8* h. Ingber ler Anzeiger.
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der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sommtags mit illustrirter Vei⸗
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3 10l1. Diesstag, den 11. Juli
176.
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Deutsches Reich.
München, 8. Juoli. Durch heute eingetroffene k. Entschließ⸗
ing ist die Verlangerung des Landtags bis zum 29. da. (nicht 28.)
illerzöchst genehmigt worden. (A. Z3.)
Straßbuüurg, 6. Juli. Die linksrheinischen Foris sind nun⸗
aehr vollständig fertig gestellt und die Abnahme derselben von den
Anternehmern durch die Baubehörde hat stattgefunden. Die Arbeiten
um Bau einiger Zwischenwerke, deren Anlage beab ichtigt se'n soll,
aben noch nicht bezonnen. Die drei Forts, welche auf dem rechten
Ufer liegen, sind in ihtem Bau auch so weit gifördert, daß deren
Hollendung zum Schluß dieses Jahres in Aussicht steht. K. 3.)
Ausland.
Wien, 8. Juli. Aus bester Quelle verlautet mit aller Be⸗
timmtheit, daß England und Rußland sich mit Frankreich nud
Desterreich dahn verständigt haben, den Krieg zwischen Serbien
ind der Türkei zu lokalisiren und, im Fall ersteres Sieger bleibt,
essen Unabhängigkeit von der Pforte zu erwirken. (A. Z3.)
Boͤhmifsch Leipa, 8. Juli. Der Kaiser von Oesterreich
ind der Kaiser von Rußland trafen hierselbst um 10 Uhr Vor⸗
nittags ein und wurden von dem Kronprinzen auf dem Bahnhofe
mpfangen. Nachdem der Kaiser Alexander die Front der von
»em Erzherzog Friedrich kom andirten Ehrenklompagnie abgejchritten
jatte, erfolgte die Abfahrt nach Reichstadt. Die beiden Kaiser
suhren in einem Wagen, ebenso Graf Andrassy und Fürst Gort⸗
chekoff. Nach dem Diner fand eine Konferenz der beides Kaiser,
»es Fursten Gortschakoff und des Grafen Andrassh statt.
Wie Weener Blätter wessen wollen, beabsichtigt Graf Andrassy
em Kaiser von Rußland ein Programm vorzulegen, dessen Umrisse
zarin bestehen, daß Oesterreich unter leiner Bedin ung in eine
Hergrößerung der türkischen Vasallen-Staaten willigen werde.
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sebhen, so wird Graf Andrassy seine Demission geben und das
Ddrei⸗-Kaiser-Bündniß ist als gesprengt anzusehen. Uebrigens sol⸗
en von Seiten des Fürsten Bismarck alle persönlichen Einflüsse
jeltend gemacht sein, den Grafen Andrassy zu bewegen, für alle
Fälle anuf seinem Posten zu bleiben, auch Kaiser Franz Joseph
jabe für alle Eventualitäten in diesem Sinne an die Loyalität und
»en Patriotismus des Grafen Andrassy oppellirt.
Danach wäre also die Kabineisfrage in aller Form gestellt.
dagegen skizzirt man unverfiänglicher von anderer Seite folgende
Zunlle als Gegeustand der Reichsstadter Berathungean: „1. Die
donaufrage; 2. Oesterreichs Verlangen, die Bildung von Groß⸗
Serbien nicht zuzulassen; 3. Gemeinsame Erwirkung einer Waffen⸗
uhe in einem gewissen Stadium des serbisch-montenegrinisch-türki⸗
chen Krieges...
Der zweite Punkt dieses Programus enthält allerdings auch
en kitzl chen Punkt, auf den es schließlich anlommt. Allein von
tücktruts · Velleitäten wird darin N'ichts verrathen. Die Enischei-
ung ruht allem Etrmessen nach einzig darin, ob der Czar und
fürst Gortschakoff meinen, mit einem auderen österreichischen Mi⸗
ester des Aeußeren sich besser verständigen, sich friedlicher ausein⸗
indersetzen zu können, als mit Andrassy. Glauben sie das, so
aͤllt höchst wahrscheinlich Andrassy kurze Zeit nach der Entrevue;
lauben sie das nicht, so bleibt Audrassy und mit ihm nicht nur
jas bisherige Einvernehmen zwischen Wien und Petersburg, son⸗
„ern auch das zwischen Wien und Berlin, welches unter jedem
dachfolger dez Grafen, wer immer er sein möge und welche Maske
caauch vornehme, fuͤr ernstlich gefährdet gelten müßte. Das ist
jas Juteresse Deutschlands an der Reichstädtet Zusammenkunft.
Nach einer Belgrader Correspondenz der „Allg. Zig.“ wäre
wischen dem Fürsten von Serbien und dem von Montenegro vor
kroͤffnuag der Feindseligkeiten verabredet worden, daß ersterer die
derrschaft über Bossnien, letzterer über die Herzegowing erhalten
ollier. Die Führer der Aufständigen in der Herzegowina haben
h damit einverstanden erklärt. J
donstantinopel, 8. Juli. Der Regierung ist vom Kriegk⸗
schauplatz folgende Nachricht zugegangen: Am 6. d. M. hat bei
Zienitra im Sandjak von Novibaras ein Kampf ftattgefunden.
Die ferbischen Streitkräfte, welche im Gefecht standen, beliefen sich
auf 15,000 Mann. Der Divisionsgeneral Mehmed Ali Pascha
onute derselben nur 8 Bataillone reguläre Truppen entgegenstellen.
Trotzdem wurden die Serben zurückgeworfen und von den Türken
is in ihre Verschanzungen verfolgt. Die Serben ließen auf dem
Schlachtfelde 16300 Todte und ebensoviel Berwundete zurück. Außer⸗
„em verloren Fie eine beträchtliche Unzaht von Gewehren und viele
Munition.
Konstantinopel, 9. Juli. (Offiziell.) Am Freitag wurden
die die Befestigungen Novibazar angreifenden serbifchen Truppen
miter Zurücklassung von 500 Todten und zahlreicher Verwundeter
ollständiz geschlagen. ESbenso erlitten die serbischen Truppen, welche
im Samstag die Stellung der Türken bei Lokidia angriffen, eine
zänzliche Niederlage und verloren 200 Tode, viele Waffen und
wei Kanonen. Der Verlust der Türken ist nur geringfügig.
RVermischtes.
F Verschiedene Sonntagsschüler und Eltern von Sonntags⸗
hülern in Kaiserslautern wurden in der dortigen Polizei-
erichtssizung vom 5. Juli wegen Schulverfäumnissen theils an
zeld, sheils an Haft bis zu 8 Tagen und mehrere Sonntags⸗
chüler wegen Wirthshausbesuchs mit je 1 Tag Haft bestraft.
7 Der ‚D. A.“ meldet aus Deidesheim, 8. Juli: Gestern
sachmittag zogen über unsere Flur nacheinander zwei Gewitter, von
denen das zweite mit starkem Hazel sich entlud. So ist denn auch
zieses Jahr wieder ein Theil unserer Gemarkung schwer heimgesucht.
Hlücklicherwejse sind die besseren Lagen verschont.
Aus der Südpfalz, 7. Juli schreibt man dem Pfälz.
durier: Der Jahrgang 1876 nimmt der nunmehrigen Lage der
Dinge nach doch einen ganz anderen Charakter an, als man vor
Wochen noch zu elauben geneigt war. Besonders waren es die
Winzer, welche schwarz sahen; die meisten hatten sich schon mit
dem Gedanken an einen völligen Mißherbst vertrauk gemacht. Gegen⸗
värtig ist nua aber der Stand unferer Weinberge ein durchaus
vefriedigender, indem die Reben die Biüthenperiode, welche unter
ꝛen günstigsten Witterungsverhältnissen verlief, in vortheilhaftester
Weise zurückgelegt haben. Vom Sauerwurm ist durchweg wenig
u bemerken. —. Die Heuernte ist sowohl qualitativ als auch quan—
itativ vorzüglich auscefallen. In Folge des Regens zeichnet sich
»er Stand sämmtlicher Futterpflanzen, sowie der Kartoffeln durch
seltene Ueppigkeit aus. Auch lassen sowohl Winter als Sommer—
rüchte durchgängig nichts zu wünschen übrig.
Aus Waldsee, 6. Juli meldet die „Rhapf.“ Im Sand⸗
lde auf der Straße nach Neuhofen wurde heute reifes Korn ge⸗
huitten.
Spezer, 8. Juli. Die Haupiprüfung der beiden Kurse
ner Schullehrer-Seminarien des Kreises mit gleichzeitiger Austritts-
xüfung für die Zöglinge der zweiten Kurfe wird fuͤr das prote⸗
zantische Seminar Kaiserslautern am 27. Juni l. Is., Vormittags
3 Utrr, für das katholische Seminar Speyer am 7. August Vor-
nittags 8 Uhr je an den Sitzen der betreffenden Semingrien ihren
Aufang nehmen. Nath jeweiliger Beendigung dieser Prüfungen
verden, gleichfalls am Sitze der Seminarien, die Prüfungen für
die Aufnahme in dieselben in der Art angeschlofsfen werden, daß
ie desfallsige Prüfung in der Anstalt zu Kaiserslautern am 3.
Uugust, früh 8 Uhr, eroffnet werden wird. Prüflinge, welche sich
an einer der beiden Prüfungen betheiligen wollen, ohne ein Seminar
und beziehungsweise eine Präparandenschule besucht zu haben,
nüssen sich über anderweitig entsprechend genossenen Unterricht und
ittliches Wohlverhalten ausweisen.
Am 7. Juli wurde in Dudweiler eine Frau und ihr
)reizehniühriger Sohn in einem Zimmer durch den Blitz gelödtet,
vährend ein kleines Mädchen, welches zu gleicher Zeit in derselben
Ztuhe war, un verletzt blieb.