8* s. J ngberler Anzeiger.
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M 39. Donnerstag. den 9. März 90 1876.
Deutsches Reich.
Munchen, 6. März. In det heutigen Sitzung der Abge⸗
ordnete nkammer gelangten die Nachweisungen über die Verwens
zunz der Staatseinnahmen füt 1874, s dann der Bericht des
Fommissare der Kammer bei der Sta usschulden⸗Tilgungscommiffion
zur Berathung. Bei dem lezieren Gegenstand sollen über den Ab—
schluß des leßten Eisenbahn-A. lehens im Betrage von 60 Mill.
Mark sehr scharfe Aeußeruugen gefallen sein, die wahrscheinlich bei
Fe demnächst stattsindenden Berathung des Berichts in den Kam⸗
nern wiederholt werden. — Was die durch die Bejschlüsse des
Finanzausschusses aufgeworfene Frage der Beamtengehalte betrifft,
d wird versichert, daß das Gefammiministerium in dieser Beziehung
un Se. Majeftät den König bereits Vortrag erstattet hat. — Die
Zammer der Reichsräthe hat heute ohne Discussion dem Gesetzent⸗
vurf über die prov. Steuererbebung zugestimmt.
Munchen, 7. März. „Die Koir. Seckendorff“ schreibt:
Wie heute in Abgeordnetenkreisen (welcher Fraltion 7) verlautet, soll
Minister v. Luß Willens sein, sein Porlefeuille niederzulegen. (2)
Da das Gesammiministerium in seinem dermaligen Bestande sich
vied erholt für solidarisch erklärt hat, so dürfte obige Willensaußerung
)»es Hrn. v. Luß vielleicht als Symptom einer bevorstehend en
Zammereuflösung zu betrachten sein, nachdem im Hinblick auf das
BVertrauensvoium vom 19. Oktober v. J. ein Entlassungsgesuch
Fes Ministeriums kaum angenommen werden wird.
Mäünchen, 7. März. Der Peltitionsauaschuß der Abge—
ot dneientammer hat gest.rn beschlossen, alle Petitionen, die sich auf
isenbahnbauten bezichen, dem in nächster Zeit zu waͤhlenden beson⸗
deren (Eisenbahn⸗) Ausschuß zu überweisen.
NAusland.
Die Konigin Isabella wird troß der Genehmigung von Seit en
der Regierung wahrscheinlich doch nicht nach Spanien zurückkehren,
Sie hesürchtet, daß ihr in Sevilla oder einer anderen Provinzial⸗
sadt eine Art von gezwungenem Aufenthalt angewiesen werde, und
dill deßbalb lieber in Paris bleiben.
Washingron, 6. März. Der Ex⸗Kriegsminister Belcnap
ist verhaftei worden, weil Verdacht bestand, er wolle si nach
Furopa flüchten. Es geht das Gerücht, es seien noch weitere große
Zetrügeteien im Ressort des Kriegsministeriums aufgedeckt worden.
Vermischtes.
Aus Abgeordnetenkreisen wird folgendes Gespräch erzählt:
Lieber College, Sie sind schon Jahr und Tag hier und haben
den Mund noch nicht aufgeihan.“ — „Da sind Sie doch sehr im
Irrthum, mein vereurter Gönner, ich muß Ihnen zestehen, jedes
Hal, wenn Sie geredet haben. habe ich das Gäbnen nicht unter—
drücken können.“
Im Kreisamtblatte werden die saͤmmtlichen Districtsräthe
det Pfatiz aufgefordert, die ihnen obliegende Landcathswahl vorzu ·
gehmen.“ Die Wahl hat stastzufiaden am Dienstag den 21. Märt
nächsthin, Vormittags 10 Uhr. Die 32 Distrittsgemeinden der
Pfalz sind zu diesem Behufe in 16 Wablbezirke eingetheilt, und ist
in jedem Wahlbezirke ein Adgeordueter zum Landrath und ein Er—
jatzmann zu wählen. (Sp. 3.)
rKaiserslautern, 7. März. (Kindsmord.) Eine aus
Mölschbach gebürtige Dienstmagd, die hier in Diensten stand, kam
gestern mit Zwillingen nieder. Gleich nach der Geburt warf sie
deide neugeborenen Kinder in den Abort, wo sie todt aufgefunden
wurden. Die Thaͤterin befindet sich zur Zeit im hiesigen Hospital
in Behandlung, von wo sie seiner Zeit den Gerichten abgeliefert
werden wird. (Kais. Zig.)
F Alzey, 2. Maͤrz. Gestern ereignete sich in dem dier
ipielenden Citcus Althoff ein erschütterndes Unglüch. Fräulein
ẽlije Althoff, die talentirte und deliedte junge Küastleria stürzte
so unglücklich, daß fie bald darauf verstarb. Die Theilnahme in
unserer Stadt ist eine allgemeine.
1
F Die Strabenwärter der Pfalz beabsichtigen, unler sich
rine Straßenwärter-Wittwenkasse zu gründen. Es findet dieses
Project alljeitige Anerkennung. Wenn auch die Witlwen«- Unter⸗
tützungen, namentlich in der erston Zeit, nicht so reichlich aub⸗
fallen, so werfehlen dieselben trotzgem ihre gute Wirkung nicht
Bedor weiter in der Sache etwas geschehen kann, werden die ein⸗
elnen Straßenwärter, gleichviel, ob dieselben Staats 4, Districts⸗
oder Gemeindestraßenwärter sind, ersucht, ihre Veitriftserklärungen
dis längstens 1. April nächsth'n franco an den Districtsstraßen⸗
värter Franz Schorr in Goͤllheim schriftlich einzushicken. Daß
ihrige Naͤthige in der Sache wird später durch einen zu wählenden
Ausschuß desotgt,
Speyer, 7. Marz. (Pf. Ztg.) Der Rhein wuchst noch
mmer langsam, der Wasserstand betrug gestern Abend am hiesigen
Pegel 4,47 Mir,, heute früh 4,857 Mir. — Gestern kam hier
zin Fall don Hundswuth vor; vier Hunde wurden erschossen und
eine sechewoöchemliche Hundesperre für die Stadt angeordnet.
Ludwigsburg, 28. Febe. Das 1820 gegründele, seit
niner Reihe von Jahren waltber ühmt gewordene Orgelbaugeschäft
von E. F. Walcker und Cie. dahier hat sein 316 größeres Wexk
dollendel, worunter das größte, das bis jeßt überhaupt existirt,
die Ulmer Münsterorgel mit 100 Registern. Das neueste Werk
enthäli 19 klingende Stimmen mit 30 Registern und ilst für die
Musstellung in Philadelphia bestimmt. Dasselbe wurde gesterr
von den Herren Ministern v. Sick und v. Geßler und Präf. Or.
d. Steinbeis besichtigt. Heute durfte sich das großartige Geschäft
der Ehre eines gnädigen Besuches Sr. Majestät des Königs er⸗
jreuen. Den verdienten Chefs des Geschäfts wird dieser Ehren⸗
jag unvergeßlich bleiben, und es wird derselbe, wie wir hoͤren.
bon ihnen durch ein Familienfest und durch eine Spendung an
die Armen gefeiert.
f Am 4. d, starb in Saargemünd der bekannte In⸗
dustrielle K. J. Utzschneider, 63 Jahre alt.
f Ein Hund und ein Mensch. Zu Straßburg im Fischer⸗
staden steht et solides Wirthshans; die Wirthin hat eine Wohnung
im 2. oder 3. Stock an einen Bediensteten der Artilleriewerkstätte,
an einen „Schwoben“ aus der badischen Pfalz, vermiethet. Dieser
Miethtmann, ein braver solider Mann, g'ng nun zestern mit dem
Dachshunde der Eigenthümerin aus und kam gegen 6 Uhce nach
haufe, der Hund begleitete ihn bis in sein Zimmer; nach einiger
Zeit kommt das Thier herunter zu seiner Herrin, zerrt an ihren
dleide, springt gegen die Thüre, kommt wieder, zerrt von Neuem,
hlickt gegen die Thüre, da folgt die Frau dem Hunde die Stiegen
dinauf in die Wohnung des Miet smannes und firdet diesen
tegungslos am Boden liegen, ldst ihm sofort Halsbinde und schickt
rach ihrem langjährigen Hausarzt. Der Herr Doktor kommt;
rla man ihm aber sagt, es handle sich um den vom Schlage be⸗
roffenen Artilleriewerkstattführer, erwiderte der Ehrenmann, er
nehme keine neue „Pratique“ (Kundschaft) an, — sprachs und
entfernte sich; bis ein anderer Arzt gefanden und zur Stelle war,
berging eine weitere Stande obne Hilfe; der Kranke ist heute noch
obhne Bewegung und ohne Sprache. Also Hund und Mensh!!
Korr. v. u. f. D.)
4 Ein raffinirler Bettug ist gezen das Reichspostamt verübt
vorden. In einer größeren Provinzialstadt gab ein dort als
Ausländer geltendes Indibiduum drei Postanweisungen bei drei
oeischiedenen Postanstalten, jede über drei Mark lautend, auf, welche
natuürlich bei Aufgabe einzezahlt und nach Berlin an einen Fremden
in einem in der Nähe der Leipjigeistraße sich befindlichen Hotel
adressirt waren. Bei der Aufgabe bemerkten die Postbeamten, daß
die Postanweisungen mit 40 Pf. austatt 20 Pf. frankirt waren,
und als sie dem Aufgeber darüber eine Bemerkung madten, ent⸗
schuldigte er sich, als Fremder nicht die Taxe gektannt zu haben,
und da es nicht möglich war, die Marken abhzulösen, so gingen
die Postanweisungen mit denselben nach dem Bestimmungsort Berlin
Vei der Ankunft der drei Postanweisungen ttugen diese die Summ