Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler 
gberler Anzeiger. 
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* J J — ⸗ W 
M 39. Samstag- den d. März 18. 
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Deutsches Reich. 
Berlin, 5. Marz. Dem Vernehmen nach besteht die Ab⸗ 
äicht, eimge Sachverständige zur Untersuhung des Shystems der 
Taͤbakfabritationssteuer nach Amerika zu schicken. — Die Hieherkunft 
des (hochlonservativen) Oderpräsidenten von Hannover, ðrafen v 
Fulenburg, joll mit dem Rücktritt des Finanzministers in Verbin⸗ 
dung stehen. cu. 3) 
Berin, 6, Mätz. Hinßichtlich des FCatlossungsgepches 
des Ministers Camphausen meldet die „Provinz.⸗Corresp.“, daß der 
Zaiser einstweilen Anstand geno umen habe, demselben voig zu 
geben. 
Berlin, 6. März. Ueber den Frieden zwischen Rußlat 
ind der Tuͤtteicreibi die It denehen Nudland 
—VV Fruiedens sind im Einzelnen noch nicht genau bekannt 
Das Eine ist zunächst gew'ß und darf als unwiderruflich fesistehend 
gelten, daß das ausgesprochene und von der Zustimmung Europas 
begleitete Streben Rußlands, den Druck der türkischen Heerscher 
iber d'e christliche Bebbeikerung der Bulgarei zu brechen, vollständi 
rrelcht ist. Dieses Ergebniß wird durch keine ee ne 
angen von Neuem in Frage gestellt werden können. Was die 
weileren Bedingungen betrifft, durch welche Rußland ueg Ersaß 
für die Opfer und Anstrengungen des Krieges für sich und fur 
ʒie Siaaten, die sich ihm im Kampfe angeschlossen, zu sichern be— 
de wen so ist dacin auscheinend Manches verm'eden oder ver⸗ 
wndet weom wes n den ennn oden ett prhe 
Ii volle Zuversicht in dieser Beziehung ürd frmqhtu btee 
zenaue Kenniniß der Friedensbedingungen geben loönnen. Jedenfalls 
scheint das Zustande kommen der Couserenzen, auf welchen die 
iere Ausgleichung der —XB Intetessen erfolgen soll, ge⸗ 
ichert zu sein.“ — Eme kurze Mittheuung über den Besuch des 
Zronprinzen Rudolf von Oesierreich⸗ Ungarn sHließt das Blatt mit 
er Bemerkang: Der Besuch des zsterreichischen Thronfolgers 
darf als ein neues Zeuguniß der innigsten Beziezuugen der be den 
Taiserhöfe gelten.“ — 
Die deuijche Reichspartei beabsichtigt — der „F. Z3.“ zufolge 
2 zuvächst in der Buͤdget ommission, und falls dort abgelehnt, 
pater im Plenum, zu den Steuervorlagen etwa folgenden Autrag 
inzubringen: „Der Reichstag wolle beschließen: in Erwägung, 
daß die Tabalsieuervo⸗lage nicht geeiguet ist.die Grundlage zu 
Aden für die nach den dort angeführten Monven beablichtigte 
Ssentrteform, woul aber eine empfindliche Schädigung des Tabals⸗ 
zaues und der Tabalsindustrie befürchten laͤßt, J..die Vorlage 
abzulezuen., Zden Reichatanzler zu etsuch n die nothwendigen 
Frmiltelungen anstellen zu lassea, wie durch Besteuerung des Tadaks 
gach amerikanischem System oder durch Euifuhrung des Monopols 
dder in bonst geeigneiet Weise die Einnahinen des Reiches in ent⸗ 
prechender Weise gesteigert werden sonnen, um die erstrebte Steuer⸗ 
reform zu ermönlichen, 3. den Reichskanzler zu ersuchen, die hiefür 
wa nörhigen vorbereitenden Gesetzesvorlagen schon in dieser Ses⸗ 
ion dem Reichstage zu machen.“ 
Aus einer neueren statestischen Uebersicht über die Schul⸗ 
bildunmng der iwm deuischen Reiche hei dem Landheer und der 
Marine eingessellten Mannschaften, die freilich nur für Preußen 
ollstandige Ziffern bietet, ergibt sich das erfreuliche Resultat, daß 
der Procentsatz der ohne Schalbilduug Esngestellten sich mit jedem 
Jahre verringerl. Er detrug im Eatjahr 1875, bis 1876 für 
Jaaz Deutschland 2,37, im Jahre 1876-77 nur 2.13 Procent, 
In Preußen fiel er vom Jahre 1872 —73 an von 4,538 auf 3,98 
uf 3,70 auf 3.19 auf 791. Es st hier also eine stetige Besse⸗ 
cung zu constatiren, die man, speciell der Förderuag des Volkeschul⸗ 
intarichtss in den beiden in dieser Bezichuag am meisten vernach⸗ 
assigten Provinzen, Preußen und Posen, zu verdauken scheint. Füt 
ziese beiden Provinzen betrugen nämlich die Proc⸗ atjatze in der an⸗ 
zebenen Zeit von 1872- 73 bis 1876- 77: füt Preußen 12,49, 
dea. To II. 877, 8,66. und fur Posen 18,90, 16,26, 16,05. 
13,91, 12,93. Wie gesagt, die Besserung ist, wie sich aus diesen 
Ziffern ergibt, eine stetige, aber es bleibt immer noch genug zu 
thun übrig. 
Bezüglich der Verhandlungen zwischen Deutschland und 
Desterreich Ungarn über Erneuerung des Handelsvertrages 
erlautet officiss, daß schon in früheren Stadien der Verhandlungen 
ie Auffassung hervorgetreten ist, es werde sich wohl erst Anfangs 
April übersehen lassen, wann die Wiederaufnahme derselben be⸗ 
zinnen könne. Bis heute ist die Feststellung des Termins zu dieser 
Wiederaufnahme nicht erfolgt ist. 
Aussland. 8 
Wisen, 7. März. Die „Prefse“ meldet: Androssy empfahl 
üngst in einer Circularnote o 
eitenden Minister zu einem Kongresse in Berlin. Die Abhal kun 
)es Kongre sses in Berlin sei bereits so gut wie entschieden. atlung 
Fin Telegramm des „P. Ll.“ aus Agram enthält“ ein 
ffenes Schreiben bosnischer Insurgenten an das bosnische Volt, 
vorin erklatt wird, daß, nachdem Rußland ihnen die Befreiung 
ucht gedracht, sie auch nach Schluß des Friedens fampfen werden 
— ⏑ —7* 
„d gaffen zu ergreisen. Die bosnischen Im 
urgenten haben — so wie die Dinge je nend iiegen 
J nge jetzt anscheinend liegen — 
nigt Ir Ipr Aufstand und der Aufstand der Herzegowing 
r er 2 3 e45 — 
d de usgangepantt fir. RWahtandte Forderungem agdie 
»en Bosniern d. h. den griechisch⸗katholisjchen (denn aus diesen re⸗ 
rutiren sich die Banden der Aufständischen) nicht einleuchten. Es. 
saber noch eün Punkt unklar:: ob vämlich nicht: Oesterreich zu⸗ 
etzt doch noch von Boznien und der Herzegowing Besitz ergreift. 
dnn vekonnnt die Sache ein anderes Gesicht. Es sieht fast so 
aus, als ob darüber schon geheime Abmachungen beständen. 
Paris, 6. März. Das „Journal offieiell“ melden: Fürst 
Dohenlohe hat dem Minster des Aeußern, Waddington, mitgetheilt, 
zaß der deuische Kaiser die deutschen Künstler ermächtigt hat, sich 
in der Pariset Ausstellung zu betheiligen. Der Kaiser habe gesteen 
Fie Dekrele, welche die Betheiligung regeln, unterschrieben und 
aiber dem sranzösischen Boischafter in Berlin diese Enijchließung 
nitgetheilt. I 
London, 4. März. Die Stimmen in England, die eine 
gesheiligung au der Beutevertheilung im Orient aurathen, werden 
mmer lauter und dringender. So schreibt det „Observer“ ; „Der 
lftand, daß wir thatsächlich machtlos sind, britische Interessen in 
donstaminopel gegen die Gef dren zu schützu, denen sie kurch die 
hatjachliche Unlerjochung der Türkei durch Rußland unterworfen 
verden dürften, legt uns umsomehr die Pflicht auf, unsere In⸗ 
eressen in anderen Regionen zu schüßen, wo wir völlig im Stande 
ind, dies lben durch uns und füct uns auftecht zu erhatten. Es 
st in Gegeustand des Bedauerns, daß wir uns nicht der uns 
origen Sommer ge vährken prächtigen Gelegenheit bedienten, als 
dorsichtsmaßregel Aehypten zu besetzen. Doch ist es nicht zu spat, 
jus in eintr Position festzusetzen, die unsere Verbindungen mit 
jndien, in eine Lage absoluter Sicherheit dersezßen wücrde. Im 
Nindlick auf den Shluß eines Friedens, welcher der Eristenz des 
ttomanischen Reichs als unabqängiger Staat in Werklichkeit ein 
zade setzt, seibst werin er nicht zu dassen thatsachicher Theilung 
ahren sollle, kann England es nicht wagen, gleichgellig gegen die 
uͤnsuge Stellung des Kaedive zu bleiben. Wir sind debunden, 
Z rite um unserer Sicherheit willen zu thun, und ein solcher 
zchriut brauchte kein⸗ Kriegserklarung gegen Raßland gu involviren. 
Asles, was wir zu ihnn hätten, würde sein, als Vorsichtsmaßregel 
ne Armee auf ägyptischem Boden zu landen. Wenn wir uns 
erpflichteten, die Truppen zurüdzuziehen, sobald Rußland olche 
Abinachungen getroffen, die für den Schuß dritischer Jut⸗resfen im 
Dient wesentlich sind, konnten weder Frankreäch noch irgend eine