Full text: St. Ingberter Anzeiger

Bermischtes. 
Der⸗ L. A.“ meldet aus Zweibrücken, 15. Juni: Mor⸗ 
gen feiert Herr Geheimrath und Appellations-Gerichts-Direktor v. 
Zärner dahier seine goldene Hochzeit. Am 16. Juni 1828 trat 
x nämlich in die Ehe mit Philippine gebornen Aulenbach. Herr 
„. Kärner ist schon seit 7. Dezenber v. J. 80 Jahre alt, Frau 
„. Karner errescht am 6. Oltober d. J. das 76. Lebensjahr. 
Beide erfreuen sich einer beispiellosen Rüstigkeit. — Dasselbe Blatt 
chreibt aus Landau, 15. Juni: Vergange Nacht wurden aus 
dem aeuen Schlachthaus von einem Viertel Ochsen der Bug (ca. 
z0 Pfd.) ausgeschnitten und entwendet; der Ochs war gestern 
Abend 6 Uhr von Herrn Louis Schupp geschlachtet worden. 
FKaiserslautern. Laut Beschluß des Stadtratbs wird 
die Stadt zum Bau des Gymnasialgebaudes 25.000 fl. sowie den 
Bauplatz im Werth von 15,000 fl. geben. Nach dem Kostenan⸗ 
schlag würde dann der Staat noch 58,000 fl. für den Bau auf—⸗ 
zuwenden haben. 
paAaiserslautern, 16. Juni. Nach der „Pf. Volls⸗ 
zeitung“ hat der Verleger derfelben, Ht. Ph. Rohr, gegen das 
Frkenntniß des Schwurgerichtshofes, durch welches er wegen Bei⸗ 
„ilfe an den durch einen Artikel seines Blattes begangenen Belei⸗ 
zigungen des deutschen Kaisers und des Reichskanzlers zu einer 
Befäugnißstrafe von 8 Wochen verurtheilt wurde, Kassation 
zingelegt. 
ꝓ' Grünstadf. In einer am vorigen Sonntag hier abge⸗ 
haltenen, von etwa 150 liberalen Männern aus allen Theilen 
uinseres Cantons besuchten Versammlong erstattete zunächst Hr. Dr. 
Broß vom Lambsheim Bericht über seine Thätigkeit im Reichstag 
und Landtag ußd über das, was beide überhaupt in ihren letzten 
Sitzungsperioden geleistet haben. Was die Neuwahlen anlangt, so! 
forderte er die liberalen Männer der ganzen Pfalz auf, fest zu⸗ 
sammenzuhollen, damit der gute Ruf dieser Provinz gewahrt und 
wo möglich dem in den jenseitigen Kreisen drohenden Uebergewicht 
der Ulltamontanen ein Gegengewicht geschaffen werde. Hr. Ph. L. 
Mann von hier hielt dafür, daß man jeßzt schon Schritte thun solle, 
um in allen Gemeinden des Cantons die Wahlbewegung in Gang 
— 
zu wählen, wurde sofort ausgeführt. 
F Albisheim. Am Montag Mittag 2 Uhr wurde einem 
jungen Mädchen aus sehr achtbarer Familie von hier, welches sich 
in das Feld begeben wollte, auf einem Wege unterbalb des Ortes, 
an welche Gärlen gränzen, in denen sogar lebhaft gearbeitet wurde, 
die Haare abgeschnitten. (N. W.)— 
FGermersheim. (Pf. K.) Die vom Siadtrath er- 
nannten zwölf Taxatoren zur Revision der Häusersteuer erklärten 
instimmig, jede Mitwirkung ablehnen zu müssen, da ein Grund 
zur Erhöhung der Häusersteuer unerfindlich sei, wenn auch einzelne 
häuser momentan, aber gewiß nur vorübergehend, höhere Miethe 
hreise erzielen, und da aligemein und besonders die biesige Ge⸗ 
schäftslage bei einer ungemein hohen Gewerbstener eine solche ent⸗ 
schieden ausschließen. Wie das Ministerium cerad den jehigen 
Zeitpunkt zur Erhöhung der Häuserstener wählen mochte, hat uns 
in hohem Grade gewundert. 
FIn Scheibenh ardt wurden am 15.d. bei einem Gewit⸗ 
er 62 Srück Schafe vom Blitze erschlagen. 
p Wie de „Sbr. Zig.“ meldet, treiben sich am Rheine hol— 
andische Werbet herum, welche Deutsche für das durch den Krieg 
tart gelichtete holländisch-atchinesische Contingent anzuwerben suchen. 
Im Hinblick auf das ungesurde Clima und die Strapatzen, mit 
deren der Feldzug dorten verknüpft ist, kann vor diesen Werbern 
nicht angelegentlich genug gewarnt werden. 
ꝓ Bierbrauerlichakademische Geographie der Pfalz. 
Wir Deutsche machen uus so gern lustig über die prächtigen Schn't⸗ 
er, mit denen unsere rothhosigen Nachbarn, die Franzosen, hie und 
»za die Welt in Erstaunen stetzen, und die sie sogar in unvezlösch⸗ 
licher Schrift den Tafeln der Weltgeschichte eingraben, w'e fie es 
zeim „Rheinübergang bei Tollhuys (bei dem Zollhause,)“ gethan 
haben. Nun wird uns einmal Gelegenheit geboten, vor der eigenen 
Thür zu kehren. Kommt uns da ein Buch in die Hand: „Aodreß— 
zuch ‚der Bierbrauer des gesammten Deutschland und Oesterreich 
Ungarn verbunden mit einem fachl. Inseratentheil pro 1875 1. 
Jahrgang. Erschienen im Seldstverlage der Ersten Norddeutschen 
Atademie für Berlin Potsd. Strß. Nr. 82 a.“ Wir schlagen auf 
und lesen. „Vorwort zur ersten Auflage,, „In der Stadt der 
Intelligenz und, wie man irtthümlich hinzusetzt auch des größten 
Schwindels ist es gerade bezüglich des letzten Punktes ein Wagestück 
etwas Brauchbares — b'llig zu liefern.“ Etwas Brauchbares — 
»'llig. Köstliches Buch! Dich studiere ich. Also wenter geblättert. 
Adressen der Bierbrauer! Wer möchte denn nicht gerne die rechte, 
unverfälschte Adresse wissen, eine Adresse frei von Glycerin, Toll⸗ 
kirsche, Herbstzeitlose und wie alle die Giftmischereien heißen, die 
gegen unsere Eingeweide verschworen unter der braunen Fahne des 
Zieres sich vereinigen? Vom Bekannten zum Unbekannten! Großer 
Sannabich! Heilige Intelligenz — Großmächtiger Schw'ndel! —— 
— ——— 
hach bei Speier; Dürkheim bei Mannheim; Meissenheim bei Grün— 
dadt; Pirmasens bei Landau? Wolfstein bei Speier; Albisheim bei 
daiserslautern; Obermaschel bei Landau; Odernheim bei Speyer, 
Binnweiler bei Landau; Medelsheim beiMannheim; Landau bei 
deustadt; Jettenbach bei Speyer; Göllheim bei Speyer; und Zwii— 
rücen bei Homburg. Da nun Homburg bei Wiesbaden liegt, so 
iegt Zwe brücken wo? — Es ist der ersten Norddeutschen Bier. 
hrauer Akademie zu rathen, sich irgend einen Quartaner, allenfalls 
as Karlchen Mießnick aus dem Kladderadatsch zu leihen, und den 
Jjeographischen Theil ihres Adreßbuches revidiren zu lassen, denn 
venn die übrigen deulschen Lande auch so behandelt sind, und Molite 
jeht nach dieser Akademiekarte, dann findet d'e deutiche Armee den 
Siegespfad nicht mehr; denen aber, die das Adreßbuch zugeschick 
erhalten, ist zu rathen, es einfach zurückzuschiden, wenn sie nicht ihre 
Briefe als, unbestellbar“ zurückgeschickt erhalten wollen. 
7 München, 13. Junt. Aus Anlaß des Unfalles, welcher 
m hiesigen Bahnhofe den Direckior der Maximilianshütte, Hrn. 
Zeligmann, betraf und ihm das Leben kostete, hat dessen Wuͤtwe 
jegen den Eisenbahn-Fiscus eine Entschädigungsklage erhoben, wel⸗ 
her man allzu große Bescheidenheit nicht vorwersen kann. Frau 
Seligmann rechnete nämlich so: einschließlich seiner Tantiemenbe⸗ 
züge habe ihr Gatte ein jährliches Einkommen von 24,000 fl. ge⸗ 
jabt und hiervon jährlich 12,000 fl. zurücklegen können, was in 
.0 Jahren, die er nach menschlicher Berechnung ungefähr noch hätte 
ehen können, 120,000 fl. betrage. Außer dieser einmaligen Ent⸗ 
chädigungssumme verlangte die Seligmann'sche Wittwe noch für 
ihre Person auf Lebensdauer einen jährlichen Unterhaltungsbetrag 
von 5000 fl., obwohl sie gemäß eigener Steuecfassion ein Ver— 
nögen besitzt, welches ihr eine Jahresrente von ungefähr eben so 
»iel abwirft und obwohl die Dame weder für Kinder, weil sie 
eine hat, noch für sonit Jemand zu sorgen hat. Das Gericht 
jat sie jedoch diesfer Tage mit ihrer Klage in beiden Richtungen, 
vodurch die Entschädigungsanspröche in derartigen Fällen sich nach 
den finanziellen Verhältnissen des Klägers zu bemessen habe, abge⸗ 
viesen und ihr unr den ·weiter eingeklagten Ersatz der Cur- und 
Beerdigungskosten zugesprochen. 
7 Die Unmiversität Würzburg ist in diesem Sommer von 1002 
5tudenten besucht, eine bisher nie erceichte Zahl. — Die Erlanger 
lniversität zählt im gegenwärtigen Semesser 401 Studirende, da⸗ 
unter 218 Bayern, de übrigen aus andern dentschen und außer⸗ 
eutschen Ländern. Zur theolog. Facultät gehören 142 Studi⸗ 
ende (82 Bayern, 60 Nichtbayern) zur juristischen 44, zur medi⸗ 
inischen 90, zur philosophichen 119 Studirende. 
F Eine Pjefferfälschungsfabrik besteht nach der „Nürnb. P.“ 
in Würzburg, nämlich die Firma Philipp Helmann, velche 
NRürnberger Specereihandlungen das schriftliche Anerbieten machte, 
hnen „Pjfeffersurrogat“ zu 714 fl., „Zimmetsurrogat“ zu 11 fl. 
die 50 Kilo zu liefern, einschließlich Packung und Porto. Da 
Pfeffer in Nürnberg zu 36 kr., Zimmet zu 38 kr. das Pfund ver—⸗ 
auft wird, jene Surrogate aber nur 492 und 6/ kr. kosten, so 
ist die Spekulation auf die Habsucht gewessenloser Verkäufer augen⸗ 
scheinlsch. Unter solchen Umständen scheint es daher allerdings ge⸗ 
boten, daß das Gericht, w'e es in Frankenthal geschah. von den 
Verkäufern den Beweis fordert, daß sie selbst einen entsprechenden 
Breie gezahlt, also beim Verlauf der gefälschten Waare in gutem 
Blauben gehandelt haben. 
4In Land shut wurde vergangenen Freitag ein Fuhr 
necht zur Anzeige gebracht, welcher die Zunge seines einen Pfer⸗ 
des mittelst eines Strickes an dem Geschirr des anderen Pferdes 
hefestigt hatte, „damit das Luder entweder besser ziehen oder hin⸗ 
verden solle.“ In Folge dieser unmenschlichen Grausamkeit wurde 
dem armen Thiere die halbe Zunge abgerissen und hing stark blu⸗ 
end zum Maule heraus. Hoffentlich wird dieses Scheusal von 
inem Meanschen exemplarisch bestraft' 
F Aus Ingolstadt wird gemeldelt, daß gestern Morgen beim 
fẽrxerziere des 10. k. Infanterie-Regiments auf Kommando des 
SZchnellfeuerns zwei scharfe Schüsse auf den Regiments⸗Chef, Oderst 
Fleischmann, gefallen sein follen. Näheres hierüber dürfte abzu 
varten jein. 
F In Hof wurden dieser Tage aus einem Schrank des Be⸗ 
athungs zimmers des Bezirksgerichts zwei Fräde gestohlen. 
FWie die Cobl. Zeitg. mittheilt, so ist bezüglich der diesjäh⸗ 
rigen Manöver der 16. Division, an welcher die Infanterie⸗Re⸗ 
zimenter 29, 69, 30, 70, das Husaren-Regiment Nr. 9, das 
AÄlanen-Negiment Nr. 7, sowie das rheinische Jäger-Bataillon Nr. 
3. unter Zuziehung von 6 Fuß- und zwei reitenden Batterien des 
Feld⸗Artillerie-Regiments Nr. 8, Theilnehmen, nunmehr Folgendet 
estgestestellt. Nach den verangegangenen Regiments; und Brigade⸗ 
Frercitien ist die Division vom 6. bis 8. September zu Delache⸗