Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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Der St. Jugberrer Anzeiger und das (Jal woͤchentlichj mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntagt mit illustrirter Bei⸗ 
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M 68. 4J — 9* Dounerstag, den 2. Mai * — * 1878 
Deutsches Reich 
Manchen. Se. Moaj. der Konig hal ainterm 22. v. Mis. 
hestimm, daß flir dieses Jahr die beiden Armeecorps größere 
Teuppenübungen, d'e Ausübung der Truppen für den Fehddienst rc 
abhalten. Von den lia der Pfalz und in Elsaß Lothringen dis⸗ 
locirten Feldtruppentheilenn des II. Armeecorps üben die Besatzungs⸗ 
Brigade, das 53. Jäger-Bataillon und das 5. Chevauxleger⸗Regiment 
mit dem XV. Armeecorpz. Die übrigen in der Pfalz stehenden 
Feldtruppentheile, wie der Stab der 8. Jnfanteries Brigade sind zu 
den Uebungen des V. Armeecorps heranzuziehen. Die efatsmäßigen 
Stabsoffiziere des 4. und 8. Infauterie Regiments haben an den 
Uebungen ihrer Regimenter iheilzunehmen. Die Formation der 
höheren Stäbe erfolgt nach Mobilmachungsplan. 
Berlin, 89. Üpril. In hohen milikärischen Kreisen 
zlaubt man hier enschieden. an den bevorstehenden Ausbruch eines 
rieges zwischen England und Rußland. Man will . in jenen 
Zreisen unterrichtet sein, daß es Ruß'and überaus schwer fallen 
vuͤrde, im jetzigen Augenblicke, eine großs mobile Armese auf die 
Beine zu bringen. Die russische Heeresleitung habe bereits heute 
schon ihre liebe Nolh damit, die nöthigen Truppentheile an den 
bestimmien Plätzen zusammenzuziehen. Ju Endgland sei man von 
dieser augenblicklichen militärischen Schwäche Rußzlands volslkammen 
anierrchtet und man schiebt die zaudernde Politil Rußlands die⸗ 
sem Umstande vornehmlich zu. I 
Berlhim, 22. Apqͤl. Auf Bundeszathsbeschluß tritt mit 
diesem 1. Juli. ein neues Regulativ, wegen zollamtlicher Behand⸗ 
lung von Waarensendungen aus dem. Inlande durchs Ausland nach 
dem Inlande ein. Die 16 Paragraphen behandeln den Gegen⸗ 
sichd der Abfertigung, die sich auf Güter des freien und gebunde⸗ 
nen Verkehrs erstredtz ferner den Inhalt der Deklaration, die 
Versendungsabfertiguug, »die der Eisenbahngüter in verschlossenen 
Wagen u. s. w. Für den Schiffsvertehr bleiben die Hafenregu 
latibe maßgebend. Die gegibenen Bestimmungen lönnen«übrigens 
nach 5Z 111des Vereinszollgesttzes von der obersten Landesfinan 
steslle nach örtlichem Bedücfnisse abgeändert werden.. 
— Von verschiedenen Seiten wird abermalzs gemeldet, daß 
im Staatsinisterium eine Vorlage in der Ausarbeitung begt ffen 
sei, welche die Wiedereinführung von Eisenzöllen betrifft. Die be⸗ 
antragte Untersuchung über die Lage der Eisen⸗Industrie solle nicht 
erst abgewartet werden. 
Berlin, 29.0 März. Der Bundesrath machte sich. heute 
iber die Aenderungen schlüssig, welche der Reichstag an dem Ge⸗ 
setzentwurf zur Vertzütung der Ennschleppung von krankem Rindvieh 
anbringen willz der hält die dom Reichstag verlangte Milderunq 
der Strafbestimmungen für. unzulässig. 
Berlin, 30. April. Die „National⸗Ztg.“ erfährt aus 
Ldondon, daß Seitens der italienischen Regierung., bedeutende 
Ruüstungen vorgenommen werden. JItalien bereitet eine Expedition 
nach der albanesischen Küste vor, falls Oesterreich in Bosaien ein⸗ 
marschiren solleee 
—Brankfurt, 28. April. Gestern war der- zur Ausfüh« 
rting der bezüglich der Tabalsteuer von der Kasseler Versaumlung 
gefaßten Beschlüsse gewählte Ausschuß hier versammelt. Es wurde 
deschlossen, eine Deputation nach Berlin zu entsenden, welche ven 
maßgebenden Kreisen die Lage der Tadakindustrie, des Tabak⸗ 
handels und des Tabalbaues, sowie ihrer Hilfsgewerbe vorstellen, 
eine darauf bezügliche unparteiische Untersuchung, sowie Steuer⸗ 
cesorm empfehlen und darauf hinwirken soll, daß moͤglichst rasch 
zine Sachverständigen ⸗Commission nach Berlin einberufen werde. 
Fin Auszug aus dem sienographijchen Beticht. über die Kasseler 
Verhandlungen ist in 300,000 Eremplaten gedrucdt und soll. den 
Zeitungen von etwa 60 Städten Deuischlands «beigelegt werden. 
Ausland. 
Wien, 80. April. Die „Polit. Cortesp.“ meldet? aut 
donstantinopel: Großfürst Nikolaus stellte gestern Genetal Todtleben 
den Truppen als seinen Nachfolger dor, besuchte heute mit dem⸗ 
selben den Sultan, bei welchem er sich verabschiedese, und schiffte 
sich unmittelbar darauf mit General Nipokojccky nach Odessa ein. 
— Die Russen verhafteten in Adrianopel mehrere Muhamedaner. 
— Die Pacificirungs-Commission ist nach Philippopel abgegangen. 
Die beabsichtigte greße russische Revue bei San Stefano underblieb 
vegen der Ereignisse in Rumelien, welche bedeutende Truppende⸗ 
tachirungen dahin nothwendig machten. — Man versichert, die Ver⸗ 
zandlungen zwischen dem russijchen Hauptquartier und dem eng⸗ 
lischen Flottencommando⸗wegen des; gleichzeitigen Rückzuges hätten 
in den letzten Tagen vollfländig geruht. Es verlautet jedoch, daß 
Beneral Todileben neue. Instructionen mitgebracht habe, in Folge 
dessen die Wiederaufnahme der Verhandlungen versucht werden 
düufte. 
London, 29.April. Das Comite zur Errichtung einer 
Freiwilligen⸗ Armee für den activen Dienst macht«bekannt, daß be⸗ 
teita etwa 8000⸗Freiwillige, darunter viele frühere Offiziere, sich 
in- die Listen haben eintragen lassen. 
London, 305April. Das Kriegsamt ertheilte den Be⸗ 
tehl zur Bereithaltung von 5000 Mann und zwei Batterieen, da⸗ 
mit dieselben gegebenen Falls. sofort nach Malta eingeschifft werden 
können. (K. 3.)* 
Loundom, 1.t Mai. Gestern tagte in Manchester eine von 
.500. Delegirten der liberalen Vereine Nordenglands beschickte Con⸗ 
erenj, um gegen die Kriegspolirik der Regierung zu protestiren. 
Die Lage des Continents rechtfertige keinen Krieg, die Regierung 
Beacons field sei das⸗ einzige Hinderniß der Aufrechterhaltung des 
Friedens. ꝛ r d 
Bombayz4 29. Aprul. Das Lerste Detachement des Ex⸗ 
peditionscorps ist abgesahren. Weitere Regimenter haben Ein— 
ichiffttngsbefehl erhulten. Die Expbedilion nimmt auf fürf Monate 
Vorräthe mit. 
Konstantinopel, 80. April. Gestern kam es wischen 
rufsischen und zürkischen: Soldaten zu einer Schlägerei, wobei es 
ahlreiche Verwundeise gab. Das Seraslieram (türkische Kriege⸗ 
ninisterium) untersagte deshalb den rujsischen Soldaten die Aleber⸗ 
chreitung der Demarcationslinie. 
WVeermischtes. 
ffSt. Ingbert, 272 April. Gollichia. Schluß.) 
Die höher entwicelten Thiere haben wohl einen eignen Eingang für ihre 
Nahrung, während bekanntlich die Pflanze an der ganzen Oberfläche des 
dörpecß das, was sie braucht, aufnimmt. Ganz ähnlich aber wie die 
Pflanzen benehmen sich auch jieue niederen Thiere, “ die zu ihcer 
Srnährung nur auf Endosmose angewiesen sind. Im Allgemeinen 
nehmen ja die Thiete Sauerstoff auf und athmen Kohlenstoff gus, 
während die Pflanzen: das Gegentheil thun. Nun wäre 8 qut, 
venn beide Theile in dieser Weise ihr Dasein fristeten. Dem ist 
aber nicht so ‚ wir haben auch Schmarotzerpflanzen, die sich genau 
so werhalien wie das Thier, indem sie Sauerstoff, von Seiten 
hrer Träger aufnehmen und Kohlenstoff abgeben und dennoch ist 
die Pflanzennatur dieser Wesen vollständig unbestritten,. Man hat 
sogar die Chemie zu Rathe gezozen und hat bewiesen, daß der 
Inhalt der thiecisches und pflanzlichen Zelle sich vollständig gleich 
verhäll. Hat wmiau doch das Chlorophyll (Blatigrüm) 
auch bei Thieren vorgefunden und die Cellulose,- wieder⸗ 
holt sich auch beun Thiere im Mantel' der Weichthiere. Man 
ieht, daß alle Unterschiede, die man bei den niedrigsten Organis⸗ 
nen zu machen versucht, nicht stchhaltig. sind. . Von den. höheren 
Thieden und Pflanzenkann man sich ein Bild entwerfen; je tiefer 
man aber“herabsteigt, desto mehr Theile Jehlen an dem Organis⸗ 
mus des einen oder des andern Wesens, bis mun auf formloses 
sörperheer stößt, dessen Natur unser grüdelnder Verstand umsonst 
zu erforschen sucht. Doch, um nicht blos zu verwerfen, sondern 
nuf Etwas Positives zu bringen, so bleibt wohl nichts Andereß 
übrig, als diesen tleinsten Wesen (nach Hedel Prolisten genannt) 
eine eigne Stellung wwischen Bflomen und Thierreich anuweisen.