ist auch Dritien, die mit dem eigentlichen Geschäftverkehre gar
nichts zu thun haben, zu dessen Benachtheiligung Gelegenheit geboten,
indem sie durch vortheilhafie Agiotage sich zur Einfuhr fremder Münzen
veranlaßt sehen. Abgesehen von der materiellen Seite, ist es in
moralischer Hinsicht zu bedauern, daß im deuischen Reiche so wenig
Verständn'ß dafür zu finden ist, daß der Deutsche so gut wie dee
Engländer, der Franzose, der Russe ꝛc. die Berechtigung hat, sich
an seine Landesmünze zu halten, und daß das Nichtbefoigen dieset
Grundsatzes ihm weder mehr Ansehen, roch mehr Geschäfte Seitens
des Auslandes zuführt. Die h'er gegebene Anregeng wird hoffent⸗
lich in weiteren Kreisen Anklang und Beherzigung finden; Diejenigen
aber, welche die gegenwärtige Kalamität leicht nehmen und darüber
hinwegsehen, mögen bedenlen, daß auch ihnen unangenehme Folgen
drraus erwachsen dürften, wenn nicht gleich von vornherein dee
alte Mißstand belämpft und auf dessen Beseitigung hingewitki wird.
FDas Thomas'she Uhrwer!l. Wie das ‚Bernburger
Wocheablatt“ meldet, ist mittels einer am 12. d. M. Abends von
Berlin eingegangenen Depesche an den Mechaniscus Fuchs zu Bern⸗
bdurg die Aufforderung gerichtet worden, in den nächsten Tagen
nach Berlin zu kommen, um an der von ihm hergestellten Nach⸗
abhmung des zu so trauriger Berühmtheit gelangten Uhrwerks dem
saiser Wuhelm den ganzen Mechanismus persönlich zu erläutern.
F Hand.verler und Baarzahlung. Die „K. B.Zig“ schreidt:
.Es ist wiederholt darauf hengewiesen worden, wie nothwendig es
sei, die Handwerker prompt zu bezahlen. Die gegenwaͤrtige Krisis
in den Erwerbsverhältnissen laßt uvns diese Mahnung an die be—
sizende Classe dringl'ich wiederholen. Man pbilosophirt tagtäglich
piel über die sociale Frage und die Dittel, dem Handwerkerstapde
aufzuhelfen; gar ma che dieser Philosophen denken aber nicht daran,
daß ein gut Stück sociale Frage in der rechtzeitigen Bezahlung
des Handwerkers stect. Schon nach den einfachsten Rechtsgrund⸗
fätzen gebührt dem Handwerter sofortige Bezahlung, wenn er seine
Arbeit abgeliefect hat. Statt dessen läßt mancher vornehme Kunde
den Handwerker Jahr und Tag auf Bezahlung warten und bleibl
so der Schuldner dissen, den er womöglich noch über die Achsel
ansieht. Der kleine Mann aber scheut sich nicht selten, an sein
Buthaben zu erinnern; er wird in Folge der ihm vorenthaltenen
Zahlung genöthigt. selbst zu borgen, um Material einzukaufen, und
zeht durch die Schuld seiner säumigen Kunden häufig der Vor⸗
theile des Einkaufs gegen Baar verlustig. Mögen unsere wohl⸗
habenden Mitbürger sich ihrer Verpflichtunsen gegen den Hand⸗
werkerstand unter den obwalienden traurigen wirlhschaftlichen Ver⸗
hältnissen doppelt bewußt sein; sie werden damit ein gut Theil
det socialen Noth aus dem Wege geräumt haben.“ (Sehr war!
Doch wäre dazu zu bemerken, daß die Handwerler ihrerseits auch
einen Unterichied machen sollten zwischen denen, weiche sosorl
jahlen, und denen, welche Credit in Auspruch nehmen. Wenn aber
die Kunden den gleichen Preis zadlen müssen, mögen fsie ihre
Schuld jetzzt oder erst in 12 Monaten berichtigen, so ist's tkein
Wunder,, daß es den meisten mit dem Bezahlen nicht piessirt.
Wer Rücksicht verlaagt, muß selbt auch Röckacht üben.
fe Nich der letzten Zählunz hatte Fcankreih 36.102,921,
Paruis 1,884,874 Einwohner. Was letztere Stadt betrifft, so er⸗
zibt fich aus den ftatistischen Nachweisen die Vesond ˖rheit, daß don
203,995 srit dem Kreege geborenen Kindeen 54,62.3, also meqdt
als ein Viertel nuneheliche sind. Im Allzemeinen läßt fich ein
Wachethum der Bevökerung konstatiren; zur in den nördlich n
normannischen Provinzen ist eiue leichte Verminderung ein⸗
zetrelen.
Im L8wenwinger. Das „Jourval du Hadre“
exzählt von einem Abenteuer, welches der Lowenbänd ger Bidel
dieser Tage in Hadre mit seinen Bestien zu besteden hatte. Bidel's
Bewohnheit war, wenn er während der Vorstellung in den Löwen⸗
winger trat, ein Schaf metzunehmen, welches durch seine Gegenwart vor
den Angr'ffen der wilden Thieren geschützt bli b. Neulich nun betrat
er den Löwenkäfig und legte, wie gewöhnlich, das Schaf auf den
Xüden einer Lowin. Kaum hatte er dies gethan, als ein Löwe
mit mächtigem Satßze aus einer Ede des Käfigs sich auf das Schaf
türtzte und se'ne Tatzen und Zähne tief in den Nacken dessel ben
begrub. Eine große Anzahl von Zuschauern wohnte diesem uner⸗
warteten Schauspiele bei vnd wurde, wie fich denken läßl, im ersten
Augenblicke mit Furcht und Scheecken erfüllt. Bidel jedoch bewahrte
keine Kaltblütigkeit. Er trat einen Schritt vorwätts und schlug
den Lo ven mit einer Eisenstange d rartig über den Kopf, daß das
zewaltige Thier sich zusammengrümmte, seinn blutendes Opfer los
lsieß und vor Schmerz brullend zurldkroch. Im nächsten Augen⸗
blicke jedoch sprangen sämmtliche Bestien im Käfige, durch den
Anblid des Blutes gereizt, empor und stürzten sich auf den kuͤhnen
Bändiger. Keiner don den Zuschauern bielt es für möglich, daß
—D
eire Geistesgegenwart; mit der Eisenstange um sich schiagend, hiel
x sich die übrigen Bestien vom Libe, bis er den rebellischen Lowen
zebändigt und in seinen Kafig zurückgetrieben balte. Dann pacdhte
er das blutende Schaf und vahnte sich mit demselben unter dem
donnernden Applaus des Publikums einen Weg durch die übrigen
»mpoͤrten Bestien bis zum Ausgange des Zwingers. Videl ging
unverletzt aus diefein Kampfe hervort, das Schaf ist jedoch an den
ethaltenen Wunden gestorben.
fNach einem aus New⸗PYork eingegangenen Telegramme bhal
ich die unter Neuendorff's Direktion stehende deutsche Operngesell⸗
ichafi, deren „star“ betanntlich Theodor Wachtel ist, und zu wel⸗
her unter bekannteren Mitgliedern auch Frl. Pappenheim und Frau
Wagner, sowie der Bassist Karl Formes sich befanden, aufgelöst.
Die in Amerita herrschenden überaus trostlosen Verhältnisse, in
Folge deren der Besuch des Theaters von Tag zu Tag abnahm,
haben die Katastrophe herbeigeführt.
F An dem bekannten amer'lanischen Mellionendieb William
M. Twceed wäre ein artiges Stück Geld zu verdienen, nämlich die
Summe von 10,000 Doll., welche nach Bekanntmachung in deut⸗
schen und anderen Sicherheitsblättern von dem Sheriff der Stadt
und des Kieises New-York als Preis für dessen Festnahme aus⸗
zesetzt worden ist. Derselbe ist am 4. Dezember 1875 in New⸗
Yort aus der Üüber ihn wegen kolossaler Fälschumen ⁊c. verhängten
Untersuchungehaft entsprungen, sol ein Schiff gekauft und sich da⸗
mit nach Europa gewendet haben. Die stedbriefliche ve oreibung
ein wenig schmeicheldaftes Bild seiner außeren Ecrscheinung — 5
Jahr alt, sehr stämmig, rothes Gesicht, breite gemeine Gesichtszüge,
leine Augen, greße Nase, rothe Glatze bis zum Genicke, graut
daarrene, stark hervortretender Hiaterkopf, laulet das Signalement,
das er Übrigens sicherlich nach Möglichkeil unzutreffend zu machen
hersuchen wird. Welche enorme Summe Tweed iich durch Gaunerei
aller Art anzueignen wußte, läßt sich daraus bemessen, daß die ihm
im Zivilverjahren auferlegte Bürgschaft nicht weniger als 4 Mil⸗
lionen Dollars bdeträgt! i
fF Der Königvon Birma macht bekannt, daß er eine
Jeitung herausgegeben und selbst die Redattion ühernehmen will.
Diejen gen Unterthanen, welche nicht abonniren, werden hingerichtet.
fe Ein Fall eigenthümlicher Erkrankung erregt in medicinischen
Kreisen Aufsehen weil derselbe aufs neue diran erinnert, wie vor⸗
achtig man bei dem Gebrauche grüngefärbter Stoffe sein muß.
Eene junge Dame war seit einiger Zeit während der Abende mit
Suickereien beschäftigt und hatte, um das Lampenlicht abzuschwächen.
über. die Lampe einen grünen Lan penschleier gehängt. Schon am
ixsten Abende stellten sich bei ihr Kopfschmerzen ein, die fich an
den folgenden Abenden wiederhollen. Als nun gar das Kopfhaar
des jungen Mädchens anfing auszufallen, wurde ein Arjt herbei⸗
geholt, der jedoch nicht helfen konnte, da er die Ursache dee Er⸗
rankung nicht zu ermitteln vermo hie. Endlich machte die Multet
der Potientin die Bemerkung, der Lampe ischleier enthalte vielleicht
chaͤdliche Stoffe. Nunmehr wurde der legtere chemisch untersucht
uud dabei festgestellt, daß der grüne Lampenschleier eine nicht un⸗
veträ htliche Quantität Acsenik enthalte. Der Schleier ist sofort
eatferat worden und das Mädchen seitdem wohl und munter.
Schladenwollc). Für diele Hauzhaltungen durfte es von
Interesse sein, auf die seit einiger Zeit in den Handel gekommene
„Sglacenwolle' hinzuwveisen, welche zur Zeit der eingehenden
Berjuche in Dänemart üder beste Isolirungsmaterialien noch in
ihren Ei ens daften micht bekannt gewesen sein dürfte. Unter dem
Mittojlop betrachtet, ist die Faser dieser Wolle eine hohle Glas⸗
rohre mit Luft gefüllt; eine Fläche don zwei bis drei Zoll Starke
solcher Fasern würde demnach e ge Anzadi von Luftschichten bitden,
delhe nur schwer einen Ausqleich verschiedener Temperaturen ge⸗
tatten. Versuche haben bemiesen, daß diese Wolle in ihrer Eigen⸗
chaft als shlechter Warmeleite. noch über Sesdenabfälle und Baum⸗
volle sieht, im Vergleich zu Häcksel odee Spreu hat die unver⸗
drennliche Schlackeuwoll⸗ den Vorzug der absolrten Unvergänglich⸗
leit. Im vecgangeen Jehe ausge'üllte Eiskeller mit dieser Wolle
jaben bie diesen He sost das Eis noch fast scharfkantig erholten.
Steppdeden von drei Zol Dicke, üder einen Eihaufen im ge⸗
vöhnlichen Keller gedeckt, hben denselben Erfolg erzielt.“
fDas große Loos der Kolner Dombau⸗Lotterie mit 75,000
M. ist dieses Mal nach Stultgart gefallen, und zwar an die Ge⸗—
hrüder See, Klaviermacher in der Piagofortesabrit von Richard
Lipp und Sohn.
fwBei Bistagno zwischen Alessandria und Acqui hat ein
Zusammenstoß von zwei Eisenbahnzügen Stait gefunden, wobei
woͤlf Personen mehr oder weniger stark verwundet worden find.
Die Schwerder vundeten wurden in Binagno zurüchelassen, die
inderen fuhren mit den Zügen weiter. Es ist eine ger'chiliche Unter⸗
uchung über die Ursache des Zusammenstoßes eingeleitet worden.
Far die Redaction derantwortlich F. X. Demeß.