Die Foͤrderusg der Berufsorganisationen zum Zwed gegen⸗
seitiger Untersiuhung und der TEeringung moterieller Vortheile er⸗
scheint demnach als Außerst wichtig. Richt minder aber auch X
wirthschaftliche und politische Ausbildung. Der Arbeiter, der wo hl⸗
untercichtet ist über das Wesen und die Aufgaben des Siaates und
seine eigene Stellung zu demselben, der die faatlichen und wirt!h
schaftlichen Gesetze in ihren Ursachen und Wirkungen zu deobachten
im Starde ist, wird niemals Sozialdemokrat werden, weder in der
Noth noch im Glück.
Deutsches Reich.
München, 13. Jan. Vom Ministerum des Innern wurde
jan Rachgange zur Bekanntmachung vom 4. Januar 1872 folgende
Vorschrist erlassen: „Fuhrwerlen mit Ladungen von so bedeutendern
dänge, daß die Lasi auf getheilten Wägen oder Schlitten ruht.
muß beim Verkehr auf offentlichen Wegen, Straßen oder Platzen
rine eigene kraftige Person zur Leinung an der Rückseile beigegeben
werden. — Die Distrietspolizeibehdrden sind jedoch ermächtigt,
insofern besondere zrniche Verhältnisse eine derartige Leitung der
Fuhrwerke nicht zu lassen, je für die garze Transportstrecke von
der Aufladestelle biz an den Bestimmungsort Ausnahmen von der
Vinhaltung gegenwaͤrtiger Vorschrift in widertuflicher Weise zu be⸗
willigen.
München, 16. Jan. Die Abgeordnetenkammer hat heute
den auf die Beseitiguug des 7. Schuljahres abzielenden Antrag
b. Hafenbrädls und einen ähnlichen Antrag Hermanns, ersteren
mit großer Mehrheit, letzteten mit 75 gegen 78 Stimmen abgelehni
and ualsdann nach längerer Debatte mit großer Majorität die im
Wahlbezirl Regensburg erfolgte Wahl des Abgeordneten St obãus
beral) für giütig ertlätt.
Berina, 14. Jan. Die Siaatssoziolisten“ oder, wie fie
ba jetzt nennen, die Arbeiterpartei für christlich⸗ monarchischt
oziat· Reform scheint durch den ersten Mißerfolg in oöͤffeutlicher
HZoitsverfammlung sih nicht abschreden zu lossen, auch ferner in
derselben Weise vorzugehen. Die neuste Nummer des „Staatsso⸗
v theilt naͤmlich mit, daß demnächst Hofprediger Stöder dem
ozialdemokraten Most in oͤffentlicher Volisversammlung auf seint
Angriffe gegen das Christenthum und sede Religion antworten
werdr. Gleichzeitig theilt der neunfte „Siaatssozialist“ mit, daß
dereiis verschiedene Sorialdemokraten der neuen Partei beigetreten
sind. Die sozialdemokratische „Berl. Freie Presse“ konstatirt Dem
zegenüber, daß diese Sozialdemokraten jedenfalls nur deßhalb über—
getreten seien, um an Ort and Sielle den Hetren Staatesozialisten
Jauf die Finçer zu sehen“.
Bertin, 15. Jan. Der dem Bundesrath vorgelegte die
Tabalbesteuetung betreffende Untrag Preußen? enispricht dem bereit
im Jahr 1878 von. den Ausschüssen beschlossinen Gesezentwurf.
Derselbe firxirt also die Cewichtssteuer von inländischem Tabak auf
24 Mark, den Eingangezoll auf 42 Mait von Blattern, auf 90
Mark von Cigarren und von sonstigen Tabak auf 50 Mark pro
Femner. Die Einnahme ist veranschlagt auf 29 Millionen Mark
Weitere 12 Millionen sollen durch Einführung von Reichsstemipel
steuern gedeckt werden, um die Erhöhung der Matrikularbeiträg
aber den Satß von 1876 hinaus zu vermeiden. (A. 3.)
Berli'n, 16. Jan. Die offizidse „Prov. Cotr.“ begrüudet
den Antrag Preußens auf Erböhuag der Tabalsteuer mit der Er⸗
wägung, daß die eigenen Einnahmen des Reiches erhöht werden
müßten, damit die Matricalarbeiträge der Einzelstaaten (die sich
fur das Reqnumgejaht 1878179 au 112000, 000 M. belauien
würden) ermaͤßigt derden können. Die Folge davon werde sein,
daß die Einzelsaaten ihre Steuern ermäßigen könnten. (Was
diese Ausficht anlangt, die die bittere Pille versüßen soll, so geben
Die nicht viel darauf. Man tennt das schon: die Tabaksteuer
wird erhöhl, von den anderen wird keine einzige ermäßigt — wenn
nicht am Ende auch noch erhöht werden.) Die von Preußen be⸗·
anmragte Erhbhung der Tabakfleuer soll 29,000,000 M. einbringen.
Vem Tabalmonopol will die preubische Regierung nichts wissen.
Berlin, 16. Jaa. Der Reichstag ist auf 6. Februai
ernberufen.
Berlin, 16. Jan. Nach der Notdd. Allgemeinen Zig.“
macht es die vruerlich eingenetene latarrhalische Erkrankung des
Flcsten Bismard unmoglich, daß derstlbe am 22. ds., wie krüher
sestimmt war, hier eintrisit.
A—
Ausland.
Wien, 18. Jan. Die ekischen Delegirten sollen bei
Ankunft im rujsfischen Hauptquartier eine füuftägige Wafientube
fordern.
Wien, 186. Jan. Wie dier verlauici, wird das italienischt
Parlament die Bezahlung der Schulden Victot Emanuels durch di
Ration voliren. Dieselben betragen 26 Millionen Lire Wechse!
Ind 10 Millionen Hypothelen.
Der N. Zür. Z. wird bvon ihrem B. Merichlerstatter
— Es is unpweifelhaft die Absicht einen Waffen⸗
istand nicht cher zu gewähren, als die? st die Friedins⸗
»edingungen im Ullgemeinen zugeflanden Dien 1866 im
driege wischen Preuden und Desterrei «in dem Kriege
wischen Deuischland und Frankteich auf frühere Fäalle
nicht paruchugreifen — durchaus in gleicher Weise der Fall war.
Dießz kann alfo nicht Jso ganz schnell geschehen, selbst wenn die
Turtei in richliger Erlenninißz der augenblidlichen Lage beteit in,
Ales zuzugestehen, was Rußland verlangt. Trotzdem beurtheilt
man hier die Lage durchaus friedlich. Rach den lompetentesten
Zeuttheilern ist Eagland augenblicklich und für Monate ganz außer
Stande, irgend eine beträchtliche Kriegsmacht mobil zu machen.
Die Nolih an Mannschaften ist so groß, daß man für die Anzu⸗
arbenden das Brustmaß und das Alter herabgesetzt hat. Das
ortwährende Schwanken zwischen kriegerischen und friedlichen
Zellekäten hat sich so unheilvoll als nur irgend möglich erwiesen.
die Englaänder haben den günstigen Augenblick verpaßt, der für
ie in die Zeit fiel — 148 Tage —, wo die Russen sich an den
Redouten von Plewna die Köpfe einrannten und dann vor ihnen
estgebannt lagen. Hier ist man indessen in politischen Kreisen
oltommen beruhigt, daß Rußland in seinen Vorschlägen für den
Frieden nicht einen Schritt üher di⸗ jenige Linie henausgehen werde,
über welche es sich mit Deutschland und Oesterreich verständigt hat.
Rom, 12. Jan. In den meisten größeren Städten Italiens
Ind Subscriptionen für ein Victor Emanuel in Nom zu errichtendes
Zroßartiges Denkmal erdffnet worden. Es zeichneten zu diefem
Zweck die hiesige Gemeindevertretung 100,000 Lire und jene von
ðvenedig 20,000 Lire. Andere Monumente zum Gedächtniß an
den ersten König von Italien werden, soweit schon heute telegra⸗
phische Miutheilung vorliegt, in Mailand (Monument auf dem Dom
hlatze zu errichten, welchem Zweck der Gemeinderath 100,000 Lire
pidinenh, Neapel (Monument auf dem Plebiscitplatze), Palermo (die
Provinzialdeputation zeichnele hierfür 30,000 Lire), Catania,
Tborno, Robigo, Verona u. s. w. gesetzt werden.
Die Capitulations Verhandlungen mit Widdin haben sich
erschlagen, weil dee Commandant der Festung entweder Verhaud⸗
ungen m'iß den Russen oder freien Abzug der Garnison sordert.
3000 Russen sind vom Lom her gegen Widdin in Anmarsch.
Der „Polit. Corr.“ wird aus Bukarest mitgetheilt, daß voꝛ
Widdun teine serbischen Truppen stehen, sondern die Rumänen
allein gegen Widdin operiren, welches aus der Umgebung, so wie
don Kalafat aus beschossen wird. Ein Ausfall der Türken am
153. 8. wurde nach mehrstündigem Kampf zurückgewiesen.
Petersburg, 16. Jan. Der Sultan machte hierher
direkte Mittheilung von der Entsendung Server und Namyt Paschas
n das russische Hauptquartier und bemerkie dazu: Diese friedlichen
Disposit'onen seien mit der Versicherung entgegengenommen worden,
daß die Einftellung der Feindseligkeiten erfoigen werde, sobald di—
durch den Obercommanditenden mitautheilenden Präliminarien an
genommen seien.
R.
Vermischtes.
fHomburg, 15. Jan. Letzten Sonnlag wurde die Leiche
der im Alter bon 90 Jahren, 1 Monat und 19 Tagen verstor⸗
benen Witswe Hauth, geb. Hirsch, zu Grabe geleitet. Die Ver⸗
ꝛwigte war mehrere Jahre hindurch die alteste Person hiesiger Stadt.
psaaiserslautern, 16. Jan. Geflügelausstellung.)
Die Vorarbeiien zu der am 17. 18. 19 und Marz hieceselbst flatt
vIndenen allgemeinen Geflüͤgel⸗Ausftellung haben bereits begonnen.
Das Progamm für die Aussiellung ist soeben auzgegeben worden
Wir entnehmen demselben sol ende Mittheilungen:
.Die Uusstellung umfaßt: in 7 Grufppen: 1. Hühnerbögel
2. Tauben, 3. Wasservögel, 4. Sing⸗ und Ziervögel, 5. Produkt
der Geflügzelzucht, gemästete Tbiere, Federn, Eier ꝛc., 6. Lehi⸗ und
Unterrichtsmittel, als die einschlagige Literatur, Modelle, graph sche
Darstellungen, Statiflik, Vogelschug u. s. w. 7. Geräthe, iAtensilier
und Futlecstoffe, Trint- und Futterzeschirre, Käfige. Brutavvaratt
u. dgl.
Als Lokalität zur Ausstellung stehl der große Fruchthallsaal
mit vortrefflicher Beleuchtung und heizbar, sowie für Gruppe “
cin tleinerer anstoßender, ebenfallt heizbarer Saal zur Verfügung.
Gedffnet ift die Autstellung von 8 Ubr Morgens bis Abende
6 Uhr.
Angem ssene Käfige für das Geflügel stellt der Verein und
fragt derselbe flüꝛ regelmaͤßige Fütterung und Pflege in gewissen
hafler Weise und Sorge. Stand⸗ oder Futt rgeld wird nicht ar
hoben. Die Kafige der Sing⸗ und Zierdözgel sind vom Ausftelle
selbst zu liefern. Thieren, welche besondere Fütterung erheischen
ist das Futter beizugeben.
Gegen Feuersgefahr verfichert der Verein weßhalb auch be
unverlauflichen Thieren der Werth anzngeben ist.