Full text: St. Ingberter Anzeiger

Hund.en im Genicd lassen darauf schliezen; ein Hieb oberhalb der 
Schlafe, sowie zwei suf den Kopf wovon der eine den Schädel 
gelntert hat, haben den Schädel ganz blos gelegt. Glüclicher⸗ 
deise hat der Gesst des Gemißhandelten nicht getitten, und, ha 
ie polizeirichterliche Vernehmung ausführlich vorgenommen werden 
hunen, auch läßt das Befinden des Armen heute Morgen nich 
inbedingt den Tod erwarten. D'ie Strolche sind glücklicherweist 
Berwahrsam und der That geständig, auch haben sich die Werth⸗ 
jegenstände noch bei ihnen dorgefunden. Ein Zufall und das 
whafte Interesse eines Kaufmannes aus Halberstadt haben zu dem 
lücllichen Fange beigetragen. Die oben desogten Arbeiler, welch 
in den ruhig dadinziehenden Burschen die Uebelthäter erkannten 
nachter eineim des Weges fahrenden staufmann die Muithe luag 
zdoa dem Geschehenen, dieser jagjte den Mördern, die ihre Route 
wieder nach Wernigerode gewandt hatten, nach und erreichte si⸗ 
zücklich, als sie gerade in Wernizerode zinmarschirten. Seine 
Anzeige auf der Polizei vecanlaßte sofort, mit seiner Hufe, die 
Berfolgung und Verhaftung, die in einem Bierlokale statt fand 
Die Transportirung geschah noch in dieser vergangenen Nacht und 
vetd deute früh die Confrontation geschehen. 
fEisen, 20, Sept. Die „Ess. Volks-Zig.“ schreibt: 
Nach einer aus zuverläßlicher Quelle uns gewordenen Mitthe lung 
ist der gesammte, ducch den Brand in Paderbory enistandene 
qhaden von sachtantdiaer Seite aui elws L50 000 Fhaalettarirt 
votden. 
Den eigenen Sohn eischossen. Ein Unglücksfall, wie er 
aßlicher wohl kaum edacht werden kann, ereignete sich jüngsl 
zu Neutitschein. Der dort begüterte Graf von Veiter, ein passio⸗ 
nitter Jager, ging mit seinem Soha auf die Iugd. An einer 
Haldeslichtung nahm der alte Graf Austand; nach kurzer Weile 
zötte et das Laub rascheln, er vermeinte Wild in der Nähe, legte 
in und kaum krachhte der Schuß, als auch schon ein lauter, mark⸗ 
»urchdringender Aufschrei gehört wurde. Der Graf e'lte in das 
gebüsch und faud dort sein eigenes sind zu Tode getroffen im 
hrase liegen. Der junçe Graf erhob noch einmal seiren Arm und 
vollte dem Vater de Hand reichen, ließ diese aber im nächsten 
MNomente schlaff nied rsinsen — er war todt. Die Leiche des 
Hrafen wu de auf einer Bahre: von den Bauern ins Scloß ge⸗ 
ragen. Der Zustand des Vaters ist ein derart erregter, daß man 
rür jcuen Verstand fürchet. — 
fEin deutscher Webb. Aus Norderney wird geschrieben: 
Ein Herr Eduard Haenel aus Berlin (Land virihj) schwamm au 
11. ds. von Norderuen nach der Jusel Juest hin und zurück. Da 
herr Haenel der Fluth wegen einen Umweg machen mußte. so be— 
ragt die Entfernung drei deutsche Meilen, welche der Genannte 
in 4!. Stunden durchschwamm. ue 
In dem Aumisblatt dir „Wiener Zeitung? wird der Herzog 
Bincenz de la Rocca wegen einer Schuld von 750 fl. stecoriclich 
zetfolzt. 
F (Mãdchenhandel von Europa nach Brasilien) JIn neuester 
z'it sollen wieder mehrere Agenten auz Rio de Imero nach 
Furopa abgereist sein, untet locdenden Vorsp ezelungen jungt 
VPdädchen zu werben, sie in Brasitien dem schändlichsten Gewerbt 
zu überliefern und sie zuvor noch mögl'chst vortheilhaft auszubeuten. 
Insbesondere daben diese Agenten ihr Augeumerk auf Rußland, 
die Schweit, Orsterteich-Ungarn, Deutschlaud, Rumädnien und die 
lavischen Südstaaten abgesehen. Es kann nicht oft genug geisaat 
werden, welchem Esend diese jungen weiblichen Geschöpfe, haden sie 
riemal das Exportschiff bestiegen, aus eietzt werden dem Bernehme— 
nach werden von der diterrei hischen Regierung alle erforderliche Vor 
ichtsmaßregeln ergrifjen, um den Agenten das Handwerk zu legen 
J Newyorkt, 15. Spt. Der Dampfer „Jod ge! ist auf 
det Fahrl von Nafsau (Bahama Inseln) nach Newyork auf offenen 
See derbraunt. Alle Perfonen an Bord wurden gerettet. 
fFIn Baltimore ist man jett eifrig mit dem Bau des 
Schroͤder⸗Bifss chiffs beschaftigt, und es sind brereits, w'e die dortigen 
Zeitungen melden, alle Uctien für de Gründung einer Luftschiff 
ahrtzef Ujchaft genommen. Man ist allgemein auf die Probefahrt 
zespaftnt,. die noch im Sepibr. statifinden soll; wir werden aiso 
dald Afahren, ob Schroͤders Lufischiff sich dewährt oder auh zui; 
der mutrn Erfindungshumbugs gehört. 
fFGibraltar, 9. Sept. Ungefähr 6 Kilometer vom Gib⸗ 
raltar entfernt, auf spanischem Gediete, liegt am Fuß der Sierra 
Tarbonera ein Ueines Landgut, welches einem in Gibraltar etab ⸗ 
irten Deutschen, J. Spitzer aus Speyer, gehdtt. Dasselbe war 
a dee Nacht vom 81. August zum 1. Sept. Schauplaß eines eben 
jo frechen als in seiner Ausführung graufamen Raudansalles, dei 
joffentiich, weil an Deutschen begangen, unserer Diplomatie Ver. 
anlassung geben wird, in Madrld auf Verschärfung der eiwar 
orjundfluthlichen Sicherheitsm aßregeln zu dringen. Kurz nad 
Finttitt der Dunkelheit wurde Spehzer von 7 Räubern beim Durch 
ceiten einet felsigen und im Sommer wrockenen Bachbettes überfallen, 
aach kurzer Gegenwehr vom Pferde verifsen und m't gebundenen 
händen und Füßen in ein Loch des selsigen Baches geworfen. 
die Räuber nahmen ihm Geld, Uhr und goldene Kette nebst —8 
ichen Papieren, sowie Rock und Hut ab. Einet derselben bekleidele 
ch mit ietzteren und setzte sich auf sein Pferd, um einer vorzeitigen 
Zuideckung des Anschlages vorzubeugen, was auch nur zu gut ge⸗ 
ang, da alle Personen die sich auf dem Gute befanden, im Hause 
veschaͤftigt waren. Ein Bruder des Beraubten, der Chemiler F. 
W. Spißer; welcher sich zut Heilung seiner schwer kranken Brust 
in den Süden degeben hatte, wurde von dem zuerst eindringenden 
Räuber mit dem Rufe: Stirb! üvbecfallen und nach verzweifeller 
hegenwehr und nachdem zwei andere dem ersten zu Hülfe gelommen 
vaten, überwaͤlligt, zu Boden auf die kranke Brust geworfen und 
hm Hände und Füße lüber dem Rücken zusammen gebunden. F. 
W. Spitzer hatte zwei schwere Kopfwunden, zwei Messerstiche un⸗ 
nittelbat über dem Herzen, die jedoch olüdlicher Weise beide dieselbe 
dippe trafen, einer Wunde im Rücken nebst einer zerschnittenen 
Zaud und zehn mit einer eisernen Stange am linken Arm und 
Zchenkel verursachte schwere Contusionen davongetragen. Eberso 
vurde der Caisero (eine Art Obertknecht) leicht und ein auf dem 
Aute beschäfiigter 185jähriget Knabe durch Sprengung der Hirn⸗ 
chale schwer verwundet. Alsoann drangen die Räubet in das 
Z hlafzimmer der Familie, wo die Frau des J. Sp'tzer damit 
deschäftigt Har, ihre vdier Madchen im Alter von ewem halben bis 
ju siehen Jahren zu Beite zu bringer. Dieselbe wurde ebenjfalls 
nit den Tode bedreht, wena sie Lärm macht und nicht augen⸗ 
bliclich sage, wo das Geld sich befinde. Sie weigerte sich jedoch 
mntschieden, dies zu thun. Darauf befragten die Rauber den Ca⸗— 
jerd und dieser gab ihnnen die gewünschte Auskunft. Zwei Koffer 
vurden erbrochen und daraus Geld, Uhren, Ketten geraubt, wie 
die Rauber auch nicht vergaßen, zwei im Haufe befindliche Gewehre 
mitzunehmen; so daß sich der malerielle Schaden der Gebrüder S. 
nuf eiwas mehr ais 300 Durns beläuft. Nach der Theilung 
entfernten üicih die Rauber. J. Spzr, dem es noch gelungen 
war, seiner Bande sich zu entledigen, folgte denselben in einiger 
rntfernung. Die Räuber nahmen die Richtung nach der Linea 
de ia Concepcion, dem Gibraltar nächsten spanischen Orte. Auf 
die roch in der Nacht gemachte Anzeige, eniwidelten die Behoͤrden 
einen anerleunen zwerthen Eifer, der jedoch bei der über großen Anzahl 
von S)hmugglern und Spetzduben gerade in d'eser Gegend des 
dandes Ichwerlich großen Eifolg haben wird, wenn die sp. Regierung 
nicht ernsthaste Makregeln erareift. it. 3).* 
Deutiche Landwirthschaftliche Prefsse. 
Theftedacteur Hausburg. Königl. preuß. Oelonomierath, General⸗ 
seeretair des Deuischen Landwirthschaftsraths ꝛc. — Unter den uns 
hetaunten landwirihschaftl'chen Fachdlästern nimmt die „Deutsche 
Landwirthschaftliche Presse“ nach ihter äußeren Ausstattung, Sauber⸗ 
tet des Drucke und der Holzschnitie undestreitien den erssten Rang 
ein. Aus der Haltung des wirthichaftspolitischen Theils, welchen 
wir mit Jater⸗sse verfolgt haben, erkenaen wir das sichtbate Be⸗ 
treben, de Forderungen der Landwirthschaft in einer, von allem 
»olitischen Parteiwesen und fremden Gewvalten unabhängigen Weise 
rein suchlich zu begründen. Wir können der Redact on, deren 
enge Verbindung mit dem Deutschen Landwirthschafterath und dem 
Congreß Deutscher Landwitthe eine gewisse Besorgniß nach dieser 
Richtung hin motioirte, unsere Befriedigung daüber ausjpeechen, 
daß sie diese Kippe vermied. Aut der cultur⸗technische Tbeil, 
welcher den Beirieb dec Land.virih'chafz und ihrer Zweige umfaßt, 
zeigt in seiner Haltung und Aocdnung eine große Sorgsalt und 
die Mitwirkung namhafter Fach näaner ; unter Anderm 
st es auch der Sprechiaal für die Aboanenten, welchet 
ducch die vediegene Form der Feagen ⸗ Erledig⸗ 
ung eifien werthoolln Theil dea Orzgans repräsentirl. Die, Deul⸗ 
iche Ladiorrthj hafiliche Presse“ erscheint zweimal wörhentlich und 
si ducch jed: Postansialt zum Peise von 5 Mark pro Quartal'zu 
eziehen 
——— ——— 
JZuusstrirte Jagdzeitung, Ocqan füc Jiad, Fischerel 
und Natuikunde. Heraus e eben von W. H. Nßsche, Koͤnigl. 
Oberfs ster. — Leipzig, Verlag bon Schmidt und Günther. 
— Vr. 24 d'eser beliebten Jagdzeitung enthält: Ueber die 
Wahl eines Jagdgewehrs. — Wuddiebsgeschichten don H. 
b. Glausewitz: Bruderliebe. — Prariehühner min Juustra⸗ 
lnon von Leutemann. — König Friebdrich Wilhelm J. als 
Jaer von Freiherrn von Drofter Hülsshoff. — Ein Rehbod 
mit Ed ähnen mit Illustranon. — Der schreiende Hirsch. 
Originalze chnung don Paufinger u. s. w. u. s. w. — Preis 
3 Mart halbjahr! ch in allen Buchhandlungen und Postan⸗ 
—X 
— 
— — —— — — »XALWEXE— 
Verantworilichet Redackeur: F. XR. Demenz. 
—