Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. J ugbe rle r Anzeiger. 
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der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal woͤchentlich mit dern Hauptblatte verbundene Unkerhaltungsblatt, (Sonntags wit illustrirter Rei, 
lage), erscheint wöͤchentlich viermal: Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonutag, Der Abonne mentspreis beträgt viertetjährlich 
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M 70. J 5 J J Donnerstag, den A. Mai 5 m * 77 1876. 
4 *838 F 
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AαXXäσσXSôäα 
Deutsches Reihh. 
Müuchen, 1. Mai. Die Abg. Freyburger, Vaillant u. Ph. Schmidt 
jaben an die Kammer den Antrag gebracht, an Se. Piaj- den stonig die 
Filte zu richten, im Landtagsabschiede mit Gesetzeskraft aussprechen 
u wollen, daß der durch 8 42 des Landtagsabschiedes vom 28. 
Ipril 1872 geschaffene Zusatz zu rt. 32 Äbs. 1der Braudver⸗ 
icherungsordnung fur die Pfalz vom 26. Nov. 1817 folgende 
eränderte Fassung erhalte: Die Kreisregieruag ist ermächtigt, 
om Gesammibetrage aller Brandschäden jährlich bis zu 4pCt. 
veiter zu erheben und im Beuehmen mit dem Laudrath zur För⸗— 
»erung des Feuerloͤschwesens zu verwenden.“ Die Motive dieses 
Antrags sind;: Das Feuerlöschwesen in der Psalz läßt hinsichtlich 
er allseitigen Verbreitung gut ordganisirter Feuerwehren trotz um⸗ 
ichtiger Thätigkeit der Regierungsorgane und einzelner Gemeinden, 
owie der rühmlichen Bemühungen des pfälzischen Feuerwehrver⸗ 
andes noch viel zu wünschen übrig. Als Ursache dieses Miß⸗ 
tandes ist vorzüglich der Maungel ge rügender materieller Unter⸗ 
tützung zu heseichnen. Nachdem die 7 rechtscheinischen Kreise 
uich Art. 89 des Brandversicherungsgefetzes von 1875 in dieser 
dichiung einer weitaus günstigeren Stellung sich erireuen, erscheint 
Ils in Gebot der Billigkeit, auch der Pfalz die Möglichkeit zu 
erichaffen, dei Feuerlöschwesen kräftigere Unterstützung geväqgren 
u können. Da die Versicherten der pfälzischen Brandversicherungs ⸗ 
astalt hier zunächst interessirt erscheinen, so ist es angemessen, zu 
esagtem Zwecke auch voczugsweise ihre Mittel in Anspruch zu 
iehmen. Die vorgeschlagene Echebung bis zu 4 pCt. entspricht 
ea diesseitigen gesehlichen Bestimriuagen. 
Die liberale Frak ion der Kammer der Abgeordneten hat in 
rolge Berusfung des Dr. Völk und des Professors Marquadfen zur 
Fussizlommission nach Berl'n die vecbleibenden Mitglieder der Vor⸗ 
Jandfchaft zur Cooption ermächtigt, und es besteht demgemäß der 
Pocstand der Fraktion jetzt aus den HH.: Frehr. v. Stauffenbeig, 
de. Frankenburger, Alwens, Wülfert, Crämer und Dr. v. Schauß. 
Berlin, 2. Mai. Die „Post' schreibt: Der bevorstehenden 
zusammenkunft der drei Kanzler in Berlen wird allseitig eine große 
hereutung beigelegt. Auch nach der Weiterreise des Kaisers von 
stußland am 13. Mai verbleiben die fremden Kanzler noch ein'ge 
Tage hier, »um mit dem Fürsten Bismarck üder die orientalische 
zrage zu conferiren. 
R'us Wiesbaoen, 1. Mai. Heute Vormittag um 11 
ühr ist die belgische sKönigsfamilie hier angelommen und am Bahn⸗ 
sofe von sämmilichen hier anwesenden Fürsten empfangen warden. 
deute Abend findet großes Diner zu Edhren der belgischen Maje⸗ 
saten statt. Nach der Ankunft des Königs der Belgier begaben 
ich Se. Majestät der Kaiser in Begleitung des Großherzogs und 
der Großherzogin von Baden nach Caub; dieselben werden mit 
)er Kaiserin zusammentreffen und gemeinschaftlich in Lorch dej⸗uni⸗ 
den, worauf die Kaiserin nach Coblenz und die audern Herrschaf⸗ 
en nach Wiesbaden zurückkehren. Auf dem Bahnhof zu Rüdes- 
seim naͤhm der Kaiser vom dortigen Bürgermeister Bericht über 
zen gestrigen Unglücksfall entgegen, welcher sich als sehe bedeutend 
erausstellt, die Zahl der Todten delduft sich auf mindestens 25, 
neistens Personen aus Rüdesheim, Bingen uno Geisenheim; auch 
r Fräulein Nachelslh aus Ostpreußen befindet sich unter den 
odten. 
F WMatni, 1. Mai. Uehber die Katastrophe von Rüdesheim 
deile ich Idnen vach den an Ort und Stelle gemachten Erfah⸗ 
ungen und Ecrkundigungen Näheres m't. Das Boot lag woch 
in der Landungsbrücke, und die Passagiere waren im Einsteigen 
zegriffen, als die Explosion erfoigte. Diefer Umstand macht es 
hwer, die Zahl der Verunglückten genau zu ermitteln. Man kann 
ach den verschiedenen Aussagen der Augenzeugen annehmen; daß 
tliche 40 Personen an Bord waren, als die Explofion stattfand. 
rine Anzahl Perionen ertrank noch angesichts des Ufers, nachdem 
ieselben aus dem Wasser aufgetaucht waren, und vergeblich. um 
»infe riefen, denn troß aller Schnelligkeit mit welcher Nachen ab⸗ 
riehen, war es nicht möglich, allen rasch genug beizuspringen. 8 
Todte liegen im Rathhause. Die Zahl dee aug dem Wafser Ge⸗ 
ettetez dick. der Verwundeten beläuft sich auf etliche 20 — die 
zIffer ist nscht genau fest zustellen. Es bleiben also noch 15 —25 
Zetsonen, die man vermißt uad die allmälig, aus dem Grund 
nuf die Oberflähhe kommen werden, und hienach dürfte sich die 
ichere Anzahl vielleicht festsetzen lassen. De. Todten bluteten ziem⸗ 
ich stark am Gesicht, das Dienstmädhen jedoch,“ welches durch 
nen Bruch der Rückenwirbelsäule getödtet war, sah ruhig und 
zicht euͤtstellt aus? Bejonders tiadisch ist das Geschick der Fam⸗ 
e Krämer: dec Viter liegt im Rathhouse todt,, die Mutter ist 
emlich schwer verwundet, das einzige Kind der Leute vermißt. 
das Schiff ist in 3 größere Theile zerrissen, der Klel liegt an 
er Stelle, wo die Explosion stattfand. Das Hinter⸗ und Vorder⸗ 
seck sind etwas weiter stromabwärts getrieben Der Kessel, der in 
wei Theile gerissen ist, trägt die Jahreszahl 1869. Der Manten 
st über den Bahnd umm fort etwa 150 Schritte weit ig einen Garten 
eschleudert, waͤhrend der innere Theil mit den Siedröhren eiwa 10 
Neler von dem Platz entfernt liegt, wo die Explosion stattfand. Der 
Staatsanwalt aus Wies baden nahm heute Vormittags den Thatbestand 
juf. Die Windroͤhren sind noch gatiz ethalten, auch der große Heizcy- 
inder ist intakt, dagegen sind die verschiedenen äußeren Roöͤhren 
immtlich zerschnettert. Ob die Uatersuchhung VLicht über die Ent— 
tehung der Explosion bringen wird, ist schwet zu sagen. Wasser⸗ 
nangel im Kessel icheint indessen nicht die Ursachhe gewesen zu sein. 
Besüglich dir Ursache des Unglücks lautet eine Mittheilung des 
Kh. K.“, daß das Shiffchen „ein altes Fahrzeug war, das 
ängst außer Dienst hätte gestellt werden sollen“, und ein späterer 
Bericht desselben Blattes sagt: eine Fahrlässizkeit des Heizers liegt 
vohl nicht vor, wohl aber ist die Schud an dem Unglücke der 
chtechten Reparatur des dünnea Kissels zuzuschreiben.) 
Mainz, 2. Mai. Gestern Abend wurde dem hiesigen 
düfermeister Baumann in dem Güterbahnhofe das eine Bein ab⸗ 
efahren. Derselbe kam mit einem Güterzuge von Bingen hier an 
iud sprang aus dem Wagen, ehe der Zug ganz flill stand, wobei 
»r unter die Wagenräder gerieth. WMʒ. 3) 
7.In Gersrode (Umt Niederaula, Kreis Hersfeld) ist Ende 
April eine grausige That verübt wordtu. Einen Taubstummen, 
er, frant darniederliegend, seinen Verwandien zu lange lebte, weil 
et etwa 2000 M. Vermönen hatte, haben Schwager und Schwe—⸗ 
fer mit flarken Instrumenten erst gräßlich verarbeitet und schließ⸗ 
ich erdrosselt 
F edaction verantwortlich g. emeß. 
—— machen hierdurch aa die im heustigen Blatte ssehende Annonce der 
Zerren Kaufmann u. Simon in Hamburg besonders aufmerksam. 
z8 handelt fich hier um OriginaleLoose zur einer so reichlich mit Haupt-Ge- 
vinnen ausgestatteten Verloosung, daß sich auch in unserer Gegend eine sehr 
ebhafte, Betheiligung vorausfsetzen läßt. Dieses Unternehmen verdient das 
„olle Vertrauen, indem die besten Staatsgarantien geboten sind und auch 
orbenanntes Haus durch ein stets streng reelles Handeln und Auszahlung 
ahireicher Gewinne allseits bekannt isi. 
Anteressu mt 
st die in der heutigen Nummer unserer Zeitung siech befindende Glücks- 
neige von Samuel Heckscher senr. in Hamburg. Dieses Haus hat sich 
lurch seine prompte und verschwiegene Auszahlung der hier und in der 
Imgegend gewonnenen Beträge einen dermassen guten Ruf erworben, 
lass wir Jeden anf dessen heutiges Iuserat schon an dieser Stelle aut- 
nerksam machen. 
Dermi Ites. 
Rüdesheim, 1. Mai. Von ca. 40 auf dem verun⸗ 
zlückten Schiffe befindüchen sind b Todte geländet: Der Heizer 
Delahain aus Bingen, Küfer Krämmer aus Rüdesheim, 2 Brüder 
Ziegfried aus Geisenbeim, ein Dienstmädchen des Wirthes Corvers 
us Rüdesh im. Lebend gerettet, aber mehr oder weniger be⸗ 
chädigt sind 17 bis 20 Männer, Frauen, Kinder aus Rüdesheim, 
ulhausen, Geisenheim und Eibingen. Nermißt find von Rüdes— 
dein 1 Kind-des Küfers Kämer und Bahnwärtersfrau Scholl, 
on Geisenheim Schreiner Fröhlich, die übrigen Vermißten sind 
inbekannt.