Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberker Anzeiger. 
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M 115 J Samstec. dM. Juli 1875 
Deutsches Reich. 
Müngqhen, 16. Juli. Die bayerischen Bezirksgerichte hatten 
m Geschäftsjahr⸗ 1874 als 1. Instanz 11965 Personen in straf⸗ 
rechllicher Beziehung abzuurtheilen; von diesen 11,9605 Personen 
vurden abgewandelt in: Oberbahern 3085, Niederbayern 1841, 
—„chwaben 1835, Unterfranken 1237, Mittlelfranken 1284, Pfalz 
1190, Oberfranken 1161 und in der Oberpfalz 932. Freige⸗ 
prochen wurden 1728 Personen, verurtheilt 10,237. Die Letzte⸗ 
ten vertheilen sich in nachstehenden Quoten auf die einzelnen Regie⸗ 
rungsbezirke, als Oberbayern 2509, Niederbayhern 1610, Schwaben 
1334, Pfalz 1112, Mittelfranken 1094, Unterfranken 1035, Ober 
itanken 949 und Oberpfalz 794; nach Religiondbelennimissen ge— 
schieden sind von den Verurtheilten 8084 fatholisch, 2073 pro⸗ 
jestantisch und 80 gehören einer anderen Religion an; 6515 sind 
iedig, 3722 verheirathet, 8372 gehören dem männlichen, 1665 dem 
weiblichen Geschlechte an. 
München, 21. Juli. Als Abgeordnelte für München sind 
vorgeschlagen worden: Appellrath Dürrschmidt, Staatsanwalt Wül⸗ 
ert, Regieruugsrath Graf Rambald', Juwelier Thomaß, die Pro— 
jessͤren Huber und Haushofer und neuerdings Banquier Weidert 
und Fabrikdirektor Kesfter. 
Berlin, 21. Juli. Die „Provinzial-Correspondenz* ent⸗ 
jält heute einen längeren Arlikel über die bayerischen Landtags- 
vahlen, worin sie schließlich schreibt: Das darf man schon jetz! 
als gewiß annehmen, daß die parlamentarischen Verhältnisse in 
Bayern auch nach diesen Wahlen die dortige Regierung nicht hin— 
dern können, die Wege einer reichsstreuen, im wahrsten Sinne pa— 
rriotijchen Polilik weiter zu versolgen, einer Politik, wie sie König 
Ludwig im vollsten Bewußtsein der Pflichten gegen sein Land, zu— 
zleich aber in echt deutschen Sinne unbeirrt innegehalten hat, einer 
Politik, welche dem bayerischen Throne und Staate eine hervor 
ragende und geachtete Stellung inmitten dres großen, starken deut 
ichen Gemeinwesens gesichert hat. 
Dortmund, 17. Juli. Wie die „Westph. Z.“ meldet, ist 
seute der Freiherr v. Los von dem hiesigen Gericht wegen Maje⸗ 
daͤtsbeleidigung, die derselbe in einer bei der varjährigen Katbo— 
lilenversammlung gehaltenen Rede vegangen haben soll, zu sechs 
Monaten Festung verurtheilt worden. 
Ausland—. 
Paris, 21. Juli. Die gestrige Nachricht, daß 2000 Car— 
üsten auf französisches Gebiet übergetreten seien, bestätigt sich nicht. 
rbenfowenig die Nachricht, daß Dorregaray vecwundet in Cauterets 
Dorf im Departement Hautes Pyreneers) eingetrossfen sei. Nur 
einzelne Carlisten haben die Grenze passirt. 
New-York, 20. Juli. Nach dem Berichte des Deparkements 
ur Landwirthschaft dürfte fich die Getreideernte auf dem bebauten 
Terrain um 8 Proz. höher stellen, als im Jahre 1874. Die 
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und an der Wesiküste im Allgemeinen geringer, in den Südstaaten 
dagegen besser als bei einer Durchschnittsernte. 
Bermischtes. 
F Kaiserslautern, 21. Juli. Nach der „Pf. V.“ sp'ellen 
borgestern viet Knaben von hier im Walde mit Putver. Dosselbe 
explodirte jedoch und verletzte drei derselben sehr b deulend, und 
zwar den einen derart, daß man dea Verlust seines Augpenlichts 
befürchtet. 
FKaiser Slautern, 22. Jul'. Die Commission, welche 
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Häosersteuet von den Vertretern der pfälzischen Städie gewählt wurde, 
zat in ihrer Sitzung von heute beschlossen: 
*1) An das kgl. Staatsministerium der Finanzen die Bitte zu 
Ningen, daß an die Kreisregierung vud die äußeren Behörden 
ine Instruction erlassen werde, daß nah Act. 3 und 4 des 
Rusersteuergesetzes vom Jahre 1818 unter dem wirklichen jähclie 
hen Miethzins nur der Nettoerttag zu vestehen sei, daß somit 
acht der gegenwärtige factische Brattomiethzinz zum WMisatz komne, 
vielmehr die zur Erlangung des Ertrages notbwendigen Lasten 
ind Ausgaben für Tapezierer, Tüncher, Reparaturen ꝛc. in Abzug 
gebracht werden sollen, und daß gleichzeitig auf das zeitweilige 
deerstehen der Wohnungen und die moͤglichen Verluste beim Ver⸗ 
miethen Rücksicht genommen werden dürfe; 
2) den Tarxatoren die Annahme des Amies zu empfehlen und 
sie darauf hinzuweisen, daß sie jenen Standipunkt bei Ausführung 
hrer Mission geltend machen, und, falls die Einschätzung von ver— 
nietheten Häusern gar nicht ihrer Beurtheilung unlerstellt werde, 
yoch zu Protokoll zu geben, daß sie gegen dieses Verfahren prote— 
tiren und sich zu dem Verlangen berechtigt halten, daß nur der 
Nettoertrag der Miethwohnung anzunehmen sei; 
3) daß die von der Commission ergangene Denlschrift an die 
Ztädte authographitt versendet werde und weitere Schritte bei dem 
dandtag vorbereitet werden sollen. 
Aulsso geschehen zu Kaiserzlautern am 22. Juli 18735. 
Unterschrieben sind: Süß, Goerg, Schmidt, Kölsch, Märcker, 
Tuster, Kutterer und Wolf. 
FRehweiler, 21. Juli. Heute Nachmittag ertrank beim 
Baden in dem stark angeschwollenen Slan ein neunjahriger Knabe. 
Möchten doch die Eltern besonders jetzt zur Badezeit eine strenge 
Zucht und Aufmerksamkeit auf ihre Kinder sich angelegen sein 
lassen. 
s fWaldmohr, 22. Juli. Gestern flog eine frende Taube 
in einen Taubenschlag zu Sand. Der Eigenthümer des Schlages 
hemächtigte sich ihrer, sie entschlüpfte ihm aber wieder, in seinen 
Händen eine Feder zurücklassend welche den Stempel tiägt:. 
„E. Lampe 1. 
Frankfurt am Main.“ W 
Die Taube scheint hiernach einer Brieftaubenstation in Frauffurt 
a. M. anzugehören. 
Die Pfalz. Ludwig?bahn wurde in Appellinstanz verurtheilt, 
den Tagner Karr von Dackenheim, der im Dienste der Bahn bei 
Aufstellung eines Pfeilers verletzt wurde, die Doktor- und Appöthe⸗ 
lerrechnung, ferner für jeden Tag vom Termine der Verwundung 
einen Thaler und endlich eine Gesammtsumme von 1400 fl. zu 
zahlen. 
Frankenthal, 21. Juli. Gestern wurden durch die Gens— 
darmerte zwei Burschen von Schauernheim hier eingebrachi, welche 
beschuldigt sind, ihren eigenen Vater, den Leinweber Johann Böckler 
pon da, ermordet zu haben. Ebenso wurde veiflossener Montag 
ein ge aisser Georg Lubasch von Neuhofen in das hiesige Bezirks⸗ 
zefängniß abgeliefert, der am letzteu Sonntag im Wirthshaus einen 
rameraden erstochen hat. 
7 Edenkoben, 18. Juli. Sicherm Vernehmen nach will 
ein patriotischer Bürger, Herr Weinbändler Kubyh, gelegentlich der 
Fahnenweihe des biesigen Kriegervereins am Sonntag auf dem Fest⸗ 
platze drei Springbrunnen, je einen mit rothem und weißem Wein 
und mit Kurwasser herstellen. An desem Brunnen, der mehrece 
Stunden springen wird, sellen sich hauptsächlich die auswäctigen 
Krieger laben. (Ggw.) 
Aus dem Westrich, 14. Juli. Die Kornernte ist voll⸗ 
tänd'g im Gange und hat am 5. letzthin schon anzefangen. Das 
dorn ist jauber, hat einen starken Halm, eine große und volle Aehre. Die 
Ader zeigen demnach viele Klacken, Garben und Kisten. Mit dem 
dohl ist es nichts. Viele Landwirthe verwendeten vergangenes 
Frühjahr den wenigblühenden Kohl zu Grünfatter und säeten die 
necker dann mit Gerste ein. Ich sah mehrere solche Gerstäckr; 
alle haben eine sehr schöne Frucht. Der Hafer hat sich in letzter 
Zeit durch die regnerische Wisterung gestreckt; auch die Kartoffeln 
tehen sehr schön und etliche Nachforschungen gaben schon hühner⸗ 
iergroße Knollen. 
F Bei Otterstadet hat am 17. Juli ein Backsteinmacher 
den andern durch Einschlagen des Hienschädels mit einen Prüzel 
zetödtet, weil derselbe, ein Vater von sechs Kundern, mit ihm nicht 
»lauen Montag machen wollte. Dies ist im Laufe d'eses Sommecs 
chon die zweite von Otterstadtern vexühte Mordthat.