St. Ingberler Anzeiger.
der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöchenllich) mit dem Hauptblatie verbundene Unterhaltungsblati, (Sonntags mit illustrirter Vei⸗
lage), erscheint woͤchentlich viermalz Dieustag, Donunerstag, Samstag und Sonutag. Dexr Abonnementsopreis beträat vierteljahrlich
Mart 20 R⸗Bfz. Anzeigen werden mit 10 Pfz., von Auswärts mit 15 Pizr. fur die viergespaltene Zeile Blattichri t oder deren Raum. Neclamen
mit 30 Pfa. pro Zeile berechnet.
—A — Sonutaa. den 80. Januar 136
—
Deutsches Reich.
Münschen, 24. Jan. Der König ist deute Abend 1194
Uhr mitielst Extrazuges von Penzberg zum Winteraufen thalte in
h'esiger Resigenz eingettoffen.
München, 28. Jan. Der Staatsrath im ordentlichen
Dienst, H. v. Schobert, in auf sein Ansuchen in Ruhestand ver⸗
setzt und an seiner Stelle der Ministerialrath im Ministerium des
Innern, F. v. Dillis, zum Staatsrath errannt worden.
Die „N. A. Z.“ schreibt: Zu Chemnitz in Sachsen hat kurz⸗
lich eine Sozialistenversammlung stattgefunden, in welcher dem
„Volksstaot“, also einer in diesem Falle gewiß glaubwürd gen und
suberlässigen Quelle zufolge, berichtet wurde, der Parteivorstand
zahle an jedem Ersten eines Monats 600 Thir. (nicht Mart!) zu
Agitationszwecken aus, und mehr als die gleiche Summe werde
im Laufe des Monats noch zu diesen und ähulichen Zwecken vom
Vorstande gezahlt. Das würde für's Jahr mindestens 15.000
Thaler machen. Nun rechne man dazu noch die Einbuße an Ar.;
beitszeit und wahrhaft produktiver Leistung, die nur aus der Agi—
sation an sich erwächsi, und man wird leicht zu verstehen vermoͤgen,
welch' verheerende Wirkung ein solches Treiben euf den gesamgten
nationalen Wohlstand Deutschlands ausüben muß. Keine feindliche
Invasion vermechte der Le stungssähigkeit des Volles so enorme
Lasten aufzuerlegen, als die socialdemoltatische Prepaganda, die,
nicht damit zusrieden, den Werth der Leistungen des Ardeilers
ttetig zu verringetn und damit der fremden Konturrterz zum leichten
Siege zu verhelfen, cuch das effelt ve Ergebniß der in jeder Be⸗
ziehung unzureicherden Arbeit so unbedacht verschleudert.
Posen, 29. Jan. Zuverlassigen Nachrichjen zujolge wird
Cardinal Ledochowstu, der am 3. Februar semer Haft eutlafsen
wird, am 6. Februar in Rom erwartet. stlerus und Adel treffen
zu seinem Eupfang große Vorbereitungen. Er wird seinen dauern⸗
den Ausenthalt in Rom nehmen.
Ausland.
Paris, 30. Jan. Fast sämmtliche Resultate der Senato⸗
ren-Watlen sind bekannt. Von 219 Gewählten waren 180 von
der Regierung empfohlene, 8 nicht empfohlene Bonapattisten, 63
Radikale oder Republikaner, 15 von linken Centrum. Das Seine⸗
departement wählte Freycinet, Tolain, hérold, Hugs, Peyrat. Von
Ministern Meaux, Caillaux. Say, dagegen sind widec Dufau:e
noch Buffet gewählt worden.
New-York, 29. Jan. Noch Neldung hiesiger Blätter ist
auf Haiti ein Aufstand ausgebrochen; es suchten die Anfständischen
die Stadi Jacmel in ihre Gewalt zu bringen. Nad Nochrichten
aus Cuba hatten die Insurgenten sich der Stadt Cienfursgos be—⸗
nächtigu und dieselbe geplündert!
ar
Vermischtes.
4 St. Ingbert, 1. Febr. Auf dem durch die Herren
GBeber. Adt auf dem Ensheimer Bann veranftaltelen gestrigen
Treibjagen wurde durch Herrn Landrichter Koönig von bier ein
ca. 6 Monate alter Wolf geschossen.
Der Lambrechter Consumvetein hatte, wie die „N. Zig.“
meldet, laut Rechnengsabschluß vom 3. ds. dro 1874 einen Um⸗
ichlog in Colonialwaaren von 47, 708 M. 58 Pfg. Der Rein—
gewinn beträgt 1642 M. 66 Pfg., das Reinvermözen beträg!
6618 M. 92 Pfg.
F Die nächsten Hebammenkurse für die Pfalz werden zu
Wurzburg wie in Erlangen am 15. Juli J. J. beginnen. Auf⸗
aahm agesuche sind längstens bis zum 15. April d. J. bei den k.
Bezitlsamtern unter Vorlage der erforderlichen Zeugnisse anzu⸗
dringen.
“ In einer an 28. Jan. zu Nenstadt slaftgehabten Be⸗
prechung bewillizte der Ausschuß des pfaälzischen Feuerwehr-Ver⸗
bandes 3 im Dienste beschädigten Feuerwehrmännern Beihilfen von
12 vis 30 M., und an die gleiche Zahl von Feuerwehren Arma⸗
nurstücke im Betrage von je 100 M. Die in der letzten Ausschuß⸗
itzung begonnene Berathung des Entwurfes, betr. die „Regelung
des Feuerlöschwesens im Regierungsbezirke der Pfalz“ (yfälzische
FeuerlöschOrdnung u. s. v.), wurde fortgesezt und zu Ende ge
ührt und soll in thunlichster Bälde an die königl. Kreisregierung
ind den Ausschuß des bayerischen Berbandes, welcher mit der Be⸗
aArbeitung derselben Materie für die lenseitigen Kreise beschäftigt ist,
eingesandt werden.
f In Mußbach starb am 26. Jan., 85 Jahre alt, der
setzte Veieran aus der ersten Napolecnischen Kaiserzeit, der Winzer
Philipp. In der Schlacht bei Leipz'g hatte er noch im franzöfi⸗
schen Heere mitgekämpft.
Die noch im Vrivalbefiß befindlichen alten bayerischen Tele⸗
graphen Freimarken (in Gulden⸗ und Kreuzerwährung einfchließlich
der Ergänzungsmarken zu */2 und 1 Silbergroschen) können bis
29. Februar bei ollen Stationen gegen neue Marken umgetaufscht
werden. Die Postkafssen sind aufs Neue angewiesen worden, die
hbei ihnen eingehenden boy rischen Kassenanweisungen zu 50, 5 und
2 fl., sowie die eingehenden Gulden Noiten der Boyer. Hypothelen⸗
und Wechselbank nicht mehr auszugeben, sondern einzuliefern.
F München. Die Sechs- und Driikreuzerstücke vorderöster-
rei rischen Gepräges (sog. Grünburger) sind laut finanzmin' sterieller
Enischließung vom 20. Jan. von der Einlösung nicht ausgeschlos⸗
sen. Dieselben- önnen demnech bei jeder Enldsungsslelle gegen
Reichsmünze umgewechselt werden. Sie tragen auf der Vorderseit
dre' gegen einander gestellte Wappen obne Umschrift und auf der
Rüchseite die Bezeichnung VI, resp. III Kreuzer mit der Umschrift:
Vorderöst rreichiste Landmünze.“
Berlhin. Einem Gaͤrdeofficier ist vor klurzem aus Paris ein
Schreiben zugegangen, warin 30 Hauptleute und L'eutenants sei⸗
nes Regimeuts zum Zwerkampf gesotdert werden. Wahrscheinlich
lregt nut eine Mystefikation vor, zumal das wit vielen Namen un⸗
serzeichnete Schreiben auch den Namen einer Dame., angeblich Grä«
fin, trägt.
Vor einigen Tagen — so erzählen Schlesische Blätter —
»estieg ein Offizier der Leobschützer Garnison den Nachmittags 4
Uhr 40 Minuten von Leobschütz abgehenden Zug, nachdem er vor⸗
her seinen Hund, eine große Dänische Dozge, dem Burschen mit
der Weisfnng übergeben hatte. dieselbe nach seiner Wohnung zurück⸗
uführen. Das treue Thier verließ jedoch nicht eher den Plaß,
zebor sich der Zug in Bewegung gesetzt hatte und folgie alsdann
demselben neben dem Geleise trotz des siefen Schnees, fortwährend
zleichen Schritt haltend, bis zu der 6 Kilomeler von hier entfernten
Haltestelle Wernersdorf, eine Strecke, welche der Zug in 15 Mi—
auten zurücklegt. Beim Anhulten desselben stand das treue Thier
dor dem Coupe seines Herrn.
F Die jseit 60 Jahren in Freiburg bdestehenden Studenten—
verbindungen „Rhenania? und „Suevia? haben sich, wie die
„Breisgauer Zeuung“ meldet, wegen Vtangels an Korpsmitgliedern
aufgelöst.
f Mülhausen, 24. Jan. Der Trausport von Spreng⸗
loffen, welcher durch die Kütastrophe von Bremechifen so sehr die
illgemeine Aufmerksamkeit auf sich gelentt, hat letzten Sonmag in
Mülhausen Anlaß zu ernsten Vorsictsmaßregeln Fegeben. Ein mit
100 Centner Dynamit deladener Wagen kam gegen Abend von
der Schweiz her angesahren, die Waart sollte hier am Bassin in
zin Schiff verladen und nach Lothrinçen spedit werden. Von
Seite des Versenders waren für diesen gefährlihen Tranport keine
Borsichtsmaßregeln getroffen, aber der hiesige Spediteur, dem es
hei der Sahe unheimlich wurde!, ließ bei det Poltze direction an⸗
fragen, ob das Verladen dieser Waare am Ha'enbafsim gestattet sei.
Narütlich, wurde dieses untersagt und der Fudrmann angeweesen,
in einer ihm bestimmten Entfernung von der Siadt zu halien,.
Als sich nun die Polizei uber die Einhiltung dieser Vorschrift der⸗
gewissern wollte, machh!e sie die Wahrnehmung, daß das Fuͤhrwerk