Full text: St. Ingberter Anzeiger

Slt. Ingberler Anzeiger. 
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der St. Ingberter Anzeiger und das (mal wöchentläch) mit dem Hauptblaite verbundene Unterhalkungeblalt, (Sonnlags snit iilustrirter Vei⸗ 
lage), erscheint wöchentlich Siermakz Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonutag. Der Abbnne meuntspreis vetraͤgl —D 
Mark 20 R.⸗Pfg. Anzeigen werden mit 10 Pfg., von Aiswärts mit 15 Pfi. fut die vletgespaltene Feile Blattschrifk oder deren Kaum. Necrla neu 
mit 30 Pfg. vpro Zeile berechnet. 
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Mę 151. B J —E den 23. September J J — 1876. 
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Einladung zum Abonnement 
mif das mit dem J. Ock. deginaeade A. Quartal des „St. 
JaAgberter Anzeiger-mit illustrertem Sonntagsblott.““ Die 
hestellung wolle umgesünat bei den betreffenden Postaustalten oder 
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nicht vor Gu de diese 8. Monats abbestellt wird. — 
Preis und Erscheinen des Blattes dleiben unberändert· 
Zu zahlreichem Abonnement ladet höflichst ein 
Die Expedition. 
A⸗ 
haben, ohne Zweifel dem Schattzzölls Der Schuhzoll hat in Nord⸗ 
Amerita Induftrieca hervorgerufenge großgezogendund zu hoher Vol⸗ 
lendung gebtacht, die frühet gar nicht betrieben wurden, und wirkt! 
auch heute noch so forke BMand wird sich cdarüber in Deutschland, 
nicht wundern dürien, denn dem Schutzzolb haben auch wir seinerzeit 
zuganz demsaben Zweche mit dem größten Erfolge benutzt. 
Im preußlichen Handels ⸗ Ministenum ist man uitt sehr umfassen⸗ 
den Vorgrbeiten beschäftigtz: welche sichd aufcklbanderring der Gewerber 
orpnunge und namentlich nuf die Eiasetzung' gewerdlicher Scheds⸗ 
zerichte und auf die Verfolgungn des: Conttaktbtuches beglehen: 
Febemfalls werden beids Angelegenhe ken nicht wieder inEinem Geée 
etze veteinigt an den Bundesraih und Reichstag gelangen; söndern 
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welcher man die in den Commisfionsverhaudlungen des Reichstages 
jervorgetretenen Ansichten und die über die Verhandlungen erstatteten 
Berichte an vollem Umfang benutzen wirbl Die preußßische Regierung 
viad die bezüglichen Anträge am, den Bundesrath richten, jedoche 
vixd dies schwerlich vor Anfang des nächstenJahtes geschetzer, jeb 
Henfalls wird beabsichtigt. de Angelegenheitein det ersten Sessior 
eh neuen Letzislaturperiode an den Reichetuhezu bringen, osgleich 
as fraglich bleipt, Ddaß sie ir derfelben auchschon ozum Abschluß ge⸗n 
angen: kann zumal don vereinzelten Bundesregliesungen eine weitere 
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Die Betheil'gung: Deutschlands an der Parisets Welt⸗Ausstellüng 
ron 1878 wird demnächst auch den Bundesrath beschäftigen. Die 
Stiuemen über: Subvention: aus Neichemitteln sind seht getheilt:. 
Man will von einigen Se ten“ die Reichsslasse in weit größeren 
Lmfange in Anspruch genammen wifssen, als dies für die Aus— 
sellungen in Wien und Phdiladelphia der? Fallwar. Die un—⸗ 
zünftigen Etfolge oer deutschen Judustrie auf beiden Ausstellungen 
verden viel den halben Maßregiln dveigemessen,“ welche das Reich 
rür, Untetstützung der Industrie ergriffen hatte 
Mannheim. Die Rhe—u. N. Z.! enthält folgendes 
cFingtsandt: „Aus Darwstadt verldutet: Die hiesigen Metzger 
verden sich näuste- Woche m Gasthaus „Prinz Karl“ beyufs 
Jündung einer „Jannung“ versammeln. In dieset Versammlung 
'oll auch über die Gründangeines Verbandes mit den Metzgern 
det benachbarisen Städte, Frankfurt, Mainz, Mannheim verhandelt 
verden. — Das ist also die regelrechte Coalition, die Ausbeutung 
ines Monopols zum Nachtzeil des Volkes. Da muß de Staats- 
»ehörde einschreiten, der Einzelne kann das nicht. Man hat, die 
Potigeitaxt abgeschafft/ aus einem mißverstandenen Begriffe bon 
Freiheit; wir wünschen die Polizeitaxe zurück, damit endlich deser 
chändlichen Monopol sirung der nothwendigen Lebensmittel ein Eude 
esetzt wird.“ (Auch ein Ziichen der Zeit! Die Polizeitaxe hat, 
vie Jedes Ding, ihre zwei Sciten. So viel ist aber gewiß, daß 
nan die Regelung der Preise der freien Concucrenz nur da über—⸗ 
assen kaun, wo wirklich Concurtenz besteht, nicht aber da, wo die 
rominelle Concurrtenz durch Verabredung in em Monopol umge— 
oandelt wird. Freiheid ist saön, aber Mißbrauch der Freiheit, 
dafür bedanken wir uns. Und' ledder spiren wir den schon seit 
Jahren in sehr empfindlicher Weise.) (Pf. K.) 
Stuttgart, 19. Sept. Dem Kaiser Wilhelin, der über— 
norgen Nachmittag hier eintrifft, wird Abends ein großartiger 
Facelzug gebracht werden, an dem sih die städtischen Kollegien, die 
Schützengilde, die Turner, die Fellerwehr, der Kriegerderein, der 
Indalidenverein. die Sängervereine, der Handelsverein, der Reuttlub 
und der Sportklube betheiligen. Angenieldet sind übet 1000 Fackel- 
sager, über 600 Flambeauxträger, über 1200 Träget von farbigen 
Papierlaternen, dann etwa 200 Blasslaternen: und Glaskugein— 
Teager. 
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Deutsches Reich 
Muncher, 18. Sept. Hert Teonhatd Enßler, jeßt Bisthof 
‚on Speier, ist uach der „Allg, Ztg.“ den 13. April 1817 zu 
Schonenbach in Schwaben geboren, hat am Gymnasium und Lyseum 
u Augsburg studirt und seine theologijchen Studien mit Auszeich⸗ 
rung zu Villingen bollendet, wo ẽu am 27. Mai 1841 zum 
Ariester geweiht wurd. Nach dreijähriget Wirksamkeitin der Siel ˖ 
orge als Benefiziat zu Starnberg wurde er Hoflaplan im herzog⸗ 
ichen Hause und 1847 Pfarrer in Feldafing. Von da im Jaure 
1859 als Kanonikus in das Hof⸗ und Kollegiat-Stift zu Si. 
dajetan bernsen, wurde er erst zum Prodekan u d am 386. Iqruar 
1874 zum Dekan dieses Stifts ernannt Et genießt das Verttauen 
des herzoglichen Hauses, in welchem er vieljährigen Religonsunter⸗ 
icht ertheille, und die befondere Gunst seines Königs. Vom Pali⸗ 
ischen Leben sich ferne haltend, widmete er sich der Administration 
zer ihm ur terstehenden Kirchen und mit Vorliehe auch der ihm als 
Zustos anvertrauten reichen Kapelle in der ek. Restdenz mit ihren 
eltenen Kunstschätzen, bei deren Herausgabe in e nem viel bewun⸗ 
derten chromolithegraphischen Prachtwerk er sich allseitiger Anerkennung 
zu erfreuen hatte. Die „Allg. Zig.“ rühmt ihm nach: „Ein Mann 
von strengstet Loyalität und erprobter Charatteistärke mit administra- 
ivem Talent und nie ermüdendem Fleiß ausgestattet, dietet Hofstifts⸗ 
detan-Euzlet Bürgschaft, daß seine Verufung auf den böfchöfl hen 
Ztahl vou Speier dieser Didsese sowohl als dem gauzen Laude zum 
Wohle gereichen werde.“ 
Berhin, 19. Sept. Die provisorische Verlängerung der 
Fisenrzölle soll nun doch der Gegenstand eines Gesetzentwurfs werden, 
o wird heute offiziös cemeldet, nachdem man gestern nicht minder 
ffizißs versthert hatte, de Regierung halte an hrein frühecen' Staud⸗ 
vunkte in dieser Frage fest and werde fich durch die schutzzöllnerische 
Agitation nicht beirren lossen. Freilich setzte man ausdrücklich hin⸗ 
u, daß der preuß sche Finanzminister sich in diesem Stune ausge⸗ 
prochen habe;, daß das auch die Ansicht des dentschen Reichskanzlers 
ei, wurde freilich nicht behauptet. — Ettie andere Arbeit dagegen,; 
)er Entwurf eines Paltentgesetzes scheint noch nicht so hald an den 
Bundesrath gelangen zu solleu, wie allzemein erwartet und zuetst 
nuch verheißen würde. Neuerdings wenig'sens wird offizds be— 
nerft, dah die endgiltige Forwulicung- des Eatwurfs zu umfass de 
Vorarbeuen rörhig mache, als daß das Gejetz noch techtzeitig für 
ie Herbstjefsion des Rerchstags fertig gestellb werden könnte. — 
Zestern ist hierseldst die Kommission zur Vorhetathung eines bürger⸗ 
ichen Gesetzduches sür das deutsche Reich zusammengetrelen. Die 
us elf der he. vorragendsten Juristen Deutschlands bestehende Kom⸗ 
nission hatte zuletzt im Ottober v. J. gelagt. Ihre dies ährige 
Session ist auj die Dauet von dier Wochen berechnet.- Voraus 
ichtiich wird zu der eigentlichen Nedaktion erst gescheitten werden 
onnen, nochdenn die Kommission im nachsten Jahre nochcinmal 
usammen getreten sein wird. 
Professor Reunleaux bricht einen Lanze, füt den Schutzzoll. 
Er bemerkt in seinem lezten Berichte in. Bezug auf de nordameri- 
Anische Industrie: Wean d'eselbe sich in den letzten Jahrzehuten auf 
ine zum Theil bewundernswerihe Höhe emporgrarbeitet hat, so 
Tdankt sie das neben der Tüchtigkeit, der in ihr wirkmden uil⸗ 
Jenten Kräfte, an welchen wir Deutsche einen beträchtächrn Antheil 
Aussland. 
Landon, 20.Sept. Die Gesammtzahl der ermordeften 
Khriken wird in dem erwähnten Berichte des Boischafissekretärs 
Bating auf 12000 geschätzt, während nur 200 Türken getödtet 
seien; die Gesammtzahl der nmiedergebrannsen Dörfet beirage 58.