Full text: St. Ingberter Anzeiger

Mann mit quter Anstellung, die ihm jährlich 10, 000 Lire abwirft, 
wünscht sich zu verehelichen, Passende Anträge mit Beilegung der 
Photographie beliebe man an die Adresse R. N.zu richten.“ 
Schon wenige Tage nachher befand sich der Annoncirende im Be 
sitze von nicht weniger als fünfürdsechszig Heirathsanträgen mit 
eben so vielen Photo zraphien. Der junge Mann richiete/ sogleich 
an jede dieser Heirathskandidatinnen ein Schreiben, in dem er iht 
mindeilte, er wäre nicht abgeneigt, sie zu ehelichen; doch wünshe 
er dor Allem, sie persönlich kennen zu lernen. Er bitte sie daher 
inständigst, von ihm einen Sperrsitz im Scala ⸗Theater für Dien⸗ 
stag den 14. März anzunehmen. Er, der Heirathscandidat, werde 
sich in ihrer Nähe befinden. Am Abend des 14. März waren 
die Besucher des Scala⸗Theaters nicht weaig uherrascht, als fie die 
meisten Sperrsitze in der mittleren Abtheilung des Parterres mit 
jungen Mädchen besetzt fanden, die alle auf's elegantee gekleidet 
und geschnückt waren. In einem Sperrsitzt vor dielen Mädchen 
saß unser falcher Heiraihskandidat, der sid von Zeit zu Zeit um⸗ 
drehte und über die hnier ihm si genden Ehekandidatinnen Revue 
abhielt. Es dauerte nicht lange, so erfuhr das Theaterpublikum 
die Geschichte dieser Annonce und deren Folgen, worauf sich im 
Hause eine große Heiterkeit entwickelte. Die armen Opfer diejes 
sDlechten Wißes aber beeilten sich, so schnell als moͤglich aus dem 
Theater zu verschwinden. 
Der Lehrer. 
Tief in nächtlicher Schlucht, durchbrodelt von höllischen Flammen. 
Hebt sich dei Minos Thron, immer von Seufzern nmischwirrt 
Finfler schaut er und streng, da nahte sich zitternd ein Seelchen, 
Weii es so federleicht, schenkt ihm Charon den Lohn. 
Bor des Gewaltigen Blick verschwand es fast in das Nichts hin, 
Als er zu fragen begaun, flog es wie Blättchen im Herbst. 
Sieh mir,“ rief er und sprich: wer bist du? was für Gewerbe 
Triebst da oben am Licht, bist du dir Sünden bewaßt?“ 
Nengstlich den Rücken gekrümmt, begann zu säuseln das Seelchen 
7AQuaben das A BC lehr'' ich um elenden Sold 
Droben im deutschen Land, und s dwang ich zu heftig die Ruthe 
Hall' mir gnädiglich fern zoruiger Furien Hieb!“ — 
Zanfles Lächeln umfloß de Lippen des grimmigen Ritlers; 
Cerberus selber schloß grinsend das wilde Bebiß. 
„Was? Sqhulleheer und Deutssüer daza7 Nicht ist es zwar Sünde 
Aber ein Unglück doch, wem es auch immer passirt! 
Dort in Elysiums Flur, dort sei du ewi, gebellet — 
Deutscher und Lehrer dazu! Wahrlich, du büßtest genuß! 
Daß dir aber gewiß der Himmel verde zum Himmel: 
Was du erlebt, vergiß, trinkend letheische Flut.“ 
(Aus dem disch. Dichterwald) Adols Pichler. 
pÊů 
42 42. 
DNrbanntmachung. 
zaititaär Ersatzgeßchäft pro 1876, 
Musterung und Loosung der 
Militärpflichtigen. 
Gemäßss 61 Ziff: 2. der Ersatz. Ordnung wird zur allge⸗ 
meinen Kenntniß gebrocht, daß pom Donnerstag den 20. 
April bis inschließlich Dienstag den 258 April 
nahshin die Musterung, am Minwoch den 26. April die 
Verhefche'dung der Zurücksteüungẽgesuche und am Donnerstag 
den 27. April die — der Militärpflichtiges für dab 
lautende Jahr im Saale des irthes Martin Schmidt 
zur Jägersluft an der Commwiger⸗ Straße dah er, cäglich 
Htorgens präeis S Uhr, staufinden wird. 
oir Mufterung hat jeder Mititärpflichtige der Alters⸗ 
asse 1806 und früh rer Altereklassen, wetlcher durch das 
betreffende Bürgermeisteramt eire Gestellungszordre ethalten 
ird! zu erscheinen und zwar an dem Tage, welcher 
in der Gestellungsordre angegeben ist. Wer 
wegbleiben oder bei dem Aufrufe feines Ramens im Saale 
nicht anwesend sein sollte, hat seine Verurtheilung zu einer 
Geidstrafe bis zu 30 Mark oder zu ener Haftstrafe bis zu 
Z Tacen, sowie die Ausschließung ven der Loosung und 
unter Umständen seine sofortige Einreihung als unsicherer 
Militärpflichtiget zu gewärtigen. 
Zu der Verbefcheidung der Zurückstellungsge⸗ 
fuche am Mitwoch den 26. Aprilrnt welcher auch die 
Entfscheidung über die Gesuche von Reser⸗ 
visten, Ersatzreservisten und Landwehrmän— 
nern um Versetzung hinter den letzten Jahr 
gang der Neferve vder Landwehr verbunden 
Herden wird, haben nur Diejenigen zu erscheinen, don 
Helchen solche Gisuche eingeteicht, worden find. 
In Was die om Donnerstag den 27. April statifin⸗ 
de de Loosung betrifft, so ist es den Pilitärpflicht' gen 
freigestellt, ob sie zu dersel en erscheinen und ihre Loos⸗ 
nummein selbst z'ehen wollen oder nicht. Für die Richt⸗ 
aischemerden wird ein Muitglied der Ersaßkommisuon die 
Loose ziehen. 
Zweibrücken, den 24. März 1876. 
Der Civilvorsitzende XF 
der Bezirks⸗Ersatzkommission 
5chäfer 
Bekanntmachung. Die peuessen J 
Dare Geir bon 13. diarz Sommerkappen, 
. J. ist die provisorische Steuer· sow'⸗ die beliebten 
ẽrhebung pro J. Quartal 1876 Gtheiligen Kappen 
angeordnet. fiad soeben in großer Auswahl 
Die Jammtlichen Steuerpflech⸗ indettoffen bei 
gen 33 dethan I HSEM. Fischerm. 
dert, mindestens ein V'erthei — 
hrer vorjährigen Steuern sogleich —*— dee 
an die Einnehmerei zu entrichten e 
ind wollen diebei zut Quit. Frau Dr. FRinoic zu 
ungserrheilung die vorjahrigen , 
Steuerzettel vorgelegt werden. ee, 
5t. Ingbett, 27. Marz 1876 u 
Die kal. Steuereingehmerei: 
Mergler, Stelloertreter. 
Von Same⸗ 
tag Abend ab 
Müncheuer 
Salvato⸗ 
vom Fas 
im Café Oberhauser. 
Lriegerverein. 
Alle d'ejenigen Kameraden, 
velche den am Sonntag, den 
2. April in Homburg stati⸗ 
indenden 
Verbandstag 
zesuchen cder sich au dem Mit 
tagessen betheiligen wohlen, 
vaben sich rechtzeitig bei dem 
Unterzeichnelen oder bei dem 
Nereinsdiener Becher zu meiden. 
Der J. Vorstand: 
Fischer. 
Dienstag, den 3. April 
wird der Wesher am Ritieksho' 
gefischt 
und wird von diesem Tage ar 
Fisch abgegeben. 
Ein gutes 
* 
Klavier 
wird zu miethen gesucht. Nähere 
auf dem städt. Gaswerk. 
Die Ziehung der 
Berliner 
Flora-Lotterie 
undet mit ministerieller Geneh⸗ 
migung am 15. Juni ds. Is. 
tatt. J. Friedrich. 
Ginige Loose sind noch 
porräthig. 
—— 
Frucht⸗ und Brodpreise der 
Stadt Zweibrücken vom 830 
März. We'zen 10,47 Mark 
Korn 8,12 M. Haser 8,44 
M. Weißbrod 193 Ko. 52 Pf 
3 0. Kornbrod 66 Pf. 
V. n. 
Vorschuß⸗Yerein St. Inabert 
leingetragene Genossenschaft). 
Da bei derx du 27. v3. Mis. vorgenommenen Neuwahl des 
Verwalmungsrathes rur für 8 Mitglieder die statutengemäße Stim⸗ 
menmehrheit erlangt wurde, so wird biermit eine neue 
Genera vwer ng 
auf Montag, den 3. April, Abends 8 Uhr, beĩ Herry 
Ferd. Oberhaufer anberaumt, um die engere Wahl des noch 
fehlenden 9. Verwalkungsrathsmitgliedes vorzunehmen. 
Der Verwaltunesrath: 
ez. . AiX-Vorsitender. — 
Nedaktion Drudk und Verlag von F. X. Demeß in Sh Ingbert. 
Meinen geehrten Kunden in St. Ingabert und Umgegerd 
zur ergebenen Anzeige, daß ich meine 
Tanefen une Rordduren 
Muster· Colleotion 
Herrn Fr. Stutzmann in St. Ingbert übergeben habe, d'e— 
jelbe ist mit meinen festen Preisen versehen und ist genann 
ler Herr gleich meinen übrigen Hesren Agenten befugt, bei Ab— 
nohme groͤßerer Bestellungen Rabatt u —XL 
E. r, 
Tadetene und Dacorationsgeschäft en gros u. en detai 
in Soarhrücken. 
emWyet. Iesatctactne