Full text: St. Ingberter Anzeiger

gehaltenen TDepartement) in zum Voleen 
wotden und wird Mitte Januar dorthin abreisen. 
Ein Circular des Ministers Marcere an die Präfecten ordne 
an, duß den Journalen die Freiheit des Verkaufs auf öffentlichen 
Straßen zurückgegeben werde. 
Veriailltes, 17. Dec. In der Sitzung des Senats 
brachte der Präsident den Tod des Serators General Aurelle de 
Paladines zur Kenntniß und gedachte unter dem Beifall des Hauses 
mit auerkennenden Worten des „Siegers“ von Coulmiers. 
Bersailles, 18. Dee. In der Kammer der Deputirten 
bra“ te Laijant von der Linken einen Gesetzentwurf ein, welcher die 
Hera mi derung der Militärdienstzest von 5 auf 3 Jahre und die 
Abschaffung ds Freiwilligen · Dierstes zum Zweck hat. — Der 
Justezmin ster Duf ure legle einen Gesetzentwurf vor, der sich auf 
das Preßaesetz bezieht, und wodurch die seit dem 16. Mai ausge⸗ 
sprochenen Uri eile weaen Preßoerg hens amnestirt werden. — So— 
dann wurde im Senat und in der Kammer ein Deeret verlesen, 
woren die diesjährige Session für geschlofsen erklärt wied. 
Petersburg, 19. Daenmber. Nach hier eingegangenen 
amtlichen Rachrichten ist Kasser Alxander am Montag Avend 11 
Ahe aus Butarest nach Beter⸗burg abaerest. 
— 
Vermischtes. 
Sit. Ingbert, 21. Dez. Heute verunglückten 2 Kinder 
einer hiesi nen Bergmannsfamilie, indem beim Feuerschüren eine 
Dynamitpatrone, die auf unbekannte Weise urter den Kohlen sich 
befand, in den Ofen kam, explodirte und den Ofen zeriprengte, 
wobei das eine Kind im Gesicht erheblich verbrannt, dem andern 
ein Auge hecautgecissen und sonstige Verlezungen an Gesicht und 
Händen verursacht wurde. 
7 Zwerbrücken, 11. Dez. (Schluß der Schwurgerichts— 
Verhandlung gegen den Bäcker und Krämer Jalob Griebe von 
Heppheim. 
Das Zeugenverhör wurde h-ute (am 12.) fortgesetzt und gegen 
7 Uhr Abends beendet. Zeuge Hunzinger, der frübere Viitgefangent 
des Griebe wiederholt heute das irm nach seiner frührren Aussage 
von dem Angeklagten gemachte Geständniß und gibt dabei Einzel— 
heiten au, von denen er nicht wohl Kenntnißß haben könnte, wenn 
ihm nicht von Griebe bezügliche Mittheilungen in Werklichkeit ge— 
macht worden wären. Letzterer selbst niumt heute etwas mehr 
Antheu an der Verhandlung, er antwortet rascher auf die Fragen 
des Präsidenten und flustert von Zeit zu Zeit seinem Veriheid ger 
Bemerkunge: zu. Voa 16. März an — dem Tase der behanp— 
teten Verübung der That — heell üich Griebe fern von der Familie 
Bescher und wohnie nicht einmal dem Leichendegäugnefse seines 
Schweedervaters bei. Die Anklage ieht hieraus den Schiuß für 
fein Schulsddew'ßtsein. Der kUl. Bezirksarzt De. Rausch dah'er 
jpricht sich bezugtich des Geissesustaudes des Griebe auf Grurd 
der gemachten Erhebungen und seiner eigenen laug dauernden Le— 
obachtungen dahen aus, daß die Mutter des Angeflagten, während 
sie mit ihm schwwanger ging, an ep lepteschen A fällen litt und emige 
Jabre darnach in geiste?ztrankem Zusta de verstarb, daß sonach e ne 
eibebliche Anlage zur Gostesstörung bei ihm vorhanden sei. Do se 
Anlacue sei wohl durch seine dedrängte Verdältnisse in Verbindang 
mit der erfolaten Verhaftung, der Freiheitsberaubung, der steten 
Aufregung durch die schwere Anklage ꝛc. aus dem Schlummer gewedt 
worden. Jed nfalls sei sein Verhalten im husigen Bezerkager q9 
gefängnisse keine Simulation, sosdern wirknche Geistesstörung ge— 
wesen Er habe wochenlang jede Nahrung verweigert, immerfort 
vor sich hingemurmelt, den stieren Blick in eine Ecke gerichlet, 
nächtlicher We'le gerast und getobt und sei koöͤrperlich in dohem 
Grade herabgekommen gew-sen. Er le de auch jetzt noch an Schwer⸗ 
muth, wenn auch seim Begr ffsvermögen dadurch nicht aufgehoben 
sei. Der Betirkegerichtsgesängnißverwalter spricht sich hieran noch 
süber »as Verhalten des Griehe aus und erklärt, daß er ihn für 
einen Simulanten gehalten habe, jedoch wäh end der schweren Er⸗ 
trankung des Griebe von deser Ansficht zurückgekommen sei. 
Die Vertheidigung, geführt von Herrn Anwalt Gießen, fuchte 
nochzuweisen, daß die vorhandenen Indizien nicht genügend fescn, 
um darauf eine Vecurlheilung des Andeklaaten zu gründen. Außer⸗ 
dem müsse angenommen werden, daß Griebe geisteskrank sei, in 
welchem Zustande seine fre e Wisseusbestimmung aufgehoben sei. 
Die Geschworenen einigten sich nach 192stündiger Berathung 
auf Bejahung der Frage: ob der Unageklagte des RMordes seines 
Schwieger vat⸗ rs und fünf Verbrechen des Mordversuchs an seinen 
Ubrigen Schwiegerberwandten, resp seiner Tochter schuldig sei. 
Der Ger'ichtshof vecurtheilte hierauf den Angeklaaten zum Tode, 
zu einer Zuchthausstrafe von 18 Jahren, zum Verlust der bürger⸗ 
ichen Ehrenrechte und zu den Kosten des Verfahrens. Der Au⸗ 
gellagte nohm das Urtbeil mit derselben stup'den Ruhe hin, die er 
während der ganzen Verdandlung gezeigt hatte. 
De mit schloß die pfälxsche Scawurgerichtssession pro IV. Quar⸗ 
dal 1877. 
4Kaiserslautern. Der Stadtrath hat mit 15 gegen 
—Aunee - —— 
des lossen, so daß kunftig nur mehr 2 Jahrmärkte abgehalten 
werden. 
fHornbach. Bei einer am 17. do. veranstalteten Jagd 
erlegie Herr Dahlem vom Ringweilerhof einen Wolf im Gewicht 
pon 75 Pfund. 
Aus Speh er schreibt man der „Abditg.“, daß als zu⸗ 
künftiger Vischof von Speyer in erster Linie der Dekan Megger in 
dirchheimhbolanden genannt wird. 
FNürnberg, 15. Dec. Das Stadig,richt hat einen 
Tharkutier, bei dem sich nicht nur mit Stärkemehl vermischte 
Mürste, sondern noch 5 Centner Stärkemehl vorfanden, zu einer 
Beldstrafe von 100 M. verurtheilt. 
F Eine schwerschwiegende Statistift. Berlin beherbergte 
im 16. Deeemher in der Stadivoigtei 813 Gefangene und zwar 
311 Untersechhuvas⸗, 147 Strafg⸗san ene, 25 vorläufi, Festge⸗ 
rommene und 36 nächtlich neu hirzugekommene Inhaftirte; im Ge⸗ 
ängniß der Rarnimstraße 528 Perionen und zwar 93 Männer 
ind 106 Frauen als Untersuchunsgesangene. 15 Männer, 197 
Frauen sind 2 Kender als Strafgefangene, 100 gerichtlich und 15 
»olizeil'ch Inbaftirte; im Gefäng iß der Perlderfraße 548 Per⸗ 
onen und zwar 4 Strafaefangene, 484 gerichtlich und 60 polizei⸗ 
ich Juhattirte. 
Straßkbura, 16. Dec. Nacdem aestern die bahn⸗ 
zolize liche Ueber ab⸗ der neuen Strecke Kolmar Neubreisach erfolgte 
i det deren Eröff ung mit Besfimmtheit am 5. Januar Statt. 
Ddie beiden übrigen neuen Steecken im Oberelseß werden eröffneh: 
Mühlbausfen Neuenburg (Müllheim) am 1. Febrnar 1878, St. 
Ldudwiag⸗Leopoleabähe am 1. März 1878. Auf jede die'er drei 
Zahnen wird der Rheinüberaang durh e ve stehende Eisenbabnbrücke 
ermiftelt, so deß von Straßburg bis Basel — eine Strecke von 
wa 18 Meiten — einscht'eßlich die er Städte forfan fünf steheude 
Fifenbasn-VReücken über den Rhein führen. Bs 1871 kannte 
nan nur einen derartiren Seromüb⸗roang, den bei Straßburg. 
Hierzu kommen sechs seit 1871 zwischen Strakburg und Bajsel 
neuerbeuie Schiffbrück w. 
F Berlin. 16. Der. Is einer beute hier abgebalkenen 
Verfämmsung deuntscher Brauer wurde ein Artrag der Mainzer 
Aktienhraueret, der Rhein schen Nrauere; Gesellichaft zu Alteburg 
bei Oöln, der Herren Gebrüder Dieterich in Düsfeidorf und der 
kssener Aktienbrauerei: das Reichksceinneheits Ammzu ersuchen, bei 
dem Reichskanzser Amte dahin zu wirken, daß gesetz ich festa⸗stellt 
verde, daß zur Bierbereitung nvur Mali, Hopfen, Hefe und Wasser 
der vendet werden dürfen und die Anwendung aller Surrogate und 
jonstieen Z säke verboten sein follen. — abgelebnt. 
FFalsches Geud. Es kursiren falich 10 Pfennigstücke. 
DTieselben sind etwes aöß⸗r als die echten, die Prätung ist wen'g 
scharf anch ist der Peichkadler etwas hreiter, und als Münzstempel 
befindet sich unterhalb dessesben nur auf der kinken Seite ein P. 
f Aus Verltach, 11. Dee., schreibßt man: Der Meuchel⸗ 
mörder Henti Tourville wurde gestern mit dem um 1uUhr 10 
Moin. vertehrenden Südbahniuge durch Vislach in einem Caupe 
ersser Chess. in Begleifung zwerer Gendarmen so wie eines Leib⸗ 
dieners üher MarbhuchLaibach seinem Bestiimmungsorte Capo d'Istria 
zu eführt. Auf dem hresigen Ba'nbofe batte sich eine arößere An⸗ 
ahl Neucitri er dersammelt, um Tourdille zu sehen. Dies gelang 
edoch enr Weniren, denn wie der Zug einfubr, wurden die roth⸗ 
eidenen Norhänge des Conpes berabgezogen. Der Mevchelmörder 
las angeblich in seinem Coupe eister Classe Zeitungen und verfügte 
über olle möaliben Bequemlichkeiten. 
F Bordeau? 15. Dez. Bii einer gestern hier stattge⸗ 
babten Weinauktion wurden zwei Flaschen Chertean Lafiste um den 
enormen Preis von Feck. 310 per Flasche verkauft. Weitere Flaschen 
dieses edsen Getränkes gab es nicht. 
F Die muhamedonische Frauen welt beginnt dem Se⸗ 
jänanisse des Harems zu entsteigen und ihre Sama'iterdienfle auch 
zuf das äußere Fald der freiwillgen Krankenpflege u. s. w. zu 
ibertragen. In Philippopel baben meährere moslemische Damen 
ich thätig bei der Bedienung der Hospitäler bethe liat: einige be— 
'orgen die Lüche, andere die Verwaltung der Wäsche, no h andere 
ind beim Verbinden und in der praktische Krankenpflege thätig. 
Seitens der deutschen Aerzte wird de Bescheidenheit, der Gehor— 
am und die Anstelligkeit der türkischen Krankenpflegerinnen auft 
Ib voste gelobt; auch die katbolischen Nonneu, mit melchea vereint 
die Türkinnen ihr edle? Werk vollbringen, sind- des Lobes voll 
iber die sanftmütthigen und fle ßigen Kolleginen. Aber auch die 
ürkischen Behden hiben dim ungewohnten Beginnen der Frauen 
eine Hindernesse in den Weg gelegt, sogar die Muftis und Imams 
jaben zu diesem Hergustreten der weiblichen Welt aus den durch 
»en Izlam gezogenen Grenzen nur verwundert den Kopf geschüttelt, 
hne bei gem allgemeinen Beifall eine Widerrede zu wagen. Der 
Sultan hat veschlossen, für bdon Frauen im Kriege erworbene Ver⸗ 
dienste eine eigene Auszeichnung zu schaffen: ein silberne Mdaille 
die auf der einen Seite die großherrliche Tura, auf der andern die