Full text: St. Ingberter Anzeiger

fBerlin, 6. Nob. In der Luisenfladt wurde i 
Zeit m hrfach die Wäsche don den eee ee lge 
Vlittwoch gelang es endlich, zwei solche Spitzbuben zu verhaften. 
Beide sind schon bestrafte Schornsteinfegergesellen, die in der Art 
geme nfam operirten, daß der eine, im Schornsteinfegeranzug und 
unter dem Vorgeben, des Fegens wegen das Dach bestehen zu 
müssen, von dem Hausherren den Bodenschlüssel verlanate, während 
sein Genosse „in Civii“ auf der Treppe harrte. Beide gingen 
dann hinauf, nahmen die Wäsche von dea Leinen und verpackten 
pieselben zun Transport; während nun der Weiß die Beute in 
Sicherheit brachte, lieferte der Schwarze mit größter Unverfroren 
deit die Schlüssel beim Hauswirth wieder ob, und bis zur Ent⸗ 
dedung des Diebstahls herrschte ahnungsloje Ruhe im Hause. 
F. Am 4. Nov. Mittags kam es — so wird dem ‚Rh. q 
geschrieben — auf dem Bahnhofe zu Ems z aischen nach Nassau 
abgehenden Rekruten und deren Begleitern zu e ner Schlägert', dei 
welcher es blutige Adpfe absetzte und einer der Ve leiter einen lebens 
zefahrlichen Stich in das Genck erhielt. Abends bei der Heimfahrt 
Jab es auf dem Nessauer Bahnhof wieder Streit, bei welchem ein 
58 so gestochen wurde, daß er in der nämlichen Nacht ver⸗ 
ied. 
4 Eine schoͤne Stiftung. Der verstorbene Maurermeister 
Friedrich Honroih hat sein etwa 800,000 Mark betragendes Ver⸗ 
ndgen der Stadt Biaunshweig zur St ftung einer Wohlthätigkeits⸗ 
anfialt für alle dülfsb dürftige Bürger und Bürgerinnen Braun 
sqweigs letztwillig vernach. 
FKarlsruhe, 9. Nov. Heute Abend 5 Uhr 50 Min. 
zereignete sich im hiesigen Bahnhof ein Eisendahnunfall, indem der 
nach Pforzheim abgehende und der von Heidelberg ankommende 
Personenzug mit einer Rangirmas hine zusammenstießen. Unrichtige 
Weichenstellung soll die Ursache dein. Verschiedene jchwere Ver⸗ 
— sind vorgekommen, jedoch Menschenleben nicht zu be⸗ 
azen. 
4 Friedrich hafen lam Bodenfee), 8. Nov. Auf 
den feit mehreren Tagen vorherrschenden Foͤbn folcte heute Nach 
xittag Weststurm, welcher den See mächtig auftegt. Bei Wasser⸗ 
zurg wurde ein mit 8 Eisenbahnwagen geladener baherischer Tra⸗ 
ectiahn durch den Sturm ans Land geworfen. Von einem Ge⸗ 
ude der hiesigen Lederfabrik ist ein Blechdach aufgehoben und auf 
deu Dachstuhl eines Nebengebäüdes geworfen worden. 
— Ein psychologisches Räthsei.) Aus Krems schreibt man: 
Vor Kurzem warten auf einer Wiese naͤchst dem Dorfe Triglas 
Bezitk Dobersberg, Kreis Krems) dec zwölfjaͤhrige Knabe Johaun 
Fraisl, das noch unmündige Mädchen Atonie Dürneder und noch 
ein zweites Maͤdchen mit der Veehweide beschäftigt. Die drei Kin⸗ 
der waren lustig und guter Dinge, und vern ieben sid die Zeit 
nit verschiedenen Spielereien. Später legte sich das Mäd hen 
Antonie Dürn⸗eder auf die Wiese nieder und schlief ein. Der 
Znabe Johan Fraisl ging auf das schlafende Mädchen zu und be⸗ 
tracht ete es eine Zeit lang. In diesem Augenbl ce eiwachte in 
ihm der unheilvolle Gedanle, das Mädchen zu verbrennean. Er 
ammelte Laub und trockenen Kuhm'st, sireute Alles auf den Koͤrper 
des schlafenden Mädchens, und zündete mittelst eines Streichhölz⸗ 
hens das Laud an. Die Flammen schlugen alsbald über das 
schlasende Mädchen empor, und als das andere Mädchen das Entsetz⸗ 
jiche sah, schrie es dem jungen Mörder zu, er möe doch das 
Feuer djchen. Allein Johann fand Gefallen an diesem Schau 
piele und antwortete: „Lasse die Antonie nur verbiennen, sie 
sommt zu den Eageln.“ Der Wind zerstreute die Asche des der⸗ 
Frannmen Madchens, und die verzweiselten Eltern konnten nur mehr 
die dertohllen Knochen ihres Kindes sehen. Gegen den Nnaden 
Johann Fraisl wurde beim Bezirksgerichte Dobersberg die Siraf⸗ 
anzeige gemacht. Die Bedörde duürfte etwas mehr Licht über diesen 
mystetidsen Vorfall verbreiten koͤnnen. Piychologisch mertwürdig 
muß diese Thatsache lmmer bleiben, um so mehr,da jede Rachsucht 
und Gehassigleit ausgeschlossen ist und der Anabe leinen plausiblen 
Brund fur seine enisetzliche Handlungsweise anzugeben vermag. 
p Da'ris, 8. Nor. Der „Messager de Paris“ dberichtet: 
Heute Vormittag haben die Rorde und die Süd⸗ Tramway ⸗Gesell⸗ 
Fast in Gegenwari des Oberingenieurs des Departemenis eine 
Probe mil einer ileinen Dampflocomotive von 6—7 XX 
zemacht, mit der man das gewöhnliche Gespann erjsetzt hatte. Die 
Maschine macht kein Geräusch, erzeugt auch keinen Rauch, macht 
also die Pferde, die ihr auf der Fahrt begegnen, nicht scheu, und 
hat 12 Kilometer in der Stunde zurlickgelegt. Der Versuch ge⸗ 
ichah von der Poͤrte de Chatillon aus bis zum Bahnhof Mont 
darnasse durch die Straßen Chatillon und Otleans, Boulevard 
Enfer und Bpyuledard Moniparnasse. Die Wigen, welche mit 
dem Tramwah (Pferdebahn) sich kreuzen oder parallel gehen. ge⸗ 
wahren diese Aenderunz oicht einmal. Wie brauchen nicht zu 
sagen, welche bedeutenden Ecsparnisse die beiden Gesellichasten aus 
er Ersezung der Pferde durch den Dampf erzielen. Das Pꝛob 
im sqhien allen zugegen gewesenen Personen geldst zu sein. 
r Ja Benedig slarb am 1. Nov. der schon seit einige. 
Jahren dort weilende Major v. Maler aus Karlsruhe, ehemaliger 
ʒadischer Geschäftaträger in Rom ,- bekannt als Kunstsammler und 
einer Kenner. Seine hochinterefsanten Sammlungen soll er dem 
Deutschen Reiche, sowie einen bedeltenden Theil seines Vermögens 
zu Sruipendien für Bildang junger Arch'tekten testamentarisch be⸗ 
timmt haben. 
F In Konss antinopel besteht eine deutiche Schule, die 
204 Kinder in drei Klassen zählt. Das Lehrerpersonal besteht 
aus einem Vorstand, drei Lehrern und einer Lehrerin. Vom 
deutschen Neich erhält diese Schule einen jährl'chen Zuschuß von 
24,000 Mart. 
fFœ Hu nphrey Nichols, ein reicher Fabrikant aus Manchester, 
)et innerhalb weniger Jahre den Wohlthätigkeitsanstalter in Man⸗ 
hester und Umszebung üder hundert Tausend Litr. spend.te, ist die⸗ 
ser Tage im 87. Ledensjahre gestorben ·.. 
F Die Klapperschlange ia der Medizin. Der von der heuti⸗ 
gjen Wisse schaft noch immer als incurabel bezeichnete Gelenk⸗ 
Rheumatismus tritt nirgend mit solcher Hefligkeit auf, wie in 
Texas, wo der in den Winterm naten häufig genug vorlommende 
Ten peraraturwechjel von — -100 bis — 50. Réaumur innerhalb 
einer Stunde dieses Leiden ganz besondert befsördert. Es ist nich' 
hne Interrsse, das die Behauptung alter Einwohner von Texas, 
in der Klapperschlange das Heilmiltel gefunden zu haben, bereits von 
dortigen Heilkünstlern bestätigt wird. Man sagt, daß das ausge⸗ 
bratene Fett des giftigen Reptils von so penetrirender Wirkung 
jei, daß es die Poren steineichener, ja sogar eiserner Gefäße in 
urz em durchdringe und nur ia mehr als fingerdickem Krystallglase 
einigermaßen aufzubewohren sei, jedoch auch hier seine Wirkuag bald 
zurch haarfeine Risse und Spaltungen bemeilbar mache. Bestä⸗ 
rigt sich diese Eigenschaft des Oeles, so ließe sich allecdings für die 
oben genannte Krankheit ein Resultat nicht so schlechtweg in Abrede 
ttellen, und würde sich dadurch das vielfach bemerkte Factum be⸗ 
tätigen, das gerade den Gegenden, welche die Natur mit dem 
lebermaß einer Plage bedacht hat, gleichzeitig auch das Heilmittel 
ges henkt ist, wie den Fiebergegenden das Chinin ꝛ2c. 
. Eine Antwort Madk Twaias. Einige der neueren Aerzte 
behaupten, daß lein Nihrun smittel in solchem Maße Phosphor in 
den mienschlichen Organismus einführe, als das Fleisch der Fische, 
Austern, Krabben und Hummern, und daß ein Volk, dem diese 
Benüsse reichlich zu Gebote ständen, wie die Amerikaner und Eng⸗ 
änder, nothwendig ein besonders scharf und tief d'nkendes sein müsse, 
da der Phosphor auf das Gehirn einen wunderbar lkrafigen Eir 
Juß ausüübe. Hieruber noch etwas in Zweifel, fragte ein ameri⸗ 
anischer Autor, bei Uebersendung eines Manuskriptes, den berühm⸗ 
sen Humoristen Mack Twain, ob er es für rathsam erachte, daß 
ein Literat möglichst viel Fischnahrung zu sih nähme. Madk Twain 
durchflog das umfangreiche Opus und erwiderte dann dem Frage⸗ 
st ller; daß. nech Kenntnißnahme von dem Manuskript und in An⸗ 
deracht dessen, daß phosphorhaltige Fischnahrung sehr gut für das 
Bebirn sei, er ihm nur rathen koöͤnne, mit einem Paar nicht zu 
kleiner Wallfische den Anfang zu machen, ehe er an neue Schrift⸗ 
tellereien gnge.“ 
Diensfetßnrachrichten. 
Die kath. Pfarrei Hayna wurde dem Pfarrer H. Berger in 
Arzhein übertragen. 
—EIXXV Pfarrde rweser 
n Erfweiler; Caplan Brittinger in Erfweiler zum Pfarrv rweser 
n Rubenheim; Caplan Krebs in Niederk rchen zum Pfartrderweser 
zaselbst; Caplan Huber in Landau zum Pfarrverweser in Fischbach 
rnannt. 
der Vorstehbhund, dessen Jeugung. Parforce⸗, Stuben⸗ und 
Felddressur nach dem Ausspruche erfahrenet Waidmannet und 
erbrobter alter Jäger. 2. Auflage. Leipzig, Schmidt und 
Bünther. Preis 60 Pf.. 
Diese kleine Schrift ist soeben in neuer Auflage er⸗ 
sch'enen, wohl der beste Beweis, daß sie in dieser kurzen 
Fassung allen Hundeiiebhabern gefällt, wir wollen deshalb 
nicht dersanmen, darauf aufmerksam zu machen. 
— — 
Wir machen hierdurch auf die im heutigen Blatte stehe nde 
Annonce det Herren Kaufmaunnund Simon ien 
damburg besonders aufinerlsam.“ Es handelt sich hier ur 
Driginal⸗Loose zu einer so reichli mit Hauptgewinnen ausgestat⸗ 
elen Verloosung, daß sich auch in unserer Gegend eine sehr leb⸗ 
hafte Betheiligung voraussetzen iaäßt. Dieses Unternehmen verdieb⸗ 
as volle Vertcauen, indem die besten Staatsgarantien geboten 
ind und auch vorbenanntes Haus durch ein steis streng reelles 
dandeln und Auszahlung zahlreicher Gewinne allseits bedannt ist. 
. gathetttarvvevtuttchethhatdeehettedcteS⸗