Full text: St. Ingberter Anzeiger

ndem in diesen Tagen eine seiner eigenen Toͤchter nach jenem ser⸗ 
nen Lande abgereiet und zwar um die Gattin eines jungen Japa- 
iesen zu werden, welcher hier Medicin ftiud'rte und im lezten 
Jahre wieder in seine Heimath zucückkehrte, wohin ihm nun die 
Zraut nachfolgt. Dieselbe wird sich in Marsellle den auf der Heim⸗ 
eise begriffenen Damen der japanesischen Gesandtschaft am Wiener 
hofe anfchließen und in deren Gesellschaft die Reise über Suez 
mntreten. 
p Vom 1. November l. Irs. an hat in ganz Deutschland die 
rennzeichnung der auf Briefen und Begleitadressen ausgeworsenen 
horschußbetraͤge sowohl im internen Verkehre, als auch im Wech— 
elverkehre nicht mehr durch Vorsetzung des Wortes „pro? sondern 
ielmehr durch Voransetzung des Buchstabens „V stattzufinden. 
In Belgien predigte em schlauer Jesuit, konnte aber d'e 
MNänner nicht bewegen, seine Reden zu hören. Er verkündigte 
iun, er werde in seinem nächsten Vortrag Allen zeigen, wie Jeder⸗ 
nann in 5 Minuten ein paar Schuhe machen könne. Da war 
nie stirche gedrängt voll und der Pater benutzte die Gelegenheit,. 
nuch der Mannerwelt den Pelz gehörig zu waschen. Schließlich 
emerlte er dann, ert wolle ihnen nun auch sein Geheimmiß offen⸗ 
jaren, zog ein Paar Stiefel hervor und schnitt daraus mit einer 
zcheere in weniger als fünf Minuten ein Paar recht brauchbare 
S—chuhe. 
x Nach einer eben aufgenommen Erhebung des von den 
zluthen in Südfrankreich angerichteten Schadens haben 1635 Ge 
neinden in 12 Departements gelitten. In der Haute Garonne 
etragen die Verluste 42 Millionen Francs, im Lot-et⸗Garonne. 
4,946,000 Fr., im Trant-et Garonne 12,437, 803 Franes, im 
lxiege 5.240,000 Fr., in den Oberpyrenäen 9,290,000 Francs 
n der Gironde 4,973, 000 Fr., im Gers 3,810,000 Franks. 
Der Gesammtschaden ist 100,003,7 14 Francs und verihent sich 
nf 127,817 Personen. 
F Frankreich ist von dem koiserlich ottomanischen Bankerolt 
nielleicht am härtesten getroffer von allen eucdpäischen Staaten, 
und es wird daher Niemanden Wunder nehmen, daß in Paris die 
neisten Wiße über dieses Falliment genacht werden. Der Vor- 
chlag, den Medschidje-Orden „halb in Gold und halb in Papier“ 
uu tragen, ist jetzt schon antiquitirt; das Neueste ist eine Boule⸗ 
zard⸗Geschichte. Ein Herr fordert türkische Cigaretten und erhält 
ganz frische.“ Er findet, datz da verdammt wenig Tabak drinnen 
st. „Ja“, ist die Antwort, „Das ist die neue Mode; zur Hälfte 
Babier!“ 3 
k Im Departement Coreze fand am vorigen Mitwoch eine 
zroße Ueberschwemmung statt welche zwei Muͤhlen wegriß und 
nehrere Menschenleben zum Opfer forderte. 
7. Im Invalidenhaus zu Paris starb am 14. Oct. ein 
Heteran aus Straßburg, Namens Matheus, 85 Jahre alt. Derselbe 
urchschwaum vor der Schlacht bei Eßling die Donau and mneldete 
zie Ankunst Massina's. 
f7 An mehreren Orten Frankreichs wird schon über das 
ẽrscheinen zahlreicher Wolfe geklagt. 
f In L yon machte dieser Tage ein preußischer Ulane in 
joller Uniform unliebsames Aufsehen bei dem Pobel, der ihn 
nuspfiff. Die Polizei brachte heraus, daß es ein elsässischee Des⸗ 
erteur aus Winßenheim bei Colmar war, der in Honnovet garni⸗ 
onitte und für einige Wochen in seine Heimath beurlaubt war. 
fLondon, 22. Olt. Die Vorarbeiten zu dem untersee⸗ 
chen Tunnel zwischea Frankreich und Enagaland jollen im Laufe 
er naͤchsten Woche mit Bohrung eines 100 Metet tiefen Schachtes 
jei Calais begonnen werden. (A. 3. 
London, 23. Olt. Ueber die schrecklichen durch die 
leberschwemmungen angerichteten Verheerungen und die in den 
thzten Tagen an der Ostküste stautgefundenen Unglüdsfälle liegen 
och folgende Ber'chte vom gestrige Tage vorꝛ. In Aylesbury 
aben die Regengüsse auch gestern noch angehalten und das Thal 
ind die ganze Nachbarschaft überschwemmt. Aus Cambtidge wird 
emeldet, daß die Ouse seit gestern Morgen un zwei Fuß gestie⸗ 
jen und noch immer im Wachsen begriffen ist. Viele Laden stehen 
nter Wasser, das über die Ufer getreten ist und Godmanchester 
u überfluthen droht. In den benachbarten Dörsern Alconbury, 
zucden und Offord sind die Bewohner gezwungen gewesen, sich 
n die oberen Stockwerke zu flüchten. In Derby, wo die Fluth seit 
estern Morgen im Fallen ist, hat sich ein Comite zur Unterstü⸗ 
ung der Hülfsbedürftigen gebildet, das Böte ausgeschidt und die 
n den oberen Stockwerken vom Verlehre abgeschnittenen Einwohner 
nit Brod versorgen lätzt. Auf mehreren Bahnen ist der Güter⸗ 
ino Personenderlehr vpoustäudig eingestellt, da das Wasser so hoch 
deht, daß es den mit den Kuppeln des Waggons beschäftigten 
Irbeiteen bis zum Gürtel reichte. In Nottingham ist das Wasser 
dher gestiegen, als im Jahre 1852 und verschiedene Theile der 
Stadt, die damals troden blieben, find jetzt überschwemmt worden. 
Das am Trent liegende Land bildet einen einzigen ungeheuren 
Seen Die Streaßen sind zu Canßleas umgewandelf. d⸗ nur witltelsf 
göten und Wagen zu passiren find. Viele Einwohner haben in 
en höheren Theilen der Stadt Zuflucht suchen müssen; in vielen 
Fabrilen find die Feuer ausgelöscht, so daß die Arbeit hat einge⸗ 
nellt werden müssen. Die Verbiudung mit den umliegenden Dör⸗ 
sern hat, da die Wege zu Wagen nicht mehr zu passiren waqren, 
nufgehört. Korn aund Heuhaufen sind fortgeschwemmt, Vieh' ist 
ttrunken. Leider sind auch mehrere Menschen um das Leben ge⸗ 
ommen. Ein Reiter ertrank saumt seinem Pferde, ein Wagen, 
nuf dem sich außer dem Fuhrmann 14 Personen befanden, verfehl⸗ 
e den Weg und fiel in eine zwölf Fuß tiefe zGrube; von den 
Passagieren konnten leider nur sieben gerettet werden, trozdem so⸗ 
ort ein Boot zue Hülfe herbeieilte. Aus Aberdeen wird gemeldet, 
duß der Sturm noch mit ungeschwächter Kraft wüthet und daß 
zie See fseit zwölf Jahren nicht so hoch gewesen sei. Dazu kam 
nioch, daß das Wetter nebelig war und die KLeuchtfeuer deshalb 
nicht gesehen werden konnten. Der Untergang des Schoners, Joha 
Murray“ mit seiner ganzen Maunschaft it bereits mitgetheilt. 
Hestern Morgen strandete die schwedische Brig,Snperior.“ Ka⸗ 
zitän Nystrom, auf derselben Stelle; die ganze Manschaft kam 
n den Wellen um und ebenso auch diejenige des sfüdlich von 
5tonehaben gestrandeten englischen Schoners, John und Isabella 
Sinith.“ 
Das von London noch Melbourne abgegangene Auswander⸗ 
chiff Strathmore“ mit etwa 90 Personen an Bord, ist an seinem 
Bestimmungsort nicht angelommen, so daß sein Untergang als 
siicher angenonmen wird. 
4 Ein in England neuester Zeit patentirtes Verfahren, um 
die verschiedensten Nahrungsmittel längere Zeit vor Verderbniß zu 
chüzßen, verdient seiner Einfachheit wegen Beachtung. Dasselbe 
esteht darin, daß man Fleisch, Fische, Gemüse u. s. w. im frischen 
zustande in eine mehr oder minder concentrirte Lösung von essig⸗ 
auerem Ammoniak taucht und hittauf an der Luft trodnen läßt. 
dandelt es sich um Aufbewahrung für längere Zeit, für mehrere 
MNonate oder Jahre so packt man sie in Büchsen oder Fässer, 
velch? mit genannter Salzloͤsung gefüllt find. Beim Kochen und 
gtaten auf solche Art zubereiteter Artilel entweicht das essigsauere 
Immoniak mit Leichtigkeit und vollstaͤndig. Wie bekannt, war 
chon früher zu demselban Zwecke essigsaueres Natron in Vorschlag 
jekommen; da letzteres aber durch die Zubereitung in der Külche 
nint entfernt werden kann, so nehmen die Speisen davon einen 
ützlichen Gesch nack an. .. Die mit eisigsauerem Ammonialk 
hehandelten Nahrungsmittel dagegen haben durchaus keinen Neben⸗ 
jeichmack und sind nach übereinstimmenden Angaben in dieser Hin⸗ 
icht von Nahrungsstofsen in frischem Zustande nicht zu unterscheiden. 
F In Rußland dürfen Opecn, wie Rossini's „Wilhelm Tell“, 
dortzing's ,Zar und Zimmermanu,“ Meherbeer's „Hugenotten,“ 
richt auf die BVühne der anstößigen Texte wegen. Aber man weiß 
sich zu helfen. Am 13. September ist, wie die „Köln. H. Z.“ 
meldet, im Rigaer Stadtrheater „Wilhelm Tell“ doch gegeben 
worden, aber unter dem Titel „Karl Kühne.“ Dieser Herzog 
von Brgund sang die Partie Geßler's. Tell hieß auf dem Zer⸗ 
del ,Rudolph Doppergupel. Anführer dreier Kantonets, und vor 
einer Wohnung „am Neuchateler See“ spiel. der erste Alt. In 
aillem Uebrigen war die Oper ganz unverändert. Die Lorting'sche 
Dper wird in „Flandrische Abenteuer“ und Petec in Maximiliun 
amgetauscht und Meherbeer's „Raoul und Valentine“ dürfen keine 
Franzosean, sondern müssen Engländer, d. h. Puritaner und Ang⸗ 
taner sein. In den Vollksbücheen sind zwei Lieder durch Censur⸗ 
hwärze unleserlich gemacht, nämlich „Denkst du daran, mein 
apferer Lagienka“ und „Als Noah aus dem Kasten war“. 
f In Tula (Nußland) hat es am 18. Oci. so geschneit, daß 
in Bahnzug stecken dblieb. Auch in Norddeutschland ist an diesem 
Tage Schnee gefallen. 
In Southampton hat die Polizei dieser Tage bei 
inem Leichenbestatter 13 Kinderleichen entdeckt, welche unter den 
ellerplatten verstect waren. Die Stadt ist in großer Bewegung. 
7 Zu Jefferson in Florida verurtheilte ein schwarzer Richter 
eine eigene Ehehälfte zu 3 Monaten Gefängniß, weil sie eines 
von seinen Hemdeu gestohlen hatte. Damit waͤre noch die alt⸗ 
röhmische Gerechtigkest übertroffen, wenn man nicht annehmen müßte, 
der Cato habe das Hemd nur als Vorwand denutzt, hinter dem 
er seine Rache für eiwas Anderes veiborgen hat. 
4 In Siam entscheidet einem englischen Konsularberichte zu⸗ 
olge ein Richter in einem Prozesse, in welhhem Zeugen nicht vor⸗ 
handen sind, über Schuld oder Unschuld nach der Länge der Zeit, 
velche die beiden Parteien unter Wasser zubringen können. 
4 In 88 Tagen um die Erde herum. Die schließlich doch 
nur auf dem Papiex stehende ,Reise um die Welt in 80 Tagen“ 
st in Wirklichkeit beinahe erteicht durh eine Reise um die Erde 
n 88 Tagen. Diese strapaziöse Tour hat indeß nur ein Brief 
ucückgelegt, den ein Hetr in New York an Jemanden in Yoko⸗ 
hjama, aliso um die halbe Erde via England und Brirdist schickte, 
nit der Rifte ihn sofart nach Empfang neu au counertiren und