Full text: St. Ingberter Anzeiger

und herzliche Aufnahme gefunden, daß Ich es M'r nich! 
versagen kann, Eurer Königlichen Hoheit Meinen angelegent— 
lichsten Dank hierfür anszusprechen. Mit aufrichtiger Freund 
schaft und besonde rer Werthschätzung verbleibe ich Eurer 
Koniglichen Hoheit freundlicher Veiter, Bruder und Onlkel 
Wilhelm. 
sönliche Schwärmere'en bezeichnet werden. liefern der „Times“ 
Ztoff zu einem Artikel, in welchem sie den Belgiern emfichlt, sic 
durch die Radomontaden solcher Traumer wie Victor Hugo und 
stonsorten nicht bange machen zu lassen, da sie niemals sicherer 
gegen die Aggre sionen Frankteichs waren als nun. Eine Quelle 
der Gefahr sei nur in einer Wederherstellung des Kaiferreiche 
vochanden, aber die Beigier könaten versichert bleiben, daß sie jelbsl 
in diesem Falle ebenso sicher seia würden, als sie zu jeder Zeit 
der Grüadung ihrer Monarchie waren. Der einz ge Aggressiong— 
krieg, den ein Kaijerreich zu ristiren wagen darf. würde ein Krieg 
jür die Wiedereroberung von Eliaß und Lothringen sein. Ein Ver— 
such, Belgien zu annelt res, würde leinen Enihusiasmus in Fraut—⸗ 
tesch aufrühren, und alle Parteien feien zu schlau um icht einzu— 
sehen, daß es fowohl ein Fehler wie ein Verbrechen senn würde. 
Wenn de Belgier irgend einer weiteren Zusicherung bedürsten, 
lönnten sie dieselbe in der allgeinen Neigung Europa's finden. 
Ein Angriff auf ihr Land wuürde für einen so frevelhasten 
Exzeß gelienu. so großez Unheil antichten,d ß ihn von nehr Mächten alt 
England Wideerstand geleistet werden würde. Dann schließ: das Cityblat:: 
„Während wir die Franzosen von der Thorhent wie von der Un 
billigkeit irgend eines Wunsches, Begien zu annexrren, freisprechen, 
mussen wir sie? daran erinnern, diß der „ezenväctig Argwohn 
eine der Strafen für frühere Missethiten in. Sie verfi Len in 
die Gewohahent, zu glauben, daß es ihre Bsstimnang und sogar 
ihre Pflicht sei, de Dektatoren Europa's zu sein, und daz sie 
solche Agressionen, die, wenn von anderen Völkern verübt, füt 
färchterliches Berdrechen gehalten werden würden, unler e:was wie 
Beifall begehen dürften. Ihr Verstand sowie iht moralisches Ge« 
fühl verließen sir, wenn sie von der Mission Frankreichs sprachen. 
Die Franzosen, fürchten wir, dlicken wegen neuen Territoriums 
nach Belgien, ehe sie durch den Verlust von zwei großen Provin— 
zen gezüchtigt wurden, und die Belgier können die Gefahr nich 
vergessen, die sie liefen, Sie ist verschwauden. weil der Wunsch 
Elsaß und Lothringen wieder zu erlangen, den Gedanken an du 
Beschlagnahme Anwerpens verscheucht hat, aber die Franzosen ha 
ben ke'n Recht, sich darüber zu wundern, daß der Argwohn 
noch lebt.“ 
Debberan, den 25. September. 
Aus dem Großherzogthum Baden, 29. Sept. Den 1. 
Delober d. J. wird in Karlsruhe das 1. confessionell gemischte 
dehrerseminar des Großherzogthums Baden eröffnet, was um so 
mehr hervorzuheben ist, als in ganz Deutschland bis dato noch 
wenige derartige Anstalten bestehen; in der Rahe sind uns solch⸗ 
nur in Bamberg, Straßburg und Colmar belannt. Ween, wite 
demnachfi zu erwarten fieht, die confessionell gemischien Schulen in 
Baden obligatorisch eingeführt werden, so werden z.eifelsohne auch 
die drei übrigen badischen Lehrerseminare zu Karlsruhe (evang.), 
Fttlingen (tath.) und Meersburg (lath.) bald ihres confessionellen 
Characters euttleidet werden. Wie die meisten neueren Schulgefetz 
gebungen, so 4. B. das Schulgesetz für das Großherzogthum Hessen 
dom Jahre 1874, desgleichen das für das Großherzogthum Weimar 
bon demselben Jahre, und die Allgemeinen Bestimmungen vorn 
Jahre 1872) und andere ministerielle Verord ungen (1873) im 
ouigreiche Preußen, wie auch im Koöuigreiche Bayern, nur ernt 
facultative Einführung der Simultauschulen gestatten, indem sie die 
Bründung derselben im Wesentlich n in den Willen der Gemeinden 
legen, so regelt auch das badische Schulgesetz von 1868 diese An- 
gelegenheit in derselben Weise. Allein im Großherzogihum Baden 
⸗Nelches manchen deutschen Ländern im Fortschriile zum Musier 
dienen kann, beabsichtigt man noch einen Schritt weiter zu gehen 
und alle Gemeinden, welche mehrere Schulen verschiedener Confes 
sionen baben, gesetzlich zur Vereinigung ihter Schulen zu noͤthigen. 
Der Antrag zu dieser Reform ging zuerst von den Asgeordncten 
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zum Beschlusse, aber die 1. Kammer lehnte ihn ab. Die Regierung 
arbtitet aber eine Vorlaze über diese Angelegenheit aus, und 
we feln wir nicht, daß dieielbe auch durchgehen wird. In den 
Kreisen der Gemeinde⸗ und Vollsvertretungen, wie der Schulmänner 
Deuischlands ist man meist der oll zemeinen Einführung der Simul⸗ 
lanschulen zucgentigt. Viele größere Städte Deutschlands find in 
den lezten Jahren nach dieser Richtung hin vorgeganzen, (4. B 
neuerdings: Cölr, Nürnberg, Fücth, Müachen u. v. A.) und in 
Berlin sollen zwei neu zu errichtende Gemeindeschulen auf Antiag 
bes Stadtschulraihs Bertram confessionslos eingerichtet werden. 
Die Stadtgemeinden haben in desen Bestrebungen vollkommer 
Recht; denn durch diese Kommunölschulen beseitigen sie den con 
fefsionellen Hader, befordern den Patriorismus unter der Jugend 
und, was die Haupifache ist, sie gewinnen größere mehrgliederige 
Schulsysteme und durch sie erhöhte schulistische Leistungen und die 
Aufsi vt und Leitung der Schulen wird vom klerikalen Einflusse 
srei und geht in pädagogische Härde über, Aus diesen Gründen 
erklärte auch die letzte, von ca. 3000 Mitgliedern besuchte allgemeine 
deutsche Lehrerversammlung in Breslau fast einstimmig: „Die 
Iffentlichen, d. h. die Staats- und Gemeindeschulen sind in Bezug 
atuf Confession nicht zu trennen,“ und der Redacteurverband der 
padagogischen Presse Deueschlands beschloß iu Leipzig am 19. 
Maind J. u. A.: „Die Beseitigung der Confessionalschulen isl 
anzustreben. 
BVermischtes. 
f (uter Appetit.) Vor eiuigen Tagen konnte man in der 
Wirthschaft des Metz,ers Veltz in Zweibrücken eine Frau, von Watt— 
weiler sehen, welche eine Porlion Schwartenmagen, 14 Knachwürfte 
und 2 Wegfe verzehrtte; dann trank dieselbe zwei halbe Schoppen 
Wein. 
FKaiferslautern, 30. Sepi. Vom Minister'um 
des Junern wurde zur Gründung eines Gewerbemusenms für die 
Pfalz in Kasserslaute'n ein Beitrag von 2000 fl. zunächst jar 
das Jahr 1875 bewill gt. Maisersl. Zig.) 
Speier, 29. Sept. Nach der Abrech ung der Immo 
biliar⸗Brandassekuranz der Pfalz waren im Jahre 1874 im Gan—⸗ 
zen 104. 175 Haupt- und 117,796 Nebengebäude z dem Gesammi- 
wertte von 206,252, 700 fl. versichert. Es sind d'es 1222 Haupt- 
und 1170 Nebengebäude mihr als im Jahre 1873. Da von 100 
il. Versicherungskapital ein Beitrag von 7 kr. erhoben wurde, so 
e gibt sich eine Verfi erungs. Summe von 240,268 fl. 9 kr. An 
Brandentschädigungen wurde die Suume von 229,507 fl. 25 tr. 
ausbezahlt. SAie Verwaltungskosten detragen einschließlich der Re⸗— 
AuslLand. v sions und Visitationskosten und der Belohnungen für besondere 
Mailand, 29. Sept. Die „Perseveranja“ meldet, daß der dilfeleistungen dei Biänden und Euns hadigu mgen sür zugezogent 
Bejuch des Deutichen Kaisers nunmeht officiet anvezeigt sei und Zerl zungen ec. 6670 fl. Die Anstalt muß 1Broc. des Besnnmnn 
dessen Ankunft für den 11. oder 12. October erwartet werde hetrages der jä,rlichen Braudschäden zut Unterstützung des Feuer⸗ 
Der Aufenthalt des Kaisers werde 4 Taze darern. öojchwesens abgeben. Dies eine Prozent beträgt pro 1874 22985 
Es legen heute Rachrichten vor, weiche Verwidelungen zw s er fss.. wovon 700 fl. der Ausschuß des pfaälz. Feuer⸗ 
Sirdien und der Türkei als mözlsch erscheinen lassen, was natür erbandes zur Foͤrderung des Lösch vesens erhielt, während der Rest 
Ech dem Aufftaud in der Herzegowina einen bedeutenden Rackhal dieser Summe an 13 pfaätz sche G.me inden zut Anschaffung von 
geben würde. Es beßt naͤmtich, die Protte habe in Belgrad an⸗ Feueripriten und sopstigen LTdfchgeräuhen verihelln warden“ Dot 
gezign, daß sie eine kleine Insel im Drina-Fluß militatijch be. mit soich anbeleutenden Summen eine Träftige Hebu ig des Feuee⸗ 
sethen werde, de en E genthum zwischen Serbien und der Türket dschwesens .n unsetem Kreise nicht angestredt werden kann, dedatf 
streitig ist, die aber bisher ihatsächlich im Befitze Serbiens war. leiues Nach weises, und sollten statt des 1 pGi. mindestens 5 pCt. 
In dem jo. dann würde die in Serbien terrschende Aufrecu g! zur Unterstüstung des Feuerlöschm sens abgegeben werden tonnen. 
begreifliche weise sehr gesteigert werden, und es könnte leicht zu FSpeyer, 29. Sept. Soeden, Abeuds 6 Uhr, hat die 
einem Zusammenstoß lommen. Daß Regierung und Volksvertretung Prüsung fuür den Steuer⸗ und Gemeinde⸗Einnehmeteidienst geendet. 
einen folchen als nedatich erachten und sih darauf vorbereiten, geht üou den jugelassenen Candidalen war ener un erschienen und 
aus der Thatsache hervor, daß laut fürstl'chem Dectet die Skup- einer ist heuie Votgen don der Prüfung weggeslreben. Die Au 
schtina (Landtag), die bisher in Kragujevatz tagte, jet nech Bel ˖ gaben waren diesmal fehr schwer, schwerer als bei allen früher en 
grad üdersiedelt, das durch seine Lage wie als —18— ihr mehr Prüfungen. 
Sicherheit gewährt. Gerüchtweise verlautet, die Skupschtina habe) fF Jur Speyerer Schuldinst⸗ Exipeltanten⸗Prüfung 
in geheimer S tzung Gelder bewilligt, fuͤr den Fall, daß es zum wurden einberufen im Gauzen 58, es erschienen aber nur 47, wo⸗ 
Kriege kame. cunter 29 Protestanten und 18 Katholiken. Von den Geprüften 
Voundon, 27. Sept. Die neulich von Victor Hugo, und erhielten 10 die 2., 27 die 3. Role, 8 hnd durhgefallen, 
M. de Girardin bekund te Sehnsucht nach Belgien fowie die dadurch Aus der Pfalz. Watrend des Jagdjahrcs 1874 75 fin 
sranzösischerseits hervorgerufene halbamtliche Nole, worin die Ause in den fämmil'chen Staats-, Gemeinde⸗ und Privatjag den d 
laffungen der ersterwähnten Perfönl chleiten desavonirt und als per Pfalz folgende Wildgattungen erlegt worden: 259*Sauen 253