galt.
an, daß er lein Wanderdursche nach heutigem Zuschnitt sei, son
dern daß er einer längst verflossenen Periode angehörte, er ht
hereits den 70. Frühling erlebt und feierte heute das 505jährige
Jubiläum seiner Einwanderung in unsere Stadt. Heute vor 50
Jahr.n zog derselbe Handwertsbursc, damals ein junger fideler
Hefelle, in demselben Costüm in unsern Ort ein, ließ sich hier als
Meistet nieder und fand eine neue, ihm bald lieb gewordene Hei—
math. Seine vielen Freunde hatten ihm zu Ehren diesen Festzug
veraonstaliet.
p Freiherr v. Scheele Plessen, Attache bei der deutschen Bol⸗
chaft, machte gestern (11. Mai.) Nachmittag in Gesellschaft seines
Vaters, des Ober-Prasidenten von Schleswig Holstein und se ner
Schwester, welche auf Besuch hier weilten, eine Spazierfahri durch
das Boulogner Gehölz, als sein Wagen vou dem scheu geworde⸗
den Pferde eines auderen Fuhrwerks heftig angerannt und umge—
türzt wurde. Während Vater und Tochter unter bie Räder ihres
Wagens geriethen, fuhr das scheue Pferd dem jüngeren Herrn von
Scheele Plessen mit dem Knie in die Hüfte, so daß derselbe schwer
decwundet und halb ohnmächtig nach der Stadt zurückgebracht wurde,
wo er im Hotel Meurice die sorgsamste Pflege unter der Leitung
ines der bedeulendsten Pariser Thirurgen garießt. Vater und
Schwester kamen mit ganz geringen Verleßungen davon. Der
zZustand des Patienten gibt heute wenigstens keinen Beforgnissen
ür sein Leben Raum.
4Ein in der That gräblicher Vorfall ereignete sich in d'esen
Tagen in der Nähe von Bille⸗neuve⸗ Saint ˖ Georges bei Paris. Es
ꝛefiüdet sich dorr ein Teich, in welchem der Eigenthümer Blutegel
eht. Wie es freilich eine grausame Methode ist, ernährt der Be⸗
ter dieselben mit alten Pferden, die bis zur halben Höhe des
rkoͤrpers in den Tesch getrieben und dort befestigt werden. Die
Zlutegel bededen nun jede im Wasser benndliche Stelle der armen
Th'ere und saugen ihnen das Blut aus. Man nennt das in der
Sprache des Gewerbes mit einer infamen JIronie: „dem Pferde
zie Badehose anlegen.“ Regelmäßig sterben die armen Opfer nach
z bis 8 Tagen. Der Bisißer des Geschäftes hafte ein altes Pferd
son 27 bis 28 Jahren, das natürlich in der Arbeit nicht mehr
ziel leistee und meist nur zum Vergnügen des siebenjährigen
Zohnes diente, den man auf dem treuen lammfrommen Thiere
imhecrreiten ließ. Endlich wurde seinem Herrn das Genadenbrod
u iheuer; er derurtheille den alten Grauen gleichfalls zur Bade⸗
jose“ und ließ ihn eines Tages in deu Tesch führen. Am Abend
‚ermißte man den Knaben. Der Valer suchte mit seinen Leuten
Wwerall, ohne ihn zu finden. Da schlug einer von diesen, von
inem prötzlichen Gidanken ergriffen, vor, auh aun dem Teiche
iachzuforschen. Von einer entseglichen Ahnung erfaßt, eilte der
haler an den bezeichneten Ort.“ Da tot sich ihm ein trauriger
inblick dar. Der Knabe, untröstlich über das Schicksal seincs
armen Gefährten, hatte in seinem kleinen Kopfe den Gedanken ge⸗
raßt, ihn don den Blutegein zu befresen, und war topfer bis an
ie Sqchultern ins Wosser gegangen, bis er plötlich dea Grund
derlor. Zwar packte er mit den kleinen Händen die Mähnen des
fzferdes und hielt sich krampfhaft daran fest, abe: die Haͤlfe sei⸗
ies Korpers blieb im Wasser — uad auch ihn bededte bald die
norderisre Badehose, da sich die schwarzen Vampyee an seine
ackten Beine und Füße setzten und sich festsosen. Eine Stunde
zach dem man es gefunden, verschied das arme Kind, dessen Händ—
hen man nur mit Mühe von dex Mähne des alten Friundes.
essen Leben er hatte retten wollen, lösen konnte.
pWie aus London gemeldet wird, tritt die Cholera in In⸗
ien mit großer Hefligket auf. Der Zug von Benares, der am 8.
„. M. Abendz in Luknow aukommen sollte, traf erst am 9. Mor⸗
Jens ein, da nuterwegs so oft angehalten werden mußte, um die
Todten und Sterbenden aus dem Zuge zu entfernen.
Lendon, 11. Mai. Die ‚Times“ bringt heute wer⸗
ere Aussagen der Geretteten. Silas Hexrter, ein Deutscher aus
Jen Vereinigten Staaten, erzählt, daß am Freitag Nachmittag der
debel dicker wurde und das Schiff behielt seine volle Fahrge⸗
chwindigleit bis 2/39 Uhr, daun wurde der Nebel so dick, daß man
dum die Hand vor den Augen sehen konnte. Ehe das Schiff
nuffuhr, haͤtten sich zahlreiche Passagiere auf dem Deck versammelt
a de Oificiere ihnen mitgetheilt hatten, man würde um 4 Uhr
Morgens das Land sehen. „Ich lief, so erzähit Hexter, sofort nach
len in die zweite Kajüte. Die Frauen und Kinder schrieen und
niefsen im Schiff umher; ich sad wie eine Dame sich an Hrn. Morrit
anklammerte, ausrufend: „Oh, wir sind verloren.“ Er jagte
„Nein, es ist Alles techt“ und wurde bleich wie eine Leinwand.
Dann wurde ich selbst unruhig und lief hinauf auf's Deck, we
eine Menge Leute schrieen, doch konnte ich wegen des Nebel⸗
nur wenige sehen; dann lief ich in die erste Cabine, um einer
debensreller zu holen; allein man sagte mir, sie seien alle geholi.
Wieder kehrte ich auf's Deck zurüd uud sprang in ein Bosot,] abet
die Manner in demselben trieben mich hinaus, ich kam jedoch wie ·
der dinein und half Williams, einem Engländer, der einen Lebens
—V— weil es un
nicht gelang, das Boot vom Deck herunter zu bringen. Die Se
ciug über und an dasselbe. Wieder lief ich in die erste Cabin
uͤd iraf dort einen Mann, den ich von New York her kannte
ch hörte, wie ein Anderer ihm rieth, den Platz nicht zu verlassen
da es der beste auf dem Sch'ffe Asei. Sein Weib und zwe
leine Kinder, jedes mit einem Lebensretter, standen neben ihn
Ich glaub⸗, er hieß Rosemblum. Dann lief ich zu einem andert
hoot' auf dem Quarterdeck und sah dort meinen Freund Mark
ßowertee, einen Deutschen, mit einem Lebens etter; ich fragte ihn
00 ex denselben gefunden habe, nud ec sagte: unter seinenn Kop
aissen. Ich lief dann wieder zu der ersten Cabine. um don me
er Schlafstätte einen solchen zu holen, kehrte abet wieder zu de⸗
růheren Boot und legle meine Häande an dasselbe. Ein Mann it
»emiselben sagte: „Wenu Sie nicht loslassen, hacke ich Ihre Hände
ab.“ Er'sagie es deutsch; in ging dann zu einem anderen Boo
ind kam hinein. In diesem AÄugenblick schwaalte das Boot hu
and her, konnte aber nicht hinuntergelassen werden, da der Strit
uu fest war. Ich glaube, einer der Officiete zerschnilt den Stri
ind unsert Boot fiel in's Wasser. Du kam eine große Wog
llie das Boot und trieb uns unter das Schiff, allein eine anden
Woge folate und drängte uns wieder zurück. Das —A