Full text: St. Ingberter Anzeiger

gegend von Bordeaur und in der Charente, in Folge des Frostes 
hom 14. und 15. April im Preise gestiegen. Die Ernte an Futter 
perde besser ausfallen, als man gehofft hätte, und die Nachrichten 
wus den Departements, welche Viehzucht treiben, wie das Limousin, 
das Perigord, die Charentes ꝛc. seien gut. Gerste urd Hafer siänden 
defriedigend. Alles dies hindere nicht, daß in den Städten die 
Fleisch⸗ und Gemusepreise beständig im Steigen begriffen wären; 
wenn dies so fortgehe, würden die Lebensmittel zur Zeit der Aus 
jellung von 1878 in Paris unerschwinglich sein. 
Der unterseeische Tunnel zwischen England und Frankreich. 
In Sangatte, unweit Calagis, haben soeben die Vorarbeiten zum 
hau des Tunnels, welcher England' und Frankreich unterseeisch 
herbinden soll, begonnen. Mehrere Versuchsschachte sind bereits bis zu 
einer Tiefe von 40 Metern getäuft worden, und die Arbeiten werden 
Tag und Nacht rüstig betrieben. Zur Absorbirung des Wassers, 
zas sich in ziemlich aroßen Quauntitäten vorfindet, ist eine mächtige 
Pumpe auigestellt worben. Wenn diese Schachte eine Tiefe von 
(00 Meter unter drm Meere erreicht haben werden, wird in der 
harten Kreide eine Galler!e von der Länge eines Kilometers her⸗ 
gestellt venden. Wenn dies erfolgreich vollführt werden kann und 
nichts eintritt, was das Project unausführbar machen dürfte, wird 
ver Tunnel defiaitidv begonnen werden. 
f—Bon der türkischen Armee. Es ist bekannt, daß die 
aus allen Theilen des Reiches zusammengetriebere Armee, die 
gegen die Insurgenten kämpft, wider genülgende Nahrung noch aus⸗ 
reichende Kleidung hat; dennoch kämpft diese allein Elend preis 
jegebene Masse mit bewundernswerther Ausdauer. Ihre Heimath 
haben diefe Soldaten verlassen müssen, in der jezt das Feld un⸗ 
estellt umher liegt und die Hütten zerfallen. Selbst wo der Krieg 
richt hingedrungen ist, liegen weite Länderstrecken wie verwüstet. 
Die Frauen und Kinder der Reserven sind nad Konstantinopel 
aezogen und nähren sich hier von erbettelten Brosamen: wahre 
Jammergestalten, verhungert und zerlumpr, die zum Himmel um 
das Ende des Krieges flehen. Unterdeß beten die Armeelieferanten 
und mancher hohe Würdenträger um recht lange Dauer der Insur⸗ 
rektion. Noch nie ist in Stambul so v'el Geld in unrechte Taschen 
geflossen, als in diesen Tagen der Drangsal. — Den Türcken 
mangelt es an Aerzten, und üe werben deshalb in Oesterceich, 
Deutschland und Frankr⸗ich. Den Eintretenden wird hoher Rang, 
bis zum Obersten, verheißen. Die zu bewältigenden Anstrengungen 
aber sind enorm, da die Aerzte gewöhnlich ohne alle fachliche Bei⸗ 
hilfe einer: Zahl von vielen Hunderten von Verwundelen gegenüber⸗ 
stehen. Die Sanilätszüge sind mangelhaft und namentlich für den 
strieg im gebirgige- Terrain nicht eingerichtet. ⁊ 
f London, 6. Juni. In Schottland hat sich während der 
letzten paar Tage die Temperatur von schwüler Hitze plötzlich in 
strenge Kälte vermandelt. Am Sonatag waren die Tenside-Hügel 
m't Schnee bedickt. Es hagelte stark und in Grennock fand man 
Stücke Eis in der Gröze von Bohnen. Die Fruchtbluthe ist sehr 
deschädigt worden. 
London, 6. Juni. Die gesammte Baarfracht des Ham— 
durger Dampfers „Schiller“, welche mit dem Schiffe zu Brunde 
zing. (60,000 L. St.) ist mit Ausnahme einer Summe von 1600 
ͤ. St. geborgen worden. Das Bergewerk hat nunmehr seinen 
Abschluß gefunden. 
Nach austialischen Becichten ist der Weinertrag in diesem 
Jahre vortrefflich ausgefallen, sowohl nach Menge als Güte. Die 
Trockenheit des Sommers (resp. des Winlers), welche den Vieh— 
züchtern und Ackerbauern so viel Schaden that, ist den Weinpflan⸗ 
zern zu Gute gekommen, und man glaubt, der ‚76ecr Australier“ 
werde hinter dem 58er, dem besten, den Austialien bis jetzt eczeugte, 
nicht zurücksstehen. Welche große Ausdehunng einzelne Weinpflan⸗ 
zungen bereits geronnen haben, mag man daraus entnehmen, daß 
nach Berichten in der Sidneh Mail vom Märj ds. Is. in einer 
einzigen derselben 100 Ardeiter bei der Lese beschäftigt waren. 
Man hat dort Weinpflanzungen von 70 Acres. 
Das Städtchen Totora (Südamerika) erlebte eine traurige 
Katastrophe, welche durch die hochgeschwollenen Fluthen des gleich⸗ 
aamigen Flufses herbeigesührt ward. In Folge der überaus 
ceichen Kegengüsse trat der Totora weit über seine Ufer und zer⸗ 
örte die meisten Häuser in seinem Bereiche. Mehr als 40 Per⸗ 
sonen schauten pon der steinernen Brücke aus jammernd dem Ein⸗ 
turz ihrer Wohnungen zu, als plötzlich auh die Brücke zu wanken 
»egann und ehe sich die Menge zerstreuen konnte, zusammendrach; 
28 Personen fanden ihren Tod in den Wogen. 
Art. 368, Ziff. 11 des deuischen Strafgesetzes enthält die 
Bestimmung: „Mit Geldstcafe bis zu 20 Thalern oder mit Haft 
dis zu 14 Tagen wird bestraft, wer undefugt Eier oder Junge 
don jagdbarem Federwild oder von Singvögeln ausnimmt;“ ferner 
Urt. 125 Abs. 4 des P. St.⸗“G. für Bahern spricht aus: „An 
Held bis zu 10 Thlen. oder mit Haft bis zu 6 Tagen wirdge 
straft, wer Vögel, deren Einfangen, Tödten oder Verkauf durch 
Verordnung verboten ist, einfängt, tödtet oder verkauft, oder wer 
den Verordnungen oder oberpolizeilichen Vorschriften über das Ein⸗ 
jammeln oder den Verkauf von Ameiseneiern zuwiderhandelt;“ und 
AXV 
gen, Tödten und der Verkauf nachbenannier Vögel ist verboten: 
der Spechte, Wendehälse, Baumläufer, Mandelkrähen (Blauracken), 
Heher (Eichel⸗ oder Holz- Nuß— oder Tannenheher), Saat- und 
Alpenkrähen, Kukucke, Wiedenhopfe, Ammer, Finken (mit Aus nahme 
der sog. Böhemer), Meisen, Staare, Goldamsein, Fliegenschnapper, 
Boldhähnchen, Zaunkönige, Nachtigallen, Haide- oder Baumlerchen, 
stothe, Blau⸗, Braun-⸗ und Schwarztehlchen, Grasmücken, Schwarz⸗ 
lättchen, Bachstelzen, Laud- und Rohrsänger, Braunellen, Pieper, 
Steinschwätzer, Schwalben, Nachtschwalben, Eisvögel, Storche, Bus⸗ 
arde (Mauser oder Mausefalken) und der Eulen mit Ausnahme 
des Schuhu.“ — Diese Vögel leben fast ausschließlich von Insekten 
ind deren Brut und füttern auch ihte Jungen dam't auf. — An⸗ 
nüpfend an die genannten geseßzlichen Bestimmungen richtet der 
Münchener Thierschut Verein, der sich unter Anderem auh den 
Zchutz der nützlichen Vögel zur Aufgabe gestellt hat, an das Ge⸗ 
amumipublikum in Stadt und Land die dringendste Bitte, nach 
Moͤglichkeit zur Losung dieser Aufgabe mitzuwirken. — Wir moͤchten 
rinerseits das Interesse jür den Schuß dieser nützlichen Vögel in 
den weitesten Kreisen anregen nund beleben, andererseite aber ener⸗ 
zisch dem leider noch immer und fast allgemein in bohem Maße 
taiufindenden Einfangen, Tödten, Ausnehmen oder Zerstören der 
Nester von solchen Vögeln erfolgreicher als bisher entgegenwirken 
ind bedarf es hiezu der Mitwirlung Aller. Wenn e'nerseits in 
zer Schule das Unerlaubte und Abscheuliche solcher Frevelthat mit 
Nachdruck betont werden und gelegentlich ein gutes Beistziel gegeben 
vürde, wenn bei landwirthschaftlichen Bersammlungen in verständ⸗ 
ußvosller Weise der Nutzen dieser Thiere klar vor Aller Augen ge⸗ 
kellt wird, wenn den Vogelstellern ihre Beute nicht abgekauft und 
nan den Säncer in Gottes freier Ratur besser am Platze finden 
vürde, als im schmutzigen Vogelkäfige, wenn endlich jeder Ueber⸗ 
reter der Eingangs angeführten Gesetzesstellen unnächsichtlich vor 
den Richter gestellt würde, dann müßte auch bald der Segen solch 
menschlicher Handlunzsweise allenthalben fühlbar werden. 
Der Münchener Thierschutz Verein. 
Gemeinnütziges. 
Sicherheitkapparat für Lampen. E. v. Ermen aus Eccles 
dei Manchester hat einen Apparat konstruirt, welcher an Petroleum- 
ampen angebracht wird und dazu d'ent, die Flamme augenblichlich 
nus zulösse', sowie die Lampe umfällt. Derselbe besteht, nach dem 
Arbtgbr., aus einer chlindrischen Doppelhülse, welche den Docht⸗ 
Jalter von innen und von außen umgibt und sich leicht an dem⸗ 
elben auf⸗ und abichieben läßt. Der äußere Mantel der Hülse 
st unten mit einem rechtwinklig vorspringenden Rande umgeben 
und unter diesem Rande befinden sich drei gleichweit von einander 
enifernte um Stifte drehbate Toppelhebel. Die Stifte sitzen in 
dem Dochthaltet fest und an den Hebeln hängen Gewichte, welche 
sene stets in wagerechter Lage halten. Wird nun die Lampe ge— 
neißt, so werden die Hebel durch die Gewichte gedreht und drücken 
mit dem tinen ihter Arme gegen den Rand der Hülse, welche 
hierdurch in die Höhe gehoben wird, sich über den breunenden 
Docht schiebt und so diesen auslöscht. 
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Fur die Redaction veraniwortlich: F. X. Demeß. 
Wir machen hierdurch auf die im heutigen Blatte stehende Annonce der 
derren Kaufmann u. Simon in Hamburg besonders aufmerksam. 
78 handelt sich hier um Original⸗Loose zu einer so reichlich mit Haupt-Ge- 
vinnen ausgestatteten Verloosung, daß sich auch in unserer Gegend eine sehr 
lebhafte Betheiligung voraussetzen läüt. Dieses Unternehmen verdient das 
zolle Vertrauen, indem die besten Staatsgarantien geboten sind und auch 
jorbenanntes Haus durch ein stets streng reelles Handeln und Auszahlung 
akßlreicher Gewinne allseitzs bekannt in 
„Die in unserem heutigen Blatte befindliche Gewinn⸗Mittheilung des 
dertn Laz. Sams. Cohn in Hamburg isi ganz besonders zu beachten. 
Dieses weltbekannte Geschäft besteht weit über 80 Jahre und hat den bei 
hm Betheiligten schon die größten Hauptgewinne von Mark 8360,000, 
»70,000, 246,000, 225,000, 1883,000, 180, 000, 156,000, ostmals 152,000, 
50.000, 90,000, jehr häufig 78,000, 60,000, 48, 000, 40, 000, 36,000, a, 
c. tc. ausbezahlt, wodurch viele Leute zu rrichen Capitalisten geworden sind. 
ks find nun wie der für einen kleinen Eindatz große Capitalien zu gewinnen 
is zuev. 375, 000 M. Auch bezablt dieses Haus durch seine weitverbrei- 
eten Verbindungen die Gewinne in jedem Orte aus. Da durch die diesmal 
uerst getroffene großartige Einrichtung in Vermehrung und Bergrößerung 
ser Gewinne eine große Vetheiligung zu erwarten ist, möge man dem Glücke 
die g bieten und sich vertrauensvoli an die Firma Laz. Sams. Cohn 
in FJamburg wenden, bei der man gewissenhaft und prompt bedient wird“ 
— —2————⏑ ⏑⏑ —— ———MsÆ