Full text: St. Ingberter Anzeiger

Slt. Ingberler Anzeiger. 
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M 141. Dienstag, den 8. September 1876. 
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Deutsches Reich. 
Mänchen, 31. Aug. Die Ministerien des Innecn und 
es Kriegs haben im Einverständnisse mit dem Cultusministerium 
ie Anordnung ergehen lassen, daß die als außerordentliche Mit— 
lieder zur Achaltung der Prüfung für Einjährig-Freiwillige beizu 
jehenden Lehrer einer höheren Lehranstalt sich der Ertheilung jeg⸗ 
schen Privatunterrichts an Prüfungs-Adspiranten des betreffenden 
Zrigadebezirks zu enthalten haben. (Fr. K.) 
München, 81. Aug. Die Mehrheit der Abgeotdneten hat 
‚ekanntlich die Mittel für die durch die neue Schulordnung von 
874 ins Leben getretene fünfte Klasse der Lateinschulen an den 
vymnasien verweigert. Wie man nun vernimmt, wird in Folge 
Oessen eine Aenderung der Schulordnung keineswegs eintreten, viel⸗ 
nehr die fünftklassige Lateinschule erhalten bleiben. Allerdings aber 
õönnen, da im Budget keine Mittel hiezu gegeben sind, an den be⸗ 
teffenden Lateinklassen Studienlehrer nicht angestellt werden, viel⸗ 
nehr muß bis auf weiteres der Unterricht an denselben durch Assi⸗ 
tenten ertheilt werden. (Allg. Ztg.) 
München, 1. Sept. Wie uns heute derichert wud, dürfte 
8 nunmehr nicht mehr zweifelbaft sein, daß der Dechant an der 
. Hofs und Kollegiatstifi-kirche zum hl. Cajetan dahier, der l. geist- 
iche Rath Enzler, zum Bischof von Speyer ernannt y wird. 
Pf. P.) 
Berlhin, 1. Sept. Die heutige Kaiserparade des gesammten 
Sardecorps auf dem Tempelhofer Felde hatte trotz ungünstiger Wit⸗ 
erung einen glänzenden Verlauf. Der Kronprinz, die Prinzen Karl 
ind Friedrich Karl, die Kronprinzessin in der Uniform ihres Hu⸗ 
arenregiments und Prinz Albrecht folgten dem Kaiser zu Pferde; 
ie Kaiserin, die Prinzessin Friedrich Karl mit den Töchtern folgten 
n Sechs⸗ und Vierspännern. Im Gefolge des Kaisers war auch 
)er Feldmarschall Manteuffel. Ein Sohn des Prinzen Friedrich 
darl stand als Offiszier beim ersten Garderegiment. Eine große 
Anzahl fremdländischer Offiziere war anwesend. 
Berhin, 2. Sept. Generalfeldmarschal v. Manteuffel reist 
jeute Abend im Auftrage des Kaisers nach Warschau zur Begrüß— 
ing des Kaisers von Rußland. 
Berlin, 3. Sept. Uebet die Beränderungen in der Or—⸗ 
zanisation des Reichskanzler-Amtd sind neuerdings Mittheilungen 
erbreitet worden, welche, obwohl sie sich sämmtlich auf „beste 
Quellen“ berufen, doch vielfach mit einander im W edersptuch 
tehen. Die „Nordd. Allg. Zta.“ hält es nur für zutreffend, daß 
ine besondere Abtheilung des Reichskanzler-Amts für die Bearbei— 
ung der Finan, sachen gebildet werden soll. Was das Reschs⸗ 
zustizamt betrifft, so steht die Errichtung desselben in naher Aus— 
icht und der Reichsetat für das erste Quartal 1877 wird bereits 
ie nöthige Dotirung in Ansatz bringen. 
Ausland. 
Wien, 2. Sept. Der „Politischen Correspondenz“ wird aus 
donstantinopel vom 1. Sept. gemeldet: Hinsichtlich der Friedens⸗ 
»edingungen steht noch immer die Forderuug der tkürkischen Regier— 
ing von Garantien gegen künflige Friedensstörungen nou Seiten 
Zerbiens im Nordergrunde. Definitiv entschieden hat sich bereits 
er Ministertath für die Forderung, daß die serbischen Eisenbahnen 
»on der fürkischen Regierung zu erbauen seien, da Serbien keine 
zewähr für den Bau bieten könne. 
Wien, 3. Sept. Dem „Telegraphen: Correspondenzbureau“ 
oird von Zara unter heutigen Datum aus besondeter Quelle ge— 
aeldet: Der französische Consul in Scutari ist über Castel Lasnia 
as Lager des Fürsten von Montenegro abgereist. — Mut'har Pascha 
it an der Grenze bei Grahowo angelangt, wo bereits gekämpft 
dird. Die Kanonen- und Gewehrsalven werden bis Dragoll gehört. 
der Marsch Mukthar Paschas erfolgte knapp langs der österreichischen 
ßreaze. Aus Podgoritza wird eine gestern begonnene türkische 
Offensibbewegung auf Montenegro bei Spitz gemeldet. 
Zaris, 29. August. (Finanztalamitäly)y. Seit Anfang 
„etes Monats vollzieht sich an der Börse vou Paris eine Bewe⸗ 
aung in den französischen Staatspapieren, deren Folgen die Staats- 
Otonomen und einige Mitglieder be'der Kammern zu beunruhigen 
anfangen. Auf das Gerücht hin, daß der Finanzminister beabsich⸗ 
ige, ir Kürze die nach dem Kriege ausgegebene 5procentige Anleihe 
imzuwandeln, haben mehrere große Spekulanten sich angeschickt, 
edeutende Summen der 5procentigen Anleihe zu verkaufen und 
jafür Zprocentige zu erwerben. Das Gleichgewicht zwischen beiden 
Anleihen ist in Folge dessen arg gestört worden und eine Abweichung 
»on ungefähr 14 Fr. im Werthe beider eingetreten. Die kleinen 
sentner in deu Departements folgten, durch einen Theil der Presse, 
velcher von den großen Finanzmännern von Paris ganz abhängig 
st, in Furcht gesetzt. bdald dem gegebenen Beispiel und suchen so 
zut nud so schnell wie möglich ihren Antheil an der ö5procentigen 
Anleihe an den Mann zu bringen. Die Lage spitzt sich von Tag 
u Tag mehr zu, die Geschäfte der Bank in den Provinzen bleiben 
eit Wochen immer dieselben, denn sie bestehen in nichts anderem, 
ils in beträchtlichen Verkäufen der 5procentigen und in geringeren 
Ankäufen der Zprocentigen Anleihe. So ist kine allgemeine Ver⸗ 
virrung entstanden, welche beiden Anleihen schadet. Das Publikum 
pagt aus Furcht vor einer bevorstehenden Umpandlung keine An⸗ 
äufe mehr in der 5procentigen und der Preis der Iprocentigen 
sält es für siark in die Höhe getrieben. Man kann demgemäß 
hne Ueberireibung sagen, daß sich auf dem Geldmarkt der fran⸗ 
zsischen Anleihen eine völl ge Deroute vorbereitet. Einige Depu⸗ 
rte fürchhten daher auch bereits, daß die gesammten Finanzen des 
dandes in Mitleidenschaft gezogen werden könnten, denn sie er⸗ 
ennen, mit welch unerhörter Frechheit die Spekulanten die Leicht⸗ 
läubigkeit des Publikums ausbeuten und tadeln entschieden das 
indauernde Schweigen des Finanzministers. Mit vollem Rechte 
jerlangen sie Auskunft datüber, ob die Gerüchte von einer beab⸗ 
ichtigten Umwandlung auf Wahrheit beruhen, und sie scheven sich 
zicht, die Vorgänge an der Pariser Börse als einen Skandal zu 
pezeichnen. ˖ Enatweder müssen die Absichten des Herrn Leon Say 
in Geheimniß für Alle oder für Niemanden sein, wenn er nicht 
ine sehr große Verautworilichkeit auf seine Schultern laden will. 
dedenfalls wird er beim Wiederzusammentrilt der Kammern durch 
ine Interpell ctinn aufgefordert werden, Rechenschaft über sein augen- 
lickliches Verhalten abzulegen; haben doch schon jetzt mehrere große 
gankiers bedeutenden Gewinn erz'elt, natürlich auf Kosten der kleinen 
stentner, und wenn die Umwandlung nicht baldigst erfolgt, so 
nöchte der Herr Finanzministir späler auf ernstliche Schwierigkeit 
toßen, falls er sie wirllich durchführen wollte. 
Semlin, 2. Sept. Gestern und heute soll man sich an 
»em linken Morawa⸗Ufer schlagen. Genaue Nachrichten fehlen. 
hente sind über 100 russische Officiere nebst vielen ehemaligen 
Unterofficieren uad Soldaten eingetroffen. Seit acht Tagen sind 
Tag für Tag russische Officiere in größerer Anzahl angekommen. 
Man erwartet ferner die Anlunst von zohlreichen ausgedienten Ge⸗ 
neinen. Nach dem, was man heule gesehen, scheint sich diese Be⸗ 
sJauptung bewahrheiten zu wollen. 
Koestanktinopel, 3. Sept. Die Botlschafter der Groß⸗ 
mächte haben sich gestern über die Form geeinigt, in welcher sie 
der Türkei ihre Friedensvermittlung anbieten wollen. 
New-York, 2. Sept. Der Prätendent Don Karlos hat 
sich nach Europa eingeschifft. 
Vermisqhtes. 
ESt. Inebert, 4. Sept. Wie in den Vorjahren, so be⸗ 
zang auch den diesjährigen 2. Sep'. die Stadt St. Ingbert wieder 
estiich. Böllerschüsse leiteten am Abend des 1. Sept. die Feier 
ꝛin. Waren auch der schon angezeigte Zapfenstresch und die Tag⸗ 
eveille unterblieben und war auch die Beflaggung der Stadt nur 
eine spärliche, so wucde doch dadurch bei denen, die der Feier mit 
hren Sympathieen nahe standen, dieselbe in keiner Wesse beein— 
rächtigt. Der Donner der Böller, der von nahe und fern über 
die Berge zu uns herüber dröhnte, bewies, daß auch in der Nach—