Full text: St. Ingberter Anzeiger

aus Batoschoff und 24 von Krivenil. Die anderen, die mit uns 
waren, find im Kampfe gefollen. Wir trafen uns im Balkan, wo 
wir eine entsetzliche Nacht darchwachten. Halbnadct, bis auf die 
Haut dunchnaßt. irrien wir, bid an die Knie im Schnee watend, 
herum, ohne zu wissen, wohin und wo aus. Wir waren des 
Horgens, als wir ins Insurgentenlager kamen, nur mehr 85 Per⸗ 
sonen; was mit dea Anderen geschehen, od sie diese martervolle 
Nacht zu überstehen vermochten oder zu Grunde gegangen, ist mir 
unbekannt, und ich gehe jetzt, don Allem entblößt, nach Sislvo, 
vohin meine Schwester vertauft worden sein soll.Vielleicht sinde 
ich sie.“ Und der Kaimatam von Plevna telegraphirie uuterm 20. 
desselben Monats an den Vali und dieser nach —XX 
Ver Aufstand in Noboselo ist unterdrüdt und sämmtliche Auf ˖ 
jandische find · unseren glorreichen Waffen erlegen; Dank Allah, der 
das Giack unsererseits sein ließ.“ Dieser Bericht wurde der eng⸗ 
ischen Regierung von dem hiesigen engtischen Berichter statter als Bei⸗ 
jrag zur Barbaren-Chronik des osmanischen Kasserreichs eingesendet. 
Nonstantinopel,“ 2. Aug. Ein am Sonnabend hier 
abgegangener Kurier stellte der rürlischen Botschaft. in Berlin ein 
rigenhandiges Schreiben Murads zu, worin derjelbe den Koͤnigen 
„on Bahern, Sachsen, Württemberg und den andern deuischen 
Bandesfuͤrsten seine Thronbesteigung anjeigt. —7 
Konstautinopel, 2. Aug. Der Regierung sind dom Kriegs⸗ 
cchauplatz folgende Meldungen zugegangen: Mulhtar Pascha ist, 
nachdem er die Jusurgenten aus der Umgegend don Nevesinje zer⸗ 
greut hat, in Bilet eiugetroffen. Als er am Morgen seiner An⸗ 
zunft erfuhr, daß der Feind sich auf den Anhöhen bei Bilet concentrire, 
andte er ein Corps zur Recognoscitung vor. Dasselbe rüchte uñ⸗ 
derzuglich ab, und traf auf jo beträchtliche Massen von Montene⸗ 
grinern, daß er nach Bilek zurüdtehren mußte. Die Avantgarde 
des Corps, die zu weit vorgegongen war, erlitt bei der numerischen 
Ueberlegenheit des Feindes einige Verluste und büßte 8 Kanonen 
ein. Zwei höhere Offiziere siad gefallen. 
J — Bermisqtes. —VV— 
Zweibrücken, 8. Aug. Die. hiefige königl. Studien 
anstau zählt am Schlusse des Schuljahres 1875,76 179 Sqauler, 
hon denen 110 auf die Lateinschule und 69 auf das Gymnoßum 
reffen. Am Ende des vorigen Schuljahres haute die Aastalt 206 
Schũlern . eer3 6vw. 3ig.) 
f Zweibrücktu.“ Für das Pferde-Rennen am 1. Oltober 
ind foigende · Preise ausgejetzt: 400 M. Flachrennen für dreijähe 
rige in der Pfalz geborene Pferde; 600 M., Flac, tennen für 
Pferde aller Lander; 500 M., Tradrennen für 32, 4. und 5⸗ 
jahrige in der Pfalz geborene Pferde; 250 M., Unteroffiziers- 
Hürdenremen (für Unteroffiziere des 5. Chevaurlegers-Regimenis); 
750 M., Hürdenrennen für Oijfitsere der deutschen Armee; 400 
M., Flachrennen süc 4.0, 8. und Gejährige in der Pfalz geborene 
Pferde; Subscrtiptionepreis von 1000 M. dvon Freunden des 
Sport, Jagdrennenfür Pferde im Besitz und geritten bon Oifi⸗ 
rieren der deutschen Armee; Preis der Stadz Zweibrücken 2000 
M., Jagdrennen für Pferde aller Länder. 
J Die General⸗Direktion der Igl. bayer. Verlehrsanstalten gibt 
Nachstehendes bekannt: Vom 1. August 1l. Irs. anfangend wind die 
Finrichtung der „Postaufträge“ versuchsweise dahin etweilert, daß 
dieselbe, außer zur Einziehung von Geidbeträgen, auch zur Vor⸗ 
zeigung von Wechseln behufs der Aanahme durch den Bezogenen 
henützt. werden lann. 
Mittelst Ponauftrages konnen nur Wechsel über Beiräge bis 
u 3000 M. dem Bezogenen vorgezeilgt werden. 
Formulare zu solchen Postaufträgen werden bei allen Post⸗ 
anstalten zum Preise von 1 Pf. fuür je 2 Stück abgegeben. 
Der Postauftrag nebst Wechsel ist unter Umschlag als Einschreib⸗ 
zrief an die vorzeigende Postanstalt abzusenden, mit 80 Pfqg. zu 
rankiren und mit dem Vermerle „Postauftrag“ zu versehen. Als 
Aufschrijt genügt die Bezeichnung „Postauftrag nach . 
Mehrere Wechsel dürfen einem Postauftrage nicht beigefügt werden; 
nuch ist die Beifügung von Briefen richt gestane:. 
Die Vorzeigung des Wechsels behufs der Annahme ersolgt an 
den Bezogenen oder an defssen Bevollmächtigten. —E 
Der an, enommene Wechfel wird dem Auftraggeber unter Um⸗ 
schlag als Einschreiddrief zuzuckgesandt. Dabet wird das Porio für 
denselben von 80 Pf. und eine Vorzeigegebühr von 10 Pf. von 
dem Auftraggeber eingezogen. Verlangt der Auftraggeber, daß der 
Poñiauftrag nach e nmaliger vergeblicher Vorzeigung an ihn zurüch, 
der an eine dritte Person weitergejandt, oder an eine zur Auf⸗ 
aahme don Wechselprotesten befugte Perjon abgegeben werde, so 
sn solches auf der Rückseite des Formulares durch die Vermerke 
„Sofori zurück“, „Sofott an Nein N“ oder Sojsort zum Peotest“ 
u bezeichnen. 
. Die Postverwaltiung daftet für die Beforderung des Postauf · 
lranbrieses, wie für einen Einschreibbrief⸗ I4 
*IJSoiche Posiaufträge sind zulassig im inneren Verkehre von 
Bayern, sowie im Bertehre nach und aus dem Gebiete der kaiserl. 
Reichspostverwaltung, dann nach und aus Württemberg.“ 
Die weiteren Bedingungen find durch Anschlag vor den Schal⸗ 
tern der Postanstalten bekannt gemacht. 
—7 Hammelburg, 29. Juli. Heute sind hier bei heftigem 
Winde 17 Haufer sommt Nebengebäuden ein Raud der Fla nmen 
aud uieist undemittelte Leute in die traurigste Lage versetzt worden. 
Herdächtig der Brandstiftung und gefanglich eingezogen ist eine 
Frau, gedürtig aus Unier-Erthal, in Hammelburg wohndaft, welche 
Tags vorher durch verschiedene Aeußerungen, wie: „der Teufel 
oll die Hütte holen, ich delomme doch noch in schönes Haus, 
wenn das über mir zusammenbreunt,“ den Verdacht auf fich lentte. 
fAus dem Rheingan, 29. Juli. Reife- schwarze und 
ve se Trauben sind seit eimgen Tagen an sonnig gelegenen Garten 
uind an Hausstöcken hei uns zu finden. Die wahrhaft wrop sche 
Dihe der lezten Tage wirlt in der That bezaubernd auf die edlen 
Zeeren, die zur Zeu fast allenthalben schon. ihre normale Grdße 
rreicht haben. Fur die nachsten zwei Monate h dürfen wir aber 
aoch ähnliche warme Witterung, welche nöthig ist, um die Trauben 
zuch zu einer gleichmäßigen Reise zu bringen. In quantitativer 
Hinsicht bieten der kommende Herbst auch sehr günstige Aussichten. 
In Leinem, am 831. Juli auf dem deutschen Brauettage in 
Frantfurta. M. von Prof. Dr. Neßler aus Karlsruhe über 
zie Ursache des Trübwerdens und Trübbleibens von Flüssigkeiten 
zehalteven Vortrag wird angegeben, daß das Trübwerden von Wein 
in offenen sowohl wie in derlorkten Flaschen durch Hineinwerfen 
von lleinen mu Paraffin und eiwas Salichlsäure getränkten Hblz⸗ 
chen verhütet werde. 
.7 Mainz, 31. Juli. Das Schützenfest wurde gestern unter 
nglossaler Betheiligung von auswärtigen Schüßen und sonftigen 
Hasten bei herrlichstem Wetter eroͤffnet und suud im Laufe deß 
Tages 7500 Eintritiskarten gelöst. worden. Junerholb des Fest⸗ 
ziages wurden 4000 Flaschen Schützenwein und 73 al⸗ Helloluer 
Vdied consumirt. Standdecher gewannen von den Pjfälzer Schützen 
Dbermaher (Lambrecht) und Schwind (Speyer). Feldbecher 
VBR3 und Feldnet (Speyher), Lenz (Ludwigs⸗ 
ajen)d)d. 
Mairz, 1. Aug. (Schützenfest. Die Z3: 91 der auswärtigen 
Schötzen ist in⸗Folge der Zeuwerhäumisse himer den Erwariungen,. 
e man gehegt datie, zurücgeblicbden. Unier denen, welche gestern 
Becher auf der Ferdkehrscheibe herausschossen, inn Niederhoͤfer von 
xkdenkoben. Der deste Schüte auf der Festscheibe Neustadt ist dis 
jezt Pachmayer dou Kaiserslautern mit 35 Punkten. — 
7 Sen Kurzem ist eine neue Sotte falscher Markstüce 
nit dem Münzzeichen BB.. CC., in Umlauf. Diese Foalschmünzen 
veiche aus Zint gegossen sein dürfien, sind klanglozs und haben 
ein unvolllommenes Gepräge, sind jedoch zur Täuschung leicht geeignet. 
Berlin, 21. Juli. Als am Montag eine Gesellschaft 
unger Leute die Jungferndaide passirle, bemertte sie plöͤtzlich einen 
Mann', der eben im Begreffe siand, sich aufzuhängen. Er hatte 
en Kopf bereus durch die Schlinge gestecht und brauchte nur noch 
jon seinem Fußhalt abzulassen, um seine Reise ins Jenseits anzu - 
relen. Voller Schrecken rief de Geselljchaft dem Ledensmüden zu, 
ꝛt jolle doch leine Thorhent machen, sondern hübsch vom Baume 
Jeruntersteigen. Die Anmwort des „Selbstmörders? war indeß in 
o naturalistische Qraftausdrücke gefaßt, daß wir sie nicht wiederzu⸗ 
zeben wagen. In Folge dessen geriethen auch die wohlmeinenden 
Rathgeber in Zorn, und es entipann sich ein lebhafter Wortwechsel, 
der insofern eines pitkanten Reizes nicht entbehrte, als der Hange— 
tandidat jeinerseits an deu selben mit dem hanfenen Halsband theil⸗ 
iahm. Plolich aber entbrannte et durq eine Aeußerung zu solcher 
WDuth, daß er seine Selbsimordgedanken in den Hiutergrund draͤngte, 
den Kopf aus der Schlinge zog, vom Baume herabstieg und — 
ju „hauen“ arfing. Es arraugirte sich alsdald eine großartige 
Pruͤgelei, die scal ßlich den jrohlichen Abjchluß jnd, daß oer zornige 
Seldmoͤrder“ seinen Stricd am Baum im Stich ließ und seine 
durch diesen Zwischenfall wiedergewonnene Lebenslust durch jchleunige 
Flucht dethatigfte. (Tagebl.) 
CVermachtniß eines jungen Madchens.) Unter dieser Ueber⸗ 
christ war dieser Tage in Pariser Biättern folgende Minheilung 
n leseu: Am letzten Sonntag jagten die Bewohner eines Haujegz 
er Straße St. Honoré nach einem Kanarienvogel, der vor ihren 
Fenstern umherflog und von dem Nemand wußte, woher er lomme. 
Die Verfolgung war um so eifriger, als man bemerkte, daß der 
Vogel einen Streifen Papier trug, welcher mit einem Drath um 
einen Hals befeftigt war. Eadlich glückte es. das geängstigte Ge⸗ 
chöpf zu fangen und das ihm anveriraute Blaitchen zu entfalten, 
x enthielt solgende erschũtternde Worie: „Arm und kiank, ohne 
Arbeit und fonftige Hilfsquellen, weiß ich nicht mehr wohin. Ich 
zin erst zwanzig Zahre alt und das Fiuzige, was ich vor mir sebe