Full text: St. Ingberter Anzeiger

Slt. Ingberler Anzeiger. 
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Der St. Jugberter Aunzeiger md das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verhundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ 
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M 69. Sanustag⸗ den 4. Mqiieieaei 13878. 
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Deutsches Reich. —— 
München, 1. Mai. Se. Maj. der König hat den Dom⸗ 
probst Dr. Anton Steichele in Augsburg (geb. zu Mertingen den 
22. Januar 1816; Priester den 28. August 1838, als Dom⸗ 
probst vereidigt den 16. Noevember 1878) zum Erzbischof von 
München-Freising ernannt. (A. 3.) 
Berlin, 30. April. Von ojffiziöser Seite wird besltätigt, 
daß ein aktives Auftreten der englischen Flotte in der Ostsee die 
NReutralität. Deutschlands nicht in Frage stellen könne. — Der 
Bundesraths⸗Ausschuß für Zoll- und Steuerwesen beschloß heute, 
beim Bundesrath wiederholt den Erlaß eines Gefctzes betreffend die 
Trhebung einer Uebergangsabgabe von Essig zu beantragen. — 
Die erste Berathung der Tabak-Enquete Vorlage soll in der zweiten 
Hälfte dieser Wuoche stattfinden. (A. 3.) 
Die Tödtung eines Menschen auf das aus—⸗ 
drückliche und ernstliche Verlangen desselben ist nach ß 216 Str.G.B. 
mit Gefängniß nicht unter 3 Jahren zu bestrafen. Das Schwur⸗ 
zerscht zu Brieg erklärte eine derarlige Tödtung als einen „Mord 
unter mildernden Umständen“ und deßhalb auch einen derartigen 
Tödtungsversuch für strafbar. Das preußische Obertribunal dagegen 
pernichtete durch Erkenntnriß vom 28. März d. J. das Erkenntniß 
des Schwurgerichtshofes, indem es eine derartige Tödtung für straflos 
und eine Einziehung der zu dem Tödtungsversuch gebrauchten Waffe 
für nicht berechtigt erklärte. 
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tische Corps vereinigten sich um 2 Uhr im Palast auf dem Tro⸗ 
radero, wo die Aufsichtscommission der Ausstellung und die Prä⸗ 
identen der auswärtegen Sectionen, unter welchen sich der Prinz 
von Wales und Prinz Amadeus von Italien befanden, dem Pra— 
identen der Republik vorgestellt wurden. Die Eröffnung der Aus—⸗ 
dellung wurde durch 100 Kanonenschüsse verkündet. Nach einer 
ede des Handelsministers erllärte der Marschall die Ausstellung 
ur erbffnet unter den enthusiastischen Rufen des Publicums: Ee 
ebe die Republich, es lebe Frankreich!“ Mit zahlreichem 
Hefolge durchschritt der Marschall verschiedene Theile der 
lusstellung. Unzeachtet des veränderlichen Wetters war die 
Zolksmenge eive ganz enorme. Die Häuser trugen meistentheils 
jlaggen, alle Nationen zeigten ihre Farben. Ganz Paris trägt 
in festliches Ansehen, der Zufluß don Fremden ist dußerst zahlreich. 
Der in russischen Diensten stehende Brüsseler Nord“ findet 
die Situation bedeutend schwieriger als vor einigen Tagen. Eng⸗ 
and sei zwar jur Bekanntgabe seiner Bedingungen wie seines 
Zrogramms aufgesordert worden, aber es beharre — und Das sei 
»as besonderz Gefährlice det Situation — auf dem Standpuntte 
einer rückhaltlosen Negation, und aus der Leidenschaftlichteit, mit 
er die englische Regierung Alles zurückweise, scheine das Gegentheil 
»on Dem herborzugehen, was man in London zu erreichen vorgebe. 
Der Mord“ sagt, daß England den Krieg um jeden Preis wolle. 
London, 2. Mai. Das Bureau Reuter meldet aus 
Tonstantinopel vom 1.; Tdileben's Verhandlungen bezüglich des 
zleichztitigen Rückzuges der Rufsen und Engländer von Konstan⸗ 
inopel sind bisher resultatlos geblieben. 
Konstantinobpel, T. Mai. Der britische Consul in 
Trapezunt empfig eine Deputation der Bevolkerung von Batum, 
velche den Enischluß erklärte, sich dem Einmarsch der Russen in 
Batum zu widersetzen, und britischen Schuß verlangte. 
St. Petersburg, 30. April. Ein Laiserlicher Ukas 
rdnet die Formirung von noth 48 Reserve⸗Infanterie⸗-Bataillonen 
n, welche die 12., 13. und 14. Reserbe⸗Division bilden werden. 
Dadurch steigt die Zahl der Jufanterie-Dibisionen auf 61. (H. Corrsp.) 
Auslsand. 
„Wien, 1. Mai. Die „Polit. Corresp.“ meldet aus Kon⸗ 
stantinopel: Totleben begab sich unmittelbar nach der Abreise des 
Broßfürsten Nitolaus auf die Pforte und hielt dort mit Sadyk, 
Savbfet und Izzet Pascha eine Conferenz. Todtleben soll neuerlich 
die baldige Raumung von Schumla, Varna und Batum verlangt 
und, falls die Pforte diesem Verlangen unverzüglich nachgebe, den 
vückzug der Russen bis an die befsstigten Linien von Tschekmedje⸗ 
Tschataldja⸗Derkos (etwas weiter westlich und nördlich von Kon⸗ 
tantinopel) in Aussicht gestellt haben. — Sämmilliche Gesandte 
thaten bei der Pforte einen gemeinschaftlichen Schritt wegen Besei⸗ 
igung der durch Anhäufung der Flüchtlinge in der Hauptstadt ent⸗ 
tandenen sanitären Uebelstände. Sadyk Pascha versprach Adbhitfe. 
— Aus Bukarest berichtet die ‚Pol. Corr.“: Die rumänische Re⸗ 
zierung ließ constatiren, daß sich gegenwärtig 56,000 Russen in 
Rumänien befinden; weitere bedeutende Nachschübe sind im Anzug. 
Wien, 1. Mai. Die Situation gilt heute ernster als 
gestern. Die Petertsburger Nachrichten lauten beunruhigend; der 
Zar soll, eingeschüchtert durch revolutionäre Kundgebungen, für eine 
nergische Politil nach innen und auhen sein. In Folge Dessen 
jei Schuwalsff's Berufung zur Stellvertretung Gortschakogs's zwei⸗ 
felhaft. Des Letzteren Zustand ist, da die Füße anschwellen, be⸗ 
denklich. (F.2.) 
Die officibie „Wiener Abendpost“ sagt: „Die neuesten Nach— 
richten melden das Fortschreiten und, wie es scheint, auch ziemlich 
eingreifende Etfolge des muhamedanischen Aufstandes in Rumelien 
und Bulgatien. Die Insurreckion hat in den letzten Tagen offenbar 
eine fotmelle Organisation erhalten, als deren Centrum das Gebiet 
von Philippopel betrachtet werden muß. Die russischen Stellungen 
werden sebr erheblich beunruhigt, und es ist irmerhin bezeichnend, 
venn nach einer Londoner Mittheilung gerade von russischer Seite 
in die, Pforte gedrungen wird, Verhandlungen mil den Insurgenten 
zuf der Basis eines Waffenstillstandes und gänzlicher Ämnestie zu 
zröffnen.“ Die Pforte hat sich zwar einberstanden erklärt, daß eine 
zemischte türkisch russische Commission zur Beruhigung der Anfstän⸗ 
dischen entsendet werde, aber die beiden türlischen Mitgliedr der⸗ 
elben ethielten lediglich den Auftrag, die russsichen Commissare bei 
eren Bemühungen mit ihrem Rathe zu unterstützen. 
Paris, 1. Mai. Die feierliche Eröffnung der Weltaus— 
iellnng hat heute progtammgemäß staitgefunden. Der Marschall⸗ 
Zräsident, die Minister, Senatoren, Depufirten und das dipidna— 
Vermischtes. 
Kaiserslautern, 1. Mai. (Mord oder Unglück ) 
Botgestern Abend gerieth ein zugereister Handwerksbursche in einer 
niesigen Herbergen mit zwei Zechgenofsen in Streit, der bis zu 
Thätlichteiten ausartete. Wie schwer der Fremde verletzt wurde, 
st bis jetzt noch nicht constatirt; so viel steht aber fest, daß der⸗ 
elbe gestern Morgen vwdt aufgefunden wurde. — Einem unserer 
RKeporters wurde auf eine diesbezügliche Frage die Antwort; „Als 
»er Handwerksbursche Morgens aufstehen wollte, war er lodi!“ Z 
Bestern Nachmittag wurde eine Frauensperson hier eingebracht, 
angeschuldigt des Kindesmorders. Dieselbe soll aus Erzenhaufen 
iein. (Pf. V.) 
7 Am 1. Mai fand in Kaiserzlautern im Hotel zum 
Schwan die alljährliche Versammlung der Nofäre der Pfalz statt. 
FLandau, 1. Mai. Ein junger Mann von hier, der 
am 30. Januar sich in „Englischen Gatlen“ mit einem gelade nen 
Kebolver beschaftigte, wobei sich Pplötzlich ein Schuß entlud, dessen 
dugel dem neben dem Beschuldigten Sitzenden in's Vein drang, 
purde in der gestrigen Sitzung des Zuchtpolizeigerichts zu 4 Wochen 
Befängniß verurtheilt. 
7Herxheim (bei Landau), 1. Mai. Gestern Vormil⸗ 
ag wurde durch die Ortsschelle bekannt gemacht, daß die Ge— 
neindeberwaliung für den Liter Maikäfer 8 Pf. bezahlt; die 
Jolge war, daß Jung und Alt auf den Maikaferfang ausging 
und am ersten Abend schon 1200 Liter eingeliefert worden 
ind. (C. A.) 
fIn Heiligensteln ist die Halsbräune in ganz furcht⸗ 
warer We se aufgelreten. An 830 Kinder sollen don der füt dieselben 
ehr gefaͤhrlichen Krantheit befallen sein und es find bis jetzt noch 
eine Anzeichen zu deren Verschwinden vorhanden.