Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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Der Et. Apuberter Untzeitger dund das mit dem Haupiblatte verbundene Unterhaltauasblatt, mit der Dieastaze- VDonnerttagt⸗ and Sountag⸗ 
ammer erscheint wbqhentlie vierm al: Dinstag, Donner dtag. Sa 2taag ar Sparrar. Aoner ie ats orets aie crelia dria.2 Erxe. obte 
1 Mark 20 R. Pfa. Anzeigen werden Sit 4 Kerzr. die dreispaltige Zeile Blattichrift oder deren Raum berechnet. 
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Samstacg, ben n er 1875 
Deutsches Neich. in den Kram der Hetzer, bon denen wodbl keiner auf der Bildungek— 
München, 13. Okt. In der heutigen 5. öffentlichen Sitzung dufe Molitors siehen darfte. Nach Molitor erhielt der ebenfalls 
»et Kammer der Abgeordneten, welcher die sammtlichen Staats⸗ ultramon ane Abg. stopp das Wort. Unter großer Unrahe und 
ninister anwohnten, beschäftigte sich das Haus unter immensem ilna ufmerlsamleit, an der sich auch ein ziemlicher Theil der Rech⸗ 
Andtange des Publikums mit dir Berathung der Adresse an den den betheligte, entwickelte er seine Anschauungen über Wahlkreis⸗ 
könig. Berichterftatter Abz. Dr. Jörg motivirte in ein ündiger jeometrie wohl eine halde Stunde lang, so daß es hilb 2 Uhr 
Rede die Adresse unter fo tesetzten heftigen Angriffen gegen das vurde. Inzwifchen hatte der Abg. Freitag einen Antrag auf 
Ministerium. - Minister Dr. v. Lutz vertheidigte darauf eoenfall? Vertagung gestellt. Die Majorität des Hauses stimmte zu, die 
in einstündiger Rede die Haltung und Politik des Gesammtmini⸗ Ptinorität (Linke) war dagegen. So schloß denn die bisher wich⸗ 
vriums uud eiktlärte jede Rücksicht gegen die patriotische Fraction ligste Sitzung dieses Landtages. GEẽr. K.) 
in Folge ihres Auf'retens fallen lassen zu müssen. Das Ministe⸗ München, 13. Olu. Bei Scluß der heutigen ẽ bung 
rium gehöre keiner Partei an, stehe aber der Linken der Abgeorde der Kammer der Abg'ordneten waren zur Adreß Debatte noch 
netenlammer naher, weil die Versassung mit ibrer Bestimmung der Redner, jämmtlich von der patriotischen Fraltion vorgemerlt. Von 
Bewissensfreiheit und Confessionsduldung auch liberal sei, wogegen liberaler Seite will man sich, sofern es im Laufe det Debatte 
;ctzt die Klerikalen opponirten. Zu der Wahlkreiseintheilung bes nicht noch hesonders erforderlich erscheint, an derselben nicht mehr 
nerlt der Minister, die Regierung sei dazu genöͤthigt gewesen, weil detheiligen. Man glaubt deßhalb auch annehmen zu dürfen, daß 
nie tirchlich· Mitregierung den iand! dufigen Begriff des Constitu- in der morg'gen Kammersitzung die Adreß⸗-Debatte zum Abschluß 
is al 8mus zur Stablirung der Herrschaft der Kirche üder den gelaagen werde. * 
Staat mißbrauchen wollte durch Wahlhirtenbriefe und Wahlpredigten. München, 13. Oct. Abgeordnetenkammer. Abgeordn. v. 
In einer Diobcese wurde sogar ein verktaulicher Brief des Bischofs Stauffenberg rerlas in der Adreßtkebatte zum Schluß seiner meifter⸗ 
un den Klerus vertheilt, worin der Bischof dazu auffordert, daß haften Rede nachstehende von 76 liberalen Abgeordneten untetzeich⸗ 
der Klerus die Unzufriedenheit der Beböllerung mut der neuen nete Erklärung: 
politischesocialen Lage zut Erzi lung von der Kirche ersprieß!ichen „Gegenüber dem Apselen wußt dessen Annahme ihnen anges 
Wahlen benutzen möge. (Rufe rechts: Namene!) Minister Latz: sonnen wird, halten sich die unterzeichneten Mitglieder der Kammer 
„Bischof Senestreh.“ (Große Sensation.) Bezüglich des Passus der Abgeordneten Namens ihrer Wähler wie für sich zu nachfol⸗ 
Aber die Reservatrechte in dem Adreßen wurf erkennt der Minister gender Erklärung verpflichtet: In dem Adreßentwurf werden die 
darin nur eine Deaunciation. Der Minister weist darauf dem Anschauunzgen der uns enigegenstehenden politisch⸗kirchlichen Partei, 
Abg. Joͤrg aus dessen „Historisch politischen Blättern“ nach, daß die allein darin zum Ausdruck gelangen, für die Ueberzeugung des 
Jörg von Bayern für das großdeuisch-österreichtsche Karserthum gefammten bayerischen Volkes, zu dem unsere Wäbler und wir nicht 
ungleich groͤßere Opfer verlaugt als d'ie bayerische Krone jetzt für minder gehören, als unsere Gegner, ausgegeben. Wir verwahren 
Rleindeuischland gebracht hatke. Was das Ministerium nach 1870 uns gegen diese Entstellung des wahren Sachverhaltes. — Auf 
aufgegeben, habe Jörg nicht Fesagt, er wünsche das zu erfahren, das entschiedenste legen wir ferner Pcotest ein gegen den mit berech⸗ 
um dann antworten zu können. Der Minister schließt: Die künf- neter Redewendung unternommenen Versuch, nur einen Theil der 
tige Geschichte vird vielleicht die Geschicklichkeit des Ministeriums Bevölkerung als denjenigen zu bezeichnen, welcher allein die Treue 
zermissen, den bay rischen Patriotismus desselben gewiß nicht.“ und Anhänglichkeit an die Krone bewahrt hat und dadurch die 
Abg. Fehr. v. Stauffenberg bekämpfte Nameus der leberalen andete Hälfte des bayerischen Volkes zu verdächtigen — eine Ver⸗ 
Parte. die Adr sse in einer trefflchen, vielsa h von Beifall unter dächngung, welche, an die Stufen des Thrones gebracht, doppelt 
zrocheaen Rede, an deren Schluß er, auf die Form der Adresse verwerflich ist. — Wenn uns schließlich zugemuthet wird, Se. 
zingehend, etwa Folgendes srrah: M. H.! In dieser Adresse Maj. den König zu bitten, daß er Frieden mache mit seinem 
pricht der Herr Refecent (Jörg) roIstandig so, als ob das ganze Volke, so erscheint uns solsacs Herabziehen der geheiligsen P.rjon 
ʒayerische Volk hinter ihm stünde. Das ist absolut unrichtig. In des Königs in den Streit der Parteien um so unerhörter, als 
gdieser Adresse spricht der Herr Referent in ganz eigen hüsnlichen wir vou keinem Unfrieden wissen, der das Band zwischen Fürst und 
Redewendungen so, als ob nur derj nige Theil des baherischen Volk gelockert hat oder zu lock in droht. Wir bauen fest darauf, 
Doltes, den er und seine Freu de hier, dertreten, der ireue waͤre, daß Se. Maj. der Konig, dessen weiser, gerechter Regierung und 
As os uur dieser Teil des bayerischen Voltes derjenige wäre, wel dessen hochserzigen Entschlüssen Bayern und Deutschland schon so 
der unter allen Umständen seine Treu und Ahnhänglichket bewahrt grotzen Segen verdanken, wie bisher so auch ferner, getragen von 
jat. Das in. H. sind schwere; Kränkungen, welche wir uns nie der Liebe und dem Vertrauen seines Volkes, Recht, Gesetz und 
und nimmer gefallen lassen. Wir werden es uns nun und nimmer Frieden auftecht erhalten wird.“ 
zefallen lassen, daß sie in berechneter Weise sich als allein kayerisch: München, 14. Okt. Abgeodnetenkammer. (gortsetzzung 
'ezeichnen und und uns gleichsam aus dem Lande und der Aun⸗ der Ad.eßdebatte). Rußwurm spricht fur den Adreßenwurf und 
hänglichkeit an unser Land und unsern stönig hinauswe sen. (Ztürm. weundet sich gegen die gestrige Auslassungen von Lutz und Stauffen⸗ 
Braro, lnks). Meine Herren! Mit dieser Adresse ist die shwerste berg über dag Kirchenregiment; er führt aus, daß die Bischöfe 
Stötung des Friedens im Lande erfolgt, ich betrachte das Tisch- das Recht gehabt hätten, Wahlh rtenbriefe zu erlassen. Er verl'est 
uqh mit dieser Adresse zwischen uns alz zerschnitten. — Wir siund darauf aus liberalen Zeitungen versch'edene die Ultramontanen an⸗ 
s zunächst der Würde des Monachen, dann unserer cigenen Würde zreise de Artitel. Er schleßt mit den Worten; „Hiuaus mit den 
und der Würde des von uns vertretenen Voikes schuldig, uns in das Recht verdrehenden Wahlkreisgeometeen!“ — Schels (ultra⸗ 
»ine weitere Diskufsion über diese Dinge nicht einzulassen. Ich nonlan) jprichl ebenfallz far die Adresse und macht der livderalen 
etlaube mir jm Namen von 76 Abgeordnelen folgendez Altenstüct Pariei den Vorwurf, daß sie dem deutschen E.nheitssaat zust ebe. 
welches diese sämmtlich unkerschrieben haben, auf dea Tisch des Große Beweçung). — Stauffenderg ruft: „Dieser Saßz enthält 
dohen Hauses niede zulegen. mit der Bitte es dem Sitzungspröto⸗ den Vorwurf des Landesverrathes!“ Heerauf veläßt,die liberale 
olle einzuderleiben. Partei den Setzungssaal. —. Schels fragt, ob er einen Orduungs⸗ 
Es ergriff sodann noh das Wort der ultramontane Abg uuf verd.ent habe. Der Präsident erwidert, er habe nichts gehbrt, 
dr. Molitor.Die hochzespunnten Erwartuagen, die man von was einen Ordnungsruf v. rdiente. — Der Ministerpräsident er⸗ 
desem hegle, scheinen nicht eintreffen zu wollen. Nach den ersten llärt, die Minister könnten le der nicht den Saal verlassen, wie 
Saͤhen schon machte sich auf der linken Seite des Hauses die Mei die Linke; allein nach seinem Gefühl würden sie dies ihun. Schels 
aune geltend: „der schadet uns nicht.“ Er sprach ia rudigen, habe ihm darch Vorlesung von Schmähartikeln aus fremoen B.at⸗ 
a dersöbnlichen Tan⸗ ahber sernde diet⸗ Art an reden valnt nicht bern die Shamrfhe tieffser Entrüstung ila Gshe de reiebrä