Full text: St. Ingberter Anzeiger

f Aus Insheim, 19. Apr'l, schreibt man dem Land. 
Anz.“: Dem Glaser Konrad Zimmerle dahier ist seit längerer 
Zeu sein 7 Jahre altes Mädchen erkrankt. Am Ostermontag war 
sun ein Mann Namens Wüst von Oberhochstadt, dessen Tochter 
im Hause des Z'mmerle wohnt, auf Vesach hier, und dieser bat, 
nachtem er von der Kraakheit des Mädchens gehört, erzähl!, daß 
er selbst auch einmal vor etwa 6 Jahren verhert gewesen sei und 
daß ihm der damalige Hirte den Rath gab, er solle sein Dedbett 
anlersuchen, in welchem er alsdann einen Hahn ohne Kopf fand, 
vas der Hirlte so auslegte, daß er wieder gesund werde, hätte 
aber der Hahn einen Kopf gehabt, so hätte er sterben müssen; den 
dahn habe er dann verbrannt und sei wieder ganz gesund gewor⸗ 
zem Auf diese Erzählung hin hat die Mutter ebenfalls das Ded—⸗ 
dett ihrer kranken Tochter untersucht und siehe da, sie faud zwar 
seinen Hahn, aber verdächtige Bettsedern, welche sie herausnahm 
und verbrannte. Auch hatte das Mädchen eine Vision, in der sie 
zine alte Frau Namens Doll zu sehen alaubte, denn sie sagt: 
„Mutter, gehet hin und bittet die alte Doll, daß sie mich gehen 
jäßt!“ Gegen 6 Uhr Abends kom die Mutter des Kindes in die 
Behausung der 76jährigen Witwe von Joh. Doll, welche mit 
ihrer Schwiegertechter, Wittwe von Franz Doll, zusammen wohnt, 
riß die Thaͤr auf und rief: „Ich bitte dich um Gottes Willen, 
laß mir mein Kind gehen, worauf sie sich wieder entfernte. Die 
Schwiegertochter, welche anfänglich nicht wußte, was damit gemeint 
sei, erinnerte sich dann, daß ihre Schwiegermutter vor etwa zehn 
Jahren als Hexe im Dorfe verschrieen war; deßhalb und um die 
sugefügte Beleidigung von sich zu weisen, ging sie mit derselben 
n die Wohnung des Zimmerle und fragte, was sie denn mit 
ihnen wollte. Die Ehefrau Zimmerle, auf das Betit ihrer Tochter 
deutend schrie: „Dort seht bin, dort hegt das kranke Kind und 
derdreht die Augcun!“ Darauf gerieth die Wittwe Franz Doll in 
Zorn und sagte: „Wenn ihr so was me'nt, so sed ihr Lumper⸗ 
sevg!“ Nin schlug der in der Stude anwefende 18jährige Sohn 
onrad Zimmerle der Frau mit einem dicken Rohrstocke über den 
Zopf, daß sie blutend fortlief, aber der junge Mann, den sein 
Valer vom weiteren Verfolgen abhalten wollte, sprang zum Fenster 
hinaus, ihr nach und mißhandelte die Frau noch auf der Straße, 
udem er ihr noch mehrmals über Arm und Rücken schlug, so diß 
dieselbe jetzt belitläägerig ist. Gestern war Gendarmerie-Wachtmeister 
Zeisch hiet und hat die Sache vprotokollirt und heute wird der kal. 
Bẽzirldarzt Hert Dr. Bopp erwartet, um die Mißhandlung zu 
onstatiren. — — 
Die Sozialdemokraten wollen bei der nächsten Landtags- 
vahl für die Pfalz vorläusig folgende Kandidaten aufftellen: für 
Zpeher⸗ Frankenthal Stadteinnehmer Paulus zu Speyer (2); für 
deuftadiLandau Dreesbach aus Kussel; für Kaiserslautern-Kirch⸗ 
eimbolanden Goldarbeiter Hackenberger aus Pforzheim, der zur 
Zeit in Saarbrücken gefangen sizt. *4535 2* 
FAus Baden, 28. April. Bei der am 25. ds. Mis. 
vollendeten Prüfung der zum Einjährig, Freiwilligen⸗Dienst Aspiri⸗ 
enden, welche ihre Berechtigung durch eine besondere Prüfung vor⸗ 
ulegen haben, sind von 55 zur Prüfung zugelossenen jungen 
zeuien 18 bestanden. 
In den deuischen Münzstätten si d bis zum 15. April 
1876 geprägt: an Goldmünzen: 1,075,046,960 Mark Doppel- 
ronen, 817,834,780 M. Kronen; hiervon auf Priv trechnung: 
64,674,805 M. ; an Silbermünzen: 25,687,810 M. 5. Mark- 
tücke, 128,151,873 M. 15 Markstücke, 21,612, 168 M. 50- 
Pfennigstücke, 22, 414,680 M. 20.Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 
5,417,835 M. 30 Pf. 10 Pfenniestücke, 8,985,885 MN. 25 Ppf. 
3- Pfenniastücke; an Kupfermünzen: 5,318,006 M. 72 Pfqa. 3⸗ 
Bfennigstücke, 2,929,688 M. 49 Pf. 1,Pfennigstüce. Gesammt⸗ 
jusprägung: an Goldmünzen: 1.892. 881,740 M. ; an Silber⸗ 
nunzen: 207,866,8331. M.; an Nickelmünzen: 24,403,720 M. 
55 Pf.; an Kupfermünzen 8,247, 751 M. 21 Pf. 
fParis, 18. April. Obgleich es noch über zwei Jahre 
hauert, ehe die neue Pariser Ausstellung eröͤffaet wird, so haden 
ich doch shon 150 Personen um Buffets, Restaurationen und 
ihnliche Anstalten beworben. Für andere Anstalten sind ebenfalls 
ereits zahlreiche Gesuche eingelaufen. 
Ju Folge der strengen Fröste haben die Weinberge im 
züden Frankreichs, namentlich Medoce und Herault sehr Noth ge⸗ 
itten, so daß der französische Wein sicher etwas in die Höhe gehen 
bird. — Am zweiten Ostertage sind in Confoleus (Charente) 16 
MNenschen, welche über die Vienne fahren wollten, ertrunken. 
F Glasgow, 22. April. Heute früh ist hier eine furcht⸗ 
are Feuersbrunst ausgebrochen; BuchananStreet, die Hauptverkehrs⸗ 
der der Stadt, wo die meisten Magazine liegen, steht in vollen 
Flammen; bisber ist das Feuer noch nibt bewältigt. 
Fur die Redaction veranlwortlich: F. X. Demeßs. — 
* * 
Gewerbliche Fortbildungsschule 
St. Ingbert. 
Der Unterricht in hiesiger gewerblicher Fortbildungsschule be⸗ 
zinnt Mittwoch, den 26. Aprilec und fällt im Sommer⸗ 
mester die Unterrichtszeit auf Mittwoch und Samttag Abend don 
79 Uhr und Sonntags Morgens von halb 8 bis halb 10 Uhr. 
Das Bürgermeisteramt: 
gCuster. 
Es ist vor 
iniger Zeit ein 
schwarz seidener 
Regenschirm mit dviolett 
eidenem Futter stehen geblieben. 
Wer denselben an die Erpedition 
38. Bl. zurück bringt, erhält 
ine Belobnung 
Ein braver Junge 
lann in die Lehre treten bei 
J. J. Fiack jun. 
Sattler. 
Makulatur 
per 25 Pfund, wird abgegeben 
in der Druckerei des St. Ing⸗ 
dertee Anzeiger. 
Eine große Auswahl in 
Honn- und Regenschirmen 
u herabagesetzten Preisen emp fiehlt 
Ir. Stußmann. 
Geschaifts-MA nzeige. 
Unterzeichneter heehrt sich hiermit anzuzeigen, dass 
or eine 
VEINMBANDBLUVUNG 
dalvator 
bier errichtet hat. unter Zusicherung reoller und billiger 
Bedienung. 
8t. Ingbert, 1. April 1876. 
detnreoh Laun. 
in der 
ierbrauerei 
A ô. 
Ohampagnen-Walger 
mit Benutzung der beliebten Melodie: 
„Ohampagnerwein, du edher Mein“ 
Für Klavier componirt 
von 
IXRXVVXVE 
Op. 19. Preis R.M. 1.50. 
degen Finsendung des Betrages versende ich franco. 
PMOB OOAMIM CũSI. 
Emil Grewonig, 
Sattler und Tapezierer in 8t. Ingbert, 
hält von heute an fortwährend ein großes Lager in 
Tapeten uerref —rduren 
Jwoͤhnli her und mittlerer Sorte und empfiehlt zugleich seine 
Kusterkarten 
von den gewöh'lichtten bis zu den feinsten Sorten aus der Fabrik 
bon H. Engelhardt in Mannheim. 
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Redaktion Druck und Berlag von F. X. Demeß in St. Ingbert.