Full text: St. Ingberter Anzeiger

. A erler Nnmeiage 
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der St. Ingberter Anzeiger und das (Z mal woͤchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntagt mit illustrirter Bei⸗ 
lage), erscheini woͤchentlich viermalz Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonutag. Der Abonnementspreis beträgt vieteliährlich 
Mart 20 R.⸗Pfg. Anzeigen werden mit 10 Pfg., pon Auswärts mit 15 Pfa. für die viergespaltene Zeile Blatischrift oder deren Raum. Reclanen 
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43 56. Sanstag,. den 8. April A 1876. 
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Deutsches Reich. 7 
Mänchen, 3. Mätz. In der diefen Abend abgehalienen 
zitzung des Ausshusses für den Jörg'schen Waslgesezentwurf ge⸗ 
angte man nut bdie zu Art. 4. Der Antrag det UAbg. Bech. 
nen katholischen Geistlichen das Wadlrecht u'cht einzuräumen, wurde 
idgelehnt. VBom Abg. Frhrn. von Stauffenberg wurde ein Antrag 
ingebracht, der u- N. bestimme, daß nur Diejenigen das Wavbl⸗ 
echt erhalten sollen, welche schre:ben und lesen können. VDieser 
Antrag wurde berathen, die Abstimmung über denselben wird aber 
ast in der nächsten Sitzung, am Mittwoch, erfolgen. — 
In der Sitzung?vom4. d. hat die Kammer der Abgeordneten 
en Ari. 1 des Gesetzentoutse über dier Besteuerung der Hunde 
ingenommen, und zwac in solgender Fassung: 1. in Gemeinden 
dn mehr als 15000 Einwohner auf 15 M.2— in Gemeinden 
jon mehr als 1500 Einwohner auf 9 M., 3. in Gemeinden hon 
aeht als 300 Einwohner auf 6 Mark, in kleineren Gemeinden 
uuf 83 Mark. Für Weiler, Eindden und einzeln stehende Anwesen 
eträgt die Abgabe ohne Rüdsicht auf den Gemeindeverband 3 M. 
en Gemeinden ist gestattet, vorstehende Beträge bis zu deren Hälfte 
u Gunsten der Gemeindekasse zu erhöhen. Im Sinne dieses Ge 
etzes ist eine Emöde oder einzeln stehendes Anwesen eine mensch⸗ 
qhe Wohnuug, welche don jedem dewohmnten fremden Gedäude 
iber 100 Meier entfernt ist; ein Weler eine Mehrzabl näher bei⸗ 
ammen hiegen er Anwesen oder Häuse unter gemeinsamer Ottsbe⸗ 
eichnung, welche für sich eine politische Gemeinde nicht bilden und 
usammen über 100 Seelen nicht haben. Damit sind zugleich die 
Nodi cationbanträge erledigt ub wurde die Fortsetzung der De⸗ 
atte auf morgen Vormittag 10 Uhr vertagt. Schluß bhalb 2 Uhr. 
De: Mäunzen süddeutscher Währung — Gulden, Sechser, 
zroschen, Nreujer, Zweier und Pfennige — werden nur noch bis 
0. April bei den tgl. Stellen in Zuhlung genommen und bei den 
zinldfungsftellen umgewechselt. Im Vaufe des Monats Aptil wer⸗ 
en sie aber noch von faͤmmilichen mit Einhebimg von Staatsge⸗ 
aillen betrauien Beamten, Kassen und Aemtern zum vollen Nenn- 
orthe angenommen und zwar bei ollen Zablungen: Steuern. 
zoxen und Sltempelgebühren, Geldstrafen, Kauf von Stempelma⸗ 
erial, Malg ufschlog, Kauf von Produlten der Beigwerls⸗ und 
alinenverwaltung ꝛc. 
Saargemünd, 2 Upril. Mit großer musicalischer Tag-Reveille 
urch die Stratzen der Stadt begann der zweite Festtag des Regiments. 
degen 9 Uhr rüchte dasselbe in lleineren Abtheilungen zum Gottesdienste 
us, der in entsprechender Weise in den beiden hiesigen Kirchen 
tatholischj und protestantisch) abgehalten wurde. Nach Beendigung 
s Gottesdienstes stellte sich das Regiment zur Parade im Caserner⸗ 
ofe auf und karz nach 10 Uhr ritt die Geueralität mit Gefolge 
at Adnahme der Parade im Casernenhofe ein. Nachdem der Corps⸗ 
commandeur in kutzem Umritte sich von dem trefflichen Stande 
es Regiments überjeugt, sprengte Regiments⸗Commandeur Frei⸗ 
err d. Sazenhofen in die Mitle des Currss, mit kräftiger, weithin 
hallender Stimme nach kurzem geschichtlichen Ueberblick das Regi⸗ 
nent zu einem Hoch auf Ihre Majestäten den Deutschen Ka'ser 
d den König Ludwig II. von Bayern auffordernd, eine Aufforder⸗ 
ing, der mit begeistertem Rufe unter den Klängen der Nativnalhymne 
sjosge geleistet wurde. Nun schwenkie das Regiment in Halb,ügen 
b hinaus zum Casernenthor, um vor dem sich mittlerweile vor 
nem königlichen Landgerichtsgebüude aufgestellten Generälen in Parade- 
aarsch zu defiliren. Ein herrlicher Anblick die bunten Uniformen 
ait den funkelnden Stickereien, glänzend im Widerscheine des präch⸗ 
asten Sonnenlichtea, die schmetiernden Ehrensignale, die propere, 
attliche Reiterschaar in ihrer kleidsamen Gala-Uniform — das alles 
m neuen Deutschland —, wer macht sich nicht seine Gedanken 
arüder! An der Spitze des Reg ments ritt General⸗Major von 
deinrich als Vertreter des hohen Regiments-Inhabers, wuͤhrend 
asselbe vor dem Commandeur des 15. Armeeco ps, General von 
zransecky, defilirte. Gegen 132 Uhr versammelte sich die Manu⸗ 
daft zu einem fröhlihen Mittagsmahle in der Reitbahn der Ca— 
sexne, wobei der von der Stadt Kreuznach zum Geschenk erhalten e 
Wein (1000 Liter) bdald die fröhlichste Stimmung hervorrief. Toast, 
olgte auf Toaft. Bice- Wachtmeister Hohlfelder auf Se. Maj. den 
daifer und Se. Maj. den König von Bayern eröffnete die Reihe, 
Bice-Wachtme ster Zeiher schloß dieselbe mit einem Toaste auf die, 
iebenswürdige Spenderin des Fesigetränkes, die erste Garnisons— 
tadt Kreumach. Das Festbanket begann in den hübschen Rüumen 
eg deuischen Casinos mit militärischer Pünktlichkeit Schlag 5 Uhr. 
kiue Aer 150 Personen zählende Versammlung erfreute sich wäh⸗ 
cend der Tafel der Erinuerungen an die beiden Festtage und auch 
alte Beriehungen und Bekagutschaflen wurden beim fröhüchen Klange 
der Gläser wieder erneuert. Mit dem Secte begann auch die Reihe 
der Trintjprüũche, die General-Lieutenant v. Orff mis einem Hoch 
nuf den Deutschen Kaiser eröffvete. Ihi folgte General v. Fran⸗ 
echy mit einem Toasie auf den König Ludwig von Bayern, General⸗ 
Major v. Weinrich mit einen solchen Namens und im Auftrage 
des bohen Regiments-Inhabers auf das Regiment. Redner über- 
eichte daun dem Regimente das Geburtstagsgeschenk des hohen 
stegiments Inhabers (10,000 Morth) mit der bitreffenden Schenkungs⸗ 
Lrkunde, „daß die Zinjen alljährlich nahh Ermessen des Regiments⸗ 
Fommandeurs zu nverzinslichen Darlehen usd zur Unterstützung 
der“ Aagehörigen des Regiments verwendet werden sollen.“ Der“ 
Abend versammelte die größte Zahl der Festgäste im Saale des 
Tafé de 'Est, wa die Uateraffiziere mit einem Balle das Programm 
hlossen. Morgen wirb das Caroussel nochmals wiederholt werden 
. Die „Voss. Zta,“ ichr ibt: Die bevorstehende Begegnung 
»es deutschen Kaisers mit der Königin von England (wenn ie 
iberhaupt stattfindet!) foll ii Verbindung stehen mit Project eines 
Bertragsabjchlusses zwischen dem deutschen Reiche und dem Hetzoge 
»on Edinburg, wonad der Legtere auf seire eventuelle Thronfolge 
a dem Herzogthum Cobarg Verzicht leist en werde, und zwar gegen 
ine jährliche Rente und den Neßbrauch der Fidercommißgüter des 
Jerzozli en Hauseß. Wir geben dieses Geruͤcht mit aller Reserve 
vieder rꝛ.... 
Der ‚Reichsboke“ schreibt: „Die Verbreitung schlechter Ro— 
iane durch hausirende Colporteure, welche in Stadt und Land von 
haus zu Haus ihre, unser Volk geistig vergiftende Waare unter 
llerlei Verlockungsmitteln anpreisen, aimmt immer zu. Es wäre 
ehr zu wünschen, wenn die Sittenpolizei ein strengeres Auge auf 
diese Literatur werfen wollle, namentlich hier auch in Berlin, wo 
die Zote „Hirsch in der Tanzstunde“ nicht blos in den Thealetn 
jespielt und in den Bilderläden in eckelhaften Bildern ausgehäagt 
st, sondern bereits von den Schulkindern in den Shulpausen auf- 
zeführt wiced · 
Feldmarschall Graf Moltke gedenlt, wie jetzt mit z'emlicher 
Bestimmtheit verlautet, stch von seiner anstrengenden Thätigteit ganz 
urück zu ziehen‘, da seine Gelfundheit erheblich angegriffen ist und 
ie ihm wahrscheinlich eine Wiederaufnahme dit Arbeit in ihrem 
yollen Umfange nicht gestattet. Ea heißt, daß der Kaiser den Gra⸗ 
en Moltte nicht gern aus der Stellung scheiden sieht, welche der 
zerdiente Feldmarschall so Uange Jahre zum Ruhme Deutschlands 
nne gehabt hat. Wie aber Graf Roon seiner Zeit den Rechten 
der Natur gehoörchen mußte, so wird das auch sol'eßlich bei dem 
vrasen Molite dec Fall sein. Als der eventuelle Nachfolger des 
ßrafen wird der Generalmajor Graf Wartensleben bezeichnet, wele 
her zur Zeit als Chef der distorischen Ahtheilung des großen Ge⸗— 
zeralstabes fungirt und den Chef des Generatstabes während seines 
Irlaubes bereits vertritt. Graf Wartensleben hat sich als militäri⸗ 
cher Schriftstellet, wie in der Ausübung des praltischen Gentral- 
tabsdienstes einen beruhmten Namen erworben. 
Ausland. 
Nach einem der „Allg. Ztg.“ aus Ragusa zugegangenen Tele⸗ 
ramm fordern die Aufständ schen der Herze jowina als Bedingungen 
üt ihre Unterwerfung: Entfernung der Nizam⸗ (türkischen Linien⸗) 
Truppen, Lebensmittel für ein ganzes Jahr, Material zum Wieder⸗ 
jufhau ihrer zerstörten Gebäude und das Recht des Waffentragens