Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberker Anzeiger. 
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Ler St. JPAaberter An zeüger (und daß mit dem Haudtblatte derduadene U tterhaltua 38blatt, mit der Dienstage⸗, Donnecttagz⸗ and Soxntagt 
kummer erscheint wbchentlis piermal: Dinztag, Donnertbrtaz, Sunstag aad 5S31ntagz. Aↄoane nentsvxtis vierteliahria 42 Aaru ⸗ 
1 Mark 20 RpPfg. Anzeigen werden mit Krir. die dreispaltige Zeile Blattschriit oder deren Raum berechnet. 
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MX 139 Samstag, den C'epferiber 1875 
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Deutfches AReich. 
München, 1. Sept. Den flädtischen Anstalten in Mün 
hen hut Prinz Karl folgende Legate zugewendet: 1) Dem städti⸗ 
schen Waisenhaus 20,000 fl.; 2) dem Krankenhause r. d. J 
20,000 fl.; 2) dem Spital für Unheilbare 10,000 fl. (welche 
zut Unterbringung einer größerer Anzahl von Unglücklichen bestimm 
ünd, als die jeweiligen sonstigen Mittel der Anftalt es —XXE 
i) dem Armenversorgungshaus am Kreuz 10,000 fl.; 5) der Stoch 
her schen Pfrunde⸗Austalt am Anger 10,000 fl, mit der Verfüg⸗ 
ung, daß die Pfründner der beiden Anstalten ein höheres Wochen⸗ 
eld (womoöͤglich den früheren Betrag von 51 kr.) erhalten sollen; 
q) der Kleinlinderbewahranstalt in Giesing 2000 fl. 
Augsburg, 1. Sept. Der Krouprinz Friedrich Wil⸗ 
helm ist heute Abend don Uim hier eingettoffen, wurde vom Ge⸗ 
jal von der Tann und den Spitzen der Militär⸗ und —AIX 
den im kal. Salon des Bahnhofes empfangen und begab sich so⸗ 
dann in Begleitung seines Stabes in einer kgl. Equipage nach 
seinem Absteigequartier im ,Bayerischen Hof.“ Eine ungeheuere 
bollsmenge begrüßzte den Kronprinzen wätread der Fahrt mi un— 
aufhöͤrlichen Hochrufen. Bei eintrelender Dunkelheit fand zu Ehren 
des Kronprinzen eine Iluminat on stati, und wurde der Konig⸗⸗ 
platz durch bengalische Flammen beleuchtet. Gegen 8 Uhr drachten 
hm das Musikcorps und sämmtliche hiesige Gesangbereine eine 
Serenade. Der Kronprinz eischien wiederholt am Fenster und 
wvurde mit enthusiastischen Hochrufen begrüßt. 
Berlain, 29. Aug. Zu den Ersahrungen, welche man im 
etten Kriege gesammel und durch besondere Sachverständigen ⸗ 
Kommission zusammengeftellt hat, gehört auch die Erkenniniß, daß 
rine vollstaäändige Umgestaltung des Markedenterwesens ein unab 
veisbares Bedurfuiß jei. Es sind im letzten Feldzuge namenilich 
von Herunitreibern, welche sich zu dem Marketenderdienste diänzten 
ine Menge von Ausschreitungen aller Art begangen worden. Um 
siesem abzuhelfen, ist die längst gehegte Absicht zur Aufstellung eines 
Veglemenls über das Marlkedenterwesen jetzt zur Ausführung 
langt. 
Berlin, 831. Aug. Die Fortschritte, welche auf dem Ge Ausland— 
nete der Strategie, besonders in Folge der Erfahrungen; der leßten Wien, 81. Aug. Wie die „Politische Correspondenz“ er— 
großen Kriege gemacht worden sind, hahen für jeden, auch für den ährt, soll in den Insurgentenkreisen große Verstinmung herrschen 
daen, Jateresse; weniger belanat sind bis jeht die Veränder ungen wegen der über das Gebie von Moptenegro erfolgten Verprobdian⸗ 
rworden, welche auf dem Gebiete der Belagerungs⸗ und Festungs irung der Festung Nikschi. Die Regierung von Montenegro habe 
attillecie feit jener Zeit in Kraft getreten sind. Der Feldzuz von ihr Vorgehen mit den bestehenden Verträgen entschuldigt und er⸗ 
1870/71 mit seinen zahlreichen Belagerungen fester P.ätze war für lart. daß sie den von der Pforte nachgesuchten Truppendurchzug 
zie deutsche Belagerung?ẽart llerie eine Schule, welche dieselbe heute verweigert hätte. Dasselbe Blatt constalirh, daß die Gesammtzahi 
n den Stand setzt frei von allen Mängeln dazustehen, die sich der auf diterreichisch-ungarisches Gebiet im Graͤdiskaner und Banat- 
mamals noch fühlbar machten. Vor ollen Dingen sind die glatten District übergetretenen Flüchtlin,e 18,203 Personen betrage, die 
delagerungsgeschütze, deren sich bei eirem Belagerungstrain im Jahre zum Theil ihre zahlteichen Herden mit sich geführt haben. 
870 noch o0 neben 100 gezogenen befanden, gänzlich beseitigt Mailand, 23. Aug. Ehrengeschenk für Kasfer Wilhelm.) 
vorden; schon bei der Belagtrung resp. Beschießung der ersten Während im Palazzo de Corte, als dem zu großen Empfangsfeier⸗ 
tanzöͤsischen Festung Straßbuͤrg, zeigle es sͤch. daß dieselben — lichkeiten passendflen, sehr weitgehende Vorbereitungen für die An⸗ 
uit Ausnahme der Mörser — Überhaupi gar nicht mehr den lunft des Deuischen Kaisers getroffen werden, hat einer unserer 
cransport zur Beschießung der Festungen lohnten und so blieben küchtigsten Metalllünstlec, Hr. Franzosii, alle Hände voll zu thun, 
je schweren glatten Geschütze, welche vorsorglich bereit gehalten im rechtzeitig die für den Kaiser beftimmte Prunkplatte zu vollenden, 
worden waren, ruhig in den heimaihlichen Depots. Da nun in velche don Hru. Gastona Speluzzi im Auftrag der deutschen Co⸗ 
dolze des Gebraudes ein großer Theil des vorhandenen ae onie dahier eutworfen worden. Die Plalle wird in Silder ge⸗ 
ineuert werden mußte. so richtete sich in den letzten Jahren bie rieben und zeigt auf einem Mitteleneda llon eine aus ihren Sch'id 
dhetigleit an maßgebender Sielle hauptsächlich ddarauf, ein Ge— ich stützende Victoria, hinter ihr die aufgehende Sonne. Um dag 
chüß derzustellen, welches gestattete, auf die weitesten Entfernungen Medailion z'eht fich ein erhöhter Kreis von kleineren Medaillen mit 
mhaltendes Feuer mit mögl'chster Präcision uid bednube Per- dorträten historijcher Personichleuen naqh Art antiker Cameen ge⸗ 
ussionzkraft der Geschosse abgeben zu können. Za diesem Zveck irbeitet. Aus dem nächsten Keeise treten vier Schilde in Schmelz⸗ 
kelle man das 13 Centimeter:Ringgeschütz vor Gußstahl her, irdeit heibor und zeigen die Ansichten des Domes des Friedens⸗ 
—XC großen Anfangegeschwindigkeit (480 Meter) sich bogens, das große Hospital und die Carthause von Pavia. Die 
we große Trefffahigleit und Percussionstrast auszeichnet. Rii dier Schilde mit ihren Emailbildern sind durch Laubwerl urd De— 
et Construckion die es Geschützen ist auch das Bedürfniß nach iament mit einander verbunden, zwischen denen fich Baänder h'n⸗ 
einem weittragenden Geschützes faͤr die Vertdeidigung fester Plütze durchschlengen, auf deuen mit goldener,Schrift die Worte eingrabiri 
bededt, da mi demselben auf Eatfernungen bis über 7 Kilometer ind: Sapientia, Fortitudo, Porsevorantia, Manißcentia. Ober⸗ 
hossen weiden kann. Das Rohr dieses Geschützes wiegt ca. 60 Centn. halb dieser Jnschriften sieht man die genannten Tugenden allegorisch 
xi Verschluß ist ein sogenannter cilynder⸗vrismatischer Keilberschluß. durch Minerba, Mars, Mercur und Teles dargestellt. Den setzten 
—R Marimalladung beiragi 6,2 Kilo des neuen großlörnigen Ge⸗ 
Hhützpulvers. Das Geschütz schießt Hartguß⸗ Granaten von 382 
dilo und LangGrangaten von 27.,75 Kilo Gewicht, fowie Shrap⸗ 
iels, welche mit 462 Kugeln gefüllt, Z1 Kilo schwer find. Doch 
olches weittragende, gegen Linien und Fronten enfilirende Geschuttz 
jeaügt fät das wir same Bombardement eines festen Platzes nicht 
ulein; es bedarf auch eines Wurffeuers, welches auf groͤße Eni⸗ 
—RX Präcision und moͤglichst kraftiger Geschoß⸗ 
virkung gegen einzelne Foris und Festungswerke, namentlich aber 
zegen desen oben gededte Räume zu richten ist. Nach den ge⸗ 
nachten Erfahrungen eignet sich zur Erreichung dieses Zweckes am 
ꝛesten ein gezogener schwerer Morser; es wurden aus diesem 
Brunde eine groͤßere Anzahl des gizogenen 21 Centimeters Moͤrfers 
angefertigt, da die mit demselben feit mehreren Jahten angestellte 
Versuche nach Anbringung einiger geeignelen Verbesserungen in 
dieser Beziehung die günsligsten Refuliale ergeben hatten Der 
21 Eentimeter⸗Moͤrser hat ein Rodrgewicht von 650 Pfund; er ist 
nit einem Doppel⸗Keilverschluß mi Kupferliderung versehen und 
chleudert auf eine Entfernung bis zu 4000 Meter Geschoffe, welche 
ein Gewicht von 70 HKelo mit 4.73 Kilo Sprengladung haben. 
Berlin, 1. Sept. Die „Prob Corr. bemetkt bezüglich der 
vei den dieslahrigen Truppenmaͤrschen durch Sonnensich und 
Hitzschlag vorgekommenen beklagenswerthen Unglücksfällen, daß die 
iber die Feststellung der Zahl der Unglücksfälle und die X 
der Ursachen nach den bestehenden allgemeinen Vorschriften ange⸗ 
tellten Ermitlelungen noch nicht abgeschlossen sesen. Die Militair⸗ 
derwaltung habe es an den zur Abwendung solcher Unfälle erfor⸗ 
derlichen Vocsi hismaßregeln nicht fehlen lassen. Ernste Fürsorge 
durch geunaue Vorschriften über die Truppenmärsche und Unterweisung 
über ein zwedmäß ges Verhalten beim Marsche se'en set Jahren 
belhätigt. Das Blatt hebt hervor, daß nach sachtundigem Er— 
messen solche bedauerlichen Vorfalle auch bei gewssenhaftesiter Vor⸗ 
sorge nicht völlig zu verhüten seien, dieselben hätlen sich aber in 
Folze der gelroffenen Vorsichtsmaßregeln gegen früher nicht unwe- 
eutlich vermindert.