Sl. Ingberler Anzeiger.
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41 38. Dienstag. den 7. März
1876.
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Deutsches Reich.
Muünchen, 3. Febt. Der preußische Gesandie in Manchen
Frht. v. Werthern, ist zum Wirklichen Geheimen Rath mit dem
ßradilat Excellenz“ ernannt worden.
Aus Viünchen, 4. März. Auf die Freytag'de Erllaͤrung
entgegnete Minister v. Pfehschner in scharfer Weise: Uater Foͤr⸗
deralismus verstehen verschiedene Standpunkte sehr Verschiedenes:
er Ger Minister) protestire gegen die Auffassung, welche die Ul-
ramontaneu seiner neulichen Erklaͤrung bezüglich der Reichsbahnen
gegeben.
München, 4. März. Wie man in unseren Geschäftskreisen
vernimmt, beabsichtigt der Finanzminister von den zu Etsenbahn⸗
hauten bewilligten Crediten in nächster Zeit eine weitere Samme
zu emittiren und joll ein 4*3-procentiges Anlehen beabsichtigt
sein. Die Nadricht von dieser Aalehens⸗Emission wird als Grund
bezeichnet, daß der Court der bayerischen Staatspapiert seit gestern
Awas gedrückt ist. (A. Z.)
Maunchen. Die nächste Sitzung der Abg. Kammer ist auf
Dienstag den 7. März anbderaumt. Tagesordnung. Erste und
weite Berathung der Gesetzentwürfe: 1) die Gerichtsvollz eher ⸗Otd⸗
nung betr. (wonach die Frist zur Vorlegung einer solchen bis zur
Finsührung der deutschen Civilprozeßordnung verlängert werden
loll), 2) die Aufhebung der Augeburger Zahltage beir., 3) die Ab⸗
inderung des Urt. 472 des in der Pfalz gellenden Strafptozeß⸗
gesetzbuches betr. Dieser Gesetzentwurf lautet:
An Stelle des Ärtilkels 472 des in der Pfalz geltenden
Strasprozeßgesetzbuches tritt folgende Bestimmung: Ein Auszug
dus dem verurtheilenden Erkenntnisse wird innerhalb einer Woche
nach der Verkündigung auf Betreiben der Staatsanwaltschaft in
einem dazu geeigneten öffentlichen Blatte belannt gemacht. Nebst⸗
dem wird ein salcher Auszug in der Gemeinde, in welcher
der Verurtheilte seinen Wohnitßz, oder in Ermangelung des⸗
sen seinen letten Aufenthalt hatte, ferner an dem Siße des
Schwurgerichtshofes und des Untersuchungsgerichis öͤffentlich
angeheftet. Eine Abschrift des Urtheils ist binnen gleicher Frist
der Regierung der Pfalz, Kammer bder Finanzen, zu übersenden.
Die Wirkungen dir Urtheilsvollstredung treten mit dem Zeitpunkte
an, in welchem ausweislich des hierüber errichteten Protokolls die
letzte offentliche Anhestung debß Uriheilsauszuges etfolgt ist. Gegen⸗
— Gejsetz triit mit dem Tage seiner Verkündigung in
raft.“
Die Moiive sagen, daß die in Art. 472 eit. vorgeschrie bene
Art der Urtheilsvollstieckung (Anheftun des Erkenntnißauszugs
durch den Nachrichter an einen Pfahl auf einem oͤffentlichen Platz)
den Anschauungen der Gegenwart nicht mehr entspreche.
f Kaiserblautern. Acht hiesige Manufakturisten ver⸗
ffentlichen nachstehende Ecklärung: „Da im deutschen Großhandel
eine kürzere Zahlungsfrist eingeführt ist, so müssen auch wir auf
raschen Eingeng unserer Ausstände sehen, und sind deßhulb nicht
meahr in der Lage, den unsern resp. Abnehmern gewährten Kredit
ber sechs Monate auszudehnen, was wir hiermit mit der Bemer⸗
tung deröffentlichen, daß wir hbei allenfallsiger Ueberschreitung die⸗
jer Frist Zinsen zu berechnen gendihigt sind.“
f Der „D. A.“ meldet aus Dürkheim, 3. März: Wie
hoch die Liebenswürdi keit der bayerischen Postgeister geht, beweist,
haß heute morgen ein Briefträger einem auf dem Dache des Stadt⸗
hauses arbeitenden Schieferdecer wahrscheinlich ein Billet doux
in Richtachtung aller Lebensgefahr durch Erll mmung einer Feuer⸗
Aler biß in die höchsten Regionen beförderte, und der Brief war
aicht einmal „recommandirt“.
p Kirchdeimbolanden, 4. Marz. In Folge der naffen
Witterungen der letzlen Tage ist eine Strede von ea. 30 Meter
Im Eisenbahndamm in der „großen Curveꝰ zwischen hier und
Morschheim gerutscht und konnte der heute Abend 5. 35 füllige Zug
„on Aljzei die bett. Stelle nicht passiren und mußte an der Brucke
der die Kaiserstraße am steinernen Berg halten. Die Passagiere
nach beiden Richtungen mußten aussteigen und über die beschädig⸗
en Stelle behufs Wagenwechsel zu Fuß gehen. (R. W.)
F Aus der Pfalz. Die nächste Prüfung für den Einjahrig⸗
Freiwilligen ⸗Dienst nimmt am 183. Matz, Borminags 9 Uhr, im
Saale des „Wittelsbacher Hofeb“ zu Spiyer ihren Anfang.
Aus der Pfali. Lin Handler von Friesenheim ver⸗
aufte nach Kuhbach eine Kuh, an der scheinbar Hoͤrner, Schwanz
ind alles vorhanden war, was zu einer techtschaffenen Kuh gehört.
Als aber die Kuß am zweiten Tage in Kuhbach „gestriegell“ wurde,
ijel zum Schrecken des Besitzers der Schwanz ad und bei nauerek
intersuchung ergab sich, daß derselbe nur durch Faden dem Thiere
ingebunden war. Eine schwanzlose Kuh aber glaubte man in
duhbach nicht behalten zu dürfen und soll die Angelegenheit zwi⸗
chen Kaufer und Verkäufer bei Gericht anhaängig fein.
f Bad Nauheim. Dienstag den 29. Febr. wurde in der
Zofhasselhacer Jagd durch Heren J. Koch die erste Schunepfe auf
zem Strich geschossen und mehrere gekühlt; gestern schoß derselbe
Schühe die zweite. Den Jagdregeln nach müßten wir hiernach
zinen frühen und sehr guten Sommer bekommen.
Detr Reichslaniler Futst Bis marck hat von dem zu Port⸗au⸗
Prince anfässizen Kaufmann, Herrn Louis Jaäger, einen Ballen
zes feinsten Haytischen Kaffee's zum Geschent erhalten. Herr
Jaͤger, ein geborener Badenser und begeisteriet deutscher Patriot,
sat sich inmitten der aus Franzosen und Negern bestehenden Be⸗
zölketung ein e ht deutsches Herz und lebhaftes Interesse für die
Tnifaltung des neuen Reichs bewahrt. Er hat durch Vermittlung
eines ihm befreundeten Berliner Schriftstellets seine Huldigungse
zabe dem Reichskanzler anbieten lassen, und Fürst Bismacck die⸗
selbe mit freundlichem Dank für den Geber angenommen.
f Für die Kombattauten des Krieges don 1870 - 71 dürfte
eg von Interesse sein, daran zu erinnern, daß die djãhrige Frist
sur Geltendmachung von Penfionsansprüchen auf Grund einer in
enem Kriege erlittenen Dienstbeschädigung mit dem 20. Maisc.
blauft. Mit demselben Termine exlischt fur die bereits ausge⸗
chiedenen resp. in Siellen für Garnisondienstsfähige übergetretenen
Theilnehmer am Kriege pon 1870 -71 das ihnen gewaͤhrte Aus⸗
nahmsrecht, diese Pensionsansprücht nachträglich zur Geltung zu
bringen.
— In diesem Jahre feiern 8 command'rende Generale ihr
Amtsjubelfest: General v. Kirchdach, Commandeut des 5. (posen⸗
niederschlefischen), Genetal v. Bartjekow, Commandeur des 1.
orcuß) und Genetal v. Bose, Commandeur des 11. (hessen⸗
rassauischen) Armeekorpb; ferner der Gouverneur der Festung Metz,
Jeneral b. Schmidt, und der General⸗Auditeur des Heeres, Fled.
Ausland.
Paris, 6. Mätz, Mocgens. Von 107 Stichwahlen find
45 Requllate bekannt; darunter sind 24 Republikaner und Radi⸗
ale, 10 Bonapartisten und 3 Legitimisten (9) und Conjervativ⸗
Fonstsiutionesle. Unter den Gewählten befinden sich die Radicalen
Raspail, Nequet, Dupoital und Lockroy. Der Bonapartist Naoul
Duval ist im Departement Eure gewählt worden.
Allen Carlissen, welche sich bis zum 15. März unterwerfen,.
wird Amnestie gewährt.
Rom, 3.“ Marn. Abends. Graf Ledoqchowski ist heule Nach
mittag hier eingelroffen. Er wurde am Bahnhofe von dem Car⸗
dinal' Vorromeo, Monsignore Vanutelli und den Rackoren und
Zoͤglingen des deutichen und dolnischen Collegiums empfangen.
Vermishtes.
F Kaiserzlautern. Auf Vermiltlung des Hen. Reg.
Präsi. v. Braun hat das Kultusministerium aus einem Died sitions—
tond für gewerbl. Zwecke dem pfälz. Gewerbemuseum einen Grundungs⸗
deittag von 12,000 Mark zugewiesen.