St. Ingberler AAnzeiger.
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Der St. Jugborter Anzeiger und das (2 mal wöhentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntagz mit illustrirter Vei
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4 29. Dienstag, den 19. Februar 1878.
Deutsches Reich.
Mil'n ch ein, 16. Febr. Die Dauer des Landtaäges ist' bis
zum 23. ds. M. verläügert, die k. Staatscegierung hat jedoch
die Absicht, daß wenn der Abschluß des Budgets: Seitens beider
stammern früher erfolgt — man glaubt, daß dies bis Mitte der
ommenden Woche' der Foll' sein wird — d'e Verlagung daun
schon eintreten zu lassen.
Berhin, 16. Febr. Im Reichssage“ war man' allgemein
uber das gesunde Aussehen des Finsten Bismarck erfreut. Der
Fürst begrüßie bei seinem Eintritt zunächst den Schriftführer des
Hauses, den Abg. Weigel, ferner seinen als Bundes⸗Kommissaͤt
anwesenden Leibarzt, Geh. Rith Dr. Struck, und begab sich dann
zu Moltke und zum Präsidenten v. Forckenbeck. Im Saoule selbft
war er etwa 20 Minuten anwesend., Sodann hatte er mit dem
Abg. v. Bennigsen, dem Prasidenten des Abgeordnetenhauses, in
seinem Konfer⸗nzzimmer eine Unterredung, welche über eine Stunde
währte, worauf er zu Wagen, wie er gekommen, das Haus ver⸗
ließ. Es bestätigt sich die Ansicht, daß am Dienstag eine Be—⸗
sprechung an die Interpellation nicht geknüpft werden wird, eine
Voraussetzung, welche ouch in der vom Präsidenten v. Forcenbeck
anberaumten Tagesordaung ene Bestätigung findet.
Berlhin. Der Reichskanzler hat dem Bundestath den
Entwurf eines Gesetzes, betr. den Verkehr mit Nahrungemitteln,
Genußmitteln und Gebranchsgegenständen, zur˖ Beschlußnahme vor⸗
gelegt;
Die unter- den Großmächten gepflogenen Verhandlungen
haben vun dahin geführt, daß in Baden-⸗Baden ein Congreß
zur Regelung der orientalischen Frage stattfinden wird. Da es ein
Tongreß sein soll, werden also die lertenden Minister in Person
die Verhandlungen führen, wird also auch Fürst Bismarck sich em⸗
finden. Mittlerweile wird in Adrianopel zwischen Rußland und
der Türkei über den spreiell zwischen desen abzuschließenden Frie den
unterhandelt.
NAusland.
Wien, 17. Febr. Wie man von guter Seite informirt
wird, ist der in den österreichisch ungarischen Blättern — ojfizösen
And nichtojfisibsen — zur Schau getragene „Feitdensoptim smus“
entschieden üdertrieben. In ojffiziellen Kreisen ist die Beruh'gung
zur gerengfüg'g. Die sachliche Differenz zwischen dem österreichischen
und dem rufsischen Standpankte ist so überaus weitgehend, daß
nan selbst die Fähigkeit Deutschlands, Rußland namentlich in der
bulgarischen Frage soweit zurückzudrängen, als es Oesterreich ver⸗
langt, in Zweifel zieht. England macht im Augenblick die äußersten
Anstrengungen, um Oesterteichs Allianz zu gewinnen. Oesterreich
dat weder zugestimmt uoh abgelehnt. Graf Beust ist ungemein
hätig, Graf Andrassy ist sehr reservirt.
Rom, 17. Febr. In der Sixtinischen Kapelle fand heute
die letzte Leichenfeier für Pius IX. statt. Kardinallämmerer Pecci
»erstäudigte die beim Vatican beglaubigte Diplomatin von den
Gründen, weshalb das Konklave endgiltig in Rom abgehalten
werde. Es ist zweifelhaft, ob die Einrichtung des KonklaveLokale
bis morgen Abend, wo das Konklave zusammen treten soll, fertig
wicd. — Nach einer Meldung des „Nazione“ haben Mitglieder
der höchsten englischen Aristokratie den Kardinälen die Mittheilung
gemacht, daß ein großer Dampfer dem Konklave zur Verfügung
ttände, wenn es Rom verlassen wolle.
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nach Mondania, 40 (englische) Meilen von Konstantinopel entfernt,
zurücdgegangen, und zwar soll Dies auf Wunsch des Sultans ge⸗
chehen sein.
Der „Pol. Corx.“ wird aus Peterssburg felegraphir?,
daß der Zeitpualt des Zusammentrittes des Congresses noch gar
aicht zu bestimmen sei, da die erforderlichen Vorbereitungen mit den
in Adrianopel zu eröffnenden Friedensverhandlungen zusammenhängen
und wohl zwei bis drei Wochen in Ansptuch nehmen werden.
Bei den „täglich sich inniger gestaltenden“ () Beziehungen zwischen
der Pforte und Rußland, welche in einem „lebhaften freundschaft
ichen und persönlichen Depeschenwechsel zwischen dem Sullan und
dem Kaiser von Rußland“ ihren Ausdruck finden, sei zu hoffen,
daß das endgiltige Friedenzinstrument zwischen Rußland und der
Türkei bis zum Zusammentritt des Congresffes unterzeichnet sein
werde.
Petersburg, 17. Febr. Der „Agence russe“ zufolge
zing nach dem Haupcquartier der Befehl ab, daß Gallipolt von
en Rufsen nicht besetzt werde. — Das Joutnak „Golos“ meldet:
Die griechische Angelegenheit' ist folgendermaßen beigelegt: Die
Türkei wird keine Schiffe nach dem Piräus, auch keine Truppen
nach Theffalien und Epirus senden. Griechenland ruft seine Truppen
surück und wird sich ruhig verhalten. Die Mächte werden auf
der Konferenz die Ansprüche und Rechte Griechenlands, sowie dessen
Beziehungen zu den kürkischen Griechen regeln.
Petersbunrg, 17. Febr. Der „Regierungsbote“ ver⸗
iffentlicht heute die bekannten Protokolle über die Frtedensbasen und
über die Waffenstillstandskonvention, welche am 31. Januar, das
erste von dem Großfürsten Nikolaus einerseits und Serber Pascha
ind Nawyt Pascha andererseits, das andere von den Generalen
Nepoloitichitzly-und Levitzly einerseits und Nedjib Pascha und Os—
man Pascha anderersei:s unterzeichnet sind. Der Kaiser Alexander
hat diese Dokumente erst am Freitag erhalten.
Rermischtes.
*Stt. Jugberit, 18. Febt. Wiedet eine ernste Mah—
nung zum vorsichtigen Gebrauche der brennenden Petroleum-
ampe! Gestern Abend explodirte bei Schneider Eberie die auf
dem Tische stehende brennende Petroleumlampe. Das in das
Zimmer geschleuderte brennende Petroleum setzte pieses sofort in
Flammen. Rasch herbeigeeilter Hülfe gelang es jedoch bald, daß
Feuer zu löschen. Glüchlicherweise hatten die während der Explosion
ich im Zemmer befindlichen Personen (Schneider Eberle und sein
Snlelchen) ke nen Schaden gelitten. Doch richtele das Feuer an
dleidern und Zimmergeräthen einigen Schaden an. — We uns
zesagt wird, füllte der Docht der Lampe die Dochtöffnung nicht
aus und fing durch den leeren Raum das im Oelbehöller sich be—
fiudende Petroleum Feuer und erplodirte.
7. Speyer, 16. Febr. (Tebaksteuerpetition.) Nach den
etzen Ausweisen sind aus 92 Gemeinden 9548uUnterschriften ein⸗
Jelangt, hiezu kommt: Neuhofen mit 96 Unterschriften. Zusammen
3645 Unterfchriften aus 93 Gemeinden. Pf. 3.)*
tDas große Loos der Kölner Domdau Loiterie im Betrage
von 75,000 Mark ist auf einen Diener! in Aachen gefallen. Der
Aückliche Gewinner befand sich in dem Augenblicke, als die frohe
Botschuft ihn erreichte, im Gefolge einer Jagdgesellschaft, deren
Jagdlaschen und Beute er zu verwahren pflegte; er ließ sich aber
uus seinem Gleichmuth dädurch nicht herausbtingen und versa) mit
der an ihm gewonnten Puünktüchkeit seinen Dienst bis zum Schlusse
zder Jagd.
f.Wien, 8. Febr. Der Tod des Papstes hat eine füt
ieses Ereigniß förmlich angestaunte Wulh, in der Votterie sein Glück
zu versuchen, zum Durchbruch gebracht. Seit dem frühen Morgen
ind bercits alle Lotterie:Kollekturen delagert und sind die Inhaber
derselben kaum im Stande, die Andrängenden mit' ihren Wunschen
und Forderungen zu befriedigen. Der Nummern⸗Kombinationen,
die det Tod des Papstes hervorgerufen, gibt es wohl mehrfache,
die gangbarste ist jedoch, wie wir von einem Lotteriekundigen erfah⸗
ten, die folgende: 4 (Stunde des Todes), 9 (Pius IX.).7 (Tag
des Todes), 58 Papst), 86 (Alter des Papstes). Zumest kommen
die Leute in die Kollekturen geslürmt und verlangen einsach die
„Papftaummern“ besetzt. Auf solches Verlangen werden dann die
obenerwühnten Nummern mit 5 (Quinterne) oder auch nur mit
3 Ziffern (Terne) besetzt.
f,Barnum in Europa. Aus Brüssel wird gemeldel:
P. T. Barnum, der amerikanische, Showman“, der Annoncen⸗Konig,