Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingber ler Anzeiger. 
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M 15390. — Donnerstag, den 21. Sertenbe 1376. 
Deutsches Reich. J 
Munchen, 18. Sept. Der neuernannte Bischos von Speyer 
vird seine Consecration wahrscheinlich erst im Frühjahr erhalten 
hugen, da das nächste Consistorium im December statifindet. 
Maunchen, 19. Sept. Der Kriegsminister Generallieutenant 
Maillinger, der Oberstlieutenant und Abtheilungs⸗Chef im 
kriegsmin sierium Freiherr v. Godin, der Majot Freiherr von 
Steinling vom 1. Cuir.Reg. und der Premieurl'eutenant Manz, 
Adlurant des Kriegsministers, find zur Beiwobnung der Parade 
d Mandver des dritten preußischen Armeelorps in Berlin einge⸗ 
roffen. 
Den in Berlin erscheinenden halboifizidsen·, Deutsch. Nocht.“ 
vird aus Paris geschrieben, datz dort in einflußreichen patlamen⸗ 
rijchen Kreisen die Adsicht bestehe, den Kammern einen Vorschlag 
umlerbreiten, vach welchem die im Jahre 1880 ablaufenden Ge⸗ 
valten des Niarschalls Mac. Mahon auf 10. Jahre verlängert 
verden sollen. Aus dem Wortlaut geht nicht ganz kllar hervor 
b damit gemeint ist, daß der Präsident dis zum Jahre 1883 
der 1890 bleiben solle. Letztere Auslegung hat die geringere 
nere Wahrscheinlichkeit, denn die heutigen Verhälmisse in Frank⸗ 
eeich sind nicht derart, daß irgend eine Partei ernsilich an die Möglich- 
it eines so langen Interimistikums denken könnte. (Südd. Pr.) 
Gerůchtweise verlautet, daß Professor Reuleaux die Propaganda 
nir eine in, etwa 5—6 Jahren in Berlin zu veranstaltende Welt⸗ 
ausstellung in die Hand genommen habe, weil er eine solche für 
das geeignetste Mutel halte, um das schwer darniederliegende 
stenommee unser;s Gewerbefleißes vor dem Auslande wieder auf⸗ 
urichten. 
In der .Nat. Zig.“ stellt Reuleaux für die kommenden Monate 
ine Reihe von Briefen in Aussicht, in der er die wirihschaftliche 
dage von Deutschland ‚wie die des Auslandes einer eingehenden 
Rebision unterziehen will. Die Lechnischen und Geschäftsmax men 
ver Fabrikanten, die Stellung des Arbeiterstandes und der Einfluß 
ver sozialdemokratischen Agitanon auf denselben. der Zwischenhandel 
die die Eigenarten des deutschen Publitums sollen zur Besprechung 
lommen. EGüdd. Pr.) 
J Ausland. 
Patis, 19. Sept. Nach der „Agence Habas“ ist das Ge⸗ 
rücht, die serbische Armee habe den Fürsten Milan zum Könige 
nusgerufen, durchaus unbegründet. Das Wahre bei der Sache ist, 
zaß Tschernajew und seine russischen Offlciere bei einem Festmahl 
den eisten Trinkspruch Fuf Milan als den König von Serbien 
usbrachten. 
Brüussel, 19. Sept. Nach einer Pariser Depesche der In⸗ 
dependane.“ würde die Pforte hre urspründlichen Friedensvor-⸗ 
chläge auf folgende 4 Friedensbedingungen ermäßigen: Vertheilung 
er von Serbien zu zahlenden Kriensentschädigung auf 10 Jahre; 
2. Besetzung zweier —D türkische Truppen 
zis zur vollständigen Zahlung der Kriegsentschädigung; 3. Aner⸗ 
ennung des Fürsten Milan ohne vorherige Investilur in Constan⸗ 
ninopel, und 4. Bildung eines neuen serb schen Ministeriums. 
F'opdon, 18. Sept. Die „Times“ setzt die Besprechung 
»er türkischen Friedensbedingungen fort und halt daran fest, daß 
nesilben nicht annehmbar seien. Die Wiederbesetzung serbischer 
Festungen sei rein unmöglich, weil dieselbe einge siandige Drohunq 
für den europäschen Frieden sei. Die Times“ plaidirt für 
Regelung der Friedensbedingungen durch eine Konferenz der euro⸗ 
däschen Mächte. 
Bukarest, 18. Sept. Bei den begonnenen Herbst· Uebungen 
verden alle Truppen Konzentrationen absichtlich tetmieden, um 
einerlei Grund zu Besuͤrchtungen oder Argwohn zu geben. 
Konstantinopel, 19. Sept. Vurch Erlaß des Sultans 
vird behufs Erleichterung der Friedensverhandlungen die Einstel⸗ 
ung der Feindfeligleiten auf 10 Taqge, vom letzten Freitag ange— 
sangen, verfügt. 
BVermischtes. — 
Zweibrücken, 19. Sept. In der gestern stattgehabten 
Feneralversammlung der Leinenzwirnerei Zweibrücken entnahmen die 
mßergewöhnlich zahlreich anwesenden Alknonäre aus dem sorgfältig 
usgearbeiteten, die Geschäftsführung von der Entstehung der Fabrik 
is heute umfassenden Geschaftsberichte des Direktors, daß, trotzdem 
ie jetzigen ungünstigen Zeitverhältnisse besonders auf der Leinen⸗ 
wirnerei so drückend lasten, daß im letzten Betriebs⸗Jahre Nichts 
erdient wurde, dennoch im Hinblick auf die jetzige sorgfältige, spar⸗ 
ame Fabrikation und die anerkanot gute Waare, die das Renommee 
er Fabrik immer mehr hebt und den Kundenkreis erweitert, das 
deschäft einer gedeihlichen, für die Aktionäre Nutzen bringenden 
zntwicklung fähig sei; dieselben beschlossen denn auch mit großer 
Najoritaͤt, dem Vorschlage des Verwaltungsrathes, ein Prioritäts« 
Insehen aufzunehmen, beizustimmen. Hierdurch wird das Geschäft 
n die Lage gesetzt, die noch nothwendigen Masqhinen anzuschaffen 
und mit eigeren Mitteln zu arbeiten. (Zw. Ztg.) 
pZweibrücken. Wie die „Z. Z.“ mittheilt, haben saͤmmt⸗ 
iche hiesige Wirthe zugesagt, ihre Räumlichteiten n'cht mehr zu 
Vanderlagern, Wanderauctionen u. dal. herzugeben. Die von der 
eulichen Versammlung hiesiger Kaufleute und Gewewerbtreibenden 
zewählten Vertrauensmänner werden nun auch andere h'esige Ein⸗ 
hohner ersuchen, sich diesem Schr'tte der Wirthe anzuschließen. 
Im Laufe per nächsien Woche soll hier auch eme Besprechung be⸗ 
ufs Einführung kürzerer Zahlungsfristen stattfinden. 
Eschbach. Am 185, ds. wurden bei Heren Bildhauer 
crist dahier rothe Trauben Garitenstoch) geherbstet; der Most wog 
»Z Grad nach Oechsle. Möge die liebe Sonne, der man diesen 
Sommer so oft ausgewichen, uns wieder erfreuen, daß auch heuer 
er am Fuße der Madenburg wachsende Rothwein zu seiner Reife 
zelange und wanches gedrückte Gemuͤth wieder erfreue. 
pꝛ Neustadt, 19. Sept. Dem Brauereikesitzer Jakob Kiel⸗ 
dfer hierselbst wurde die Ehte zu Theil, von der Jury der lottz⸗ 
ingischen Industrie⸗ und Gewerbeausstellung in Meß sür seine 
Hienere umd Lagerbiere mit einer Medaille nebst Diplom aus- 
lezeichnel zu werden, und zwar obgleich Kielhöfer, weil es nur eine 
zrovinzialausstellung, nicht selbst Aussteller war, sondern Th. Klein 
in Meß als Lieferant die Ausstellung mit den Kielhöfer'schen Pro⸗ 
zucten beschickle. Eine weitere Medaille soll dort einer Brauerei in 
Zaiserslautern zugesprochen worden sein. (Bärgerztg.) 
Qarlstuhe, 17. Sept. Dieser Tage wurde in einem 
ziesigen Gasthofe ein Individuum verhaftet, welches sich in Rußland 
ersciedene Wechselfälschungen im Betrage von 13,000 Rubel hatte 
u Schulden kommen lassen und von den dortigen Behörden steck⸗ 
rrieflich verfolgt worden war. Der Wech'elfälscher wird nächster 
Tage an die russischen Gerichtsbehörden ausgeliefert werden. 
Aus Köln wird folgender Fall unmenschlcher Th'er⸗ 
zuälerei mitgeiheilt, welcher sich in einer Wirtbhschaft am großen 
Hriechenmarkt zugetragen hat. Einem Hunde wurde daselbst ein 
guͤndel, mit Petroleum getränkten Papieres an den Schwanz ge⸗ 
unden und daan angezündet. Das Thier stürzte, von den Flam⸗ 
nen gefoltert aus dem Wirthzhause auf die Straße. Die Unthat 
hurde dem betreffenden Polizei Kommissär und dem Vorstande des 
Thbierschutz⸗ Vereins zur Anzeige gebracht. Hoffentlich wird die Be— 
zrafung eine exemplarische sein. 
4Paris, 11. Sepi. Votgestern wurde der Canton Patay 
Loirei) von einem furchtbaren Wirbelwinde heimgesucht. Der 
Fleden Tournisis ist zum Theil zerstört, die meisten Häuser sind 
hrer Dachbedeckung und ihrer Dachsparren beraubt. In Coinces 
ind 23 Häuser zerstört. Die Schule hat nur noch das Erdgeschoß 
Hehalten; die Kirche ist abgedecktt; alle Häuser haben keine Dächer, 
Aele Giebel sind eingestürzt, Mauern umgefallen. Von den 103 
hebaäuden, die Coinces enthält, sind 81 beschadigt. Ein Todesfall 
st zu verzeichnen. Auch in den benachbarten Ortichaiten hat der 
Ditan großen Schaden angerichten.