St. Ingbetler Anzeiger.
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M 4. Sonutaag- den 21. Julttzt. 1878.
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deutsches Reich.
München, 18. Juli. Der Landtag is heute durch könige
liche Boischafi bis auf Weiteres veriagt worden. J
, Bertin 18. Juli. (N. Frif. P) das Befinden des
Kaißers hat sich so erheblich gebessert, daß die Reise nach Gaste in
bereits für Ende dieses Mona!s in Aussicht genommen ist.
Aussland.
Paris, 18. Juli. Die Arbeitseinstellung in Anzin hat
nicht weiter um sich gegriffen. Es sind leine Unordnungen mehr
ju besürchten; indeß ist wenig Hoffnungdaß die Arbeu von den
jetzt feiernden Arbeitern dald wieder aufgenommen werde. Das
Gericht in Donai bat 6 Personen,welche wegen Bedrohung: der
Arbeitsfreiheit angeklagt waren, zu Gefangniß verurtheilt.
Aus London wierd der Köln 83i4. gemeldet: Gutem
Verneh nen nach laz dem Kabinetsrathe gestern die Ftage wegen Auf⸗
lösung des Parlamenles vor, und wurde dieselbe gruudjätzlich be⸗
iuht. Der Zeitpunkt hängt von den Umständen ab; in parlamen⸗
nar schen Kreif⸗n betrachtet mau die Wahlen als zum Oktober oder
Nobember bedorstehend. U
stonstantinoperl, 18. Juli. Die Aussichten auf Ver⸗
fländigung zw schen der Pforte und⸗Griechenland verdüstern sich.
Die Pforte trifft militärische Varkehrungen, um die angeblich
neuerlich von Aihen angefachte Jusurgirung der türlischen· Grenz⸗
propinzen, eventuell elb. durch Beralimahregeln— gegen Griechen⸗
land, zu verhindern. Vorgestern sind mehrere Transpotdampfer
mit Truphen unter dem Commando det Aimtals Hassan Pascha
von Konstantinopel nach Volo aboegangen. Eine neue Truppensen-
dung nach der griechisgen Grenze fieht in Ausßicht.
Washingten, 18. Juü. In den Wesissaaten herrscht
außergewöhnliche Hze; piele Personen in St. Lone, Chicago
und anderen Otten fiad am Sounenstich geslorben. — Laut Bericht
deg landwjthichaltlichen Bureuus ist der gegenwärtige Stand der
Getreideernie beffer dis am 2 Juni.
e besser — 89
Bermischtes.
. IZweibrüchen, 18.,Juli. Heute früß hat sich in
nseren Nachbarorte Bubenhaufen ein junget Mensch — wie wir
bören aus Liebesgram erschessen.
fKaisergtaufers. Von dem Zuchtpolizeigericht wurde
am 16. ds. verurtheilt: August Kaufmann, lediger Sandformer
bon da, 18 Jadzte alt, zu 6 Monaten Gefaͤngmeß ind 3 Monaten
Haft wegen Bedrohung, Widerstandes und Angriff mit blanter
Waffe (betheiligt an dec Trppstadter Affaire mi Tödtung des
dortigen Adjuncten Schneider) —
f.Unsstein, 16. Juli. Im Garten des Herrn Phil.
Wolff dahier wurden heute Trauben gefunden, die sichh zu sarben
aniangen.. ——55.
Saarbrücken, 19. Juli. Der „Gasthof zur Post“
8 Wilhelinstraße hier ist zum Kauspreise. von 54,000 M. in
Besiß der Herren Purpur & Mucarsti, Inhaber dix uner der
Fima, Parpur &Co. daber bestebenden Wein⸗Großbandlung,
überaegangen. S, F
kin ie Unglüd ereignete sich am 15. d. M, Vor
itlags 10 üͤhr, in dem in der Nahe des Erlendacher Hofes ber
— bei Trier gelegenen Steinbruche. Mehrere dort bes äftigte
tde ter ließen behufs Sprengen der Steine einen Schuß los, wo
ei, da jedenfalls nicht die nölhige Vorsicht beobachtet wurde 3
Nann sofort geödtei „2 schwer, und 4 Mann leicht verwundet
porden sind. Unter den Geödtelen befiner sich ein berheiratheter
sirheiter, der eine Wittme mit 2. Kindern »hinterlätüt. Wen, die⸗
Schuld dieses sehr Hedauerlichen Vorfalls trifft, wird die bereus
aͤngestelllo Unteisuchung ergeben. 6 u. M.g.)
r Areurn ach, 16. Juli. Gessern erschoß sich in Münster
J. St. ein Eisenbahnbediensteler, der Wagenrevisor Pf. gebuͤrtig
aus St. Wendel, mitlels ines mu Petroleum geladenen Gewehres
Derseibe. binteriaßt bine Feau mit 5 Kindern. Verweigerung
don Geldunterftüßung feitend seiner Mutter, welche Vermögen be⸗
sihe. soll die Ursache gewesen sein.
t Vle Urbeber dee aroken Zrand⸗t in Idhi, n —
75 Wohnhäuser, 107 Scheunen ec. dolal abbrannten und 33 Wohn⸗
nebst 33 Nebengebäuden ze. mehe oder weniger beschädigt und 116
Familien oder 437 Personen obdachlos wurden. wurbe ein 9Yjähriger
nabe, Christian Stadler, ermiitelt, der aus Rache gegen seine
ZStiefmulter, we'l sie ihn immer geschlagen, drennende Schwefelhölzer
vom Boden seines Hauͤses aus in eine anstoßende Scheuer wars.
„t Bingen 16. Juli. Wie gefährlich das unsinnige
Laufen nach dem Vahnhof werden kann ist gestern Montag, an
tinem erschütternden Beispiel wieder vot Augen geführt worden.
Fin etwas corpulenter Herr aus Mahen, welcher mit Kreuznacher
Freuuden einen Ausflug auf den Niederwald machen wollte, hatte
lich Morgens zum Zug etwaßs verspätet und deßhalb seme Schritte
nach dem Bahnbof übermäßig beschleunigt. Sofort klagte er über
Seilenstechen und Athemnoth 3 die Schmerzen wurden so heftig,
daß er hier die Hülfe eines Arztes ju suchen genöthigt war, diesem
auch sein Leid und dessen Ursache llagte, jedoch, während der Arzt
den Puls fühlte, todt zusammenbrach. Alle Wiedet besebungs⸗
versuche waren erfolglos Gh. u. N.B.)
7 Eine Broschüre wider den Sozialismus. .Duis⸗-
burg, 10. Juli. Der „Elberf. Ztg.“ wird bon hier geschtieben:
Bedeutendes Aufsthen hat eine! hier jüngst erschienene Broschüre
don einem Georg Helferich gemacht, in welcher derselbe — früher
elbst Sozialist — fich an seine ehemaligen Parteigenossen wendet,
un ihnen die Augen zu oͤffnen über den Abgrund, am welchem sie
dehen. In letzteren zu fehen, hane a als Agent der sozialstischen
Partei besondere Geleenheit.E hat sich von den Sosialdemo—
raten schon vor den Attensaten getrennt und verschmäht es, sich
des Schimpilex kons zu bedienen, in welchem die sozialdemokratischen
Rädelsführer so vortrefflich zu Hause sind. Sachlich und in schlich⸗
ler Sdrache redet der zur Einsicht gekommene Mann, und der Ein⸗
dxud seiner Werte muß verschiedenen Fabritherren sa überzeugend
vorgelommen sein, daß sie daz Schristchen in größeren Parsien be⸗
tellien. um dasselbe. an ihre Arbeler zu vertheilen. Da ist es
denn begreiflich daß von demselben seit den 3 Wochen seines Er—
cheinens ca. 8000 Eeremplare (das Stück kostet 30 Pfge.) verkauft
vorden sind. Es führt den Tisel „Die Ausbeutung der Arbener
durch die Sozialdemokratje“ und liefert den Nachweis 1) daß die
Lösung der sozialen Frage von der Sozialdemokratie nur durch die
zewalisame Rebolution angestrebt werde; Daß, es den Augitatoren
deshalb nuc datauf ankomme, die Arbeiler in thunlichst gedrückter
Lage zu erhalten, indem sie sich thatsächlich gegen jede Besserstellung
der Arhe hei aus spiechen und die Erwerbung bon irgend welchem
Besitz (inem Hduschen ↄder Land), für unsijnnig erllären, 8) daß
die Agita oren die Tribene des Keichstagen nicht als ein Hritlel
zur Erreichung besserer Zustände in der Arbeiterwelt, sondern nur
als ein Agitationsmittel belcachten; 4) daß die Agnatoren, trotz
ihrer Berufung anf das Denlen, in der Partei selbst das Denken
officiell in die Acht ettlären; 5) daß troß der Erk:arung, „die
Religion sei Privaisache“ die Verbreitung des Unglaubend Parlei⸗
jache; 6) daß der Kommunismus (auch, der b Weiber) das End⸗
ziel der Soz aldemokratie jei; 7) endlich, daß die Parteiführer nur
dazu die Arbeiter benutzen, um auf ihre Kosten ein möglichst bi—
hagliches Leben zu führen. ,
at, Berlin. Der durch Nobdiling verwundete Hotelier Holt⸗
feuer ist soweit hergestellt, daß er Berlin detlassen lonnte, um sich
zur Cur rach Toplitz zu begeben.
7 Die wackere That eines bayerischenOffiziers
fand am Freitag Rachmittaz in der Nähe der Siegessäule in Berlin
die wärwmste Anerkennung des Publikums. Zwel bon Branden⸗
burger Thor her kommende, mit einer Equipage durchgehende Pferde
fetzten die Passanten in Schrecken. Die Insassen des Wagens,
zin alter Hert und ein kleiner Knade, wurden hin und. her ge⸗
schleudert und hielten sich krampfhaft an den Thüren umd Sitzen fest.
Der Kutscher gab sich die größte Mühe, die * wieder in die
Gewalt zu bekommen, es war nicht moͤglich. i einem verzwei⸗
felten Versuche dazu fiel er sogar vom Boch, glücklicherweise ohne
äch erheblich zu derletzen und die feurigen Thiere stürmten ohne
Leitung dahin. Schon schien ein Unglück unvermeidlich, da spranc
ein baierischer —XX mit einer Dame 4