St. Ingberler Anzeiger.
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M 78. Donuerstag, den 18. Mai —— 1876
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Deutsches Reich
München, 15. April. Deu Petitionen der Forst⸗Assistenten
And Förster theils um Verleihung der Pragmatnik, theils um Er⸗
reichung der Stabilität wurde Angesichts der bevorstebenden Orga⸗
nisation nicht entsprochen, da diefen in. teiner Weise präjudizirt
Perden dürfe. Die Petitosen der Assistenten und Förster wurden
der Weise krledigt, daß die Gesamanbezüge der (71) jüngeren
Assistenien auj 1500, die der (70) älteren auf 1800. M. festge⸗
jetzt wurden, welche sich in Funkticusbezüge, Theuerungszulage und
Nebendezüge scheiden; die Bezüge der dörster sollen in ähnlicher
fusscheidung von 1320 bis 1860 M. vbetragem Eine Petition
der Forstmeister um Erhöhung ihres Pferdegelds-Aversums wurde
bgelebnt, da mit Ausnahme von 1 oder 2sämmtüchen das
dalten von Pferden auf jhr Ansuchen erlassen wurde. J
Bertin, 16. Mai. Die Nachrichten aus Konstantinopel
lassen sich beute dahin zusammenfassen, daß dort zwar Auftegung
mier den Türken und Besorgnisse unter den Christen herrschen,
aber bis jetzt Nichts vocgefallen ist, um ein en unmitielbaren Aust—
biuch des Fanatismus erwarten zu lassen, so daß Maßregeln' der
europäischen Mächte zum Schutz ihrer Angehörigen schon jetzt ge⸗
zechtfertigt wären. F
Ein deutsches Panzergeschwader aus den vier Pangerkregatten
Aaiset“, „Deutschlande“, „Kronprinz und „Friedrich Karl“ sowie
em Absso „Pommerania“ geht unter dem Commando des Contre—
Admiral Batjch im Laufe der nächsten Woche nach Salonicht, wo
die Corvette, Medusa“ dieser Tage erwartet wird und wohin dus
Zanonenboot, Komet' in dieser Wochs abgeht. Das Kanonenboot
Nautilus* befigdet sich auf dem Wege von Malta nach Port Sait
ind wird bon dort nach Konstantinopel dixigirit..
Austand.—
Saloftichi, 16.. Mai. Seus der Hauptschuldigen ünd
deute verurtheilt and hingerschtet worden. Die Untersuchung gegen
Zie Uebrigen dauert fott. Vollständige Ruhe.
Kounssantinopel, 16. Naie Von den in Salonichi Ver—
hafteten sind 588 an Bord des Kriegsschffe: „Selimie“ gebracht
borden, wo dus Berhör derselben stattfindet. Die Verhaftungen
verden fortgesetzt. Die Bevölkecung verbält sich durchaus rudig.
London' 16. Mai. Die Kaiserin Augusta verließ London
gegen 1. Uhr; sie jährt von Dover direkt nach Ostende.
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Vermischtes3.
r Moorlautern, 15. Mqi. (Kais. Zig.) Eineu All
grenzenloser Rohheit haben wir heule zu notifiziren. Nachdem das
Denkmal deutscher Kampfgenossen in hesiger Gemeinde bis zur
Aufstellung fertig gestellt war, wurde dasselbe in der Nicht vom
14. aus 15. 1. Mts. durch ruchlose Hand im Hofe des Christoph
Rieder demolnt. Die Eckziegel des Kapitals. wurden thels zer⸗
trümmert, theils beschädigi. Andere fertigen Grahsteine und Stein⸗
hauerarbeiten, die in der Nähe standen, dlieben unversehrt. Die
stoster des Denkmals waren f. Z3. darch freiwillige Beiträze der
Gemeindeglirder gededt worden.
Am 13. Mai morzens war der Gipfel des Potzoeig's mit
ttujchcefallenen. Schnee bedeckt. Der Einfluß der Witterung auf
die Saaten ist ein fehr bedenklicher und kann der Stand der Letz-
eren den Land nann nur mit krüben Sorgen erflüllen-*
F Neustadt. Die berühmte Kapelle des kgl. Musikdireclors
B. Bilse aus Berlic, aus 64 bedeutenden Künstlexnbestehend,
wird auf ihrer Kunstreise durch Deutschland an den Pfiagstf ier⸗
dagen im Saalbau dahier Concerte geben, und zwar zum Besten
des unter dem Prolektorate der Kaiserin Augusta sowie der Koͤni⸗
zin⸗Mutter von Bayern stebenden vaterländischen und bayerischen
Frauen ⸗Vereins.
f Der Drahtz eher J. Gölzer von Rimschweiler ist Tkürzlich
n den glücklichen Besitz des elften lebendigen Kindes und achten
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Sohnetß gelangt. Seinem Ansuchen;, hierbei die Pathenstelle zu⸗
übernehmen, hat Se. Maj. König Ludwig entsprochen und gleich⸗
zeitig ein schoͤnes Petdengeschent gesandt. 6w 8.*
. Der „Eilb.“ schreibt aus Vandau, 15. MalnnnIm nere
jangener Nacht fill das Thermometer im Freien bei starkemt Reif
pis auf den Gefrierpunkt. Wie wir hoͤren haben die Wingerten in
»en Niederungen beträchtlichen Schaden geliten.—
7 Die 15. Versammlung mitielrbeinischer Gymnafiallehrer
iindet am Pfingstdienstag in Speyer stalt. .
F Rüdesheim. 11. Mai. Das durch Kessel⸗Exptosidnege⸗
unkene kleine Boot „Louise“ wurde gestern gehoben. Dasselbe ist.
ast in der Mitte quer durchgebrochen, seines Verdeckes gänzlich
ꝛetaubt, uade die noch in demselben befindliche Maschine fust voll⸗
ändig zer!lrümmert. Es sind nur noch Trümmer voundem Schiff⸗
hden übrig geblieben. Die Vermuthung, daß sich in den gesunkenen
-chiffsresten vielleicht aoch Leichen vorfinden warden, hat fich nicht
zestät gt. Der fremde Reisende, der zur Zeit des Unglüds auf
em Fahrzeug gewesen sein sollte, hatte noch vor der Katastrophe,
asfelbes wieder, verlassen, da er nicht nach Bingen, sondern nach
Maing fahren wollte. Gegenwärtig werden alle von dem Sgiffe
geretteten Personen eidlich nodmals verrommenn...
7 In Mänchen ist ein Telegramm aus Konstantinopel ein—
zetroffen, daß Dr. Kühlmaun, Director der türkischen Bahnen, ein
jeborener Münchener, früher Advocat in München und Landtags-
ibgeordneter ermordel worden sei. D'e Nachricht bedarf üͤbrigentß
noch dex Besfätigung ; vorerst beruht sie nur auf einem in Kon⸗
lantinopel verbreiteten Gerücht.
34 C(ine neue. Art Geld zu machen.) Die in Bamberg er⸗
che nende „Fundgrube“ schreibt: „Mehrere Blälter haben kürzlich
olgende Auze ge erhalten: „Für 50 Pfz. ein bewährtes Mittel
ur Ubgewöhnung bom Trunte und Kartenspiel von J. J. Klippel
ste. 316 in Kandel, Pfali.“ Ein Abonnent der Fundgt ube“
chickte an Heren Klippel die 50 Pfg. ein und erhält darauf fol⸗
jende Ancwort: „Um sich dem leidenschaftlichen Kartenspiel und
er Truaksucht zus enthalten, nimmt man beim Ausgehen nur ein
lein wenig Geld mit. Man ist dadurch gezwungen, sich dem Karlen⸗
piel gänzlich zu enthalten und ist ebenfo darauf angewiesen, nur
un kleines gewisses Quantum zu trinken. Ist man gehörig mit
Beld versehen, so ist die Versuchung zu griß und man kann den
odsen Leidenschaften nicht widerstehen.“ Qriginel ist an der Sache
nur die Unverschämtheit des Herrn K., der diese wichtige Entdecung
ür 50 Pfg. verkauft. Neun ist das Recept jedenfalls nicht, denn
es Fehlt nicht an Frauen, die ihren Mannern daz Taschengeld so
ehr bescheiden, daß sie sich weder betrinken noch Karlen spielen
Innen. Zuweilen schlägt das Mitiel doch fehl, da es oft gefällige
Virthe gibt, die sich herbei lassen, Getränle und selbst Geid zum
„piel auf Kreide zu geben.“
shweinfurt, 4. Mai. In einer gestern stattgefondenen,
ußerst zahlreich besuchten Arbeiter⸗ Versanmlung wurde einstimmig
veschlofsen, den begonnenen Bierstrike mit aller Energie fortzusehen
end auf dem alten Bierpreis von 20 Pfqg. zu beharren. Ferner
oll die Aufforderung an die gesammte Bürgerichuft ergeben, daß
ie die Arbeiter in ihrem Vorhaben unterstützen möchte, dadurch,
aß sie sich des Bier trinkens möglichst enthalte, damit die Herren
Zierbrauer sich genöthigt sehen, ihr — „Lager“Bier, — das, wie
etzt üblihh, auch den ganzen Sommer hindurch gebraut wird —
ioch besser abzulaßern und — wenn sie auf dem mir. Unrecht hinauf⸗
zeschraubtem, Preis vestehen — dann selbst zu trinken. Nah Schluß
»er Versammlung wurde noch bekannt gegeben, daß sich bereits vier
Schenkwirthe erboten haben, gutes Lagerbier eventueli von auswärts
zu beziehen und um den alten Preis zu verzaäpfen.
Falsche Fuünfszigpfennigstücke sind in Mühlhausen
Eliaß) ia Umlauf so daß der dortige Kreisdirektor sich veranlaßt
zeseh'en hat, durch öffentliche Bekanntmachung zu warnen. Die
Fälschung besteht darin, daß auf 10-Pfennigstücken die Zahl 10
ibgetragen und an deren Stelle die Zahl 50 gesetzt ist. Um der