Full text: St. Ingberter Anzeiger

darauf, da dieselben im Uebrigen mit großer Gewissenhaftigkeit die 
Beschäfte besorgen und im vorliegenden Fall sich nur ein Versehen 
hatten zu Schulden kommen lassen. 
F Speyer, 30. März. Die Wahlmänner der latholischen 
Geistlichkett wählten heute als ihren Vertreter im Landrathe mit 
allen gegen eine Stimme den Domcapitular Dr. Becker von Speyer 
und als Ersatzmann den Pfarrer Huth von Pirmasens. 
F Ein schreckliches Unglück hat sich vor einigen Tagen in dem 
böhmischen Grenzdotfe Dörregrund bei Politz ereignet In dem 
großen Flachsdörrhause waren vierzehn Frauenspersoßen mit Flachs⸗ 
brechen beschaftigt. Plötzlich bricht Feuer aus und sofort steht der 
Brechraum, welcher voll Flachs und Abfällen lag in heller 
Flamme. Nur den acht der Thüre zunächst beschäftigten Personen 
gelingt es, sich zu retten, während zwei lebensgefährliche Brand⸗ 
wunden erlitten und vier Frauen vollständig verbrannten. Es 
wurden dadurch dreißig arme Kinder mit einem Schlage mutterlos. 
fIn Frankfurt wurde ein Lithograph, welcher falsche 
Fünfmarksche'ne gemacht hatte, mit sammt seiner Familie ver⸗ 
haftet. 
fEin Schweiger. Vor Kurzem siarb im Kanton Zürich ein 
Hausirer, der landauf landab von Allen gekannt war, nicht sowohl 
wegen der Taschentücher, Halstücher und Siecknadela, die er ver⸗ 
laufte, als vielmehr wegen seines auffallenden Anzuges und seines 
unverbrüchlichen Schweigens. Wettstein — so hieß der Hausirer 
— trug ein langes, grünes Kleid, ähnlich einem Kaftan, über 
welches wohl viele Sommer und Winter hingeg angen waren, und 
nan sah ihn nie anders, als barbaupt. Er sprach, obwohl er 
nicht suumm war, kein Wort, sondetn verhandelte seine Waaren 
nittelst Zeichen. Absatz fand er dennoch größeren, als veobhl die 
neisten Haufirer; die Seltsamkeit der Erscheinung und The lnahme 
jür den eigentbümlichen Mann priesen seine Verkaufsgegenstände 
desser an, als Worte es çekonnt hätten. So gab es denn auch 
Manche, welche meinten, der barhäuptige Mann im langen grünen 
Rock sei ein Pfiffikuz, der nur darum nicht sprecht, damit er viel 
zerdiene. Uber man konnte ihnen erwidern, daß selbst Personen 
männlichen Geschlechts sich um diesen Preis zu so harter Ent⸗ 
sagung kaum verstehen würden. Andere behaupteten, Weitstein 
preche, weil er als Freimaurer ein Gelübde gebrochen; dafür müsse 
er Buße tbun. Während die Einen die Buße als eine lebensläng⸗ 
liche darstellten, wußten die Anderen, daß fie nach so und so viel 
Jahren — man sprach von 10, von 20, von 30 — aufdören 
werde. Fromme Gemüther dachten an den ewigen Juden und 
meinten, Wettstein habe Goktt gelästert, seine Seele sei daher ruhe⸗ 
los, er irre schweigend von Ort zu Ort, So bildete diese Ge⸗ 
stalt Mythe an Mythe. Daß auch die Liebe nicht leer ausgehen 
wollie, beweist eine andere Deutung. Als Wettstein noch ein 
jroher Jüngling war, erzählt neuestens ein Schweizer Blatte, ent⸗ 
weite er sich mit seinem Schatz, welchen er der Untreue beschul⸗ 
digte. Nach einiger Zeit wurde ihm Gewißheit, daß er dem 
Madchen Unrecht gethan. Er versprach der Geliebten, ein Jahr 
lang kein Wort zu sprechen und nie den Kovbf zu bedecken, wenn 
ie ihm wieder gut sein wollte. Die Grausame nahm den Vor⸗ 
chlog an. Das Jahr ging seinem Ende zu: Wettstein hatte nie 
zeredet, nie sein Haupt bedeckt. Da starb sein Lieb. Wettstein's 
Trauer war grenzenlos, aber stumm, denn der Termin war noch 
rnicht zu Ende, da er reden durfte. Er fing's auch nimmer an. 
So viel ist sicher, vierzig Jahre lang hat der Mann kein Wort 
jesprochen. Warum nun nicht? Das bleibt unausgemacht, denn er 
hat es Keinem gesagt. 
TF Brüssel, 28. März. Man meldet der Etoile Belge auß 
dondon, T'Kint beginne umfassende Geständnisse zu machen, welche, 
venn sie sich bestätigen, in allen Ländern die größte Sensation 
rregen werden. (N. fr. Pr.) 
f London, 21. März. Der Dampfer „Corsair“ von Bristol 
vurde gestern im Canal von Bristol von dem Dampfer „Solent“ 
ingefahren und in den Grund gebohrt. Vier Personen kamen bei 
»em Zusammenstoß um's Leben. Der Schooner „Athalia“ ist auf 
Her Fahrt von London nach Sligo mit der ganzen Mannschaft — 
ieben Personen — untergegangen. Nur ein Schiffsjunge wurde von 
dem vorbeifahrenden Schooner „Amelie“ gecettet. 
F Vom 5. bis 20. ds. Mts. sind in Rio Janeiro 536 
Bersonen am gelben Fieber gestorben. 
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