Full text: St. Ingberter Anzeiger

Fur Unglückssälle wahrend des Lranspoetes oder dern 38 
der Ausstellung lann kein Ersatz geleistet werden. 
Die Anweldung der autzustellenden Gegenstände hat spatellend 
bis zum 10. Februgr 18789 bei dem Geflügelzuchtverein Kaifers⸗ 
erfolgen. 
—XX haben in leichten, angemefsenen und soliden Be⸗ 
haltern am 14. und 15. Maärz 1878 hier einzutreffen. Anderaæ 
beitige Ausflellungsgegenständt müfsen am 14. März bereins ein⸗ 
getroffen sein. Im Innern des Behalters ist die Adresse des 
Aisegers auf Hoiß oder starler Pappe anzubringen, sowie die 
Zahl uud Art der darin enthaltenen Thiere. 
Dags Berkaufsbureau des Vereins besorgt den Verkauf gegen 
20 pCi. Prov sion. Privatverkäufe sind nicht ftatthaft. 
Nicht verkaufte Thiere und Gegenstände werden frei per Post 
nrtidgesandt. Emballage von verkauften Thieren wird nicht retournirt. 
Sei Gelegenheit der Ausstellung findet auch eine Verlrosung 
von Ausstellungsgeaenständen statt, für wilche 18,000 Loose zu 
50 Pfennig verkauft werden. 
Lüdwigshafen, 16. Jan. Ein hiesiger Geschäfts⸗ 
mann, welcher sich gestern in ein en jachbarort begab, um bei seinen 
Nunden Geld einzulassiren und Nachta wieder mit dem letzten Zuge 
zurücktehrte, wurde auf dem Heimweg in der Nähe seiner Wohnung 
don einem Strolche überfallen. Derselbe brachte ihm fünf Stiche 
an dem Kopfe bei, wocauf der Angegriffene besinnungslos zu Boden 
sfürzte. Die Reisetasche, in welcher fich etna 200 bis 800 Martk 
befanden, schnitt der Thäter ab und maächte sich mit derselben auf 
und davon. Bis jetzzt ist man des Thäters noch nicht habhaft 
geworden. 
fKonig Ludwig ist kürzlich bei einer seiner Gebirgsfahrten 
einer großen Gefahr glücklich entgangen. Als sein Schlitten von 
dohenschwangan aus eine jener Stellen passirte, wo nicht selten 
dawinen vorkonmen, löste sich eine solche ab und fuhr, der Schlitten 
war kaum vorüber, unter Getoͤse und Gekrach in die Tiefe. 
FRemscheid, 10. Jan, Gestern Morgen wurde, lt. 
„E. Ztg.“ eine aus Trier herabkommende Frauensperson von hier 
nach Elberfeld abgeführt, welche sich der Bigamie schuldig gemacht 
hat. Bereits verheirathet und Mutter von 2 Kindern, war die 
Biedere bei einer hiesigen Herrschaft in Dienst getreten und hatte 
in der kurzen Zeit ihres Hierseins das Herz eines jungen Mannes 
derartig zu sesseln gewußt, daß diefer sie zum Standesamte führte 
und sich ihr antrauen ließ. Nur kurz ist die Zeit des ehelichen 
Slückes gewesen, denn 8 Tage nach der Verheirathung gelangte 
qaurch Zufall die Schwiegermutter der Frau in den Besitz eines 
Schreibens, worin zu ihrem Enisetzen eine zweile Persoöͤnlchkeit die 
Frau ihres Sohnes „Gattin“ titulirt. Sie recherchirte und kon⸗ 
atirte das Faktum wie oben mitgetheilt. 
FWorms, 14. Jan. Ein Malergehülfe aus Tübingen, 
welcher beschuldigt ist, der Urheber des vor einigen Wochen zu 
deilbronn ausgebrohenen Brandes zu sein, durch den 6 Measchen⸗ 
lsaben zu Grunde gingen, wurde heute auf Requisilion des Gerichtes 
in Heilktonn in der benachbarten Gemeinde Horchheim verhafiet. 
Die ia Friedberg (Sessen) erscheinenden „Wetterauer 
Rachrichten“ bringen folgendes Inserat; Der Unterzeichnete bechrt 
äch hiermit anzuzeigen, daß er neben seiner Schuhmacherri eine 
Buchhandlung betreibt. ... Die Schuhmacherei erfeidet dadurch 
einen Nachtheil und wird dieselbe in der seitherigen Weise we'ter— 
zeführt. Andres Flohr in Friedberg. UAuch alle sozialistischen 
Schriften lönnen, wenn verlangt, unter Discretion bezogen 
verden.“ 
tSeit etwa 4 Jahren ist der Wirih Schiffer auf der Schaum⸗ 
burg spurlos verschwunden und find alle Rachforschungen über den 
Lerbleib desselben bis vor einigen Tagen fruchtlos gehlieben. Da— 
mals theilte die Frau des Verschwundenen mit, daß ihr Mann sich 
nach dem nahe gelegenen Holze begeben habe, um Laub zu holen. 
Als maun das Gehölz untersuchte, wurde nur die Mütze des Ver⸗ 
nißten, 'eine Hacke und ein Sack auf dem Laube porgefunden. 
Erst jetzt, nach 4 Jahren, nachdem die Frau des Vermißlen auf 
das Krankenlager geworfen wurde und mit dem Tode rang, hait 
sie, wie die „D. u. W.⸗Zig.“ berichtet, das Geständniß abgelegt, 
hren Mann im Backofen verbrannt zu haben. Ueber die Motibe 
zieser schrecklichen That und deren Comiplicen wird dia einqeleitete 
Uutersuchung das Nähere ergeben. 
fWie man ein Hoflüustler wird. Der Taschenspieler Bella⸗ 
Himi in Berlin fübhrt bekanntlich den Titel „Hofkünstler St. Ma— 
Von heute Abend 4 Uhr ab 
Münchner Vier 
von Pschorr 
M. Paul. 
esat des deuischen Kaisers?. Es ist vielfach angefragt worden, 
nie der Zaubermeister zu dem Titel wohl gelommen sein möge. 
Derselbe erzühlt das selbst an einer Table d'höte wörilich folgen⸗ 
ermaßen: „Ich bin eines Tages befohlen worden ins Palais zu 
iner Sonee, und dorr sagse Se. Majeftät zu mir: „Nun Bella⸗ 
hini, zaubern Sie uns einmal etwas Ordentliches vor!“ Ich 
jolte ein Schreibzeug aus meiner Zaubertasche, stellte es vor Se. 
Majestät und bat Allerhöchstdenselben, die Feder in die Tinte zu 
unken und etwas zu schreiben; aber es ging nicht. „Bellachinis, 
prach Se. Majestät, „es kommt ja keine Tinte!“ Ich erwiderte: 
Wollen Mojestät nur die Gnade baben, zu jchreiben, was ich Ihnen 
zietiren werde, dann lommt die Tiute sogleich.“ Majestät hatten 
zie Gnaden zu lachen: „Nun, dann legen Sie einmal los!“ Ich 
nahm den glücktichen Augenblick wahr und dictirte: „Bellachini ist 
von heute an Hoflumstler Sr. Majestät des Königs von Preußen.“ 
Ju diesen Worten kam die Tinte. Majestät reichte mir mit gn⸗ 
digem Blick das Papier und sagte: „Bellachini, was ein König 
jon Preußen einmal geschrieben hat, das gilt für alle Zeiten. Sie 
ind von heute an mein Hofkünstler und dürfen diesen Titel überall 
Uhren. Dafür aber, wenn ich Sie rufe, zaudern Sie mir die 
Brillen weg und machen Sie, daß die Regierungtsorgen verschwin⸗ 
jen.“ Sehen Sie, me'ne Herrschaften, auf diese Weise bin ich 
doftünstier geworden.“ 
j Pest. Ein sideler Selbstwmörder. Zwei Müllergesellen, 
velche am Diensiag Früh 6 Uhe von Promontor nach Ofen wan⸗ 
erten, beinerkien oberhalb Promontor am Donau⸗ Ufer einen gut 
ekleideten Mann, welcher einen Pflod im Schnee aufstellte und 
nuf der Sp tze desfelben seinen Cylinder auflanzte. Als dies ge⸗ 
chehen, betrat er das Landeis, hüpfte auf eine vorübertreibende 
rößere Essscholle, auf der er sich circa 50 Schritte abwärts treiben 
jeß. Dann ging er vorsichtig bis auf den Rand der Eisscholle 
or und sprang in die Donau. Auf dem zurückgelassenen Hut 
bar ein Zettel folgenden Inhalts befestigt. „Ich heiße Christian 
Stauber, bin ein lustiger Bursch, wie die Oeslerreicher schon sind, 
ber ein trauriger Ehemann gewesen. Mein Weib ist todt, meine 
wei Kindern auch. Das Geld ist mir schon längst ausgegangen, 
um Schneider find' ich nichts, und dann habe ich auch nicht Lust, 
nich immer für den Hausherrn und die Steuern zu plagen und mir 
ie Gurgel austrochnen und den Magen zusammen schnüren zu 
asseun. Fidel hab' ich gelebt und fidel will ich sterben, Adieu 
chüne Welt, auf der ich nichts mehr zu hoffen hab'! Ofen am 8. 
Jänner 1878, 4 Uhr Früh.“ 
F Vier Xinder verbrannt. In der Nacht zum 
.O. d. hat sich in dem Dorfe Wagten bei Wormditt ein furchtbarer 
Unglücksfall zugetragen. Der Einwohner Zamel haite Flachs in 
einer Wohn⸗ und Schlafstube um den Ofen zum Trocnen gelegt; 
»ieser ist mitten in der Nacht in Brand gerathen, und zwar mit 
o großer Schnelligkeit, daß von den 7 Familienmitgliedern 4 
rinder vollständig verbrannten, während Vater, Muller und die 
ilteste Tochter (13 Jahre) bedeutende Brandwunden davongetragen 
jaben. Man zweifelt an dem Auftommen der Frau, da Gesicht, 
Urme, Brust und Beine sqrecklich verstümmelt sind. 
F Eine gefährliche Operation. Der Zoolog'sche Garlken 
n Philadelphia war vot einigen Wochen der Schauplatz einer auf⸗ 
egenden Scene. Ala am Naqhmittag die allgemeine Fütterung 
var, wurden die Wärter ploͤtzlich durch ein eigenthümliches Geräusch. 
velches aus dem Lowinzwinger erschallte, erschreckt. Sie eilten so⸗ 
ort hin und fanden, daß die Löwin ihre Mahlzeit zu hastig ver- 
dlungen datte und daß ihr dadei ein großes Stück Knorpel im 
dalse stechen geblieben war, woran sie zu ersticken drohte. Ihr 
Wärter, der unter keinen Umständen das werlhvolle Thier zu Grunde 
jehen lassen wollte, öffnete die Thür, die in den Kafig führte, 
prang in den Kafig henein und faßte die Löowin beim Schwanz, 
ie zuzleich mit einer kräftigen Ruck herumschwingend. Dies haif 
edoch nichts, und die Löwin war bereits ganz erschöpft, so daß 
dülfe sofort nothwendig war. Da entblößte der Warter seinen 
Lrm bis zum Ellbogen, fuhr der Bestie tief in den Rachen und 
solte das Stück Knorpel heraus, woraquf er sich schleunigst in Sicher⸗ 
eit brachte, ohne der Lowin Zeit zu lassen, sich bei ihrem Reiter 
u hedanken. 
Fur die Redaction verantworilich: J. X. Demeß. 
Wirthschafts-Verlegung. 
Meigey geebrten Kunden zur Nachricht, daß ich meine Wirih⸗ 
schaft in das Peter Schmitt'sche Haus neben der kath. Kirche 
verlegt habe. — Gutes Speierer Bier wird verzapft. 
Zu fleißigem Besuch ladel höfl. ein Pet. Beck.