rragen durhweg deutschen Charalter. Bei Kopperopolis wird in
ürzester Zeit wieder eine neue deutsche Ansiedelung entstehen, zu
der schon etwa 100 Familien sich zusammengethan haben. Wäh—⸗
rend der germanische Stamm trotz aller Widerwärtigkeiten sich so
aus eigenem Antriebe in Kaliforusen verbreitet, sucht die brafilta⸗
nische Regierung durch Aufwand von lolossalen Summen eine
deuische Bevölkerung herbeizuziehen. 30—–835 Mill Thlr. sind be⸗
reits für deutsche Einwanderung, welche nach dem letzten Bericht
des brasilianischen Ackerbauministers etwa 130,000 Seelen betragen
soll, verwendet worden. Daß sich troh dieses riesigen Geldauf⸗
vandes die deutsche Auswanderung von Brasilien zurückzieht, liegt
in den schrecklichen Verhältnissen begründet, welche in Brasilien
den Einwanderer zum weißen Sclaven herabdrücken. Und es ist
anerkennenswerth, wenn die deutsche Regierung den brasilanischen
Setelenberkäufern das Handwerk legt. Erwähnt sei auch noch, daß
n Australien, wo sowohl die reiche Fülle des Bodens, als auch die
zemäßigtere Zone dem Ackerbauer viel Vortheil gewährt, sich na⸗
mentlich in dem leßten Jahrzehnt der europamüde Deutsche vielfach
angesiedelt hat. Und es ist ihm theilweis auch gelungen, bei aus⸗
dauernder Zähigkeit das durch Fleiß Errungene zu bebaupten. Ob
er in der deutschen Heimath, bei gleichem Kräfteaufwand wie hier,
nicht dasselbe erworben hätte, mag dadbingestellt bleiben. In
AUustralien sind es besonders Süddeutsche und Dänen, welche den
zrößten Theil germanischer Bevölkerung auCsmachen. Wie auf der
einen Seite nicht zn leugnen ist, daß arbeitswillige und arbeits⸗
ahige Kräfte bei einiger Lebens-Intelligenz eher in den noch auf⸗
trebenden Ländern zu einer gewissen Position gelargen, als in dem
gefellschaftlich geschlossenen Europa, so sind andererseits doch auch
nicht die Schwierigkeiten zu verkennen, welcke in einem wildfremden
dande sich dem hilf⸗ und mittelloz Einwandernden riesengroß
zegenüberstellen. Wer nicht nach jeder Richtung hin zum Kampf
ums Dafain gewappnet ist, wird zu Boden getreten und verlommt
in der Fremde schneller noch als in der Heimaty.
BVermisites.
F Speyer, 7. Juni. Dompropst Busch ist durch das Dom⸗
rapitel zum Bisthumsbverweser gewählt vocden.
F In Heidelberg soll im Herbste im Anschlusse an die
andwirischaftliche Ausstellung auch eine Gewerbeausstellung stattfinden.
F München, 5. Juni. Der König hat genehmigt, daß die
seierliche Eröffnung der Kunstgewerbe-Ausstellung im hiesigen Glas—
palaft am 14. dieses Monats stattfinde.
F München, 7. Jun'. Der „Freit Landesbote“ erhält Nach⸗
richt von den bayerischen Kriegsschauplätzen während der Pfiigst⸗
Feiertage, einen Bericht aus unserem benachbarten Perlach, wo es
2 Todte und 3 Schwecverwandete gegeben haden soll.
F Wie das ‚Vaterland?“ mittheilt, ist das zum J1. Juni an⸗
zekündigte und erschienene (ultramontane) , Münchener Morgendlatte,
redigirt don Herrn J. Franta, „im zarten Alter von nur drei
Tagen bezw. drei Nummern sanft und ruhig an Lebenssch väche
und Langeweile gestorben.“
F Die „Bahyerische Handelsbank“ macht bekannt, daß der Um
jausch ihrer fünfprozentigen Bankobligationen (Pfandbriefe) auf
Gulden lautend in Mark Odbligationen nur meyr bis zum 15.
Juni d. J ersolgt.
F Nach dem Hundesteuecgesetz ist die Gebühr wie folgt fest⸗
gesetzt: Für jeden über 3 Monate alten Hund dai der Besitzer für
das Kalenderjahr an die Staatskasse zu entrichten: 1. in Genein⸗
den von mehr als 15,000 Einwohnern 15 Mark, 2im Gemeinden
von mehr als 1500 Einwohnern 9 M. 3. in Gemeinden von
mehr als 800 Einwohner 6 M. 4. in kleineren Gemeinden 3
M. Für Weiler, Einoden und einzelstehende Anwesen beträgt die
Bebühr ohne Rüchksicht auf den Gemeindeverbund 83 M. Das
Beseß tritt mit dem 1. Juli d. J. in Wirlsamkeit; im genannten
Monat wird zum ersten Mal die Gebühr entrichtet, für dieses
Jahr aber nur die Hälfte der Jahreszgebühr.
f In Karlsruhe ist unter den Schülern der dortigen Lehr-
anstalt die ägyptische Augenkrankheit aufgetreten und follen in ein⸗
jelnen Classen drei Viertheile der Kinderzahl davon befallen sein.
f In den gewaltigen Werken der Festung Mainz ist eine
Fabril für Armee-Conserben, eine große Bäckeerei und Mezzgerei,
erxrichtet. Die Gebäude bestehen aus einer großen Dampfmahimühle
mit 7 Gängen und Vorruthsböden, einer Bäckerei mit 8 Knet⸗
maschinen und 8 Dampfbacköfen, einem Schlachthause und Küch⸗n⸗
räumen, in denen über 100 kleinere Wasch⸗ und Conserde⸗Kessel
und Maschinen zur Aufstellung kommen. Die Kraft zu dem Betriebe
der Maschinen liefern zwei Dampfmaschinen von zusammen 1800
Pferdetraft; das Wosser wird durh Pumpwerle gehoben. Im
pollen Betriebe wird die Fabrik täglich 1707 Mastochsen schwerfler
Sorte zu Conserven verarbeiten, 350,000 Kilogramm Mehl und
ungefähr 300,000 Brodlaibe verbacken und außerdem so viel Hafer⸗
Conserven fertig bringen, daß eine Armee von 280,000 Mann
zäglich verproviantirt werden kann. Gegen Feuersgefahr ist die
Inlage auf alle mögliche Weise gesichert, das Anlagekapital beträgt
)00,000 Thaler. Gelingt der Versuch, so werden noch mehr
olcher Fabr ken errichtet und man hofft durch dieselben durch Ver⸗
ninderung von Proviant-Colonnen und durch die Leichiigkeit der
Deitführung gesunder Nahrung die Beweglichkeit und Schlagfertig⸗
teit der Armeen bedeutend zu erhöhen.
F Köln, 3. Juni. Eine drollige Verwechfelung.
In das Atelier eines hiesigen Photographen trat vorgestern ganz
inscheinbar gelleidet, ein geistlicher Herr und ersuchte den Künftler,
zn zur Herstellung einiger Karten gefälligst aufnehmen zu wollen.
Der Photogroph bat den Herrn Platz zu nehmen, und fragte:
„Womm haben wir denn die Ehre?“ „Mein Nam— ist Bex,“ ent⸗
jeguete der Geistliche. „Bex!“ — dachte der Photoaraph, und
zamit ging ihm eine Zaubeclaterne auf. Bex, der berühmte
Jesuiten-General! Das gibt ein herrliches Pfingstgeschäc:! „Bitte,
ch vin jezt eben sehr beschäftigt, kommen Sie doch gefölligst morgen
urück.“ Am anderen Tage stellte sich der Geistliche in seinem
»escheidenen Anzuge wieder ein. „Wie viel Karten wollen Sie
enn anfertigen lassen?“ meinte der Künstler. „O, mit einigen
Dutzenden weede ich wohl auskommen,“ entgegnete dieser. „Richtig
alkulirt,“ dachte der Photograph. „Bitie, nehmen S'e çefälligst
Zlatz.“ Nun gings an die Arbiit; zuerst wurde eine kleine Scheibe
a den Apparat gesetzt. dann eine größere, darauf eine noch größere.
dun mußte der Herr seine Stellung verändern und dann wieder
ind dann nochmals. Der Gesstliche, dem die Geschichte nachgerade
ern doch zu launge wurde und dem der emsig arbeitende Photograph
jar eigenthümlich vorkommen mochte, zemerkte, es müsse wohl irgend
ine Verwechselung obwalien, er wolle ja doch nur Karten haben.
da sagte der Photozraph: „Aber Sie entschuldigen, Hochwürdigster,
h habe doch die Ehre, den berühmten J⸗suiten-General Bex vor
nir zu sehen?“ „J, bewahre,“ gab jener darauf zur Antwort,
,ich bin ein schlichter Landpastor, heiße zwat Bex, schre be ader
neinen Namen nicht mit 7, sondern chs.“ Der Künstler sah den
jeistlichen Herrn und dann seinen Apparat an und machte ein höchst
edenkliches Gesicht. Der Landpustor schüttelte den Kopf und ging
ächelnd zue Thür hinaus. (K. Ztg.)
F Freiligrath Denkmal. Von Detmold aus ist der
ßedanke angeregt worden, Ferdmand Freiligratth ein Denknal zu
rrichten und hat sich zu dem Zwecie bereits ein Comste gebildet.
Man beabsichtigt, das Monu ent in der Größe dez Hermanns⸗
eutinals auf dem Hiddesheser Berge zu errichten, von wo man
»inen Uebeiblick auf die Stadt und die Straße hat, in der die
Beburtsstärte Freiligrath's liegt. Daß das deutsche Volk zur Ver⸗
virklichung dieser Idee beitragen wird, ist unzweifeldaft.
f Vom Generalpostamt in Berlin ist die Anweisung gegeben
vorden, daß den Postpaquetsendungen für das Ausland eine be⸗
ondere Zolldeclaration nicht beigefügt werden braucht, daß dagegen
»er Inhalt der Sendung auf der Begleitad esse bez. auf dem Ad⸗
chaint derselren zu bezeich sen ist. Die Bezeichnung des Inhalts
ils „Peuster ohne Werih' ist nicht ausreichend. Es muß vielmehr
ingegeben fein, aus was für Mustern die Sendung befleht (z. B.
Baumwoll, Poprer, Leinen⸗, Wein- xc. Proben oder Musier.)
Der Malzextrakt⸗ Fabrilant Joh. Hoff zu Berlin wurde
um Hoflieferant des Königs von Sachsen — die 28. Auszeichnung
Deser Art — ernannt und zwar ausdrücklich deshalb „weil die
Fönigin Mutter auf Rath der Leibärzte die Hoff'schen Malzfadrikate
zur Erhaltung ihrer Gesundheit genseßt und solhe ihe wohlbekommen.“
f Die „Gartenlaube“ ift wieder degnad gt. Das Amtsblatt
der „Wiener Ztg.“ publizict eine Verfüzuag des Innern, wodurch
dem Keil'schen Blatt aufs Neue das Postdebit in Oesterreid be⸗
will gt wird.
f Lemberg, 1. Juni. Die Stadipolizei ift einer weit⸗
verzweigten Banknotenfälscherbande auf de Spur gelommen, welche
die Fabrikation von österreichischen Zehnguldennolen im Großen
betrieb. Mehrere Platien urd vele Filificate wurden aufgefunden
und zwei zꝛussische Juden als Hauptbetheiligte verhaftet.
fFStodholm. 7. Juai. Die Königin-Mutter Josephine,
Weiitwe des Königs Oscar J., geboren 1807) ist heute früh gestorben.
Paris, 6. Juni. Der heutige Perlamentazug zwischen
Paris und Verfailles erlitt einen Zusammenstoß; mehrere Veputitte
wurden leicht verwundet.
f In dem belannten großen Erbschafteprozesse des Generals
Mehger hat der Pariser Advokat und Deputirte Gambetta die Ver⸗
reiung der elsasisch ˖ französischen Linie übernommen. Derjelde wird
in den nächsten Tagen sich nach Kolmar begeben, um mit seinen
dortigen Klienten Rüchssprache zu nehmen.
fLa Presse? si ht in einem Art lel, welchen sie dem Stande
der Saaten in Frankreich w'dmet, für dieses Jahr, wenn die nen⸗
nehr eingetretene Hitze andält, eine Ernte von mittlerer Güte
»oraus. Der Regen habe disher, dide Witerung eine rauhe
lieb, mehr geschaet als genüzt, daher denn auch die Gelreide⸗
preise 5—6 Fr. per hundert Kilo höher ständen, ais im vorigen
Jahre um diese Zeit. Auch der Wein wäre, nanentlich in der