2i. Ingberler AAnzeiger.
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—2 —187. Samstaa, den 25. November 1876.
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Deutsches Reich.
München, 21. Nov. Mit allerh. Ermächtigung wurde
en sämmtlichen Regi rungen, K. d. J.⸗ anheimgestellt, die Vsitation
der Voltsschuten künftig entweder ausschlietzlich durch die Kreisschal-
irekioren vornehmen zu lassen oder neben diefen auch andere Kreis⸗
—XVVV Visitationen heranzuziehen. “Ettenso
bird cs dem Ermessen der Kreisregierungen, K. d. J. anheim⸗
gestellt, ob uud inwieweit feruer noch eine kollegiale Berathung der
Fahresberichte und Schulvisitat onen stattzufiicden habe.
Mäünchen, 21. Nov. Zu den Reichstagswahlen hat das
Staatsministeuum des Innern weitere Anordnungen erlassen. Jo
Bemaßhert des Gesetzes und des Wahlreglements sind die Wehl⸗
reise voun der einschlägigen Distriksspolize behörden zum Zweck der
Stimmadgabe in klesneie Bezirke — Wahlbezirke — zu tteiler.
Diese Abarenzung der Wadhlbezirke ist munmehr festzustellen, so daß
veren Veröff nichung nach Bekenntgabe des Wabrliags rechtzeitig
rfolgen faun. Hiebei sind nachstehende Gesichtspuskte zu deachten:
1) kein Wohlbezirk darf mehr als 83500 Seelen enthalten. Ge⸗
meinden mit höherer Bevölkerungszadl zerfollen daher in zwei oder
ehrrzre Besirke, wee dies bereits für Aufstellang der Wählierlisten
das Auge zu fassen war; 2) abgeiehen hievon ist für die Ab⸗
zrenzung als Regel festzuhalten, daß jede polit sche Bemeinde, gleich⸗
el ob sie aus einem Otte oder aus mih eren kleinen Oe schaften
»esteht, einen Wenhlbezerk zu bilden hat; 3) jedoch können kleine
Hemlinde, in welaen Personen, die zur Bisdun des (aus den
Wahivo steher, einein Potokollführer und 3—6 Be—sizern bestehenden)
Wahlvorstandes geeignet find, sich nicht in genügender Anzahl vor—
inden, mit benachbarten Gemeinden zu einem Wahlbez rt veceinigl
verden, für jnde der so veceinigten Gemeinden bestehl eine gesonderte
Waͤhlerliste. Silbsuverständlch darf auch bei dieser Zusammen ˖
legung von Gemeinden zu e nemi Wablbezirk die Max malzahl von
35300 Selen nicht überschritten werden; 4) der Wahlbezirkein-
heuung ist de Votkszählung vom Jahr 1875 zu Grunde zu legen.
Hiusichtlich der Erlangung des etwa benöthigten statistischen Mate—
Jals ward auf die Entschließung vom 13. d. M. verwiesen. Ein
Berzeichniß der gebiloeten Wadldezirke ist bis längstens 15. December
d. J. der vorsesetzten Kreisregieruag anzureichen.
München. Das neueste ,Aerziliche Jniell genzblatt“ eathält
olgende Cotrespondenz: In dem Auzenblicke wo die Aerztekammer
zon Oberdayern sich einstunmmig dahin ausesprochen hat, daß die
Aufmerksümkeit der d. Regterung auf die drohende Ueberhandnahme
der Curpfuscherei zu leiten sei, wird eine Zusammenstellung der⸗
enigen Personen bekannt, welche im Laufe der diesjährigen Saison
das Bad Mariabrunn bei Dachau besucht, d. h. de bekanule
Doclor-Bänerin“ Amalie Hohenester, in deren Besitz sich dieses
ogenannie „Bad“ bfindet, consultirt und tezw. sich ihrer Behand⸗
ung unterworfen hatten. Die Zabl derselben ist nicht nur beträcht-
uch der Zffer nach, sondern duch inieressant mit Rücksicht auf die
n' derselben vertretenen Rangklassen und Naionalitäten. Unter
den 1200 Curgästen — so hoch brläuft sich nämlich die Zahl der
Patienten — b sindet sich eine österreichische Eczherzogin nebst Prin ·
essin Tochter, worl in Folge des Vertrauens, weiches die angeslich
glückliche Cur einer voch höher gestelllen Periönmateit des öster—
eich schen Kaiserh ruses eing flößt hat. Außerdem figuriren noch
i6 Fuürsten und 7 Grafen und Barone unter den Curoösten der
erühmten Rauderhaup'mannstochter. Nach Nationaluäten vertheilt,
zat Rußiand das größte Contingent gestellt, wehr als die Hälfte
det ganzen Curliste. Es erklätt sich diese hohe Zifft neben
velcher sozar die Zahl der in Bahern selbst woyhntzaften Cutgässe
ogleich auĩ 212 falli, ohne Zwenisel daraus, daß Amalit Hohenester
dor einigen Jahren au einer längere Zeit und wirderholt dort ge⸗
vesenen resicen Großfurstin eine glückliche Gur gemacht hoben
oll; exempla trahunt uud gar das Beispel, welches eine Prin—
essin ihren dirssen ibl Miu dir Uekeisied düng derselben nach
Wuͤrfteib:r, unelrun sin dee Auziehungekeaft für Mariabruun
ruch dahin, denn das kleine Württemberg schickte 94 Patiealen,
vovon 36 allein aus Stultgart, also 18 mehr als ganz Nord⸗
reulschland, welches nur 81, wovon 12 aus Preußen, dahin ziehen
ab, und mehr als noch etnmal so viel denn Oe jerreich, welches
rur 44 ousweist. Unter den 212 Bayern befinden sich nur 27
MNünchener, was im Vergleich mit den 36 Stuttgattern und an
ich verhälttißmäßzig sehr wenig ist und beweist, daß Amaliens
Slern in der Nähe bereits stark erblaßt ist.
Berlin, 21, Nov. Im Anschkusse an die Eroͤrterimgen,
iber die bevorstehende Aufhebung der Eisenölle sind in den Jetzten
Tagen Nahrichten in den Vordergrund getreten, welche an Sielle
rer bisherigen Eiseuzölle anderweite handelepolitifche Begünstigungen
Fer deutschen Eisenindustriellen in Aussicht stellen. Nach einer der
Post“ zu Theil gewordenen Mittheilung entoehren diese Nachtichten
icht der Begründung. Die besoadere Inschutznahme der deutschen
Industrie in hondelspolitischer Beziehuug sei betanntlich schon in
er Thronrede als Zielpunkt der Reichs-Regierung hingestellt worden.
ind eben so set es ausgesprochen, daß diese Infchutznahme nunmehr
urch Erwirkung günstiger Ausfuhrbedingungen für Deutschland
n's Werk gesetzt werden solle. Man dürfe insbesondere daraus
echnen, doß der den deutfchen Eisenindestriellen hochtoihtigen Aus⸗
uhr nach Rußlund bei der ersten sich bietenden Gelegenheit die
Wege geebnet werden.
Sertin, 21. Nov. Zum einjährigen Militärdienst soll in
zZutunft soschen jungen Leuten, die mit 20 Jahren die Reise für
enselben noch nicht erlaugt haben, aber von dem Direttor der
ZWule, die sie besuchen, die Bescheinigung beibringen, daß ihre ge⸗
ügende Ausbildung bis zu einer beftimmten Zeit mit Gewiheit
aerwarten stehe, eine Verläugerunz der Meldungsfrist hewilligt
Ferden. Gesuche dicserhalb sind an die — R
on zu richten.
Nach der Mittheilung eines hiesigen Blattes follen nächstens
rzünfmarkstücke in Gond unter dem Namen ‚halbe Kronen“ und
war im Betrage von 80 M.llionen Mark ausgeprägt werden.
Berlin, 22. Nov. Ver Reichstag hat mit 212 gegen 105
„timmen den 8 592 (Berweisung der Preßvergehen an die Schwur⸗
erichte) angenommen.
Berlin, 23. Nov. Lord Salisbury ift gestern Abend von
Zaris hier angekommen und wurde, da der Boischafter Rufsel un—
aßlich ist, vom Boischaftssekretär Donnel empfangen. Er ist im
Kaise hof“ abgestiegen und noch gestern Abend 984 Uhr zu Fürst
3 8marck gefahren.
Königsberg, 22. Nos. Die „Ostpreußische Zig.“ ver⸗
ffentlicht eine B.kannimachung der ostpreußischen Südbahn, wonach
ur die Stationen der Morkau-Brester Bahn der Frautgutverlehr
ia Prosken-Grajedo wieder freigegeben wurde.
Straßtzburg, 21. Nov. Der Chef des Eisässer Jour⸗
als, Herr Schneegans, befindet sich in Berlin be den Verhand⸗
ungen des deuischen Reichstages und sendet seinem Blatt ebenso
ntereissante als verständ'ge Briefe, worin er seinen Landsleuten
ehörig in den Bart fährs. Man kann in der That die Lage des
dandes nicht besser scheidern, als er es am Schlusse seines vor—
ten Briefes ihut. „Der Sthluß“, sazt er, „den ich Elsaß: Loth⸗
ingen in's Gedächtniß einprägen möchte, besteht in der Lehre, daß
s für unser Land hohe Zeit ist, in andere Behnen einzulenken,
ind Abgeordnete zu wädlen, welche weder auf die Weise derjenigen,
e von den Sitzungen fern bleiben, noch derj nigen, d'e an den⸗
elben theilnehmen, Abstentionisten sind (die ultramontanen Ub;
Jeordneten haben den Einlrittein die Comm'ssion abg lehni) und
;bendrein keine Ultramontanen fein dürfen. Der Reichstag, das
sabe ich, und zwar mit eigenen Augen, gesehen, ist gar nicht taub
jegen unsere Beschwerden; er hat sogar das Gefühl, es müsse etwas
sethan werden, wir hätten Recht, Beschwerde zu führen und unftre
dlagen seien nicht grundios. Jedesmak aber, wenn die eliaß ·
othringischen Ange'egenheiten vor den Neichstag gelangen, so sicht
Fefer entiweder Abgeordnete vor sich, welche gegen die Auneriva
»rolestiten und von dannen gehen, oder vor Vertrelern, welthe die