St. Ingberler Znzeiger.
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M 69. —W Diienstag, den 2. Mai IJ
1876.
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Deutsches Reich.
München, 29. April. Bei der Berathung über den Gesetz
eniwurf, betreffend die Pfälzischen Eisinbahnen, haben die pfälzischen
Abgeordneten den Antrag gestellt, es solle derselne an einen beson⸗
deren Ausschuß zur Vorprüfung verwiesen werden. Die Abgeord⸗
neten Louis und Schmidt (Zweibrücken) begründeten diesen Antrag,
welcher schließlich angenommen worden ist.
München, 29. Aprl. Der König het die Genehmigung
füt die Aufstellung eines Denkmals für den Fürsten Bismarck in
issingen eriheilt. Dasselbe soll jedoch nicht an dem Schauplatze
der That Kullmann's, sondern in den Anlagen errichtet werden,
wo der Reichskanzler Genesung gefunden hat. *
München, 29. April. Die dem preußischen großen Gene⸗
talstabe seit zwei Jahren zur Dienstleistung zugetheilten bayerischen
Beneralstabsoffiziere die Majore von Xylander, Helvig und v. Asch
ind von Berlin wieder hierher zurückgekehrt; vom kommenden
Monat Oktober an werden w'eder andere drei Generalstabsoffiziere
aach Berlin beordert wrdenn. 3 6
Berlhin, 29. April. Der Kaiser soll heute in Wiesbaden
dofmann's Ernennung, als Nachfolger Delbrück's. unterzeichnet
zaben.
Berlin, 29. April. Die Vorlage wegen Uebertragung der
preußischen Staatsbahnen auf das Reich kam heute im preußischen
Abgeordnetenhaus zur zweiten Berathung. Der Landwirthschafts⸗
ninister Friedenthai empfahl die Vorlage auch m't Rücksicht auf
die Landw'rthschaft, welche unter der Willküclichkeit und System⸗
osigkeit der Tarife zu leiden habe. Birchow erklärt sich aus poli⸗
aischen und wirthschaftlichen Gründen gegen die Vorlage; ein Eisen⸗
zahngesetz, meinte er, loͤnnte wohl ausreichen, die bestehenden U⸗bel
zu heilen. Aus der neulichen Rede des Finanzministers Campe
Jausen sei, obwohl derselbe füt die Vorlage sprach Gedoch ziemlich
uhl) doch zu entnehmen gewesen, daß die Ablehnung der Borlage
das Eisenbahnwesen micht schädigen werde. Bei dieser Borlage
Jandle es sich nicht um deutsche, sondern um preußische Interessen.
Furst Bismarck erwiderte, das ganze Ministerium handle in dieser
Frage in voller Uebereinstimmung, und namentlich sei die Unter⸗
Jellung, als ob zwischen ihm und dem Handelsminister Widerspruch
zestände, unrichtig. Nach Schluß der Debatte wurde die Vorlage
mit 206 gegen 17856 Stimmen angenommen; dagegen waren die
Fortschrittsöpartei, das Centeucꝛ, die Polen, 4 Nauonalliberale. 2
Freiconservative. Dr. Löwe für die Vorlage.
Ausland.
Rom, 28. April. Prinz und Pr'nzessin Karl von Preußen
ind hier angetommen und haben im Hotel Bristol Absteigequartier
senommen.
7 Die Direciion der Pfälz. Bahnen hat hestimmt: Unbeschadet
der allgemeinen Vorschrift, welche hinsichtlich der Benützung von
Fahrbilleten die Einbehaltung der tarifmäßigen Route bestimmt
und bei Abweichung von derselben die vole Tarerhebung für die
denützte Bahnstrecke festsetzt, wird ausnahmweise vom 1. Mai ab
in einigen Fällen die Benüßung einer aaderen Route gegen Lösung
»on Ergänzungsbilleten gestattet. Diese Billete, deren Preis die
Differenztaxe zwischen der benützten und der vorgeschriebenen Rout
zegreift, sind Cartonbillete von gelber Farbe für II. Classe und
weißer für die III. Classe, und werden bei den Stationen Haupt⸗
zahnhof Kaiserslautern, Hochspeyer, Enkenbach, Schifferstadt, Speyer
auptbahnhof, Boͤht, Haßloch, Neustadt, Landau Hauptbdahnhof,
kuöringen und Edenkoben ausgegeben.“ Die Lösung derselben hat
unbedingt auf der betreffenden Uebergangsstation und gegen Vor⸗
„eigung des Fahrbillets durch den Reisenden oder das Zugpersonal
zu erfolgen.
Fꝛ Frankfurt a. M., 27. April. (Unabsichtliche Freiheits⸗
zeraubung.) Gestern Mittag um 12 Uhr waren die Schülerinnen
iner Mädchenklasse der Katharmenschule aa der Liebfrauenstraße
zenöthigt, auf eine eigenthämliche Weise ins Freie zu kommen.
Der Pedell hatte nämlich bereits um *412 die Hausthüt geschlossen
ind sich nach Hause begeben, dabei aber vergessen, daß noch nicht
ille Klassen um 11 Uhr die Schule verlassen hatten, sondern eine
dlasse von ca. 80 Schülerinnen bis 12 Uhr noch Unterricht hatte.
Als es daher 12 Uhr geschlagen unb die Kleinen nach Hause stür⸗
nen wollten, sahen sie sich zu ihrem Schrecken zu einem unverdienten
ürrest verurtheilt. Die Lehrerin veranlaßte einen bekannten Herrn
»es gegenüberliegenden Hauses, einen Schlosser herbeizuholen, um
zie Hausthür zu öffnen. Da es ihm jedoch nicht gelingen wollite,
vurde an das ewas hohe Parterrefenster eine Leiter gesetzt und
zie keinen Mädchen von zwei Dienstleuten von dort auf d'e Straße
efördert. Als bereits etwa die halbe Klasse so das Fre'e gewon⸗
ien hatte, gelang «s endlich, die Thüre zu öffnen, wodurch den
zurückgebliebenen der Auzgang weniger mübhsam gemacht wurde.
IIIXVX —
zt die in der heutigen Nummer unserer Seitung sich befindendo Glücks-
zeige von Samuel Heckscher senr. in Hamburg. Dieses Haus hat stch
lurch seine prompte und verschwiegene Auszahlung der hier und in der
Imgegend gewonnenen Beträge einen dermassen guten Ruf erworben,
lass wir Jeden anf dessen heutiges Inserat schon an dieser Stelle auf-
nerksam machen.
ywir machen hierdurch guf die im heufigen Blaule siehende Annonce der
derren Kaufmann u. Simon in Hamburg besonders aufmerksam.
ẽs handelt sich hier um Original⸗Loose zu einer so reichlich mit Haupt-Ge—
vinnen ausgestatteten Verloosung, daß sich auch in unserer Gegend eine sehr
ebhafte Betheiligung voraussetzen läßt. Dieses Unternehmen verdient das
dolle Vertrauen, indem die besten Staatsgarantien geboten sind und auch
vorbenanntes Haus durch ein stets streng reelles Handeln und Auszahlung
ahireicher Gewinne allseits bekannt in
Im allgemeinen Juteresse
inden wir uns veranlaßt, auf die im heutigen Blatte enthaltene Annonce
eß Herrn Albert Friedheim in Hamburg ganz besonders hinzuweisen.
Die angekündigten Originalloose können wir wegen der großen und zahl⸗
eichen Gewinne bestens empfehlen. Die Reellität und Solidität dieses
dauses ist bekannt und daher nichts natürlicher, als die vielen bei demselben
nlaufenden Aufträge, welche eben so rasch als sor fältig ausgeführt werden.
Eine vene leiche einspänner Im Verlag von G. L. Lang
CIAisO. in Speyer ist erschienen:
Ein Löschhorn
für das in den „Brennenden
Fragen von Wilhelm Molitor“
angezündete Licht
bon Eduard Plastein.
Preis 75 Pf.
Begen franco Einsendung
diesez Betrages in Geld oder
Drief narlen vird dat Sar fichen
iranco zugesandt.
*
Vermisktes.
fDürkheim. Heute kommt die wegen eines im Kurier“
peröffentlichten Arnkels über Mehldersälschang gegen einen hiesigen
Einwohner angestrengte Be'eidigungskiage vor dem Zuchtpolizeigerichte
Frankenthal in 2. Instanz zur Verhandlung. Es sind drei Cbe—
niker als Sachverständige geladen.
Die N. Zig.“ berichtet aus Neustadt, 28. April:
Die nach 2monatlicher Pause auf heute zu einer Sitzung berufenen
Stadträthe waren aud nach einer Stunde Wartens so wenig
jahlreich erschienen, daß der Herr Bürgerme'ster nur sein tiefes
Ad
onnte und sie, ohne in eine Berathung einzugehen, w'eder ent⸗
jassen mußte.
F Rudesheim, 30. April. Hevute Nachmittag platzte der
dampflessel des an hiesiger Landuagsbrüchke liegenden Trajectbeotes
„Luise“, welches zweschen hier und Bingen fährt. Bis Abend
varen vier Leichen aufgefischt. Zwei hiesige Frauen werden ver⸗
mißt. (Ein Bericht aus Bingen spricht von etlichen dreißig Todten.
scheint jedoch übertrieben.)