Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
Der St. Ingberter Anzeiger und dat (Z mal wöͤchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltunzsblatt. (Sonntags mit illustrirter Rei 
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4 172. 9F J ESonutag, den 29. Oetober J : nn: 1876 
Für die Monate November und December werden 
bonnements auf den St. Ingbertet Anjzjei— 
der von allen Postanstalt n, sowie der Erpedtion 
zntgegengenommen. 
Deutsches Reich. 
Müncqhen, 28. Olt. Der preußische General⸗Feldmärschall 
Frht. v. Manleuffel kam gestern Abend von Tegernsee, wohin er 
iich von Gastein aus zum Bejuche der Familie des Herzogs Karl 
Theodoz begeben hatte, hier an und setzte heute die Reise nach 
Berlin fort. — Der Militär⸗Attache der hiesigen preußischen Gesandt. 
chafl, Majer d. Stülpnagel,. hat sich heute mit der allesten Tochter 
des Generals d. d. Tann derlobt. 
Berlhin, 26. Olt. In einer Correipondenz der Nordd. 
Aslg. Ztg.“ aus Petersburg wird die Nachricht bon angeblich in 
stußland, schon statifindenden bedeutenden Truppenzusammenziehungen 
uund don Colonnenmärschen nach der türkischen Grente als unrichtig 
»ezeichnet; bis jetzt seien noch niegends Reserv sten und auf un⸗ 
vestimmte Zeit beurlaubte Mannschaften einberufen worden, die 
Truprenlörper also noch nicht auf Kriegsfuß; nur seien alle Ein⸗ 
eitungen getroffen, um eventuell schleunig eine bed utende Armee 
n Marschbere tichast setzen zu können. 
Rach dem Pester Lloyd hat Deutschland erklärt, eine öster⸗ 
reichisch:russische Jnkervention im Orient gutheißen zu wollen, weun 
rorher zwijchen beiden Mächten eine Einigung über Umfang und 
Ziel der Interdention vereinbart wird. 
Karlsruhe, 26. Ott. Die General-Synode beschloß, 
der Oberlirchenrath möge nur das Gesangbuch für die nächsie Sh— 
aode vorbereiten und dabei 150 Lieder, die allen Landeskirchen ge⸗ 
meinsam seien, wählen, um so den vationalen Gedanken durch ein 
allgemeines deutsches Gesangbuch besördern zu heifen. 
Ausland. 
Rom, 27. Ott. D'e Italie“ meldet: „Die russische Re⸗ 
merung hat beschlossen, ein Panzergeschwader unter dem Commando 
des Vece Admirals Bouiakow in einem jfüditalienischen Hafen über—⸗ 
wintern zu lassen. Die iralienische Regierung hat diesem Vorhaben 
leinerlei Hindernisse entgegengenellt.“ Die Italie“ fügt hinzu, 
die rufsische Regierung habe den italienischen Hafen gewählt, um 
eine ansehnliche Streitmacht zu concentriten urd noͤthig⸗nfalls rasch 
nach dem Orient dirigiren zu können. 
Konstantinopel, 26. Ott. Nach einer Depesche aus 
Tiflis hätten die Moöͤrder des dortigen türkischen Konsuls und seiner 
Frau es auf Naub abdgesehen gehabt. — Allgemein glaubt man, 
daß bezüglich des Waffenstillstandes ein Einderstäudniß erzielt werden 
dird. General Ignaneff datte gestern nut die felerliche Audienz 
ei den Sultan. Die Vrivataudienz ist auf Samstag festgesetzt. 
Bermischtes 
fZweibrücken, 27. Olt. Belanntlich sind bei dem Brande, 
velcher in der Nacht dom 13. auf den 14. August l. J. den größeren 
Theil des Ortes Brücke nau zerstört hat, 142 Hauptgebaude, 
darunter das Rathhaus, das Schuhau“, die Kirche und der Pfarr⸗ 
jof, und 80 Rebengebäude ein Raub der Flammen geworden. 
Der Bauwerth der meisten abgebrannten Häuser war ein sehr ge⸗ 
ringer und bleibt daher de zur Auszehlung gelangende Brand⸗ 
ntschädigung hinter den Neubaukosten weit zurück. Ferrer haben 
die Brandbeschädigten nahezu ihre gesammte bewegliche Habe ver⸗ 
oren, da bei der raschen Verbreitung des Feuers, welchem 
zuch fünf Menschenleben zum Opfer fielen, de Rettung des 
Mobiliarß unn dalich war. Ebenso sind fast sämmiliche Ernte⸗ 
gorcäthhe zu Grunde gegangen. Die Beschädigten sind daher mit 
wenigen Ausnahmen in der trostlosesten Lage und würden der Ver⸗ 
armung entgegen gehen, wenn ihnen nicht ausgiebige fremde Bei⸗ 
jülfe gewährt wird. Zur Lindecung der in Folge dieses Brand⸗ 
inglücs im Otte Brückenau entstandenen großen Roth haben Seiue 
Majestat der König die Vornahme einer Haussammlung zu Gunsten 
der Abgebrannten durch sämmtliche Gemeindebehorden des Konig⸗ 
reiches mit Ausnahme jener des Regierungsbezirts der Oberpfalz 
and don Regensducg allergnäd gst zu genehmigen geruszt. Diese 
Sammlung, welche wir im Hiudlick auf den einbrechenden Winter. 
der die Noth und das Elend der armen Leute noch bedeutend 
deigern müßte, den besten Erfolg wünschen, wird in diesem Augen⸗ 
hlick auch mm den Gemeinden des Amtsbezirkzs Zweibrucken, an 
deren Thüren das unvrschuidete Unglück noch nie vergeblich bittend, 
angellopft hat, vorgenommen. und hat bis jetzt solgendes Ergebniß 
zeliefert: 1. Altheim 11,05 M., 2. in Althorubach 7.41 M., 
3. Böckweiler 14, 46ß M. 4. Neualtheim 4.94 M..8 Rieschweilet 
17,15 M., 6. Ensheim 37,22 M. 7. Eschringen 10,78 M. 8. 
Echmitishausen 4,10 M., 9. Oberhausen 2,30 M., 10, Ir heim 
38 M.; Summa: 147,40 vi. Mochten doch die Gaben auch in 
den übrigen Gemeinden des Amtsbezirke reqt reichlich fießen;/ 
Düxrtheim, 26. Ott. Hier hat der Herbst am Montag 
ʒegonnen. Die Quantität detieffend, bleibt der Ertrag noch hiater 
den Erwartungen, die ohne in nicht sehe groß waren, zurück und 
vird es kaum einen Viertelherbst geben. Die Qualiat dagegen ist 
iber Erwarten und wird v'elfach dem 1874er gleichtommen. Der 
Moft wiegt 90 - 1050 nach Oehele und wieß zu M. 14 220 
dx. 40 Liter v rkauft. In den meisten Orten der Umgegend hat 
der Herbst ebenfalls am Montag seinen Aufang genommen. Ju 
Ungstein wurde die Logel za M. 18-24 vertauft. (D. Anz.) 
fe In Franukfurt sollen jezt auch die Droschken geheizt 
werden. 
T. Mulheim, a. Rh. 24. Oli. Wie hoch die Wogen poli⸗ 
lischen Parteihaders in hiesigen Stadt geben. moͤge folgender Vor-⸗ 
jall erlennen lassen. Als am Tage nach der Wahl der Wahlmänner 
der libetale Bader B. zu dem ultramontan gesinnten Wirth K. 
dam, um in gewohater Weise den täglichen Bedarfean Brödchen 
abluseßen, wurde derselbe von seinem politischen Gegner mit den 
Worten: „Scher dich weg mil deinen liberalen Brödchen hinaus 
omplimentitt. Der breve Backer leistete d eser Aufforderung Folge. 
zing nach Hause und ließ die für den frommen Wirth destimmten 
Biödchen auf's Neue so lange backer, bdid dieselben total schwarz 
jebrannt waren. Dann kehrte derselbe wieder zum Wirih K. zurink 
and bot demselben unter der Frage: „ob ihm die Couleur der 
Brödchen nunmehr bisser gefi⸗le“, dieselden uf's Neue an. Ob 
der fromme Wirth die Brödchen nun in Empfang g enommen, da 
rübher waßte mein Gewährkmarn mir keine dinläng liche Auskuni 
u geben. 
tJubitaum des Katsers. Der deuissche Kaiset 
eiert am 1. Januar 1877 sein 70jähriges militärisches Dienst⸗ 
'udiläunt, hau jedoch den Wunsch za eilennen gegeben, den Tag 
hne Entfaltung eines größeren m litärijchen Glanzes zu verleben. 
In Folge dessen werden nur, wie man hoͤtt, von sämmtlichen deut⸗ 
schen Regimentern Deputationen am 1. Januar, in Beclin enr 
ireffen, wilche die Gückwünsche der deuschen Armee üb erbringen 
werden. 
t Berlin, 25 .Olt. Der zweite Hauptgewinn der breußi⸗ 
schen Lotterie (300, 000 M.) ist in die Fischer'jde Kollekte in ko 
nigsberg gefallen. Es haben an demselben mit einem Viertel ein 
Bahnhofepackmeister in Königsberg und ein Bahnhofs ⸗Unterbeamter 
in Bart nuein Antheik. 
tDie Berl ner, Montags-Zeitung? bringt zur Waff nstislstand4DA 
frage solgendes Verschen, welches Rußland der Türkel widmel: 
Sechs Monde kann ich nicht ertrauen, 
Sechs Monde sind kein Kinderspiel. 
Laß' mich es dir ganz offen saten: 
Mir ist a⸗-Mond jschon zu viel. 
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Dienstesnachrichten. 
Der Gouverneur der Festung Germers eim, Generallieutenant 
J. d. Dietl, und der Gouverneur der Festung Ingolstadt. General⸗ 
major M. Limbach, wurden geg'nseitig verseßt.