Full text: St. Ingberter Anzeiger

Slt. Ingberler Anzeiger. 
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Oex St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöoͤchentlich) mit dem Haupiblatte verbundene Unterhaltungsblatt. GSo unta ge mit illustrirter Vei⸗ 
lage), erscheint wochentlich viermal: Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonutag. Der Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 
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— 72. —5 * F Sonntag, zen J. Mai e ete pe J J — 1876. 
— * J 4 — 
deulsches Reich · 
München, 5. Mai. Die Abgeordnetenkammer nahm ein⸗ 
stimmig den Antrag von Vaillant; Freyburger und Phil'pp Schmid!; 
die Brandversicherungs Ordnung für die Pfalz detreffend, an, nach⸗ 
dem Vaillant und Freydburger, sowie Minister v. Pfeufer ihn 
warm empfohlen batrn. 
Berlhin, 1. Mai. Für den bevorstehenden kurzen Aufenthalt 
des Kaisers von Rußland in Berlin werden besondere Fistlichkeitea 
nicht vorbereitet. Bei den intimen persönlichen Beziehungen der 
heiden dertwandten «Monarchen will man die kurze Spaune des 
Zusammenseins nicht durch größere offizielle Arrangements beein⸗ 
rächtigen. Eine Rebue üder die Garnison wird bei dem militärischen 
Interesse'des Kaisers MIexander natürlich stattfinden. Wie es heißt, 
een aee etaet uue Abreise feines Monarchen noch 
kurze Zeit hier verweilen. .. 3....6.5 A 
Wie die ·„H. Z.“ hört, wird Fürst Bismardk nach Abreise des 
Daisers von Rußland don Berlin einen längeren, pielleicht fich his 
in den Oltober teseend gurlun antteteu.·* 
Btraß binr aͤ. 4. Mai.“ Die Absicht, für Elsaßz-Lothringen. 
lin besondercz Minisierinmn n't dem Sitz in Bertin (Y zu errichten, 
steht,wie man Hört, jehzi feft. Jedoch werden die bezüglichen Ents 
würfe vother dem Laudesausjchuß zut Hegüachtung vorgelegt. In, 
mnbeimischen Kreifen plaidirt man sehr entschieden für Straßburg 
statt Berlin als Sitz der lünftigen Staatestelle, und es haben sich 
dieser Tage hier mehrere hervorragende Mitglieder des Landes- 
ausschusses Uber gemeinsame Schritte behufs Verwirklichung des 
bezüglichen Wunsches verstündigt. «Es wird zunächst an den Ober⸗ 
präsidenten bas Ansuchen-gestellt werden, in Berlin uuf eine ent⸗ 
sprechende Abänderung der Entwürfe zu dringen. Ob mit Erfolg, 
bleiht ÿ»buwarten.. 
Austland. 
Rom, 3. Mai.“ Prinz und Perinzessin Kart von Preußen 
begeben sich von Rom zunächst nach Florenz, von wo die Reise 
dunn nach Genua und Mailand fortgesetzt werden soll. 
Vermischtes. —— 
7 Der „L. A.“ schreibt aus Landau, 8. Mai. In der 
gestrigen Sitzung des hiesigen königl. Polizeigerichts wurde Conrad 
Zimmerle von Insheim wegen Mißhandlung einer „Hexe“ (worüber 
wir auch ausfuhrlich berichtet Jaben) zu 4 Tagen Gefängniß verurttzeit. 
Die „Rheinpf.“ berichtet äus Haßloch, 2. Mai: Der 
hiesige Bürger und Wirth W. G. dessen einziger Sohn bei der 
Aunllerie in Wuürzburg dient, erhielt am Charsamstag von dort 
ein Telegramm folgenden Inhalts: „Schicken Sie mir poste 
restante neun Thaler; drei Decken sind weggekommen, sonst wird 
die Sache behandell. E. W.“ Betroffen ob dieser Nachticht und 
besorgt füe das Wohl des einzigen braven Sohnes, noch angetrieben 
von seiner kränkelnden Frau, nimmt der Mann das Geld und eilt 
auf die Post. Dort erfaͤhrt er, daß die fragliche Summe schon 
nach einer halben Stunde in den Händen seines Sohnes sein könne, 
wenn dieselbe hier eingezahlt und mittelst telegraphischer Postauweisung 
an den Adressaten ausgezahlt werde. Hierauf ging der Absender 
ein, seinen Sohn von dem Geschedenen brieflich in Kenntniß setzend. 
Aber wie war erster überrascht, als er zwei Tage später telegrapdisch 
von seinem Sohne erfuhr: „Nater, Du bist betrogen und beschwindelt. 
Ich weiß vog vichts. Alles nicht wahr. Naheres folgt. E W.“ 
Rasch übergibi der „Beschwindelte“ die beiden Telegramme der 
Polizei, diese geht eben so rasch vor und in ganz kurzer Zeit läuft 
von zwei Seiten die Nachricht ein: der Thäter ist ermittelt, er in 
ein Artillerie-Soldat, aber er ist desertirt. 
FCassel, 1. Mai. Eine ergötßliche Scene.“ Im Cosseler 
Bahnhof spielte sich vor einigen Tagen eine recht ergoͤtzliche Scene 
ab. Ein Zug steht zur Abfahrt bereit. Der Schaffner fragt nach 
den Billets. Da findet es sich, daß ein Officier, der in einem 
Wagen allein sitzt ein Billet hat, das für enen bereits abgegan— 
genen Militärzug berechtigt. Der Schaffner ersucht ihn, sich ein 
inderes Billet zu kaufen. Er entgegnet: „ich bleib sitzen.“ Es 
ommt' der Bahnhof⸗Inspeltor und ersucht ihn auszusieigen: Er 
mniwortet: ich bleibe sitzen.“ „Nun, so sollen Sie sihen bleiben,“ 
agte der Bahnhofsvorstand, läßt den Zug rangiren, Wagen ab— 
zängen, andere anhängen u. s. w. Zuletzt geht der Zug ab, und 
der Offizier sieht unter dem Gelächter des zahlreich versammelten 
Publikums, daß er wirklich sitzen bleibt, da der Wagen, worin er 
atzt, sich nicht von der Stelle bewegt. Die Lull zum Sitzenbleiben 
war ihm nun vergangen. D 
FiIn Berlun wurde ein · Vetzgermelfter, der einem Dienst⸗ 
nädchen statt 2nur Lis Pfund Leber zugewogen hatte, zu 800 
Mart Geldstrafe verurtheilt. »— 00 
Berliu., Wie es im Abgeordnetenhause am 27. April 
urch das gläserne Dach geregnet? hat, davon berichtet die Trib.: 
„Während der Rede des Handels-Miniftets Achenbach gegen den 
Abg. Hichter entlud sich ein so heftiger Regen, daß min fast kein 
Wort verftehra konnte. Dem Abz. Wachter, einem der Serioren 
des Hauses, passirte e8 dabei, daß er von dem durch eine Spalte 
esn Glasdaches hindurchdringenden Regen durchnäßt warde. Unter 
illgemeiner Heiterkeit der neben ihm fihenden Collegen mußte der 
Beregnese den Saal verlassen. In Zukunft, wil er“ nur noch im 
Bucnmirod: die Sihung besuchencn 6 
Delbrück's Nahfobger.·* 
Frau Germaniac Der Schmerz um ein geliebtes Haupt 
Nacht laut das Herz mir klopfen· 
Doctor Bissmarck:! Zur Linderung, wenn Ihr's erlaubt, 
. Gebh' ich ECuch Hofmamnnettropfen. 
F In diesen Tagen fand in Bünder (Westfalen) ein „armer 
Reisender“ kin glückliches Feld. Derselbe klopfte um eine kleine 
Babe bel dem dortigen Pächter an und erhielt von diesem ein 
nagelneuet Zwerpfennigstück. Aber als der Pachter, welcher mit 
einem Bäuerlein im eifrigen Gespräch war, nachträglich seine Kasse 
desichtigte, war es ein Zehnmarkstück gewesen wilches er als 
Gotfteslohn ausgegebesr. Die nachträglichen Nachfocschungen nach 
dem glücktichen Schätzesammler blieben erfolglos, das Ganze ist 
aber der beste Beweis, wie vorsichtig man mit dem neuen Gelde 
umgehen muß. 
7 Parisx, 2. Mai. Das Hotel Gaillon in Montipell er ist 
abgebrannt; eine Ftau und zwer Kinder kamen in den Flam⸗ 
men um 
7 (Ein Verbrechen.) Ein in Eterkenwell (Mitt-London) 
wvohnender Uhrmacher, Namens Larlin, wurde jüngst beinahe das 
Opfer eines Verbrechens, das an die Gteuelthat von Bremerhabeen 
rinnert. Er erhielt anf dem gewöhnlichen Wege, durch Packet- 
Post, eine Schachtel zuzesandt, bei deren Oeffuung eine furchtbare 
ẽxplosion erfoigte, dic den armen Mangd übel zugerichtet gegen die 
Pand schleuderte und in seinem Laden Alles zertrüumerte. Die 
Schachtel war etwa 8“ lang 57 breit und,“ wie die nachfolgende 
Untersfuchung der vorgefundenen Stüde ergab, aus Tannenholz, 
wit, Zinn gefüttert und mit gewoͤhnlichem Schießpulver gefüllt. 
Der Mechanismus war so angebracht, daß beim Heben des Dedels 
die Explosion erfolgen mußte und Herr Larkin exiunert sich auch 
ein klirrendes Geräusch vernommen zu haben, ebe die Explosion 
intrat. Der arme 77jährige Mann weiß von leinem Feinde und 
hat keine Ahnung, wo der Anstifter des ruchlosen Mordversuches 
gegen ihn zu juchen sei. . . . . . 
J. 
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Fur die Redaction verantwortlich: F. A- Demeß. 
99 
ç el t Abtaua atn 
. Anteressaa 
ot die in der heutigen Nmnmer vnssrer Zeitung sieb befindende Glüoks- 
Ameige von Samuei Heckscher senr. in Hamburg. Dieses Haus hat sich 
lareh veins prompte vnd ervchwiegene Aussanlung der-hior und in der 
Imgegend gewonnenen Beträge einen dermassen guten Ruf erworben, 
sasc? Jir Icden anf dessen heutiges Inserat schon an dieser Stelle aut—- 
—AMIXMAE