Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberker Anzeiger. 
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M 63. J J Samstaa. den 22. Avril 8 IJ 3 1876. 
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Deutsches Reich. 
München, 17. April. Von einer Anzahl landwirthchaft- 
lücher Kreit⸗ und Bezirks Komites wurde an die Abgesidneten⸗ 
tammer eine Eingabe um Errichtung eirer Landes-Kultur;Renten⸗ 
bank gebracht. Diese Bank soll d'e Aufsgabe haben, den 
Landwirthen das Geld zur Ausführung von Boden ⸗Verbesserungen, 
Eut⸗ und Bewässerungen, zur Anlage von Feldwegen, von 
Adleitungsgräben gegen Wasserfluthen, Aufforstungen dder Gründe 
und dergl. gegen mäßigen Zins und gegen Rückzahlungen durch 
Angauitäten zu leihen. In dem Konigreich Sachsen besteht schon 
seit mehreren Jahren eine solche Rentenbank und soll dort wohl⸗ 
hätig und fördernd gewirkt haben. Die Annuitäten werder zu 
504 jährlich berechnet und tilgen nach 40 Jahren die Schuld; 
iĩe werden gleich Stenern durch die Behörden erhoben. 
Muünchen, 18. April. Wie wit vernehmen, ist in der 
jechsten Artheilung der Abgeordnetenkammer deabdsichtigs, die Wahlen 
des Wahlbezirkes Kandel (r0 die Abg. Alwens, Theyson und Loum 
gewählt sind) zu beanstanden. — In einer unter dem Vorsize des 
Prinzen Luitpo'd heute statttgehabten mehrstündigen Sitzung des 
Staalsrathes gelaugten weitere Vorlagen füt die Kammer zur Be⸗ 
rathnug; es soll sich darunter namentlich auch ein die Eisenbahnen 
der Pfalz betreffender Gesetzentwurf kefinden. (Pf. ). 
Mänchen, 20. April. Die zweite Abtheilung der Abges 
didnetenlammer uahm den Antrag des Referenten an, die Wahlen 
des Wahlkreises Rünchen J wegen Verletzung des Artikel 1Bdes 
Wahlgesetzes zu cassiren. 
Berlin, 18. April. Die Kaiserin Augusta begiebt sich 
Ende ds. Mts. naach Weimar und von dort in den ersten Tagen 
dis Mai, vor Beginn ihrer Frühjahrecur in Baden, auf Einla⸗ 
dung der Königin Victoria zu einem Besuch derselben nach Schloß 
Wardsor in England. 
Wiesbaden. 19. April. Der Kaiser ist heute Nachmittag 
h'er eingetroffen und durch die festlich geschnüclie Wilhelmsstraße 
nach dem Schlosse gefeh en. Am Bahnhof waren die landgräf- 
Ach hessische Familie und die Sp'zen der Behörden zur Begrüßung 
ersammelt und auf dem Wege nach dem Schloß wurde der Kaiser 
don einer unübersehbaten Volksmenge freudig bewillkommt. 
Ausland. 
New-York, 1. April. Unterm Gestrigen wind von der 
Stadt St. Louis telegraphirt, daß 15 Mitglieder des Gemeinde— 
raths und andere städtische Beamte der Bestechung, des Meineids 
und Verleilung zu Meineid, angeklagt und verhaftet worden find. 
In wie weit die Finanzen der Stadt von diesem Ereigniß berührt 
werden, läßt fich heute noch nicht ermitteln. Es dürfte aber kein 
Wunder nehmen, wenn das Unwesen des „Rings“ sich gerade auf 
diesem Gebiete eingemstet hätte. (F. 3.) 
Der amerikansche Correspondent der ‚Times“ macht underm 
19. d. folgende Muheilung von einer neuen Skandalaffaire: 
„Die Wastingtoner Große Jary versezte gestern General Bobcock, 
owie die Herren Hartiagton, Whiteleh und Miles wegen E'nbruchs 
in Anklagezustand. Im April 1874 wurde des Bezirksanwalts 
HDarrington eiserner Schrank gewisser Schriftstücke in Verbindung 
mit den von der Washingtoner Bezirksregierung verübten Betrü 
gereien beraubt. Miles wird beschusdigt, den Diebstahl auf An⸗ 
regung Whiteley'e, des ersten Detectiv's der Reeierung, derübt 
zu haben. Wh'teleh und Miles behaupten nun, daß Harrington 
und Batcock sie dazu verleiteten. Miles der sich gegenwärtig im 
Zuchthause in Vermont befindet, sowie Whiteleh, find die Regie⸗ 
tungẽzeugen. Harrington ist, wie es heißt, verschwunden. Babcod 
wvurde gesteen gegen Siellung einer Kaution von 10,000 Dollars 
cuf freien Fuß gestetzi“ 
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Bermischtes. 
5 Dem Hüttendirecior F. E. Euler in Kaiserzlautern wurde 
von der bayerischen Regierun; auf den von ihm erfundenen eigen⸗ 
hümlich construirten Kaminofen. Schachtofen und Schachtcentralofen 
»in Gewerbsprivilegium auf sechs Jahre ertheilt. 
7 die „Pfäaälz. Post“ schreibt aus Karserslautern unteru 19. 
Upril: Am Oflermontag tagte in Neustadt eine Anzahl Social⸗ 
emokraten, um über Maßregeln zu berathen, womit die eiwas er— 
ahmte socialistische Bewegung in der Pfalz von Nuem in Fluß 
gebracht werden sönne. Die Wirkungen der Versammlung sind 
chon fichtbar geworden. Gestern sollle in Hochspeyer eine focial⸗ 
emokratische Versammlung abgehalten werden, welche aber, wie man 
ins erzãhlt, wegen Mangels an Betheiligung nicht zu Siande kam. 
deute findet hier eine solche Versammlung statt, um über die nächste 
geichssstagswahl resp. die Aufstellung eines socialdemokratischen Can⸗ 
idaten zu berathhen. MAehnliche Bewegung wird wohl an anderen 
Irien der Pfalz zu spüren sein. Wie es scheint, geht dieser neue 
Unlauf durch ganz Deuischland. 
* Durch Rescript der pfälzischen Kreißregierung vom 10 do. 
Mit. wurde dem Pf. K.“ zufolge verjligt, daß aus dea Mitteln 
ner ꝓfälzischen Immobiliar-Brandversicherungsanstalt für das Jahr 
875 die Samme von 1743 fl. zur Vertheilung kommen soll, und 
war zur Verbefserung des Feuerlöschwesens und insbesondere zur 
Interstüßung der Gemeinden behufs Auschaffung von Feuerloschge⸗ 
athen. Ein Theil dieser Summe soll jedoch, wie in den Vor— 
ahren, dem Verbande der pfälzischen Feuerwehren zur Verwendung 
ugewiesen werden. Zur Aaschaffung einer vierräderigen Feuerspritze 
vird ein Unterstizungsbeitrag von 330 Mark, einer zweiräderigen 
an solcher von 180 Mart einer Haudfeuerspritze ein solcher don 
42 Mark in Aussicht gestellt. 
Das „IFr. W.“ meld⸗t aus Frankenthal, 18. Apriil: 
Um verflossenen Samstag Abend wurde auf der Straße nach 
Worms durch einen hessischen Gendarmen ein Fabrikarbeiter ange⸗ 
jalten, welcher einen jchweren Bündel trug, und auf Befragen er⸗ 
lärte, er hehe auf Reparatur und habe sein Werkzeug bei fich. 
da dem Gendarmen das Benehnren des Mannes verdächtig schien, 
o ließ er den angeblich Werkzeug enthaltenden Pack dffnen, in 
velchem sich etwa 30 Pfund Messingtheile vorfanden. Der Ver⸗ 
ächtige wurde sofort verhaftet und mit nach Worms genommen, 
achdem ein gemachter Fluchtverfuch mißlungen war. Die Sonn— 
ag früh sofort eingeleitete Untersuchung ergabh, daß der Verhaftete 
ein Arbeiter des Hamm'schen Geschaftes ist und den Messingdieb⸗ 
lahl schon seit längerer Zeit betreibt. Derselbe wartet nun hinter 
Schloß und Regel den Autgang der Untersuchung ab, welche na⸗ 
nentlich um deßwillen ein besonderes Juteresse erregen dürfte, als 
rine seither in dem besten Rufe stehende Wormser Firma in her⸗ 
vorragender Weise an dem unsauberen Handel bethecligt sein soll. 
— Das Resultat der im Septemder 1875 am Sitze der kgl. 
reisre zierung abgehaltenen Prüfung für den Steuer und Ge— 
neinde · Einnehmereidienst ist dieser Tage festgestellt und den betr. 
Aspiranten mitgetbeitt worden. Unter den 80 Geprüften waren 
30 Rentamisgehilfen, 16 Bezirksamtsgehilfen, 19 Einnehmereic e⸗ 
hilfen, 14 Gemeindeschreiter, 2 Kalasterrenobatgren, 8 Lehrer, 1 
Privatbediensteter. Zusammen 99. Bestanden haben die Prufung 
»on allen 90 Aspiranten nur 28, alfo 31 pCe., währerd 69 pCi. 
als „unbefähigt“ qualificirt wurden. Ein solch ungünstiges Resul⸗ 
zat ist noch in keinem früheren Examen erzielt wo den. 
r Heidelberg, 18. Apris. Gestern Nach nittags ist die 
Zönigin von Schweden unter dem Namen Comtesse Haga in Heidel— 
zerg eingetroffen und im Europäischan Hof abgestiegen. Die hohe 
Frau, welche lesdend ist, wird vom Geh. Rath Friedrich behandelt 
ind gedenkt zu ah er Geholung, bevor sie weiter nach Bex reist, 
acht Tage in Heidelberg zuzubringen. (A. 3.) 
FMannheim, 18. April. Alle Anze'chen weisen darauf 
jin, daß unser dietjahriger Maimarkt on Umfang alle vor herge⸗ 
zangenen übertreffen wird, es mußle deßhalb Vorsorge für weitere 
Luterbringung von Thieren getroffen werden, was durch Miethe 
zer Stallungen auf der Hasenhütte and durch Hersteslung eines 
ingefäht 80 Stück fassenden Nothstalles geschoh. Die Reinuen