Slt. Ingberler Anzeiger.
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Aß 43. Donnerstag, den 16. März J 1176.
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Deutsches Reich.
Der don dem Abg. Jorg als Initiativantrag eingebrachte
Wahl gesetzen wurf nebst Gesetz über die Wahlkreiseintheilung wurde
anter die Mitgl'eder der Abgeo'dnetenkammer vertheilt. Besde
ünd lediglich eine Reproduktion der Arbeit des beir. Aus' chusser
der letzten Kammersession. Darnach soll die Pfalz folgende Wabl⸗
treiseintheilung erhalten:
1) Landgericht Kaiserslautern mit.
2) Speher c0
3) Ludwigshafen.
9 .. Frankenthal, Grünstadt und
Gellheim ....
5) Landgerichte Kirchheimbolanden u. Obermoschel
5) Winnweiler, Otterberg und
—X
7) Landgerichte Kusel, Wolfstein, Landstuhl und
Lauterecrken. 82
3) Landgerichte Homburg und Waldmohr
9) Zweibrücken, St. Ingbert, Blies⸗
kastel, Hornbach, Waldfischbach ..
10) Landgerichte Pirmasens, Dahn
1) Orgzabern, Annwe ler u. Kandel
12) Ldandau und Germertheim .
18) Neustadt n. denkoben...
4) Dürkheim. * 3
Seelen. Abg.
33, 675 1
26,662 1
32,666 1
54202 2
201650 1
36119 1
58,619 2
28909 1
38,412 2
31,611 1
34,968 2
58,619 2
92,860 2
28.6723 1
20
Aus Berlin, 13. Maͤrz, schreibt man der „Magdb. 3.7:
Den Gutachten der deutschen Gerichtshöse, so wie den in der Presse
aut gewordenen Stimmen gegtnüber hat man sich im Schooße der
Reichsjustizlommission davon äberzeugt, daß die Einführung der
roßen Schöffengetichte (bei den Bezirksgerichten) weder den Wün—
chen der Bevölkerung entspricht noch auch bei den in Deutschland
heilweise hertschenden politischen und socialen Berhältn'ssen einen
Forijchritt bezeichnen wurde. LNatürlich ist herüber ein officieller
Beschluß noch nicht gefaßl, da die Instizkommission zur Zeit nicht
agt. indeß lassen de bon einzelnen Mitgliedern gemachten Aeußer⸗
aingen darauf schließen, daß man willens ist, das Inst tut der
zroßen Schöffengerichte fallen zu lassen und an ihrer Stelle die
stichterco Degien beinbehalten.
Ausland.
Paris, 13. März. Das „Journal des Debats“ läßt sich
aus den Reichslanden immer tollere Dinge berichten. So sollen
ich in Straßburg eine Menge arbeitslofser deutscher Arbeiter herum⸗
reiben, die vom Reichslanzler unterhalten würden um die Kopf⸗
jahl der Deutschen in Elsaß zu vermehren. — Der Regen strömt
eit einigen Tagen sündfluthartig nieder und die meisten Flüsse
ind über ihre Ufer geträten, so daß man überallher von Ungluͤck
und Ueberschwemmung hört. Die Marne, Eure, Dordogne und
Seine gehen besonders hoch. Iffy, Charenton und St. Maur
lehen unter Wasser. Gestern kobte ein gräulicher Sturm, der in
»en Siädten und Wäldern großen Schaden verursacht hat. Im
Walde von Comp'egne liegen tausende der schönsten Bäume nieder⸗
je streckt und in Rouen wurden die öffentlichen Gebäude bedeutend
eschädigt. Namentlich flürzte die Thurmsp'tze der Kirche St.
Bervaiß auf das Schiff, durchschlug das Dach und richtele im
Innern eine starke Verwüstung an.
Vermischtes.
St. Ingbert, 15. März. Heute Abend zw'schen 3
ind 6 Uhr hat sich der im hiesigen Polizeigerichtsgefängnisse in
saftirte, nicht gut beleumundete Taglohner Michae! Menges, 49
Fabre alt mit einer Holzaxt die linlke Hand am Gelenk: abge⸗
zauen. Derselbe soll 8 verschiedene Hiebe geführt haden. Aller
Wabrscheinlichkeit nach ist diese Handlung Ene vorsätzliche, aus
velcher Ursache sie geschoh, w'ird Lerst aus der Untersuchung sich
ergeben.
— In der heutigen Poliztigerichtssizung dahier wurden nicht
veniger als 24 Sonrtagsschüler wegen Besuhs öffentlicher Tanz⸗
aunsik zu Haft von je 1 Tage verurtheilt.
— Gestera in der Frühe wurde auf der Straße im Orte
dassel eine 53 Jahre alte verheirathete Frau von Niederwürzbach
odt aufgefunden. Dieselbe war dem Branntweintrunke ergeben,
egte sich Abends vorher in berauschtem Zastande auf tinen Haufen
steisigholz aad wurde Morgens ale Lesche aufgefunden.
Zweibrücken, 13. März. Heute Morgen veischied nach
urzem Leiden am Herzichlage der kgl. Direcior am Appellhofe da⸗
jier, Geheimrath v. Kärner. Derselde war am 7. Det. 1794 zu
Trarbach zeboren, seit dem 6. Oct. 1835 Rath und seil dem 65.
Jan. 1852 Direcvt am !kgl. Appellationzgerichie dah'er und bis
jor einigen Tagen noch in feinem Amte thälig. Herr v. Kärner
ieierte am 27. Febr. 1873 sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum
um om 16. Juni 1875 seine goldene Hochzeit. (Zwo Zig.)
fIn Miesau hat der Sturm am Sonntag eine Scheuer
nebst Stall umgerissen uad an einem Wohnhause eine Wand ein⸗
gedrückt; in Hütschenhausen wurden zwei Härschen zerstört.
Speyer, 14. März. Gestern Vormittag hat die Prü—
'ung zum Dienst der Einjährig-Freiwilligen begonnen. Von 48
tandidaten, die zugelassen waren, si d A2 erschienen. Für den
deutschen Aufsatz waren folgende dcei Themata gegeben, von welchen
ins ausgearbeitet wecden mußte: 1) Was nützt einer Stadt die
dage an einem schiffbaren Flusse? 2) Aus welchen Naturreichen
nehmen wir unsere Kieidung? 3) Der Kaufmann ein Beförderer
der Kultur. Nachmittags war Fortsetzung der schriftlichen Prufung
im Französischen, Englischen und Lateinischen. (Sp. Zig.)
f Einem Bauunter nehmer in Harthausen hat der Sturm der
„Sp. Zig.“ zufolge ein neu gebautes, noch nicht ganz fertig ge⸗
telltes Haus zusammengeworfen.
F Der Kriegerbund München wird auch heuer wieder um
Vorabende des Geburtsfestes Sr. Maj. des deuischen Kaisert
zine Festfeier im Saale der Westendhalle veranstalten, wobei Prof.
Dr. Sepp die Festrede halten wird. — Am Geburtstag selbst soll
ein Fenbankeit die liberalen Bürger Münchens vereinigen.
FMünchen, 13. Mätz. Ein Sergeant und 3 Soldaten
amen in der vergangenen Nacht zwischen 11 und 12 Ubr in das
Basthaus zur Taube an der Theresienstraße und verlangten Bier;
nachdem ihnen bedeutet warde, dasselbe sei zu Ende, und zu dieser
paten Stunde würde frisches Bier nicht mehr angezapft, zogen die
Soldaten vom Leder und wollten unter fertgesetzten Drohungen
das Frischanzapfen von Bier erzwengen. Der Wirth und einige
derspätete Anwesende mahnten sie zar Ruhe und verwiesen ihnen
hr tumultarisches Benehmen; als Antwort hieb der Sergeant mit
dem Yalazan der Wirth in den Hals, daß er getroffen fofort
entseelt zu Boden stlirzte, die Soldalen spalteten einem dem Wirth
despringenden Metzgerburschen den Schädel und verwundelen einen
Dritten lebensgefährlich, so daß man an dem Aufkommen der
Beiden zwe felt. Der getödtete Wirth war ein lunger verheiratheter
Mann von 28 Jahren und Vater von 8 unmündigen Kindern.
F. 3.)
F Wir machen darquf aufmerksam, daß mit . 30 April
die Frist zut Eirldsung der sfüddeutschen Scheidemünzen
md Gulden abläuft, und auf eine Verlängerung derselben nicht
gerechnet werden darf.
F Rach der „Straßb. Ztg.“ stürzte am Montag früh die über
dir flurk ausgetretene Doller führende E senbahnbrücke zwischen
Dornach und Lutterbach in dem Augenblick theilweise ein, als ber
don Mühlhausen kommende Personenzug darüberfuhr. Wahrschein⸗
lich war der Mittelpfeiler durch das Hochwasser unlerspült orden?
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