Ingberler Anzeiger.
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M 13. M Sonntag, den 23. Januar
198876
Deutsches Reich. J
Mänchen, 17. Jan. Der sonst so reichstreue Ma ristrath
der Stadt Augsburç hat an alle baherischen Städte Aufrufe zur
Empoͤrung gegen die Reichsgesetzgebung gerichtet, naͤmlich gegen
die beabsichtigze Umänderung des 8 141 a2 der Gemeindeordnung,
velcher von den Krankenhäusern und den Veiträgen dazu handelt.
Dec Magistrat München schloß sich gestern diejer ARuflehnung voll⸗
o umen an und Bürgermeister Di. Erhard erkläete, daß er bere ts
den baher. Bundesbevollmächtigten und die Münchenet Reichstags⸗
abgeordaeten brieflich mit eingeweiht habe. Die Ansicht der ‚Na⸗
nonalzeitung“, daß die Krankenhäuser eine Quelle von Ecsparungen
fur bayer. Städte seien, wird als eine gänzlich schtefe nachgewiesen
und der z5 141a2 als ein bisher für Bayeru segens:eicher mit
allen Mitteln zu vertheidigen besch!ossen.
Mänchen, 20. Jan. Die, Süddeutsche Presse“ bezeich ret
vdie Mitthe lung. daß die Apsicht bestehe, den bayerischen Land:ag
nun doch noch aufzulösen, als jeder Begründung entdehre d.
München, 20. Jan. Der Koöͤrig wuid erst an 29.
d». M. von Hohenschwangau hier eintreffen und an diesem Tage
auch das Hoflager von dorlt hierher verlegt werden.
Berlbin, 19. Jan. Dem Reicetage soll in diesen Ta⸗
jen ein Nachtrag zu dem diesjährigen Reichshaushaltsetat zugehen.
Eẽs handelt sich um die Erhöhung dreier Vositionen: 1) des Bot⸗
schaftergehaltes in Rom von 75,000 auf 100,000 M., 2) des
ersten Botschaftssekretärs in Rom auf 12,000 M. und 3) für die
Weltausstellung in, Philadelphia auf 550,000 M.“ Die Mittel
für diese Echöhungen solles, soweit sie nicht aus den regelmäßigen
Finnahmen des Reichts zu deschaffen sind, durch Beiträge der ein⸗
jelnen Bundesstaaten nach ihrer Bevölkerungsziffer aufgebracht
werden.
Berlin, 20. Jan. Der Reichstag nahm in ecrster und
weiter Lesung den Gesetzent vurf betreffend die Mandalsverlängerung
der Reia sjustizkonemission an.
Berlhinr, 20. Jan. De Merdunq von der unmittelbar
devorstehenden Verlündigung der Synodalordnung ist, der ‚Rordd.
Allg. 3.“ zufolge verfrüht; ebenso ist die Nachricht, daß die Sanc⸗
rionirung derselben durch den Koͤnig erfolgt sei, zur Stunde noch
untichtig.
Die Kaiserin von Deutschland hit durch den deutschen Bote
schafter der Frau Dorrien Smith, welche bei dem Schiffocuche des
„Schelers“ sich der geretteten Passagiere und der Manuschaften des
Dampfers in edelmüthiger Weise annahm, ein prächtiges goldenes,
mit Edelsteinen besetztes Armband übersaudt. Das kaiserliche Ge⸗
chent trägt das kaiserliche Wappen, den Namenszug der Kaiserin
inn auf der Rücsseite die Inschrift: „Auzusta, Kaiserin von
Deutschland, für E. A. M. Dorrien Smith, in dankbdarer Aner⸗
ennung der Gülte, welche sie Deutschen beim Sqheffbruch des
Schiller“ am 7. Mai 1875 erwiesen hat.“ Zwei Damen in
Jeuzance, die sich bei derselden Gelegenheit durch ihre Munschen⸗
reundlichleit auszeichneten, wurden von der Kaiserin mit eleganten
Brochen bedacht. (Ee. Z3.)
Der „Reichs;Anzeiger? veröffentlicht das Gesetz vom 6. Jan.
3. J. betreffend die Abänderung des Artikels 15 des Münzgesetet
oom 9. Jull 1873. Nach diesem Gesetz euthält der erwähnte
Artilel, wie aus den Sitzungen des Reichstages bekannt ist, folgen-
den Zusatz: „Der Bundesrath ist befugt, zu bestimmen, daß die
Zinthalecstücke deutschen Gepräges, fowie die in Oesterreich bis
um Salusse des Jahres 1867 geprägten Vereinsthaler bis zu
hret Außerlurssetzung noch an Stelle der Reichsfilbermünzen,
nter Berehnung des Thalers zu 3 M., in Zudlung anzunehmen
ind. — Eine solche Bestinmung ist ducch das Reichs⸗Geseßbiatt“
ju verdffentlichen und tritt frühestens einen Monat nach ihret Ver⸗
zffentliaung in Kraft.
Aus Preußen. Die „Pegdb. Zig.“ eringert noch einmal
atan, daß der Bericht der parlamentatischen Commission, welche
Rua vbom Aba. Lasler aufgedeckten Eisendahn⸗Gruündangeschwindel
mzu untersuchen hatte, noch immer nicht zur öffentlichen Discusston
zekommen. Lasker deutete bekanntlich seinerzeit an, daß er nur
zuf irgend eine Anregung warte, um die Angelegenheit zur Sprache
zu bringen. Die „Madb. Zig.“ fordert ihn nun auf, auch ohne
ine solche Anregung vorzugehen. Jedenfalls darf die standaldse
Zeschichte nicht derartig in den Sand verlaufen, wie es der Fall
väre, wenn sie bereits jetzt mit jenem fast nur in parlamentarischen
dreisen bekannt gewordenen Bericht ihren Abschluß erhalten hätte.
Aus dem Elsaß, 15. Jan. In dem durch seine Tuch⸗
abrikation bekannten Orte Bischweiler ist nunmehr die seit
angerer Zeit befürchtete Calamität der Einstellung der Arbeiten in
den Spinnereien der „Vereinigten Bischweiler Tuchfabriken“ ein⸗
zeireten und dadurch eine Zahl von mehreren hundert Arbeitern
zxodlos geworden. Die Arbeitseinstellung ist um so bedauerlicher,
als sie die Folge eines gewissenlosen Gründerschwindels ist, welcher
zurch aus Altdeuischland herübergelommene Spekulanten in's Werlk
zesetzt wurde. Nach den Ereignissen des Krieges verkauften die
zisherigen Besitzer der ausgedehnten Spinnereien ihre Etablissements
x. an eine deuische Gesellschaft zu einem Spottpreise und von dieser
vurden die Fabriken demnächst an ein Consortium um einen Preis
veilterverkauft, der eigentlich von vornherein jedes Emporlommen
ieses Industriezweiges auch bei dem besten Willen der neuen Er—
verber unmöglich machte. Die verdienstvollen Arbeiterfamilien
verden gegenwärtig iheils aus privaten, theils aus öffentlichen Mit-
eln unterstützt und ist wenigstens fuͤr der Augenblick der drückendsten
Noth vorgebeugt. Der früher so betriebsame Ort mit mehr als
1300 Wohnhäusern, welcher noch im Jahre 1871 mit 9200
Serlen bedöllert war, ist jetzt ode und still und ham alle Aussicht,
in nächster Zeit auf die Hälfte der früheren Einwohnerschaft herab⸗
zusinlen. (Ger. Tgbl.)
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Vermischte. 7
F Von wverlässiger Seite wird der „B.⸗Zig.“ die Mittbei⸗
ung, daß die Eisenbahnstrecke Germersheim⸗Lauterburg⸗Straßburg
uu 1. Juli d. J. dem Verkehr übergeben werden soll.
4Das Ministerium des Innern hat dem landwirthschaftlichen
dreiskomute der Pfal zz eiaen Beitrag von 1000 fl. zur Herstell⸗
ung eiaes agrikalturchemischen Laboratoriums vewilligt.
fAus der Pfalz. Die Gesuche um Ausstellung bes
Berechtigungsscheines fsür den Einjährig ˖Freiwilligen Militärdienst
ind bei der k. Prüfungscommission in Spehyer bis 1. Februar ein⸗
ureichen.
7 Die „B.⸗Ztg.“ meldet aus Reustadit, 19. Januar:
Lalerem M'itbürger Herrn Bierbrauer L. Geisel wurde vom deut⸗
chen Commissar der irternationalen Ausstelluug in Santiago, Chili,
ie erfrenliche Mittheilung, daß dessen Bier über sämmtliche ausge⸗
teslte deutsch? und fremde Biere den Sieg dadon getcagen und
nit der höchsten Auszeichnung, dem ersten Preis gettönt wurde.
—7Maunchen, 19. Jan. Die bayerische Notenbank wird
son Morgen an den Diecanto für Wechsel von 6 auf 5 und für
en Lombard von 7 auf 6 pCt. herabsetzen.
—fMünchen. Zurüdstellungen dom Militär⸗
dieust in Berücdsichtigung bürgerlicher Verhältnisse finden auf
Ansuchen der Militärpflichtigen oder deren Angehörigen statt. Es
»ürfen nach der neuen bayerischen Wehrordnung vorläufig zurück⸗
gestellt werden: a. der einzige Eraährer hilfloser Familien, erwerbs⸗
unfähiger Eltern, Großeltern oder Geschwister, b. der Sohn eines
zur Arbeit und Aufsicht unfähtgen Grundbesitzers, Pächters oder
bewerbetreibenden, wernn dieser Sohn dessen einziges Kind und
unentbehrliche Stütze zur wirthschaftlichen Erhaltung det Besißzs,
)er Pachtung oder des Gewerbes ist, o. der nächstälteste Brud er
ines vor dem Feinde gebliebenen, oder an den erhaltenen Wunden
erstorbenen, oder in Folge derselben erwerbsunfähig gewordenen,
der im Kriege an Kranlheit gestorbenen Soldaten, sofern durch