Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Acnzeiger. 
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M 12. 
Samstag, den 22. Januar 
8gis6 
Deuitsches Reich. 
Mäanchen, 19. Jan. Der Congreß deu'scher Landwirthe, 
zer bisher immer in Beruͤn getagt hat, wird im Lauf des lommen⸗ 
zen Frühjahrs, wahrscheinsich im Monat Mai, seine Sitzungen 
um ersten Vale in Süddeutschland, und zwar in Heidelberg ab⸗ 
zalten. Die Zeiischrift des landwirihschaftlichen Vereins in Bayern, 
nocht die Landwirihe schon jetzt hierauf aufmerksain und empfiehlt 
dem Congreß zahlreich beijuwohnen. 
Serirto, 17. Jan. Vie Bercchnung der nach dem Teichs⸗ 
jaushalise:at jũt 1876 aufzubringenden Matricular-Beiträge ist dem 
Bundesrath zugegangen. Für sammtliche Bundesstacten sind dar⸗ 
ach an Matr cularbeiträgen berechnet 103,448,581 Mark. Davon 
sommen in Abzug die Antheile an dem Ueberschuß aus dem Jahre 
874 mit 32072, 366 Mark und vleiben au baar zu zahlenden 
Beitiägen 71 376218 Mark, gegen 1878 mehr 8.1481,082 
Mark. Davon treffen auf Preußen 81.730,696 Mark, Bahern 
i6 078,924 Mark, Socser 83,676,779 Mark, Würtemberg 
987, 108 Mark, Baden 4,6647, 485 Mark, Hessen 1,162, 732 M. 
Berlin, 18. Jan. Der preußische Staatshaushaltsetat 
aro 1876 dalarcirt die Einnahmen und Ausgaben mit 651 Mill. 
188,800 Mark. Davon e tfallen auf das Extra-Ordinarium 
32,325, 282 Mart. 
Berlin, 18. Jan. Die Geuerale Goben und Tämpling 
durden zu Ritter des schworzen Adlerordens ernannt. Die Er⸗ 
nennung des General Kirchbach ist bevorstehend. 
Berlhin, 19. Jan. Sämmtliche deutsche Landtage dürften 
am ihre Meinung bezüzlich des Uebergangs aller Eisenbahnen auf 
zas Reich befragt werdeun. (Ir. J.) 
Berrlin “19. Jan. Heute ist der Reichsstag wieder zusam⸗ 
mengetreten. Nach Beantwortung einer von SchulzeDeritzsch ge⸗ 
tellten und auf die Handhabung des Genossenschaftsgesetzes durch 
das Neuwieder Kreisgericht bezuͤglichen Interpellanon durch den 
Minister Delbrück wurde die Uebersicht der Einnahmen und Aus⸗ 
jaben des Deutschen Reichs für 1874 in zweiter Lesung ohne 
Debatt⸗ genehmigt und dann, da das Haus nicht beschlußfähig 
var, die Sizung geschlossen. Morgen Berathung der Strafgesez⸗ 
iovelle. 
Berhin, 19. Jan. Der „‚Reichsanzeiger“ meldet: Die 
jpanische Regierung hat in Folge der Vorstellungen des Auswär⸗ 
igen Amtes der deutschen Negierung den Gouverneur und General- 
Tapitän der Philippinen, Contre- Admiral Malcampo, telegraphisch 
angewiesen den am 23 Oktober 1875 im Sulong⸗Archipl von 
inem spanis heun Kanonenboote aufgebrachten holsteinischen Schooner 
„Ninna?“ wieder faeizugeben. 
Berlin, 19. Jan. Die Vorbereitungen sür die Weltaus⸗ 
dteJung in Ph'lodelphia sind, so weit sie sich in, Deutschland treffen 
iassen, dis auf die Bestellung der deutschen Mitglieder der Jury 
und den Kataiog im Wesentlichen zum Abdschlnß gebracht. Die 
Pläne der deutschen Abtheilung in dem Hauptgebäude der Maschis 
nenhalle und der landwirihschaftlichen Halle sind festgestellt und die 
Nussteller auf Grund derselben von dem ihnen überwieesenen Raum 
benachrichtigt worden. Die angemeldeten Werle der Kunst im 
eigen:—lichen Sinne werden in der Zeit vom 17. d. Min. ab in 
Bremen einer aus der Mitte der deuischen Kunstgenossenschaft her- 
dorge ,angenen Jury vorgeführt und diejenigen, welche von der 
Juiy fuͤc ageeignei erachtet worden sind, von dort nach Philadel⸗ 
ohia übergeführt. Auch die übrigen Aussteller sind mit Zulassungs⸗ 
und Tranzpotipopieren versehen worden, so daß der Befoͤrderung 
hrer Auestellungbgegenstände Hindernisse nicht im Wege siechen. 
Der Abg. Herz führte in der Reichsjuftiztommission in Be⸗ 
zründung seines Anirages auf Aburtheilung der durch die Presse 
beganzenen Vergehen durch die Schwurgerichte aus, daß Preß- 
Freiheit ohne Schwurgerichte underkbar sei, uad daß nichts den 
Suden mehr erbittern und den wahren Reichsfeinden mehr Boden 
»erschaffen würde, als eine Vessitigung der Schwurzerichte für 
Bretße Sachen. Es wäre ein Armuthszeugniß für das prenhische 
Volk, wenn dessen Regierung ihm fortan eine politische Institution 
versagte, die den Süddeutschen seit einen halben Menschenaller ge⸗ 
vährt sei. Die Erklärung: „unannehmbar für den Bundesraih“ 
veirde wohl vorerst nichts Anderes bedeuten alß: „unangenehm 
ür die preußische Regierung.“ Eben diese Regierung aber bedient 
ich ihrerseits der Presse mitunter in einer so maßlosen Weise, daß 
iie die dringendste Verpflichtung habe, die Staatkangehörigen in 
dem Rechte freier Me'nungsäußerung nicht ungebührlich zu be—⸗ 
chränken. Redner sei ein großer Reichs. Freund und kleinlichem 
Hartitularismus stets abhold gewesen, Wenn adber der nationale 
hedanke darin g'pfeln solle, daß man den Mittel- und Klein⸗ 
Staaten ihre gaten Gesetze nehme und dieselbe der Rechtseinheit zu 
diebe durch schlechte ersetze, so habt er für eine solche Spezies von 
Patriotismus kein Verssandniß. Die Kommission hat bekanntlich 
den Autrag Herz mit großer Mehr heit angenommen. 
NAusland. 
Die Nachrichten aus den belgischen Kohlengruben lauten 
zünstiger. In vielen Gruben soll die Arbeit wieder aufgenommen 
en. Sieben Arbeiter find verhaftet vnd drei ausländisge Führer 
zer Bewigung sind ausgewiesen worden. 
Im amerikanischen Senat wurde von General Sherman der 
Antrag anf Herstellung einer Münz⸗ und Rechnungseinheit zwischen 
den Vereiniglen Staaten und England eingebracht. Es wird vor⸗ 
zeschlagen, den Präsiden'en zu dem Adschluß eines Vertrags zu 
rmächtigen, wonach der Dollar, von welchem 5 Stück gleich einem 
Pfund Sterling find, als Münzeinheit bestimmt wird und sollen 
das Pfund Sterling in den Vereinigten Staaten und der Dollar 
in England nach dem Maßstabe von 5 Dollars gleich einem' eng⸗ 
ichen Pfunde gesetziichen Cours haben. 
Rermischtes. 
f Naiserztlautern, 19. Jan. Laut öffentlicher Be⸗ 
annimachung sind die Blottern dahier ausgebrochen. 
Der Mauier Eckert von Ottersheim wurde von dem Be— 
ärfegerichte zu Kaiserslautern, wegen Maieitäts beleidigung zu 2 
Ponaten verurtheilt. 
Die Baumwollspinneccei Oggerbheim hat aus Man⸗ 
gel an genügenden Aufträgen die Arbeitszeit auf 6 Stunden tag⸗ 
luich herabgesetzt. 
Eine Correspondenz der „Pf. Ztig.“ aus der Vorderpfalz 
lagt, daß seit einiger Zeit vielfach das Weißmehl mit Kartoffel⸗ 
nehl gemischt wecde, um in wügerischer Weise Gewinn zu 
nachen und sagt am Schluß: „Wenn von München aus gemeldet 
dird, daß Kaufleate und Krämet sich siatt des Kreuzets 4 und 8 
Zfennige zahlen lassen, so findet dies auch vielfach in der Pfalz 
ast in gleicher Weise statt, indem man statt 20 kr. 60 Pf., oder 
tatt 35 tr. 1058 Pf. adnuimmt. Wer bei Umtechnung in Kauf 
der Verkauf sich nicht an die richtig berechneten Umrechnungsta⸗ 
zellen hält, die in den Händen der Kaufleute sich befinden, sollte 
Us Preller und Betrüger der Smafe verfaöllen.“ * 
F Manuheim. Eiue neue militärische Einrichtung Gür 
ven Krieg) sind die Linien-Commissare füt die Haupteisenbahn⸗ 
zin'en. Sie sind die Vorfstaände für d'ie Linien⸗Commissionen und 
sein Chef des grojen Generalstabes unterstellt. Sie haben im 
driege vom Tage der Mobilchachung an den ganzen Eisenbahn⸗ 
erlehr auf ihren Linien zu regeln. Die Lmien Commissionen be— 
zehen aus Offizieren, Eisenbahn⸗ und Telegraphen:Beamten. Alle 
drategisch wichtige Linien laufen in Berlin zusammen. Für jede 
zinie wird im Kriege noch ein Linien-Commandaunt (Siabsoffizier) 
rnannt, welcher mit dem erforderlichen Personal aus der Mili⸗ 
ar⸗Eisenbahn⸗, Telegraphen-⸗ und Postverwaltung zur Bildung 
ines Stabes vecsehen wird. Unter diesen Limen Commandamen 
jehen die Bahnhof Commandanturen, an der Spitze Stabsoffiiere 
der Hauptleute aus nicht altiven Militäns gestellt werden. Diese 
dahnhof⸗Conmandanturen haben unter sich den Lolalverlehr für