Full text: St. Ingberter Anzeiger

Ss. Ingberlker Anzeiger. 
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M 188. Sonnutaag, den 26. Novem ber 
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Deutsches Reich. 
Muünchen, 23. Nov. Diekgl. Verordnung vom 20. De⸗ 
cember 1868 bestimmt, daß die Wählbarkeit für die Handels- und 
Gewerbekammern sowie für die Handelz-, Fabrik und Gewerberäthe 
von dem Besitze des bayerischen Staatsbürgerrechts abhängig sei. 
D'iese Bestimmung wird durch eine heute erlassene kgl. Verord— 
nung mit Rüchsicht auf das jetzt bestehende zemeinsame deutsche 
Indigerat aufgehoben. 
Berlin, 23. Nobv. Marquis Salisbury hatte heute Vor— 
mittag wieder eine längere Unterredung mit dem Fürsten Bismarck 
in dessen Wotznung und wucde um 1 Uhr vom Kaiser empfangen; 
die Audienz dauerte eine halbe Stunde. Nachmittazs nahm der 
britische Minister in seinem Absteigequartier den Besuch des Reichs— 
tanzlers entgegen und wird auch bei letzterem diniren. 
Ein Anttag Preußens, betreffend die Reform der Aktiengesetz- 
gebung, nebst einer erläuternden Dentschrift, liegt dem Bundesrathe 
vor. Der Antrag stützt sich auf die Ende März 1873 im Reichs- 
tag eingebrachte Interpellation des Abgeordneten Lasker, welche 
darauf hiuauskam, eine Abänderung der jetzt bestehenden Alten⸗ 
gesetzgebung herbeizuführen. Es wird danna darauf hingewiesen, 
wie in Folge dieser Interpellation Seitens der Reichsregierung 
Erhebungen angestellt worden und das preußische Adgeordnetenhaus 
am 29. März d. J. auf Grund des Berich's der Untersuchungs⸗ 
dommission eine Reform des Aktienwesens durch die Reichsgesetz- 
jebung beantragt habe. 
Ausland. 
Wiener Blätter wollen wissen, ein russisches Armercorps werde 
demnächst über Rumänien in Serbien einrücken und die serbischen 
Truppen würden unter dem Oberbefehl des russischen Generals 
Semeka an der Drina concentrirt, um nöthigen Falles in Bosnien 
einzurücken. 
Prag, 23. Nov.' Ein Reikkript des Handelsminsters an 
alle Bahndirektionen verpflichtet Reselben 50 pCt. ihres Fahrparks 
in gedeckten Lastwagen für ebentuelle Truppentransporte zur Ver— 
fügung zu stellen. 
Petersburg, 22. Nov. Noch einer der „Internationalen 
Telegrophen · Agentur“ aus Semlin zugegangenen Meldung hätte 
das gesammte serbische Ministerium gistern seine Enilassung gegeben. 
Dieselbe sei noch nicht von dem Fürsten Milan angenommen 
worden, doch beharrten die Minister bei de selben. Der Grund 
der Demission sei noch unbekannt. 
—Petersbdurg, 23. Nov. Der Kaiser empfing vorgestern 
den österreichischen Botschafter und erneuerte auch bei diesem Anlaß 
die Versicherungen seiner Friedensliche. 
habe und sichert er dem, der ihm über ihren jeheen 
Miltheilung macht, 36 Mark Belohnung zu. 3 
Gegenüber der geschmacklosen Mode, die Danie 1 
Vogelbälgen und Flügeln zu verzieren, macht ein Curipe 
der „Rheinpfalz“ den Vorschlag, wenn undbedingt etwat 
zaftes die Schönheit erhöhen foll, mit den Bälgen oder * 
der drei altbayrischen Singvögel „Bans, Ant'n (Eunte) urv — 
Spanferkel“ die Hüte beliebig zu garniren oder zu verzieren. E 
vürde dabei der Mode gehuldigt und den Singvogel⸗-Liebhahern 
hliebe ein schmerzlicher NRabl'ick erspart. 
FWeingartsgreuth, 17. Nov. Das neu entdeckte Stein⸗ 
tohlenlager. Die im hiesigen Flur, Abtheilung Buchfeld, auf- 
refundenen Steinkohlen wurden vom Bergamte Vayreuth unter⸗ 
ucht und den rbein'schen und besseren sächsischen Kohlen gleich 
rachtet. Auf Requisition der erstgenonnten Behörde hat der lgl. 
h)err Bezirksamtmann von Höchstadt ein größeres Quantum Kohlen 
in Ort und Stelle ausgraben iassen und wicderholt nach Bahreuth 
jesandt. Bohrversuche werden, wenn in diesem Herbste nicht mehr 
nöglich, kommenden Früsnling angestellt werden. Möchter sich bald 
ndusteielle Männer finden, die sich der Sache annehmen; denn die 
ßrundbesitzer in B. sind nicht in der Lage, größere Kapitalien 
)aran zu wagen. 
F Das Göttingen⸗Grubenhagensche landwirthschaftliche Wochen⸗ 
»latt theilt mit daß am 13. September in Lübben die Enefrau 
ines wohlhabenden Bauern aus Schlepzig wegen Fälschung von 
tzutter ⸗die sie, mit geriebenen Kartoffeln gemengt, in der Stadt 
verkauft hatte, vom königlichen Kreisgericht zu drei Monate u Ge⸗ 
ängniß, 300 M. Geldbiße, Verlnst der bürgerlichen Ehrentechte 
zuf ein Jahr und Treagung der Kosten verurtheilt wurde. 
F In Deutz wurde kürzlich eiu' Krakehler, der seinen Gegner 
zus Anlaß eines Wirthshausgezärkes einen „Marpinger“ genannt 
Jatte, dieserhalb zu einer Geldstrafe von 15 M. verurtheilt. 
Berlin, 22. Nov. Der angebliche Vuftschiffer Ral p'h 
Stott hat Berliu mit sreiner Gattin am Samstag Abend ver⸗ 
assen, nachdem auch das k. Kriegsministerium jede Verbindung mit 
»emselben abgebrochen hatte, da Stott jeder ernstlichen Aufforderung. 
inen Flag zu unternehmen, stets nichtige Vorwände entgegenzusetzea 
atte. Stott's Maschine uund Sachen sind aber hier zurückgeblieben, 
da er die ziemlich bedentende. Forderung seines Hoteliers nicht de⸗ 
ahlen konnte und mehrere Hundert Thaler dort unbezahlte pur 
frinnerung an sich zurückleß.“ Stott hatte nicht einmak das Nesse⸗ 
jeld für sich und seine Frau, und mußte erst die Gesellschaft zur 
Unterstützung helfsbedürftiger Engländer hierselbst einschreiten und 
hm die Mittel zur Heimreise nach Dsver gewähren. I 
Ber der in voriger Woche in den großeu schlesischen Forsten 
des Fürsten Pleß stattgehabien Jagd, welcher der Kaiser anwohnie, 
vurden neben dem kleinen Gethiere von 15 Jägern 11 Hirsche. 
2 Rehe, 29 Stück Dammwild und Schanfler und 82Sauen 
rlegt. Darunter befand sich ein durch den Kaiser beim, zweiten 
Schuß niedergestreckter capitaler Achzehnender, welcher 495 Pfund 
vog, und der stärkste Hirsch ist, den der Kaiser je geichossen hat. 
F Wien, 21. Nov. Am 11. Nov. logirte sin hier im 
Hotel zur ungarischen Krone“ ein Fremder ein, der sich als Kaut 
F5yrhr. v. Härtl, Privatier aus Stuitgart“ ins Fremdenbuch behreh. 
die Polizeibehörde brachte jedoch heraus, daß deeder Nomte etn 
alsster und der angebliche Härtl identisch sei mit dem am 14. 
zuniel. J. aus Gmünd in Württemberg nach Unetschlagung einer 
„umme von 70—-80,000 M. flüchtig gewordenen Hospitalver— 
valter Eduard Pichlet. Der Defraudant wurde gestern verbaftet 
ind wird nach Ueberstehurg einer Strafe wegen Falschrmelzung an 
as württembergische Oberamtsgericht zu Gmünd'“ auszelzeiert 
veiden. Cudets ) 
F Der Schwurgerichlshof in Znaim hat am 17. ds. zwei 
—5cheusale in Menschengestalt, Maria Lutzz und Frauz WMijelnek, 
oegen des Verbrechens des Meuchelmordes (sie haiten gemeinschaft⸗ 
ich den Gattlen der Ersteren überfallen, mit Petroleum begoössen 
RVermischtes. 
7 St. Ingbert, 25. Nov. Um mehrfachen Fragen ent⸗ 
gegenzukommen, erlaubt man sich die Eiklärung, daß bei dem beu— 
tigen Concerte des Kaijerslauterer Stadtorchesters im Oberhauser'schen 
Saale jede Eintritt zahlende Person, Herren und Damen, wenn 
auch nicht Mitglieder des Musikvereins, Zutritt hat. 
r Landshut, 17. Nov. In veiflossenet Racht haben sich 
Ratten in einem Schweigeranwesen nahe der Klötzlwützle über ein 
in der Wiege liegendes Kind hergemacht und bereits dessen Finger 
abgenagt. Glücklicherweise wurden · die Eltern durch das Geschrei 
des verletzten Kindes wach und derscheuchten die gefräßigen Bestien. 
F Pappenheim, 21. Non. Gattenmord. Diesen 
Vormittag wurde durch die Gendarmerie von Rothenstein ein Schuh⸗ 
macher von dort an das kgl. Landgericht dahier eingeliefert, weil 
derselbe schen vor wehreren Wochen seine Frau erschlagen, auf 
einem Mistwagen auf seinen Acker hinausgefahren und dort ver— 
sccharrt haben sol. In dem Wahn wahrscheinlich, daß diese ent⸗ 
etzliche That nie an das Tageelicht kommen werde, hat derselbe 
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ziesigen Wochenblatt eine Bekanntmachung einrücken lassen, nach 
velcher sich seine Frau seit 7 Wochen heimlich von ihm entfernt 
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