Sl. Ingberler ANnzeige
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* 144. Donnerstag, den 24. Jauuar 1878.
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Deutsches Reich.
München, 17. Jan. In der heutigen Sitzung beschäf⸗
tigte sich der Finanzausschuß mit den humanistischen Gymnasien
und den damst verbundenen Lateinschulen. Der Referent hatte
den Abslrich der Mittel für 7 Assisten en beantragt, durch welche
die f. Lateinkasse beforgt werden sollte. Darüber entspann sih eine
äußerst lebhafte Debatte. Der Minister trat mit aller Wärme für
die Position ein. Referent Schmid verthedigte seinen Adstrich, der
leinschließlich des Abstriches von 957 M. für den Studienlehrer
der neueren Sprachen, an dessen Stelle ein Assistent bleibt) im
Befammtbetrag von 10,218 M. von den „putriotischen“? Ausschuß
mitgliedern gigen die liberalen genehmigt wurde. Vaillant stellte
den Anfrag, den Etat um 35,000 M. behufs Ueberpahme der
Lateinschulen in Vurghausen, Kaiserslautern und Landau auf Staats-
kosten zu erhöhen; der Antrag wurde aber nach längerer Debatte
abgelehnt.
Aus München, 20. J, wird der „Abdztg.“ mitgetheilt:
Finanzminister d. Riedel sei in Bezug auf den sorsilichen Unlerricht
mnderer Meinung als sein Amtsvorgänger und entsqclossen, die
Forstschulanstalt in Aschaffenburg zu belassen. Der dortige Un—
rerrichtsplan werde einige Modifikationen erleide.
Aus München, 20. Jan., wird der „Pf. Z.“ berichtet:
„Der Abg. Baron Grießenbeck hat seinen Austriut aus der Kam—
mer ertlärt, und soll das diesbezügliche Gesuch in der morgigen
Sitßung der Abgeordnetenkammer zur Verlesung gelangen. Wie
man bestimmt mittheilen kann, gedenken auch die Abgeordneten
Anwalt Horn, Subregens Dr. Ludwigs, Rechtsrath Ruppert und
Advolat Frey ag aus der Kammer auszutreten·“·
»AIm Einlauf der Kammer der Abgeordneten sind aus der
Pfalz noch folgende Petition eingelangt: Der Fabrikrath der katho⸗
luischen Kirche zu Misttelbexbach bittet um Bewillizung einer Unter⸗
stützung aus Staatsmittela zum Neubau einer latholischen Kirche
das lbst. Die Gemeinderäthe von Wallhaben und Umgegend (über-
zeicht vom Abgeordneten Kuby) bitten um die Erbauung einer
senbahn von Landstahl über Wallhaben nach Thal eischweiler.
Dem „Bayr. Kurier“ zufolge ift füt die bevorstel ende dleich⸗
eitige Tagung des bayerischen Landtags und des deutschen Reichs⸗
hags die Herbeiführung einer Verständigung zwischen beiden Par—⸗
teien der Abgeordnetenkammer dahin in Aussicht genommen, daß
pon beiden Seiten gleich viele Reichztagsabgeordnete nach Berlin
gehen, so daß die Parteiverhältnisse nicht alterirt werden.
München, 21. Jan. S. k. k. Hoheit der Kronprinz ist
heute Abend um 6 Uhr 25 Minuten hier eingetroffen und hat um
7 Uhr 5 Minuten fseine Reise nach Berlin fortgesetzt. Zur Be⸗
grühung waren der Gesandte v. Werthern, der Miitär⸗Achtlache
p. Stülpnagel, der Polizeipräsident Feilißsch und der Oberst
xysander am Bahnhofe anwesend, Außerdem hatte sich ein sehr
jahlreiches Pablilum eingefunden, welches den Kronpringen mit
enthusiastischen Qundgebungen empfing.
Es war bis vor wenigen Tagen, und zwar hervorgerufen
durch direkte Mittheilung des Kronprinjen, allgemein angenommen
worden, daß die diezjährigen Kaijer⸗Mansver in Preuhen resp.
Pommera slattfinden würden. Wie man dem Deurschen Moutags ⸗
Alatt aus Stroßburg schreibt, hat der Kaiser sich vor wenigen
Tagen entschlossen, große Korprmans ver zwischen dem 11. und
15. Korps in Etjaß Loihringen abhalten du iossen. Es ist dadei
ausdrüchlich befohlen, daß dan Mindver nicht bei Mez spielen soll,
da die Nahe einer so starken Festung steis lähmenden Einfluß auf
den Gang dvon Feldmandbern ausüben muß. Da aber die Garni—
sonen Sttaßburg und Metz während der Dauer der Uebungen von
Truppen entblößt werden müßten, ist allerhöchsten Otte besohlen
worden, daß die 16. Division (8. Korps) während dieser Zeit die
Festung Met, die 837. Bricade si⸗4. Kotpz) Siraßbutg beseten soll.
Ausland.
dondeon, 21. Januar. Die „Timez“ erfähtt aus an⸗
ꝓblich zweife loser Quelle von Pelecsburg: Die Koͤnigin Vikloria
⸗
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habe an den Cjaren direlt geschrieben, für die Türkei intervenirend,
mit dem Ersuchen, die rufsischen Armeen sollten nicht weiter vor—
rücken. — Der „Daily Telegraph“ meldet: Die Russen besetzten
noch nicht Adrianopel. Die Negoziationen zwischen Rußland und
der Türkei begannen. Die türkischen Delegirien offeriren: Batum
als Freihafen zu erklären, eine Rektifiklation der armenischen Grenze
bdis nahe Kars; die Fortifikationen von Kars und Erzerum sollen
neschleist und beide Festungen als off ne ürlische Slädte erklärt
verden. Eine Konserenz soll entscheiden, ob Bulgarien bei der
lutonomie-Gewährung kis zum Balkan zu rechnen sei. Die Dar—
»anellen sollen den Kriegsschiffen aller Nationen geöffnet werden.
Die serbische und monlenegtinische Frage soll weiteren Verhand⸗
ungen vorbehalten Werden. Dasselbe Blatt meldet: Rußland
»erlange: Adrianopel zu Bulgarien zu rechnen; die Dardaͤnellen
»los für russische und tünkssche Schiffe geöffnet; die Abtrelung
Zatums und eine große Abtretung in Armenien. — Die Türken
»efestigen inzwischen die Linie Buyut Tschekmedje. — Nach den
„Daily News“ macht General Gurko wahrscheinlich einen Vorstoß
jegen Gallipoli. Die „Central news“ melden: Auf dem letzten
Ministerrath in Stambul berieth der Sultan und die Minister,
nach Broufsa überzusiedeln. — Die zweite Times“⸗Ausgabe he⸗
cichlet aus Pera: Hier herrscht die Befürchtung, die Russen ver⸗
oͤgerʒ die Verhandlungen nur, um nach Konstantinopel zu marjschiren
Der derntjche Boischafter Prinz Reuß soll privatim geäußert haben:
r gleube ninbt, daß die Russen nach Konstantinopel gehen würden,
venigstens nicht vor Atschluß des Friedens, da England selbst
einer temporären Besetzung Stambuls fich zu sehr widerfetze.
Belgrad, 210 Jan. Die serbischen Truppen haben Kur—
chumlja wieder genommen und fanden daselbst 24 wodte serbische
Soldaten und 2 serbische Offiz'ere, welche gepfählt und gehängt
varen.
Belgrad, 22. Japuar. Das amiliche Blatt veröffertlicht
in provisorisches Dectet ber Einführung secbischer Verwaltung
ind Gesetze in ben „kefreiten“, zur Zeit von ferbischen Truppen
ccupirien türsischen Gebietstheilen.
Ueder die letzten Opecationen des Generals Gurlo gegen
Zultimann Pascha iheilt ein amtlicher russischer Bericht Folgenden
nit: Nach der Befetzung von Philippopel setzlte Gurko den nach
Dermendere zurückzegangenen Tuͤrken kräftig nach und warf sie
»urch zwei Gefechte am 16. und 17. Januar dollenda in'es Des⸗
oto· Gebirge zurück. Die Türken sollen in dicsen Kämpfen 49
Beschütze, 2000 Mann an Tosen und über 3000 Mann Ge⸗
angenen verloren haben. Sie mußien Becgpfade zum Rüchzug
zach Süden benatzen, der Weg nach Adrianobel war ihnen abge⸗
chnitten. Der Verlust der Russen wird mit etda 500 Todien
und 18 (7) Berwundelen angegeden. Am 18. wurde die Verfol⸗
jung der Tüekea nach Süden ju kräftig forigeseht, während gleichzeitig ein
Theil von Gurto's Reiterei auf der Siraße über Chastioi gegen⸗
ydriauopel zu vordrang und am 19. Fühlung mit General Slobe⸗
eff II. hatte, d.ssen Vortruppen befanntlich am 18. in Mustapha⸗
»ischa bei Adriauoplleingerückt waren. Nich dem russischen Be⸗
icht war ez einem Theil der in Philippopel gestand enen rückischen
Truppen. der vor Suleimann Pascha von doet aszog, noch gelungen,
hne Kampf über Chaskioi zeitig genug nach Adrianopel zu ge⸗
angen.
Vermischtes.
fF Si. Ingbert, 24. Januar. Wir wollen an dieser
Stelle auf die im heutigen Inferatentheile stehende bürgermeister⸗
nitliche Bekanntmachung kej. Eisenbahnbau Et. Ingbert⸗
Zaarbrücken ꝛc., nicht unerlassen, besonaders aufmersam zu
nachen
f Nah der General⸗Versammlung der Aklionäre der Bier⸗
rauetei Kaiferslautern wurde an der Mitlags-Tafet im
2q vanen eine Allie von M. 600 füc eine Flasche Champagner
ꝛil geboten, ohne einen Kaäufer zu finden.