Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hiuptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Vei⸗ 
lage), erjscheint wöchentlich viermalz Dieustag, Oounerstag, Samstag und Sonutag. Der Abonnsementspreis beträgt vierieljährlich 
NMark 20 R.⸗Pfg. Anzeigen wierden mit 10 Pfg., von Auswärts mit 15 Pfq. fur die viergespaltene Zeile Blattschrift oder deren Raum, Neclamen 
mit 30 Pfg. pro Zeile berechnet. 
M 82. Don nerstag, den 25. Mai 00 1876. 
Deutsches Reich. 
Mäünchen, 20. Mai. S. M. der Ksnig? hat bestiwmi, 
zaß die Officiersstellen des Friedensetats der Sanitätskompagnieen 
rünftig regelmäßig mit Officieren des Trains, und zwar unter Bei— 
dehaltung der Uniformirung und Adjustirung als Train-Offiziere, 
zesetzt werden. Die gegenwärtig im Stande der Sanitätscompag 
nicen befindlichen O ficiere verbleiben bis auf weiteres in dieser 
Berwendung und behalten vorerst die bisherige Uniformirung und 
Adjustirung der Officiere der Sanitätscompaguicen beĩi. Denselben 
leibt anheimgegeben, auf ihre Versetzung zum Train oder auf ihre 
stückversezung zur Infanterie anzutragen-,welch' letztere dann nach 
Maßgabe des für die Officiersstellen bei den Sanitälscompagnien 
ich bietenden Ersatzes erfolgen wind. 
München, 22. Mai. Wie w'r nachträglich vernehmen, haben 
insere Ultramontanen bezüglich der hiesigen Landtagswahl nicht nur 
ꝛen Soz aldemokraten, sondern auch der „Deutschen Volkspartei“ 
iin Bündniß angetragen, sind aber auch hier enischieden abgefahren. 
Müncher, 22. Mai. Als Ersatzmaun für den Wahlkreis 
München J wird außer den noch vorhandenen 4 Ersatznännern Hr. 
Fabrikdirektor Kester aufg stellt werden. 
München Der 3. Ausschuß der Kammer der Reichsräthe 
st dem auf Zustimmung zu dem Beschlusse der Kammer der Abge⸗ 
erdneten gerichteten Antrag des Referenten, Reichsrath Dr. von 
Pözl, betreffs des Antrages der Abgeordneten Dr. Freyburger und 
Hen. „die Brandversicherungsorduung für die Pfalz“ unterm 19. 
. Mtis. einstimmig beigetreten. In gleicher Wise hat derselbe 
Lusschuß dem Beschlusse der Kammer der Abgeordneten über die 
Zetition der Gemeinden Klingenbrunn, Eppenschlag, Breitenberg, 
ßegenbach, Oberneureut, Thalberg ꝛc., Abänderung, resp. Erweite⸗ 
ung der 8 64 67 und 69 der allg. Banordnung vom 30. Juni 
1864 betreffend, eisstimmig zugestimmt. Betreffs der Petition der 
Bemeinde Hellmitzheim, Abänderung resp. genauere Präcisirung des 
Art. 55 der Gemeinde-Ordnung, hat gleichfalls genannter Aus— 
chuß den Antrag des Referenten, Reichsrath Dr. von Pözl, dem 
Beschlusse der Kammer der Abgeordneten nicht beizutreten, zum Bi⸗ 
chluß erhoben. 
Munchen. Am 4. und 5. Sept. w'rd hier ein Lehrertag 
ür die Lehrer an den bayerischen Lehrerbildungsanstalten abgehalten. 
Tagesordnung: „Die Organisation der bayerischen Lehrerbildungs- 
instalten.“ In den geschäftsführenden Ausschuß wurden gewählt: 
Di. Andreä, Seminariospctor in Kaiserslautern, Hock, Seminar⸗ 
nspector in Bamberg, Böhm, ‚Seminarlehrer in Altdorf, und Helmn, 
Seminarpräfect in Bamberg. — Der Ausschuß hat sich durch Coop⸗ 
ation aus der Reihe der Lehter an den Präparandenschulen auf 7 
Mitglieder zu verstärken. 
Berlin, 20. Mai. Ueber das Leichenbegängniß der ermor⸗ 
»eten Konsuln in Salonichi meldet der „Reichsanzeiger:: Das 
Leremoniel sei von den deutschen und französischen Delegirten mit 
er türkischen Behörde und mit den Kommandanten der fremden 
driegsschiffe festgestellt worden. Dem militärischen Ehrcengeleite der 
eutschen und französischen Marinetruppen schlossen sich die tkürkischen 
Militäre und Cibilbehörden, sowie Offiziere und Pannschuften 
aäͤmmtlicher Kriegsscheffe an. 
Ueber die industriellen und geschäftlichen Zustände in dem 
onst stets lebhaften Fabritdistrikten im Thale des Chemnitzbaches 
ind der oberen Zwikkauer Mulde bringen verschiedene sächsische 
Blätter Berichte, welche ein trauriges Bild des gewerblichen Ver- 
ehrs in den beze'chneten Gegenden entrollen. Mit Ausnahme der 
Irte Markneukirchen, Klingenthal und Adorf, sowie die Dörfer 
zwota, Wohlhausen, Erlbach, Wern'tzgrün ꝛc. wo die Fabrikation 
ausikalischer Jastrumente idren Sit hat, geht es gegenwartig üder⸗ 
ill so schlecht, wie faum noch jeinals. In Chemniß selbst arbeiten 
mmer noch viele Fabriken nur die eine Hälfte der Woche hindurch 
ind auch die Eisenindustrie well troß bedeutender Bestellungen für 
ocomotidenbau keinen nennenswerthen Aufschwung nehmen. In 
zunächst lie zenden großen Fabrildörfern aber. als Dittersbach, 
n 
Buckhatbi?dorf, Thalheim ꝛc.. wo die Strumpfwaaren⸗-Fabrikation 
hren Sitz hat, können die Arbeiter wöchentlich nur zwischen 5 bis 
3 Mark verdienen. Noch krauriger aber sieht es weiter oben im 
Bebirge aus. In Eibenstock z. B. bestand noch waͤhrend diefes 
Winters eine Handschuhfabrit, die seht diele Arbeiter bei leidlichem 
Zohne beschäft gte, gegenwärtig aber nur noch einige Leute aus 
Bnade und Barmherzigkeit hält, während die fleißigsten und ge⸗ 
wicktesten Weißnäherinnen es täglich auf höchstens 90 Pf. Tage⸗ 
ohn bringen. 
Ausland. 
Paris, 22. Mai. Gestern fand in 13 Departements Neu⸗ 
rablen statt, da die vorigen cassirt wurden. Die 4 Bonapartisten 
vurden wieder gewählt, ferner 3 Legiltmisten und 1 Orkeanist; 
dagegen treten an Stelle von 4 Menarchisten 4 Republicaner. In 
2 Beurken fiadet Nachwahl stait. — Der Senat hat den Amneftie— 
antrag ohne Abstimmung verworfen. — Prinj Napoleon erklaͤrt, 
die Republit als einzig mögliche Staatssorm anerkennen zu wollen. 
Konstantinopel, 19. Mai. Mesik Beh und Saleni Efendi 
wurden zu sKommissären für Bulgarien ernamt. (N. fr. Pr 
Philadelphia, 22. Mai. Die Auestellungs-Commissare 
haben 250 Preisrichter ernannt, wovon die Häifte Ausländer nd. 
Die Berichte der Preisrichter sollen so zeitig erstattet wecden, daß 
»ie Prämiirung vor dem 31. Juli hattfinden kann. 
Vermischtes. 
f Zweibrücken, 23. Mai. Heute Morgen gegen 9 Uhr 
»rach in der Btrauerei Tivoli dahier Fruer aus und zerstoͤrte einen 
Theil des Gebäudes, in welchem sich der Haferspeicher befindet, 
o vie einen Theit des Faßschuppens. Sehr gesährdet war auch 
»as anstoßende große Gebäude, in dessen Speichtrräumen ansehnliche 
Malze und Hopfenborräthe aufgestapelt sind. Unsere Feuerwehr, 
interstützt vom Militär, sowie aus den Nachbarorten Ernstweiler⸗ 
Zubeuhausen, Niederauerbach und Einöd, war flink bei der Hand 
ind hatte binnen zwei Stunden das Feuer, welches bei der un⸗ 
nittelbaren Nähe entzündlicher Objecte sehr leicht hätte eine große 
Ausdehnung annehmen köngen, vollständig gedämpfi. Der Btand 
nistand vermuthlich dadurch, daß während des Fasserauspichens 
Funken in den Haferspeicher sielen. Sämmniche Vorräthe ⁊c. der 
Tiboli-Brauerei sind notürlich versichert. (6Gw. 3.) 
T. Dem „D. A.“ schreidt man aus Weisenheiin, a. Sand: 
Der hiesige Ackersmann Daniel Kirchner fand beim Rotten eines 
Brundstückes links dem Neuwege bis heute elf steinerne Leichensärge 
aus früheren Jahrhunderten. Von den Leichen waren die Knochen 
noch ziemlich gut erhalten. Man fand bei denselben Ruge, Per⸗ 
en, Doiche u. s. w. Es sind Anzeichen vorhanden, daß in der 
Nahe noch mehrere derselden verborgen sind. Medrere Mitglieder 
des Alterthums ·Vereins von Dürtheim haben die Fundgegenstände 
in Sicherheit gebrach:. 
F Ludwigshafen, 18. Mai. Die Ausgade der Rundreise⸗ 
gillete zu Vergnügungsreisen in die Schweiz nach dem Bernet 
Oberland und nach dem Vierwaldstättersee findet seit Beginn der 
Sommerfahrordnung wieder statt. 
F Man schreibt aus Straßburg in Westhr. 17. Mai: 
Vorgestern wurde bei dert hiesigen königl. Staatsanwalt ein junger 
Mensch eingeliesert, welcher des Raubmocdes dringend verdächtig 
st. Die Besitzerfrau K. aus Bukowice, welche vor nicht langer 
Zeit ihr Erotheii — iwa 2100 Mark — empfangen hatte und 
»amit nach Berlin gehen wollle, ist ermordet gefunden worden. 
Der Ehemann siellte Rachforschungen und fand die unglückriche 
Frau ihrer Baarschaft beraubi und gräͤßlich verstümmelt in einer 
Torfgrube. 
fNürnberg, 20. Mai. Vocrgestern hat bei Gastwirth 
Echler in Gibitzenhof der erste Bienenschwarm geschwärmt, zu dieset 
Zeit in Anbetracht des kalten Frühjahrs gewiß eine interessante 
Erschenung. (In Lichtenfels hat, wie uns mitgetheilt wird, bereits 
»or 10 Tagen der dortige Bürgermeister Hr. Wenglein den ersten 
Schwarm eines Diierzonstockes erhalten.)