Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wochentlichj mit dem Hauptblaite verbundene Unterhaltungsblati, Sonntags mit illustrirter BVei⸗ 
lage), erscheint wöchentlich viermalz Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonue mentopreis beträgt vierieljährlich 
1 Mark 20 R.⸗Pfz. Anzeigen werden mit 10 Pfg., von Auswärts mit 15 Pfa. fur die viergespaltene Zeile Blattschrift oder deren Raum. Reclamen 
mit 830 Pfg. pro Zeile berechnet. 
AMa 116. J n Sounutag/ den 28. Juli — 1876. 
Deutsches Reich. 
Muünchen, 19. Juli. Hr. Abg. Kopp hat heute nunmehr 
auch sein Refecat über den außerordentlichen Militärkredit fertig gestellt 
uind dem Finarzausschusse übdergeben. Sicherem Vernehmen nach be⸗ 
antragt Referent bei mehreren Positionen mehr und minder bedeu⸗ 
jende Abstriche, so daß von den geforderten 12 Millioner Mark ca. 
bobgemindert würden und 8 Millionen M. zu bewilligen blieben. 
Veeünchen, 20. Juli. De beanstandeten Mablen von 
Schweinfurt und Würzdurg sollen nächsten Maontag in der Kammer 
zer Abgeordneten zur Berathung gelangen, und da dieselben nach 
en Anrägen der Abtheilung ohne Zweifel auch cassirt werden, 
dicd die Kammet dann im Ganzen die Wahl von 16 Abgeordueten 
rassirt haben. Da d'e Wiederwahl der 5 Abgeordneten Munchen 
lschon erfolgt ist, werden noch Neuwahlen stattzufinden haben: 
n Zweibtücken 3 Abgeordnele, Regensburg 1, Sul,bach 2, Schwein 
urt 3 und Würzburg 2. Nan ist aoch die Wahl von Günzburg 
zu erledigen, ein Antrag auf Cassirung derselben aber, wie wir 
hören, nicht zu erwarten. 
Muüͤnchen, 20. Juli.‘ Der Abg. Th. Tillmann, sowie 
sämmtliche pfälzische Abgeordneten haben folgenden Antrag einge⸗ 
dracht: Hohe Kammer wolle beschliceßen: Es sei an Se. Maj- den 
stönig die Bitte zu richten, dem nächsten Budgetlandtage einen Ge⸗ 
setzentwurf vorlegen zu lassen, welcher die Ausbildung des Eisea⸗ 
hahnnetzes der Pfalz auf Grundlage der wirthschaftlichen Bedürf⸗ 
aiffe dieses Landestheils zum Gegenstande hat. 
Salzburg, 19. Juli. Der Kaiset Wilhelm wurde auf 
dem Bahnhof vam kaisersichen Flügeladjutanten Frhrn. v. Salis⸗ 
Samaden Namens des Kaisers Franz Joseph begrüßt. Der deutsche 
eiser erwiderte auf dessen Ansprache: „Er freue sich, den Kaifer 
Franz Joseph wieder zu sehen; er selbst befinde sich so wobl, als 
die ernsten Verhältnisse es gestatten.“ (A. 3.) 
Salzburg, 20. Juti. Heute Vormiltag 9 Uhr fuhr der 
Naiser von Oesiterreich bei Ka'fer Wilhelm in Begleitung des Flügel⸗ 
adjutanten von Sulis vor. Die Monarchen degrüßten sich herzlich 
und zogen sich, nach Vorstellang des beiderseitigen Gefolges zur 
Tonversation zurück, welche länger als eine halbe Stunde dauerte. 
Hegen 98 fuhr der Kaiser von Oestetreich in die Nesidenz zurück. 
3 Hunuten vor 10 erwiderte der deutsche Kaiser den Besuch und 
verweilie eine halbe Stunde bei Franz Joseph. Nachmittag 8 Uhr 
war Hoftafel und nach derfelben fuhren deide Kaiser zusammen 
nach Helldrunn. 
Ausland. 
Wien, 19. Juli. Das Tasieblatt meldet aus Konstantinopel, 
die Schwertumgürmng sei wir'lich wegen Krantheit des Sultans 
Murad aufgeschoben werden, Murad leide am Delirium tremens. 
Wisen, 20. Juli. Die „Polit. Corresp. meldet ans der 
Herzegowina: In dolge der Zusammenziehung starker tückischet 
Streuträfte oberhalb Mostar's und des Widerstandes, welchen die 
Montenegriner bei den Blochäusern vor Newefinje und Metochia 
sinden, ist die Gefahr eines montenegrinischen Angriffes auf Mostar 
vorläufig deseitigt. Die Garn son von Trebinje ist durch 2 Batail⸗ 
oue ve stärit und Alles filr einen feindlichen Angriff vorbereitet. 
Ein fleißiger Peitarbeiter der „Pr.“ hat fich die dankenswerthe 
Mühe gegeben aus den widerspruchsvollen serbischen und türkischen 
officiellen“ Telegrammen eine Verlustliste beider Armeen zusam⸗ 
nenzustellen. Das Resultat st hoͤchst bezeichnend. Nach den kür⸗ 
lischen Berichten sind bis jetzt 8100 Serben und 243 Türken 
ampfunfähig geworden. Die serbischen Berichte geben dagegen an. 
daß bisher 3600 Türken und 8350 Serben kampfunfähig gemacht 
vorden seien. Aus diesen Zahlen lann man auf die Zuverläsfig⸗ 
sit der aus be'den Lagern lommenden Nachrichten schließen. Noch 
interessanter ist eine von der .Cortespondance Orientale verbßent⸗ 
lichte Stalistil, die wir hier in der Uebersetzung wiedergeben. Es 
deißt in der genannten Correspondenz: „Seit Erdffaung der Feind⸗ 
jeligkeiten sind an die hohe Pforte 11 officielle Depeschen gelangt 
inß in Nonstantinovel öffentlich bekannt gemacht worden- Aus 
— 
denselben geht herbor daß 184 Türken und 6880 Serben gefallen 
sind. Geböhnlich werden auf einen Todten sechs bis sieben Ver— 
vundete hinzu gerechnet. Selbst wenn wir dieses Verhaltniß auf 
ʒbeschräuten, hätten died Serben dis 9. Juli 834,400 Verwundete 
zehabt, im ganzen alfo 41,280 kampfunfahig gemachle Soldaten. 
Mithin wäre die Hälfte der serbischen Armee kampfunfähig. 
Belgrad- 20. Juli.“ (Amtliche Meldung) Gestern bat ein 
siebenstündiger Kampf zwischen der Truppenabtheilung unter Fuͤh⸗ 
rung von Ducsc und 4000 regulären türlischen Truppen zwischen 
den Flüssen Lim und Uvaz stattgefunden; letztere wurden in regel⸗ 
ose Flucht gejagt und bdis zu den Verschanzungen von Novavvros 
verfoigt. Die heftine Beschießung von Linbovia seitens der 
Türken wurde in Folge des serbischen Geschützfeuers eingestellt. 
Die Serben befestigen Ktlein-Zwornitf. 
Bukarest, 20. Juli. Ja der grstrigen Kammersitzung zog 
der striegsminister die Vorlage wegen Einberufung det Reserven zurück. 
Konstauntinopel, 19. Juli. Am Dienstag rückten 18 
gatoillone Secben von Saitsthar aus und griffen die Stellungen 
sman Paschos vor Izwor bei Widdin au, wurden jedoch mit 
zroßen Verlusten, unter Zurüdlassung von 5 Kanonen, Waffen und 
Munition zurückgeschlagen. — Bei Wischegrad in Bosnien wurden 
3000 Serben mit einem Verluste von 300 Todtien geschlagen und 
zis an die Grenze verfolgt. — Ein montenegtinisches Corps steht 
n der Umgebung von Podgoritzäa. 
Arhen.: Der in Wiener Zeitungen verdffentlichte angebliche 
Brief der Königin Olga, worin das griechische Volk zur Theil⸗ 
nahme an dem Krieg der Slaven gegen die Pforte augerufen wird. 
vird officiell für eine Fälschung erklärt. Die griechischen Blatter 
verden eine officielle Erllärung bringen. Die griechische Regierung 
so wird der „Allz. Zig.“ aus Wien gemeldet) sei entschlossen, an 
hrer Neutralität strengstens sestzuhalten. (Demnach wäre die neu⸗ 
liche Mobilisirungsnachricht eine Ente gewesen.) 
NewPYorhk, 20. Juli. Don Carlos ist aus Mexiko hier 
augekommen. 
Vermischtes. 
— Am 18. de. gegen 7 Uhr Abeuds gingen gerade vor dem 
Wächter'schen Bieraarten in Kasserlaulern zwei vor eine 
Thaise gespannte Pfecde durch. Ein wenige Schritte dador fahren⸗ 
er Kinderwagen, in welchem z vei kleine Kinder saßen, wurde 
rfaßt und stark beschädigt. Die Kinder wurden aus dem Wagen 
—XV daß sie keine schweren 
Zerlezüngen davon trugen. Auf dem Schillerpiatz wurden die 
Pferde zum Stehen gebracht. Auch das Dienstmadchen, welches 
en Kinderwagen fuhr, kam mit dem bloßen Schrecen davon. 
We die ‚K. Z.“ aus Paiherslautern, 18. Juli, 
chreibt, hat der Parquetsecretar Hr. Fr. Bachmann gegen den für 
e Redaction der „Pfälz. Volkszig.“ verantwortlichen A. d'Angelo 
ine neue Beleidigungsklage angestelt, da die Verhandlung vor 
dem Zuchtpolizeigerichi in höchst tendenziöser Weise und offenbar 
n deleidigender Absicht entstellt, in det Pfäl,. Voikszeitung wieder⸗ 
zegeben worden ist. Hömcst eigenthümlich ist es übrizens, daß Hr. 
I. d'Angeld immer noch als für die Redockion verantwortlich an 
zer ·Sp tze der Volksze'tung genann: wird, während er doch bekannt⸗ 
lich seit's Tagen scine 141ägige Gefängnißstrafe angetreten hat. 
Die Bahnl'nie Germersheim Lauterburg⸗Straß 
zurg wird am Samstag den 25. Juli eröffüet. Stationen auf 
erselben find: Germershe'm, Sondernheim, Bellheim, Rulzieim, 
Rheinzabern, Jockgrim, Worth, (hier Abzweigung nach Winden und 
Zarlsruhe) Hagenbdach, Neuburg. Berg, Lauterburg. Mothern, Selz, 
stöschwoog, Sesenheim, Drusenheim, Herlisheim a. d. Zorn, Gambs⸗ 
deim, Wanzenau, Bischheim, Straßburg. Die Fahrzeit des Kurier⸗ 
uges beträgt 2 Stunden, jege des gewöhnlichen Zuges 313 St. 
Der Kurietzug hält blos in Wörth und Lauterburg. 
7 8Kreuznach, 17. Juti. Großes Aufsehen erregte heute 
die plöhliche Verhaftung der Haushälterin eines alten, sehr ver—